Kavallerie-Einheiten der Neuzeit

Hallo Collo,

Deine Einführung ist nicht ganz korrekt/vollständig.
Lanzierer gab es auch noch in der napoleonischen Zeit. Im franz. Herr dienten sowohl Ulanen als auch Lanciers. Ihre Aufgaben und Ihre Ausrüstung war ähnlich.
Die Dragoner generell als schwere Kavallerie zu bezeichnen, ist ebenfalls falsch. In der britischen und holl./belg. Armee (z. B. Waterloo) gabe es einige leichte Dragonerregimenter. Die Aufgaben dieser Dragoner entsprachen eher denen der Husaren. In der preussischen Armee von 1812-1815 wurden die Dragoner nicht als schwere Kavallerie geführt.
Sie galten eher als die mittlere Kavallerie. Die schwere wurde nur von den Kürassieren besetzt die leichte von Husaren, Ulanen und Landwehrkavallerie.
Neben den Kürassieren gab es noch die Carabiniers. Ihre Aufgaben und Ausrüstung war mit denen der Kürrasiere vergleichbar. Neben Frankreich besaß auch Spanien, Holland/Belgien und Italien entsprechende Regimenter.
Für mich liegt die Hochzeit der Kavallerie eindeutig im 19. Jahrhundert. Während der nap. Kriege erlangte die Kavallerie eine echte Blütezeit. Übrigens wurden bereits im siebenjährigen Krieg die Kavallerie nicht nur zur direkten Einwirkung auf dem Schlachtfeld eingesetzt. Sowohl Österreich (hier vorallem ungarische und kroatische Husaren etc.) als auch Preussen setzten Kavallerie, meist Husaren, im Vorfeld einer Schlacht, zur Beunruhigung gegnerischer Truppen, zur Unterbrechung der Versorgung und zu Streifzügen in Feindesland ein. Napoleon hat diese Taktik noch verbessert.
Noch eine Anmerkung zu Preussen. Den Preussen, besonders Friedrich II. lagen die Husaren am Herzen. Ihm gelang es aus dieser bis dahin relativ zügellosen Truppe eine Kavallerie zu formen die sogar auf dem Schlachtfeld erfolgreich eingesetzt werden konnte. Bis dahin, Ausnahme bilden die poln. Flügelhusaren (sind eigentlich schwere Lanzenreiter), waren Husaren für die Schlacht kaum zu gebrauchen und dienten als Flankensicherung oder als Plänker im Vorfeld.
 
Da irrt Wright. Es gibt einige Panzerregimenter die in ihren Einsatzberichten von Kavalleristen als Gegnern berichten. In den seltensten Fällen handelte es sich dabei aber um den klassischen vorgetragenen Gallopp mit Hurra. (wobei dies, Goebbels gerne zugeschrieben, auch in einem späteren SU Film gezeigt wird).

Der letzte mir bekannte aufgesessene Angriff im Zweiten Weltkrieg ereignete sich am 10. Dezember 1941. Bei Mussino nordwestlich von Moskau attackierte ein Kavallerieregiment zusammen mit drei T 34 eine deutsche Stellung. Obwohl gegenüber nur schwache deutsche Einheiten lagen, endete der Angriff in einem Desaster. Die wenigen MGs' der Deutschen reichten aus, um das ca. 2000 Mann starke Regiment in nur 15 Minuten nahezu zu vernichten. Keiner von ihnen erreichte überhaupt die deutschen Linien. Erinnert fast ein wenig an den "Charge of the light Brigade". Ich habe allerdings noch nie etwas darüber gelesen, wieso die Sowjets diese aufgesessene Attacke ausgeführt haben, da dies ja keineswegs eine typische Angriffsart war.
 
Freund07 schrieb:
Noch eine Anmerkung zu Preussen. Den Preussen, besonders Friedrich II. lagen die Husaren am Herzen. Ihm gelang es aus dieser bis dahin relativ zügellosen Truppe eine Kavallerie zu formen die sogar auf dem Schlachtfeld erfolgreich eingesetzt werden konnte. Bis dahin, Ausnahme bilden die poln. Flügelhusaren (sind eigentlich schwere Lanzenreiter), waren Husaren für die Schlacht kaum zu gebrauchen und dienten als Flankensicherung oder als Plänker im Vorfeld.
Zu den polnischen Husaren, die genaugenommen halbschwer waren, dieser sehr schöne Link
http://www.jasinski.co.uk/wojna/comp/comp06.htm
 
Die Italienische Armee hatte zu Beginn des 2. WK auch mehrere Kavallerie Einheiten, die sowohl in Russland die auch auf dem Balkan eingesetzt wurden. In Russland haben die noch eine Cavallerie-Attacke bei Iskbusjenski am Don geritten, am 23 August 1942 (regimiento Savoia) und angeblich sogar mit Erfolg.

In Kroatien, bei Poloy fand am 17 Oktober 1942 der ofiziell letzte italienische Angriff zu Pferde und mit gezucktem Säbel statt. (regimiento Cavalleggeri de Alessandria).

http://www.cronologia.it/battaglie/batta40.htm

http://www.assocavalleria.it/parte2/06_cavalleria_2_guerra_mond.html

Oben wurde erwähnt, dass die Rumänen eine starke Kavallerie hatten. Das ist richtig und in Russland hat die sich auch recht gut geschlagen.

Ich habe mal die sehr interessanten Memoiren eines rumänischen Kavalleristen gelesen, der am Ende des Krieges, als Rumänien die Seiten wechselte, sich weigerte dem zu folgen und mit seiner ganzen Einheit zu den Deutschen überlief. Die wurden in die Waffen-SS aufgenommen, ich glaube (kann mich jedoch irren) in der Division Florian Geyer. In seinem Buch erwähnte er jedoch nur einen einzigen berittenen Angriff einer Patroullie, ganz zu Beginn des Russlandfeldzuges, für den der Verantwortliche ordentlich zusammengestaucht wurde.
 
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Was die Polen betrifft: Im Buch "Polenfeldzug" von janusz Piekalkiewicz, ist auf Seite 193 ein Bild eines ausgebrannten deutschen Panzerspähwagen neben dem tote Pferde liegen. es soll das Ergebniss des Kampfes am 19.09.39 mit einer durchbrechenden polnischen Kavallerieeinheit sein.

Dann hat es auch einen richtigen Kavallerieangriff bei Wolka Weglowa gegeben, bei der die Polen die deutschen Umfassung durchbrachen. (Selbe Quelle)

Über einen Zusammenstoss von berittener Kavallerie und Panzern, wurde vor längerer Zeit in einem Spiegelartikel berichtet. Polnische Reiterei hatte eine deutsche Infanteriespitze zurückgeworfen und stieß bei der Verfolgung, hinter einer Kurve, auf die vorrückenden Panzer. Das Ergebnis war eindeutig und voraussehbar. Es war anscheinend der Kern der Legende über den vermeintlichen polnischen Glauben an "Papp-Panzer".
 
Und zuletzt die Russen: sowjetische Kavallerie spielte eine wichtige Rolle bei der Ausnutzung des Durchbruches um Stalingrad herum. Reiterei in Verbund mit Panzern stießen tief hinter die deutschen, rumänischen und italienischen Linien. Als die Infanterie sich auflöste und zurückströmte, kam die Kavallerie auf ihre Kosten und veranstaltete ein furchtbares Blutbad.

Das ist, die mir letzte bekannte Kavallerieattacke.

Die deutsche Wehrmacht hatte (wie oben jemand erwähnte) 1941 oder 42 die Kavallerieeinheiten aufgelöst und die Pferde an die Artillerie übergeben (b.t.w.: Mein Großonkel fiel, als berittener Artillerist, einen amerikanischen Tieffliegerangriff in Norditalien zum Opfer). 1944 wurden dann, unter dem Eindruck der russischen Erfolge, wieder Kavallerieeinheiten aufgestellt, die jedoch keine Säbel mehr erhielten sondern nur noch Maschinenpistolen und Karabiner führten.
 
Das ist, die mir letzte bekannte Kavallerieattacke.

Es gab durchaus noch weitere. Z.B. bei Tscherkassy und an anderen Stellen.


Die deutsche Wehrmacht hatte (wie oben jemand erwähnte) 1941 oder 42 die Kavallerieeinheiten aufgelöst und die Pferde an die Artillerie übergeben

Es gab nie eine richtige Wehrmachtskavallerie, es gab die 8 SS Kavallerie Division Florian Geyer, die auch nicht aufgelöst wurde, sondern den Krieg bis zu ihrem Ende in Ungarn hindurch im Abwehrkampf gegen Partisanen stand.

Es gab noch Meldereiter und kleinere Kavallerieeinheiten die primär der Aufklärung und Nachrichtenübermittelung dienten.

1944 wurden dann, unter dem Eindruck der russischen Erfolge, wieder Kavallerieeinheiten aufgestellt, die jedoch keine Säbel mehr erhielten sondern nur noch Maschinenpistolen und Karabiner führten.

Das waren aber keine deutschen Einheiten sondern z.b. Verbände der Kosaken, die übrigens auch im Westen kämpften. Am Ende wurden die Kosaken auf deutscher Seite den Sowjets ausgeliefert.....
 
Quintus Fabius schrieb:
...Es gab nie eine richtige Wehrmachtskavallerie, es gab die 8 SS Kavallerie Division Florian Geyer, die auch nicht aufgelöst wurde, sondern den Krieg bis zu ihrem Ende in Ungarn hindurch im Abwehrkampf gegen Partisanen stand.

Es gab noch Meldereiter und kleinere Kavallerieeinheiten die primär der Aufklärung und Nachrichtenübermittelung dienten.



Das waren aber keine deutschen Einheiten sondern z.b. Verbände der Kosaken, die übrigens auch im Westen kämpften. Am Ende wurden die Kosaken auf deutscher Seite den Sowjets ausgeliefert.....

Da irrst Du, Quintus.

Es gab zu Kriegsbeginn mindestens eine aktive Kavalleriedivision der Wehrmacht (1. Kavallerie Division), 3 andere waren vorher umfunktioniert und umbenannt worden.

1944 und 1945 wurden 3 weitere Divisionen wieder aufgestellt und zum Teil mit Kosaken aufgefüllt. Sie hatten aber auch deutsche Truppen.


http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Kavalleriedivisionen/Gliederung.htm

http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Kavalleriedivisionen/1KavDiv.htm

http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Kavalleriedivisionen/3KavDiv.htm
 
Ubd bei der SS war die "Florian Geyer" auch nicht die einzige Kavallerie-Einheit. Daneben existierten noch die

22. SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division "Maria Theresia"

und die

37. SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division "Lützow"
 
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Oh je, so was kommt davon wenn man sich zu sicher ist.

Ich erinnere mich sogar jetzt nach einigem Nachsehen wieder, wo ich schon was darüber gelesen habe und ebenso erstaunt war wie im Moment, und zwar
müsste bei Von Manstein, Verlorene Siege beim Frankreichfeldzug deutsche Kavallerie erwähnt sein.

Das müsste dann diese Einheit sein, ich habe das Buch gerade nicht vorliegen:

http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Kavalleriedivisionen/1KavDiv.htm

>>>wieder aufgestellt und zum Teil mit Kosaken aufgefüllt. Sie hatten aber auch deutsche Truppen.>>>

Volksdeutsche Truppen, Rumänen usw, das war so ein buntes Gemisch, der größere Teil waren aber doch Kosaken ? Sonst könnte ich die Zahlen nicht erklären, die dann zu den Sowjets geschickt wurden....

Trotzdem möchte ich noch deine Aussage diskutieren :

das die Kavallerie unter dem Eindruck russischer Kavallerie wieder hochkam, meines Wissens nach war es vor allem der Kampf gegen Partisanen der dieser Truppe betätigung gab, reguläre Fronteinsätze gab es erst am Schluß im größeren Stil, weil nichts anders da war.

So weit ich es weiß, wurde Kavallerie als Kampftruppe auf deutscher Seite vor allem gegen Partisanen eingesetzt, die Wehrmachtskavallerie an der Front diente dagegen der Aufklärung und Meldung, nicht jedoch dem Kampf.
 
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Puf! Da müsste ich auch erst näher suchen.

So weit ich mich erinnere, waren ausser den Pannwitz-Kosaken, die Wehrmachtstruppen Deutsche.

Russen, Rumänen und Ungarn ("Maria Theresia") wurden bei der SS untergebracht.
 
Quintus Fabius schrieb:
....Trotzdem möchte ich noch deine Aussage diskutieren :

das die Kavallerie unter dem Eindruck russischer Kavallerie wieder hochkam, meines Wissens nach war es vor allem der Kampf gegen Partisanen der dieser Truppe betätigung gab, reguläre Fronteinsätze gab es erst am Schluß im größeren Stil, weil nichts anders da war.

So weit ich es weiß, wurde Kavallerie als Kampftruppe auf deutscher Seite vor allem gegen Partisanen eingesetzt, die Wehrmachtskavallerie an der Front diente dagegen der Aufklärung und Meldung, nicht jedoch dem Kampf.

Der Einsatz war hauptsächlich gegen Partisanen (die zu diesem Zeitpunkt schon massiert auftraten), jedoch nicht ausschliesslich. Die "Maria Theresia" hat m.W. auch gegen die Russen gekämpft, wenn auch in normaler infanteristischer Manier.

Die Entscheidung zur Wiederaufstellung soll jedoch unter dem Eindruck vor allem der grossen Mobilität der sowjetischen Reiterei erfolgt sein. Über Erfolge als klassische Reiterei wird sich damals schon keiner mehr irgend welche Illusionen gemacht haben. Flexible und bewegliche Verbände die man schnell hin und her bewegen könnte, waren jedoch gefragt.
 
Ich habe gerade noch einmal nachgelesen. Die Division Florian Geyer haqt auch direkt an der Ostfront gekämpft, z.B. 1943 bei Cholomedina und 1944 im Orelbogen. Wo die berittenen Wehrmacht - Einheiten eingesetzt wurden habe ich noch nicht gefunden
 
Habe ich gerade aus einem englischsprachigen Forum stibitzt::rotwerd:

- Armee-Reiter-Regiment 1 (Apr 42 - Jul 42 Hgr. Mitte)
- Armee-Reiter-Regiment 2 (Apr 42 - Jul 42 Hgr. Mitte)
- Armee-Reiter-Regiment 3 (Apr 42 - Jul 42 Hgr. Mitte)
- Armeekavalleriekommando zbV (9th Army March through July 42)
- Reiterverband von Winnig (42 - 43)
- Reiterverband von Boeselager (Hgr. Mitte 43 - 43)
- Kavallerie-Regiment Mitte (April 43, Hgr. Mitte)
- Kavallerie-Regiment Nord (mid-43, Hgr. Nord)
- Kavallerie-Regiment Süd (mid-43, Hgr. Süd)
- Kossaken-Reiter-Regiment Platow (42 - 43)
- Kossaken-Reiter-Regiment von Jungschulz (42 - 43)
- Reiterverband von Pannwitz (Nov 42 - 43)
- numerous "Ostreiter" and "Kosaken" battalions

Kalmückische Kavalleriekorps (Aug 42
1. Kosakendivision (43)
Kavallerie-Brigade 3 (mid 44, ex- Kav.Rgt. Mitte --> becomes 3. Kavallerie-Division Feb 45)
Kavallerie-Brigade 4 (mid-44, ex- Kav.Rgt. Nord & Süd --> becomes 4. Kavallerie-Division Feb 45)
2. Kosakenkavalleriedivision (Nov 44)

Waffen-SS
SS-Totenkopf-Reiterstandarte (1939, spilt into 1. & 2.)
SS-Totenkopf-Reiterstandarte 1 (May 40 - Feb 41)
SS-Totenkopf-Reiterstandarte 2 (May 40 - Feb 41)
SS-Kavallerie-Regiment 1 (Feb 41)
SS-Kavallerie-Regiment 2 (Feb 41)
SS-Reiter-Brigade Fegelein (1941 - 42 becomes SS-Kav.-Brig.)
SS-Kavallerie-Brigade (becomes SS-Kav.Div.)
SS-Kavallerie-Division (becomes 8. SS-Kav.Div.)
8. SS-Kavallerie-Division
22. SS-Kavallerie-Division
37. SS-Kavallerie-Division >>
 
das die Kavallerie unter dem Eindruck russischer Kavallerie wieder hochkam, meines Wissens nach war es vor allem der Kampf gegen Partisanen der dieser Truppe betätigung gab, reguläre Fronteinsätze gab es erst am Schluß im größeren Stil, weil nichts anders da war.
Die frühen Kavallerie-Einheiten (ich rede jetzt nicht von SS-Einheiten wie "Florian Geyer" etc.) haben definitiv an der Front gekämpft. Die 1. Kavallerie-Brigade (Vorläufer der Division) kämpfte 1939 vor Warschau. Danach wurde die Einheit ziemlich rasch auf Divisionsstärke aufgestockt. Beim Feldzug 1940 kämpfte die 1. Kavallerie-Division zunächst in Holland, bis sie Mitte Mai zur Auffrischung zurückgezogen wurde. Im Juni wurde sie nach Frankreich verlegt und war an den Somme- und Loire-Übergängen beteiligt. 1941 wurde sie im Grenzbereich der Heeresgruppen Mitte und Süd im Raum Pinsk-Gomel eingesetzt. Später kämpfte sie bei Briansk. Danach hielt sie der Divisionskommandeur für zu schwach und bemühte sich darum, sie in eine Panzerdivision umzuwandeln, was im Spätherbst 1941 geschah.
 
Um noch mals auf den berühmt-berüchtigten polnischen Reiterangriff auf deutsche Panzer zu kommen.

Ich hatte es gestern übersehen, es wird auch im o.g. Buch über den Polenfeldzug von Piekalkiewicz beschrieben. Dieser Zwischenfall erfolgte gleich zu Beginn des Krieges (1. September, ca. 14:00) bei einem Ort namens Krojanty durch das 18.Ulanenregiment.

Bei dem Angriff fiel der Regimentschef Oberst Marstelarz und ca. die Hälfte der angreifenden Truppe (ca. 2 Schwadronen).
 
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Viele interessante Beiträge, großes Lob!

Ich empfinde die Bandbreite des Threads als zu wenig Übersichtlich. Die Kavallerie der Weltkriege hat nur noch wenig gemein mit den Zeiten davor. Viele Unterscheidungen waren da längst obsolet geworden. Von Dragonern, Kürassieren und dergleichen kann man da längst nicht mehr sprechen. Zwar behielten die Truppenkörper (im 1. Weltkrieg) ihre historischen Namen, sie waren aber längst überwiegend zu einer Einheitskavallerie umgebildet worden. Die Verwendung historischer Begriffe verwirrt also mehr als sie den Fakten gerecht wird. Seit Einführung der Hinterlader mit gezogenen Läufen war die Rolle der Kavallerie niemals mehr Schlachtentscheident, sie war zur Hilfstruppe geworden. Wenn man alte Begriffe verwendet, sollte man sich auf die Zeit davor konzentrieren. Diese Unterscheidung wollte ich hervorheben.

Auch vor dieser Zäsur schwankte Ausrüstung und Ausbildung der Kavallerie gemäß gewissen Moden und ihren hauptsächlichen Einsatzgebieten. Traditionell gliederte man die Kavallerie in zwei, besser drei Grundgruppen ein:

* Schwere Reiterei
* Leichte Reiterei
* Sonstige

Schwere Reiterei:
Hier lebte die Tradition der klassischen Ritter am längsten nach. Sie galt als schwere, Schlachtenreiterei, kämpfte in geschlossenen Formationen und suchte den Nahkampf. Entsprechend waren sie ausgerüstet: Lange wurden Schutzwaffen wie Panzerteile, Helme, gar Schilde beibehalten.
Es war ihre Aufgabe feindliche Schlachtreiterei zu bekämpfen und feindliche Infanterieeinheiten zu zersprengen. Als mit zunehmender Schussweite der Artillerie diese nicht mehr vor den eigentlichen Schlachtlinien stand, sondern hinter der eigenen Infanterie aufgestellt wurde, war es oft eine Aufgabe der Schlachtreiter bis zu den feindlichen Batterien durchzubrechen und sie auszuschalten. Schlachtreiter hatten das höchste Ansehen in den meisten Armeen über fast den ganzen fraglichen Zeitraum. Gegen Ende des Kavalleriezeitalters waren ein typisches Beispiel für diese Reiter die berühmten Kürassiere, während diese noch vor dem 30jährigen Krieg mehr als leichte Kavallerie gerechnet wurden! Während dieses Krieges verschwanden erstmals die bisherigen Lanzers, die stark gepanzerte, ritterartige Reiter gewesen waren. Erst die Schweden brachten wieder reguläre Schlachtreiter in diesem Konflikt ins Feld, ihre Kampfweise war den alten Lanzers überlegen und vielseitiger. Vorher hatte es eine Weile so ausgesehen als ob die Zeit der Schlachtreiter in Mitteleuropa ziemlich vorbei sei...
Wichtig ist, dass Schlachtreiter ihre Pferde als Kampfplattform verwendeten. Sie benötigten schwere, starke Kampfrosse um das enorme Gewicht ihrer Reiter tragen zu können. Das setzte ihre Geschwindigkeit herab und die Pferde wurden zu Ritter-Zeiten daher auch gepanzert. Die teuren, kostbaren Pferde wurden meist nur zur Schlacht eingesetzt. Während des Marsches bediente man sich leichterer Pferde. Die meist aus dem Adel stammenden Kämpfer hatten oft mehrere Diener, die ebenfalls beritten waren aber nicht mit in den Kampf zogen. Diese 'überschwere' Kavallerie verschwand um den 30jährigen Krieg herum in Mitteleuropa. Die 'modernere', schwedische Kampfesweise (nicht original Schwedisch, ich beziehe mich auf die obigen Aussagen zum 30jährigen Krieg) kam mit weniger schweren Pferdeschlägen zurecht und übernahm Kampfweisen wie sie vorher eher der leichten Kavallerie zugeordnet waren. Im Zuge dieses Prozesses wurden die Kürassiere zur Schweren Reiterei gerechnet!

Leichte Reiterei:
Im Gegensatz zur traditionellen Schlachtreiterei ist diese Kavallerie weit vielseitiger Einsetzbar. Auch hier gibt es Berührungspunkte zur Schweren Reiterei und zu den Plänklern. Grundsätzlich wurden sie auch für geschlossene Kavallerieattacken eingesetzt, also auf dem Schlachtfeld. Dazu kam der Einsatz in Aufklärung, Kleinkrieg, Täuschen und Verschleiern.

Leichte Reiterei konnte auch Schusswaffen verwenden, wie die früher sogenannte Deutsche Reiterei/Kürassiere. Diese Kürassiere (vor dem 30jährigen Krieg) waren das Bindeglied zu den Schlachtreitern. Mit dem Ende der Ritterheere durch die geschlossenen Gewalthaufen der mit Stangenwaffen (Piken...) bewaffneten Schweizer und Landsknechte war es unmöglich geworden mit gepanzerten Reitern in diese geschlossenen Formationen einzubrechen. Die Reiter hätten sich schlicht an den Piken aufgespießt. Die Kürassiere behielten zwar einige Rüstungsteile bei, lernten aber mit der modernen Radschloss-Pistole umzugehen. Es entwickelte sich die Taktik des Caracollierens:
Die Reiter ritten auf Schussentfernung heran, feuerten ihre Pistolen auf die gegnerischen Infanteriehaufen ab und schwenkten ab um der nächsten Reihe von Pistolenreitern den Schuss zu ermöglichen. Je mehr Pistolen jeder Kämpfer dieser Kürassiere hatte, desto öfter konnte das Manöver wiederholt werden. Ziel war die feindliche Formation ausreichend zu schwächen um diese dann in geschlossener Formation und gezogenem Säbel Niederzureiten.
Die Kürassiere wurden zur Schweren Reiterei, indem während des 30jährigen Krieges die Zahl der Pikeniere bei der feindlichen Infanterie immer mehr zugunsten der Feuerwaffen abnahm. Die Infanterie wurde damit wieder empfindlich gegen geschlossene Massenangriffe von Schlachtreitern, während sie im Feuerkampf den caracollierenden Kürassieren weit überlegen war. Es ist das Verdienst der Schweden die Kavallerie wieder zu einer schlachtentscheidenden Waffe gemacht zu haben. Sie erlaubten höchstens noch eine Salve aus den Pistolen kurz bevor man in die feindlichen Linien einbrach! Als Blankwaffe nutzten sie schwere, lange Klingenwaffen wie den Pallasch - der einem Schwert sehr nahe kam.
Ähnlich der 'alten' Kürassiere kämpften Arkebusiere mit kurzen Feuerwaffen. Sie ritten an den Feind heran und schossen ihre weiter reichenden Arkebusen ab - als Antwort auf die gestiegene Feuerkraft der Infanterie. Da sie nicht im Nahkampf geschult waren, verschwanden sie wieder aus den Heeren als das Caracollieren aus der Mode kam.
Beide Spielarten der leichten Kavallerie waren für den Kleinkrieg oder die Aufklärung ungeeignet. Lange Zeit verzichteten die großen Militärmächte auf reguläre Truppen für diese Aufgaben. Osteuropa hatte eine Vielzahl von guten Reitern die sich für diese Aufgaben eigneten und bei Bedarf rekrutiert wurden. Bekannte Beispiele waren die Kosaken und die Ungarn. Die Habsburger rekrutierten ihre leichten Reiter vor allem in Ungarn und Kroatien und errangen so viele Vorteile gegen ihre Gegner. Die Männer waren gekleidet in ihre Landestrachten, die schließlich Vorbild für die Uniformierung späterer regulärer Einheiten wurden.
Hier sind vor allem die Husaren zu nennen. Auf leichten, wendigen Pferden (billiger als Schlachtpferde) setzte ihre Kampfart eine vielseitige Reitausbildung voraus. Sie kämpften wenig- später völlig ohne Panzerung mit ihrer Hauptwaffe dem Reitersäbel. Zusätzlich waren sie mit Pistolen bewaffnet. Da sie lange Zeit keine reguläre Reiterei waren, war die Bewaffnung sehr unterschiedlich. Anfangs konnte es sehr wohl Husaren mit Lanzen oder langen Schusswaffen geben. Der Unterschied zu Ulanen / modernen Lanciers war damit fließend, die sich eher aus dem Polnisch/Russischen Raum rekrutierten.
Die Husaren waren ideale Aufklärer und Räuber, die gegen feindliche Versorgung eingesetzt werden konnten. Sie beunruhigten rückwärtige Linien oder Städte und zwangen den Gegner so zu Märschen oder verschleierten die Märsche und Absichten der eigenen Armee. In der Schlacht selbst waren sie nur begrenzt Einsatzfähig, wozu auch ihre mangelnde Disziplin beitrug. Manöver in geschlossenen Einheiten auf dem Schlachtfeld war anfangs nicht ihr Metier. Für Überraschungsangriffe und Verfolgung waren sie dagegen kaum zu schlagen.
Zieten Husaren: Die Umwandlung der halbregulären Husaren in vielseitige reguläre Truppen gelang der preußischen Armee Friedrichs des Großen unter seinem genialen Kavalleriegeneral von Seydlitz zur Perfektion. Wie viele andere Nationen hatte man vorher mit Neid auf die leichten Husarenbanden der Habsburger und östlichen Mächte blicken müssen. Mit ausgewählten, leichteren Pferden als die Schlachtkavallerie (aber keinen Kleppern!) ausgerüstet wurden sie zu hervorragenden Reitern ausgebildet, die neben ihren Aufklärungsaufgaben und Kleinkrieg sehr wohl geschlossene Angriffe auf dem Schlachtfeld führen konnten. Auch Umgehungsmanöver der ganzen Formation wurden eingeübt, das Schießen wurde verpönt, da es auf Schnelligkeit und Wucht ankam. Mit diesen Reformen wurden die Husaren zu den vielseitigsten Reitern überhaupt, da sie in großem Umfang auch Aufgaben der Schlachtreiter übernehmen konnten. Das preußische Beispiel wirkte Inspirierend auch auf andere Nationen. Die vernachlässigten leichten Reiter wurden reformiert und auf nationale Eigenheiten eingegangen.
Auf ähnliche Weise wurden in Preußen zu dieser Zeit die Ulanen und die Dragoner reformiert. Erstere konzentrierten sich mehr auf ihre Lanzen und galten als besonders geeignet um feindliche Kavallerie abzufangen (Lanze ist länger als der Säbel…) - wenn man so will sind die Ulanen die reguläre Form der ursprünglichen Kosaken. Die Dragoner als richtige Reiterkrieger auszuformen ist ein besonderer Spezialfall, galten sie doch lange nicht einmal als leichte Reiterei - nun sogar eingesetzt wie Schlachtreiter von den Preußen! Der Ruf der preußischen Kavallerie sollte noch lange nachhallen, diese hervorragende Qualität aber lies sich nicht auf Dauer halten, auch in keinem anderen Land. Entsprechend werden Husaren, Ulanen oder Dragoner unterschiedlich als leichte-, schwere- oder ‚gar keine’ Kavallerie eingeordnet.
..to be continued...
 
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Sonstige Reiterei:
Es gibt eine Vielzahl von berittenen Kämpfern die sich nicht in die beiden obigen Kategorien einordnen lassen. Ein wichtiges Kriterium ihnen diesen Status zu verweigern ist für mich wenn sie das Pferd nur als Transportmittel und nicht als Kampfplattform nutzen. Reitergeneräle bis nach die Zeiten Napoleons hätten solchen Einheiten den Status der Kavallerie rundheraus abgesprochen! Entsprechend war kein besonderer Pferdeschlag/Pferdezucht notwendig diese Aufgabe auszufüllen. Die Kämpfer waren auch keine guten Reiter, die man somit durch jeden ‚Bauernklepper’ beritten machen konnten. Die richtige Kavallerie sah mit Verachtung auf sie Herab. Der Spottvers vergangener Tage existiert noch heute in abgewandelter Form:
"Dragoner sind halb Mensch, halb Vieh, aufs Pferd gesetzte Infantrie!"
Genau solche Kämpfer waren aber die oft angesprochenen Dragoner anfänglich gewesen. Die Infanterie konzentrierte sich spätestens mit dem 30jährigen Krieg stark darauf die eigene Feuerkraft zu verbessern. Die quadratischen Gewalthaufen mit Piken bewaffneter Landsknechte wurden mehr und mehr durch Schützen verstärkt. Schon im 30jährigen Krieg übertraf die Zahl der Schützen endgültig die Zahl der mit Nahkampfwaffen ausgerüsteten Infanteristen. Die Pikeniere waren nicht länger Entscheidungsträger in der Schlacht, sondern wurden zum Rückzugskern der Infanterie bei Kavallerieangriffen. Durch die Einführung des Bajonetts wurden schließlich auch die Schützen in die Lage versetzt den Reitern wirksam entgegen treten zu können wenn sie eine entsprechende Formation einnahmen. Dies waren vor allem die aus Waterloo-Filmen bekannt gewordenen Karrees. Der gesteigerten Feuerkraft der Infanterie hatte die normale Kavallerie nichts entgegen zu setzten, zumal der Angriff mit blanker Waffe nicht immer ein sinnvolles Manöver war.
In diese Lücke traten die Dragoner ein. Ursprünglich waren sie mit den üblichen langen Feuerwaffen bewaffnete Infanteristen, die mit dem Pferd zu ihrem Einsatzort ritten und dann infanteristisch weiter kämpften. Sie kamen vermutlich schon im Frankreich der Hugenottenkriege zum Einsatz, wie überhaupt Frankreich als Ursprungsland dieser Truppengattung angesehen werden kann. Die durch die Pferde erreichte hohe Mobilität der Dragoner ermöglichte manche unliebsame Überraschung, wie in der Schlacht von Naseby 1645. Die Dragoner konnten mit der schnellen Kavallerie Schritt halten und ihnen gegebenenfalls Feuerunterstützung geben. Noch im 30jährigen Krieg waren keinesfalls alle Dragoner nur mit Feuerwaffen bewaffnet. Einige Kämpfer besaßen – wie für Infanterie damals üblich – noch die Pike als Hauptwaffe. Die Pike aber war zu lang um vom Pferd aus eingesetzt werden zu können. Das gleiche galt für die Musketen! Besonders Staaten mit großer räumlicher Ausdehnung (USA oder Russland) unterhielten sehr viele Regimenter dieser Truppengattung.
Theoretisch besaßen die Dragoner aber weit mehr Potential im Kampf. Was, wenn sie vom Pferde aus Schießen und kämpfen konnten? Das war die Geburtsstunde der Dragoner als reguläre Kavallerie. In der Folge kamen die Dragoner praktisch sowohl als berittene Infanterie, als auch als leichte-, gar als schwere Kavallerie vor was zu vielen Verwirrungen Anlass gibt! In England wurden Dragoner überwiegend bereits ausgangs des 17ten Jahrhunderts zur schweren Kavallerie, Friedrich der Große von Preußen folgte bald. In England, wo es schon lange keine Kürassiere mehr gab wurde der Begriff ‚Dragoons’ für alle schweren Reiter verwendet. In Preußen, wo Friedrich den Dragonern die schwere Kavalleriewaffe des Pallasch gegeben hatte (= Schwere Kavallerie) wurden sie kurz nach Beginn der Französischen Revolution wieder zur leichten Kavallerie umgeformt und mit dem Säbel ausgerüstet. Daneben gab es in allen Armeen entsprechende Mischformen. So konnten in ein und derselben Armee Dragonerregimenter existieren, die als berittene Infanteristen ausgebildet waren, daneben solche als leichte Kavallerie und sogar als schwere Kavallerie! Die Unterscheidung fällt hier meist sehr schwer. Abgesehen von der Qualität der Pferde konnte man dies an ihrer Ausrüstung ablesen: Echte Kavallerie konnte mit den langen Gewehren der Infanterie nichts anfangen, sie verwendeten kürzere Karabiner um auf dem Pferderücken bedienbar zu bleiben. Da schwere Kavallerie immer zur Elite gerechnet wurde, entstand hier früh der Bedarf an Hinterladern. Berittene Infanterie hatte keinen Bedarf an Blankwaffen, sie erhielten das Bajonett. Schwere Kavallerie erhielt schwere Reiterwaffen wie den Pallasch, leichte Kavallerie die leichteren Säbel. Manchmal trugen als Kavallerie ausgebildete Dragoner anfänglich auch einen ledernen Kürass, der aber bald verschwand. Die Kopfbedeckung war mehr geeignet herauszufinden ob ein Dragoner als Kavallerist galt oder nicht. Echte Kavallerie trug meist einen Helm, berittene Infanterie die entsprechende Kopfbedeckung: Hut, Tschako oder – sehr viel später den Pickelhelm. Berittene Grenadiere waren immer als schwere Kavallerie ausgebildete Elite-Dragoner mit guter infanteristischer Ausbildung. Interessanterweise wurden zeitweilig auch Kürassiere mit Karabinern ausgerüstet und entsprachen damit bis auf den Kürass den englischen Dragoons! Die in Frankreich, Süddeutschland und Österreich verwendeten Chevaulegers waren leichte Reiterei, die wie Husaren eingesetzt, aber wie leichte Dragoner bewaffnet waren. Sie sind immer wirkliche leichte Kavallerie gewesen. Später mussten sie auch noch mit der Lanze kämpfen können (etwa im napoleonischen Zeitalter), ein weiteres Beispiel wie sehr sich die verschiedenen Kavallerieeinheiten mit steigender Feuerkraft der modernen Infanterie einander anpassten und eine einheitliche Kavallerie entstand.
Heraldisch konnte man lange Zeit Kavallerie von berittenen Truppen an den Feldzeichen unterscheiden: Kavallerie nutzte Trompeten und Standarten, Infanterie Trommeln und Fahnen.
Auch wenn wir hier über die Neuzeit reden, will ich zumindest ein paar Worte zu berittenen Bogenschützen verlieren. Gerade unter den Kosaken hat es eine Weile noch Männer gegeben die mit dem Bogen kämpften. In den Zeiten vor unserem Thema hätte ich die berittenen Bogenschützen unter die leichte Reiterei eingeordnet. Ähnlich wie später die Husaren waren sie oft auch als Schlachtreiter einsetzbar gewesen (ich rede nicht mehr von Kosaken!). In antiker Zeit und während des Mittelalters hatten sie vor allem in traditionellen Reitervölkern eine entscheidend wichtige Rolle in den Armeen. Als Stichwort nenne ich hier nur die Völker der Perser, Hunnen und Mongolen… In unserem Kontext ließen sich diese Reiter nur schwer einordnen, je nach weiterer Bewaffnung als Schwere Reiterei, Leichte Reiterei oder berittene Plänkler. Sie sind in dieser Hinsicht die immer als Reiterkämpfer ausgebildeten Vorläufer der späteren Dragoner.
Kosaken sind nur schwer losgelöst von ihrem sozialen Hintergrund und ihrer Lebensweise in den Steppen Südrusslands und der Ukraine zu betrachten. Außerhalb desselben erlangten sie auch nie irgendwelches bleibendes, militärisches Gewicht. Als irregulär-halbreguläre Truppen kann man sie schlecht in das von mir gewählte System einordnen. Da sie meist vom Pferderücken aus kämpften (teils auch als ursprüngliche Drogoner), kann man sie gut der Kavallerie zuordnen. Sie kämpften meist kaum (anfangs) gepanzert und nach 1600 immer ohne Panzerung. Ihre Seitenwaffe war meist der Säbel, doch verwendeten sie auch Gewehre, den Bogen (sogar teilweise gegen Napoleon), Kriegshämmer und bis zum ersten Weltkrieg sogar die Lanze! Es leuchtet ein das nicht der gleiche Kämpfer alle diese Waffen bei sich haben konnte, so hatte er entweder eine Schusswaffe oder die Lanze… Die Kosaken konnten also eventuell das ganze Feld von Plänkler, berittener Infanterie bis zur schweren Reiterei abdecken. Die in mitteleuropäischen Gegenden eingesetzten Kosaken gehörten immer zu den besseren Truppen ihrer Volksgruppe und erkämpften sich einen guten Ruf, auch wenn ihre Disziplin oft zu wünschen übrig lies. Der legendäre Ruf, den sie im Laufe der napoleonischen Kriege errangen führte zeitweilig sogar dazu dass andere europäische Heere selbst Kosakeneinheiten aufzustellen versuchten. Ohne den entsprechenden Hintergrund war dies zum Scheitern verurteilt. Ich sehe die Kosaken als eine Sonderform der russischen Kavallerie, die spätestens ab dem Krimkrieg in mehr reguläre Truppen umgewandelt wurden, dann im Sinne von Dragonern aller Spielarten und von Lanzenreitern. Ihre Entwicklung durch die Weltkriege entspricht einerseits der normalen Entwicklung berittener Einheiten dieser Zeit, andererseits ihrem speziellen Volkstum…

Schlusswort:
Im Wesentlichen wirkte die schwere Reiterei durch die Wucht ihres Angriffs und die gut gefestigte Formation ihrer Männer die den Widerstand niederwalzte. Die leichte Kavallerie ist beweglicher, sie muss feindlichen Widerstand eher unterlaufen und versucht die Flanke zu gewinnen. Das bedeutet dass sie dünner formiert sein muss, damit sie den notwendigen Raum für ihre Manöver gewinnen kann. Beides, sowie ihre leichteren Pferde und Bewaffnung bedeutet dass sie einem Angriff von schwerer Kavallerie niemals gewachsen sein kann, da sich die Formation beim Aufprall sofort auflösen wird. Lanzenreiter sind besonders effektiv gegen gegnerische Kavallerie, besonders in der Verfolgung.
Es zeigt sich m.E. dass die Kavallerie vielfältigen Umstrukturierungen ausgesetzt war. Man versuchte immer erfolgreiche Erscheinungsformen für seinen Staat umzusetzen und experimentierte nicht immer erfolgreich damit fremde Kampfformen für sich zu adaptieren und sie möglichst vielseitig zu gestalten. Um 1800 war die Entwicklung der Kavallerie im Wesentlichen abgeschlossen. Alles was jetzt folgte waren nur noch Umformungen durch neue Bewaffnungen und strategische Aufgaben. Die schnell feuernden Hinterlader und die Genauigkeit, mit der die gezogenen Läufe der modernen Gewehre schossen machten den Sturmangriff durch Schlachtreiter mehr und mehr Sinnlos, noch bevor das Maschinengewehr den Kampf in geschlossenen Formationen auf dem Schlachtfeld für alle Waffengattungen verbot. Nun konnte die Kavallerie ihre Vorteile nur noch durch die höhere Beweglichkeit ausspielen. Ohne Flankenmanöver war ein Angriff nicht mehr ratsam. Zum Teil kehrte sie zur Kampfform der ursprünglichen Dragoner als berittene Infanterie zurück. Ihren Wert als leichte Kavallerie im Kleinkrieg und zur Aufklärung behielt sie weiterhin. Die spätestens seit Napoleon so wichtig gewesene Aufgabe der Verfolgung geschlagener Gegner bis zur Vernichtung konnte sie nur noch in wenigen Fällen weiter ausführen.
Organisatorisch immer in Regimenter gegliedert bildeten sich schon im 18ten Jahrhundert auch größere Verbände heraus, die aus mehreren Regimentern gebildet wurden. Napoleon, als Meister der verbundenen Waffen führte auch hier ständige Kavalleriedivisionen und Korps ein. Kavallerie, vor allem Schlachtkavallerie war immer eine Schwerpunktwaffe gewesen, die im richtigen Moment massiert eingesetzt fast jede Schlacht entscheiden konnte. So blieb es bis zu den gezogenen Hinterladergewehren. Das war eine taktische Aufgabe! Die französische Kavallerie hatte lange Zeit keinen besonderen Ruf genossen, wie auch ihre Zucht für Reitpferde. Die französischen Revolutionsarmeen besaßen eine armselige Kavallerie. Erst durch die erfolgreichen Feldzüge nach Deutschland hinein konnte Napoleon auf die guten Reiter und Pferde der besiegten Nationen und Polens zurückgreifen. Auch der Rheinbund stellte hervorragende Reiter. So war er in der Lage jedem Korps oder Division einen kleinen Anteil leichter Reiterei zuzuordnen, was deren taktische Möglichkeiten stark erweiterte. Die schwere Kavallerie hielt er aber für die Schlacht als geschlossene Masse zurück, die den entscheidenden Angriff durchführen sollte. Leichte Reiter würden dann den geschlagenen Feind bis zur Vernichtung verfolgen.
In den Nachwehen Napoleons übernahm die Kavallerie mehr und mehr strategische Aufgaben, wozu die neuen Divisionen und Korps den geeigneten Rahmen abgaben. Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 bewiesen die Deutschen darin beachtliches strategisches Geschick. Sie stellten oft die Verbindung zwischen den einzelnen Heereskörpern her die im Lande ausschwärmten und konnten kleinere feindliche Rotten selbstständig zersprengen. Je ausgedehnter die Frontline wurde, desto wichtiger wurde es die Zwischenräume wenigstens zu beobachten. Früher, bei den kleineren, stehenden Heeren der absolutistischen Epoche war das nicht notwendig gewesen. Die Massenheere der Wehrpflichtigen zwangen zu diesen Maßnahmen. Die Führung von strategischen Kavallerieeinheiten wurde zwangsläufig immer flexibler und verlangte Unterstützungstruppen in Gestalt flexibler Infanterie und vor allem reitender Artillerie (= Artillerie bei der die Bedienungsmannschaft selbst reitet und nicht zu Fuß neben dem Gespann her läuft), sowie besserer eigener Feuerkraft. Das Wettrennen mit der gesteigerten Feuerkraft moderner Hinterlader und des Maschinengewehrs konnte auch das schnellste Pferd auf Dauer nicht gewinnen. Die gesteigerte Feuerkraft führte auch zur Leere moderner Gefechtsfelder, da geschlossene Formationen ein zu leichtes Ziel bilden und der Gegner sich ihr durch Auflösung in Einzelziele zu entziehen sucht. Im Galopp attackierende Kavallerie erhält einen guten Teil ihrer Wucht und ihrer moralischen Wirkung auf den Gegner durch ihren schrecklichen Anblick als möglichst geschlossene Formation. Einzeln angreifende Reiter büßen den Vorteil der Wucht und des moralischen Schreckens völlig ein. Da der Reiter aber keine Deckung ausnutzen kann und leichter zu berechnen ist, bildet er ein leichtes Ziel. Dem klassischen Kavallerieangriff fehlt also seit den Weltkriegen sein eigentliches Ziel.
 
Taktisch spielte sie zwar keine große Rolle mehr, aber auch noch während der großen Schlachten 1917 eine gewisse Rolle. Die Franzosen stellten bei ihrer Champagneoffensive 1917 starke Kavallerieverbände bereit, um den erwarteten Durchbruch am Chemin des dames ausbauen zu können. Eine überaus beachtliche Kavallerieattacke ereignete sich noch 1917 während der Arrasschlacht vom 30. April -16. Mai 1917. Am 11. April 1917 ritten die Regimenter Prince of Wales Own und Essex Yeomanry die letzte klassische Kavallerieattacke an der Westfront bei Monchy le Preux, nahe Arras. Sie überritten die ersten deutschen Gräben, wurden dann allerdings vom MG Feuer niedergemäht.
 
Mal ein paar Punlte zur bisherigen Diskusion:
1. Die Husaren trugen Attila und Tolman, beide zusammen bildeten die typische Husarentracht. Die Attila war ein reichverzierter Uniformrock der mit handgemachten Holzknebeln zusammengehalten wurde. Deer Tolman war ursprünglich ein (kurzer) Pelzmantel, darum trug man ihn im Sommer lässig über eine Schulter geworfen. Später wurde das zum Markenzeichen der Husaren.
2 .
vor jahren hab ich einmal einen artikel gelesen, dass die entwicklung der kavallerie vor 1914 in verschiedenen ländern genau entgegegesetzt verlief: die "klassischen kavallerienationen" wie usa und russland haben ihre einheiten zu berittener infanterie umgemodelt, "klassische infaterienationen" wie deutschland und frankreich gingen daran, ihre einheiten mit lanzen auszustatten.
Das ist der Grund warum der Kürassier aus der k.u.k Armee verschwand. Außerdem besaß keine Kavalleriedivision der Welt soviele MGs, am Vorabend des Weltkrieges, wie die der k.u.k Armee. Aber trotzdem unterhielt man weiterhin sehr viele Kavalleriedivisonen. Ich denke mal dadurch wollte man die quantitative Überlegenheit Russlands mit mobilität ausgleichen. Hier gab es, wie in so vielen Bereichen der k.u.k Armee, ein großes Potential das ungenutz blieb.
3. Es wurden schon ausgiebig die irregulären Kosaken besprochen, aber die arabische Reiterei blieb außen vor. Gerade wenn man sich mit der Endzeit der Kavallerie beschäftigt sollte man die arabische Rebellion im I.WK nicht vergessen. Diese zahlenmäßig recht kleinen Truppen banden ganz beträchtliche Teile des Osm. Heeres, auch wenn die Erfolge auf dem Schlachtfeld bescheiden waren.
 
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