Besonders deutlich wird das in der altrömischen Zeit, als Rom sich gegen andere italische Völker durchsetzte. Andere italische Völker, insbesondere die direkten Nachbarn, unterschieden sich ja in Bewaffnung und Kampfweise nicht oder nicht nachteilig von den Römern. Auch die Staatsform war anderen, vornehmlich etruskischen, Städten nicht fremd..
Die Frage, wie aus dem unbedeutenden Bauerndorf Rom ein Weltreich entstehen konnte, hat schon im Altertum Dichter und Geschichtsschreiber beschäftigt. Denn es gab - wie du schon gesagt hast - Völker in Italien, die den Römern durch ihre handwerklichen Fähigkeiten, durch ihr städtisches Leben und ihre weit reichenden Handelsbeziehungen eigentlich überlegen waren. So die Etrusker im Norden und die Griechen im Süden des Landes. Die Römer zählten hingegen zu den einfachen Hirten- und Bauernvölkern Mittelitaliens. Dennoch ist es ihnen gelungen, ihre Herrschaft fast über die ganze damals bekannte Welt auszudehnen.
Die Spuren der Römer lassen außerordentliche militärische Fähigkeiten erkennen. Sie verraten aber auch beim Häuser-, Straßen - und Brückenbau große technische Begabung. Die Wirkungen des römischen Rechts reichen noch bis unsere Zeit.
Lag das Geheimnis des römischen "Erfolgs" in der Art zu denken und zu handeln, wie es vielleicht für ein Bauernvolk typisch ist: einfach und gerade, immer auf das Nächstliegende gerichtet? Oder lag es in der Fähigkeit, sich Fremdes zu eigen zu machen? Oder war es die rechte Mischung aus allem? Darüber lässt sich lange diskutieren!
Wir kommen hier aber auf ein Phänomen zurück, auf das wir schon bei der Romanisierung der Kelten treffen. Die Nachfolgestaaten haben sich teils formell unter die Autorität der römischen Kaiser gestellt, teils ihren Staat als Rechtsnachfolger präsentiert, indem sie sich in die römische Tradition stellten. Man könnte aus Römersicht sagen "victi vicimus!". Jedenfalls entfaltete die römisch-griechische Kultur eine erstaunliche Wirkung.
Unter "Nachfolgestaaten" verstand ich die staatlichen Gebilde, die sich nach dem Untergang Westroms auf ehemaligem Reichsboden entwickelten: das Frankenreich bzw- später Frankreich, das Deutsche Reich des Mittelalters, die christlichen spanischen Staaten, England usw.
Unter die Autorität des römischen Kaisers stellten sich vor allem die Reiche der Völkerwanderung wie die der West- und Ostgoten, der Burgunder, der Wandalen usw.