Kelten im Ländle

oberschwabele

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Hi! Ich interessiere mich für die Kelten, die im Bereich Oberschwaben lebten. Ich weiss im Allgäu lebten die Videliker, aber hat jemand neuere Infos zu Oberschwaben. Denn in Büchern steht, dass man hier nichts weiß, die sind aber schon über 10 Jahre alt. Ich interessiere mich für die Region Bad Waldsee.
 
ich nehme mal an, auf der Heuneburg in Herbertingen warst du schon? Es gibt auch ein kleines Museum nicht direkt bei der Anlage (Hundersingen?) Ist ja in Fahrradreichweite von Bad Waldsee. Homepage haben die auch, sogar mit Literaturtips. Ansonsten freuen sich Kuratoren meist über Interesse. Einfach mal anmailen.

In Ba-Wü war letztes Jahr (2012) das "Keltenjahr". Da hat jede Gemeinde, in der je eine Mistel von der Eiche gepflückt wurde, eine Sonderausstellung gemacht. Vielleicht findest du unter dem Stichwort was Waldsee-Passendes
 
Rieckhoff/Biel"DieKelten in Deutschland" Stuttgart 2001 enthält Beschreibungen aller bis dato bekannten Keltensiedlungsplätze nest Fundbeschreibungen-da wirst Du sicher fündig.
 
Ich pack mal meine Frage hier mit rein:

War zufällig jemand in der Keltenausstellung im Landesmuseum? Wenn ja, würd mich eure Meinung zur Ausstellung interessieren. Mich selbst hat sie naämlich nur mäßig überzeugt, trotz des Hypes der darum betrieben wurde.
 
Ich war in der Ausstellung. War eigentlich ganz gut, es waren sehr viele Fundstücke zu betrachten( z.B. Münzen aus verschiedenen Zeitepochen, Schmuck, einen Prunkschild...) .Dazu gab es auch ein Buch, das alle Fundstücke abgebildet hat.
 
Ich war als Darstellerin einmal dort und einmal als Besucherin mit der Familie.
Die Ausstellung an sich fand toll , aber die schiere Fülle an Exponaten und Infos hat einen fast erschlagen . Negativ fand ich auch , dass die Ausstellung auf 2 Plätze verteilt war , obwohl die Orte nur einige hundert Meter voneinander entfernt waren ( Kunstbau und Altes Schloß ) .
Irgendwann war man etwas übersättigt.

Aber schon allein den Silberkessel von Gundestrup zu sehen , oder dieser goldene Torque der Fürstin von Vix.......und das neue Fürstinnengrab von der Heuneburg .

Der Katalog ist ein Schwergewicht , aber schön gemacht und mit vielen unterschiedlichen Beiträgen. Und das zu einem unschlagbaren Preis.

Aber etwas weniger hätte es auch getan . Nach dem Hype über die Ausstellung in Völklingen musste es ja noch eine Schippe mehr sein .
 
Naja, du musst halt andauernd Drittmittel einfordern und konkurrierst dabei mit anderen, die Drittmittel einfordern. Zudem gilt die Regel, dass das was 1000 Jahre im Boden überdauert hat, auch weiterhin im Boden am besten aufgehoben ist. Dazu kommt, dass du neben der Bergung eben auch die Auswertung sichern musst. Es hilft ja nichts, zu graben und zu graben und mit der Auswertung nicht hinterher zu kommen. Unsere Archäologie ist halt in erster Linie eine Archäologie der Notwendigkeit, die Bodendenkmale dokumentiert, bevor sie verloren gehen.
 
Auf der Heuneburg und um die Heuneburg und um die Heuneburg herum.
https://www.archaeologie-online.de/nachrichten/neue-erkenntnisse-zur-keltenstadt-heuneburg-4532/

Es ist schon interessant, welche Entwicklung das Thema genommen hat.

In den 80ern wussten wir, dass es die Hügelgräber gibt, meine Grundschullehrerin hat uns in diesem Zusammenhang die damit verbundene Geschichte von der Nachtschar erzählt und wir wussten, dass es die Heuneburg-en gab:
Die jetzt so bekannt gewordene Heuneburg war und ist die "Kleine Heuneburg".
Bummelig 10 km weiter liegt die "Große Heuneburg" als Vierecksschanze im Wald bei Upflamör. Die wurde uns damals als in der Regel nicht dauerhaft besiedelte Fluchtburg verkauft und war der Albraum sonntagnachmittäglicher Familienspaziergänge - ewig lang den Berg hoch, um dann ein paar olle Steinwälle zu sehen, anstelle des Sonntagsnachmittagshistorienfilms im Fernsehen. https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fe_Heuneburg_(Upflam%C3%B6r).
Einigermaßen dazwischen und ebenfalls inzwischen tief (hoch) im Wald liegt die "Alte Burg" bei Langenenslingen. https://www.denkmalpflege-bw.de/den...en-auf-der-alte-burg-bei-langenenslingen.html

Die Heuneburgen liegen dort, wo die südlichen Ausläufer der Schäbigen Alb bis fast an die Donau heranreichen, mit der "Kleinen Heuneburg" direkt über dem Donautal.

Wiederum ca. 10 km ca. südöstlich der "Kleinen Heuneburg" Richtung liegt in südöstlicher Richtung auf dem anderen Donauufer der Bussen, eine sehr prominente Einzelerhebung auf der Hochfläche südlich der Donau. Hier graben sich nach Auskunft meines Schwagers die Archäologen derzeit von oben nach unten durch die Kulturschichten in einer Weise, die mich irgendwie an den Hügel von Hisarlik erinnert.

In dem Dreieck, das von "Kleiner Heuneburg", "Alter Burg" und Bussen gebildet wird (die Sichtverbindung dieser drei Plätze wird von den Archäologen derzeit als relevant bewertet) kann man - heute! - praktisch keinen Spaten mehr in den Boden stecken, ohne auf keltische Überreste zu stoßen. Dementsprechend sieht man beim Spaziergang über die Felder auch hier und dort weitere kleinere Grabungen.
(Zumindest während der 80er wurden die historischen Spuren im Erdreich eher als Gefahr für Bauherren betrachtet, denn als Chance. Diese Einstellung hat sich z. T. gewandelt.)

Interessant in diesem Zusammenhang finde ich, dass viele der keltischen Grabhügel, insbesondere auch die drei prominenten Bestattungen mit den beiden Blockbergungen von der kleinen Heuneburg aus gesehen auf dem anderen Donauufer angelegt wurden. Auch wenn die Donau dort noch verglichen schmal und wenig tief ist (war), dürfte sich damals doch ein Hindernis dargestellt haben. Der Grund für erschließt sich mir nicht ganz. Ob es Zeiten gab, wo man die keltischen Toten nicht ganz so nah um sich wissen wollte, oder im Flusstal die Grabhügel (so es welche waren) prominenter wirkten statt auf der Anhöhe? Bei dem Gewann scheint es sich aber womöglich schon um eine Art Nekropole gehandelt zu haben. Die Dichte prominenter Gräber ist dort relativ hoch und irgendwo müssen ja auch Hein Normalkelte und Schlawinsche Normalkeltin nach ihrem Ableben untergekommen sein.

Etwas tiefer nach Oberschwaben rein, nämlich am Federsee, sind inzwischen auch keltische Spuren nachgewisen. https://www.archaeologie-online.de/nachrichten/keltischer-einbaum-in-bad-buchau-geborgen-3220/

Damit wäre zumindest das nördliche Oberschwaben als mutmaßliche "Metropolregion" Pyrene abgedeckt.
 
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Der mutmaßliche keltische Kult- und Versammlungsplatz Alte Burg bei Langenenslingen, wenige KM von der (kl.) Heuneburg, hat sich dazu gesellt.

die drei prominenten Bestattungen mit den beiden Blockbergungen von der kleinen Heuneburg aus gesehen auf dem anderen Donauufer angelegt wurden.

oder im Flusstal die Grabhügel (so es welche waren) prominenter wirkten statt auf der Anhöhe?

Die Donau dürfte in historischen und vorhistorischen Zeiten nicht dort und in dieser Form im Tal geflossen sein, wie sie heute sichtbar ist.
Vermutlich auch die Donau in diesem Abschnitt dürfte in diversen kleinen Armen und Ärmchen, aufgefächert, geflossen sein sowie kräftig und bei jedem Hochwasser mäandriert haben.


Die Gräber IN der Talaue wurden sehr wahrscheinlich auf den üblichen Kies- und Schotterinseln angelegt.
 
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Die Donau dürfte in historischen und vorhistorischen Zeiten nicht dort und in dieser Form im Tal geflossen sein, wie sie heute sichtbar ist.
Vermutlich auch die Donau in diesem Abschnitt dürfte in diversen kleinen Armen und Ärmchen, aufgefächert, geflossen sein sowie kräftig und bei jedem Hochwasser mäandriert haben.


Die Gräber IN der Talaue wurden sehr wahrscheinlich auf den üblichen Kies- und Schotterinseln angelegt.

D'accord. Die kleine Heuneburg liegt allerdings auf einem Steilufer ca. 10-20 m über der Flussaue. Man geht davon aus, dass ein Bootsanleger direkt am Fuße dieser Steilufers war (siehe auch verlinkter Artikel, gleich erster Satz im Fließtext.) Das gab der Heuneburg auch ihre beherrschende Stellung über dem Anfang dieses Verkehrsweges. Um zu ihren verblichenen Lieben im Gewann zu kommen, mussten die Bewohner also auf jeden Fall mindestens einen Flussarm überqueren, der auch das Hauptfahrwasser dargestellt haben dürfte. Mit den Inselchen hast Du natürlich Recht.

Das Donautal ist an der Stelle bummelig ein bis zwei km breit. Die Burg liegt an dessen Nordrand. Auf der südlichen Seite fließen heute, etwas flussabwärts Schwarzach und Rötenbach parallel zur Donau. Das geht da unten klassisch nass zu. Die Gewässer waren in der Vergangenheit kräftig begradigt worden. Die Donau wurde in den letzten ein, zwei Jahrzehnten allerdings teilweise wieder renaturiert.
https://www.spektrum.de/news/die-keltenmetropole-jenseits-der-alpen/1729292

Beim Schreiben fällt mir ein, dass auf beiden Seiten des Donautal fleißig Hügelgräber angelegt waren. Prominent der Hohmichele ein paar hundert Meter von der Kernburg auf der der Donau abgewandten Seite. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hohmichele
Ist es ggf. besiedlungsphasenabhängig, wann in Hügelgräbern und wann (ohne Hügel? - oder gab es welche und die sind der Flussbegradigung zum Opfer gefallen) im Flusstal bestattet wurde?
 
Zwischen Rottenburg und Tübingen finden sich einige "keltische Grabhügel" (auch der Menhir von Weilheim, das aufwändige Keltengrab in Kilchberg) - das Neckartal ist da sehr breit und flach, war damals sicher sehr feucht (Auwälder) Ich erwähne das, weil sich die erwähnten Grabhügel sowohl mitten im Tal (Grabhügel bei Kiebingen, Kilchberg, Weilheim) als auch auf Erhöhungen (Grabhügelgruppe bei Tü-Bühl) befinden.
Auf der Anhöhe über Rottenburg (dem "Gäu") befindet sich die Wolfenhäuser Grabhügelgruppe, heuer gut ausgeschildert als Wanderweg und mit Infotafeln versehen.
 
Die kleine Heuneburg liegt allerdings auf einem Steilufer ca. 10-20 m über der Flussaue. Man geht davon aus, dass ein Bootsanleger direkt am Fuße dieser Steilufers war (siehe auch verlinkter Artikel, gleich erster Satz im Fließtext.) Das gab der Heuneburg auch ihre beherrschende Stellung über dem Anfang dieses Verkehrsweges.

Die Heuneburg in der Funktion als Handelszentrum bis zum großen Brand ca. 530 BC. Das computeranimierte Bild in Spektrum-Text mit der recht großen Donau mit einigen Inseln im Flussbett scheint mir eher überdimensioniert, was die Donau betrifft. Die hatte, wenns gut geht, an dieser Stelle v i e l l e i c h t einen Talweg, also einen immer noch relativ flachen Hauptarm, in der weiten Talaue, und diverse flache bis ganz flache Nebenarme usw.

Aktuell liegt die Mittelwasserhöhe der Donau am Messpegel Hundersingen, wenig flussaufwärts von der Heuneburg, bei 80 cm Tiefe, wohlgemerkt kanalisiert und begradigt auf eine Breite von ca. 20-25 m.
Ein Talweg mit 50 cm Wassertiefe Mittelwasser zur Heuneburgzeit war wohl schon ein Glück wie auch ausreichend für Boote und kleine Flösse.

Ist es ggf. besiedlungsphasenabhängig, wann in Hügelgräbern und wann (ohne Hügel? - oder gab es welche und die sind der Flussbegradigung zum Opfer gefallen) im Flusstal bestattet wurde?

Das Bettelbühl-Fürstinnengrab in der Talaue war genauso ein Hügelgrab gewesen. Das waren immer Hügelgräber, ob in Talaue oder außerhalb. Ob das jeweils mit bestimmten Zeit- oder Besiedlungsphasen korrespondiert, ist mir selber nicht bekannt. Oder legte man die besonders reich ausgestatteten Gräber an die Gewässer, sofern vorhanden - und teils vielleicht aus religiös-kultischen Gründen? Die Kelten pflegten, soweit bekannt, einen gewissen Wasser-/Gewässer-/Quellenkult.

Die Burg liegt an dessen Nordrand. Auf der südlichen Seite fließen heute, etwas flussabwärts Schwarzach und Rötenbach parallel zur Donau.
Die Heuneburg liegt auf dem Steilrand der eiszeitlich von Süden nach Norden gegen die Albausläufer geschobenen Eiszeit-Donau, von Süden der gewaltige eiszeitliche Schottereintrag mit Hilfe der damals eiszeitlich weit größeren Gewässer von Süden ins Tal der Donau.

Der wohl ein Fürstengrab darstellende keltische Großgrabhügel Krautbühl in Nagold liegt ebenfalls in der Talaue, der Nagold, und nahe ihr. Das hat mich schon früher gewundert.
 
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Das computeranimierte Bild in Spektrum-Text mit der recht großen Donau mit einigen Inseln im Flussbett scheint mir eher überdimensioniert, was die Donau betrifft.
Dachte ich zuerst auch. Andererseits kann ich mir vorstellen, dass die Donau damals tatsächlich erheblich mehr Wasser führte; die Donauversinkung ist ja ein jüngeres Phänomen.
 
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