Kindererziehung

Nura

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Und gleich noch eine Frage:
Was ist über die Kindererziehung bei den Wikingern bekannt. Es gab keine Schulen etc. , die Kinder lernten also wohl von ihren Eltern oder anderen erwachsenen Vorbildern.
Es gab nachweislich auch Spielzeuge, Kinder mussten also sicher nicht ausschließlich arbeiten, sondern durften auch spielen.

Was ist mit erzieherischen Maßnahmen? Ist darüber etwas bekannt? Wurden Kinder gezüchtigt? Von wem? Wer hatte überhaupt erzieherische Rechte?

Ich frage so explizit nach diesen Dingen, weil ich gerade dabei bin, einen Kinderroman zu schreiben, der in der Wikingerzeit spielt und gerade die alltäglichen Kleinigkeiten, wie z.B. der Umgang in den Familien untereinander hierbei eine wichtige Rolle spielen.

Danke für Eure Antworten.
 
Ganz von vorne, als erstes muss ein Kind anerkannt werden, vom Vater, oder dem der es glaubt zu sein.
Meistens mit Verleihung eines Namens, bis dahin war sogar die Kindstötung noch straffrei. Such mal nach Island und Gestezgeung dazu.
 
Danke für die Antwort, Sascha.
Ich schreibe ja einen Abenteuerroman für Kinder. Hier spielen natürlich Kinder die Hauptrolle und ich möchte einfach deren Alltag so authentisch wie möglich darstellen. Mir geht es ja gar nicht um wilde Prügelszenen, sondern ich möchte einfach wissen: Wenn es innerhalb meiner (Fantasie)Familie zu den typischen Konflikten kommt (auch Wikingerkinder werden nicht immer gehorcht haben), was passierte dann? Was ist darüber bekannt? Vermutlich gibt es nicht viel Wissen dazu, aber bevor ich meine durchaus blühende Fantasie einsetze ;-), frage ich lieber nach.
 
Naja ganz so war es nicht. Dieser Eindruck, das Wikinger ihre Kinder töteten wenn diese schwächlich zur Welt kamen, enstand aus Filmen und zweitklassigen Romanen. Auch eine Wikinger Famlie liebte ihre Kinder und sorgten für sie. Gerade bei einem Abenteurroman für Kinder würde ich versuchen keinen falschen Eindruck zu vermitteln, dass Wikinger bestialische Eltern waren, die ihre Kinder misshandelten. Ein gute Romanvorlage könnten da dänsiche oder skandinavische Märchen sein. Am Besten einfach mal dannach googlen, da gibt es echn eine ganze Menge.

Ansonsten finde ich die Idee eines Wikingerkinderbuchs echt toll!

lg anni
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Nein, keine Sorge, ich wollte auch die Wikingereltern keineswegs als bestialisch oder so darstellen. Ich versuche nur authentisch zu sein. Und überlege einfach, was haben die gemacht? Wenn z.b. ein Mädchen lieber mit Waffen spielen wollte, statt der Mutter zu helfen ;-) Fernsehverbot gab es ja noch nicht *gg*

Ich such mal ein bisschen weiter. Da wird mir schon was einfallen.
 
Naja ganz so war es nicht. Dieser Eindruck, das Wikinger ihre Kinder töteten wenn diese schwächlich zur Welt kamen, enstand aus Filmen und zweitklassigen Romanen. Auch eine Wikinger Famlie liebte ihre Kinder und sorgten für sie.

Meine Erwähnung hat jetzt nichts mit Filmen oder Romanen zu tun, sondern mit Rechtsgeschichte.
 
Hier muss man natürlich erstmal unterscheiden, um was für eine Familie es sich überhaupt handelt. Ich gehe mal davon aus, dass Du sicher eine etwas wohlhabende Familie darstellen möchtest, vielleicht eine freie Bauernfamilie in einem Langhaus?

In armen Familien war es durchaus so, dass Kinder auch getötet wurden, wenn die Familie keine wirtschaftliche Grundlage mehr hatte, noch weitere Kinder aufzuziehen. Das hatte überhaupt nichts mit Kinderliebe oder modernen Vorstellungen von Eltern-Kind-Beziehung zu tun. Es waren ja nicht wie heute Wunschkinder. Es kam durchaus auch vor, dass bei Verarmung der Familie ein oder mehrere Kinder als Træl (Sklave) verkauft wurde. Trællekinder wiederum waren auf der untersten Stufe jeglicher Hierarchie. Sie mussten - ihrem Alter entsprechend - genauso hart arbeiten, wie die erwachsenen Trælle.

Also zurück zu einer etwas wohlhabenden Bauernfamilie. Schulen gab es nicht aber die Kinder lernten auch nicht alles bei ihren Eltern. Es war üblich, Kinder in andere Familien zu geben, damit sie dort Dinge lernten, die in der eigenen Familie nicht vermittelt werden konnten.

Die Kinder spielten auch aber viele Spiele hatten dennoch etwas mit dem Erlernen von Fertigkeiten zu tun, die sie im späteren Leben brauchen konnten.

Die Kindern wurden auch zu alltäglichen Arbeiten im Haushalt herangezogen, Wasser holen, auf Tiere aufpassen, Essen zubereiten, spinnen, nähen von Kleidungsstücken usw. aber auch sammeln von Früchten und Kräutern war üblich. Die schwere Arbeit auf den Feldern wurde aber von den Trælle und ihren Familien erledigt. Die größeren Jungs kämpften/rangen auch miteinander, um kräftig zu werden und sich auf ihr späteres Leben "außer Haus" vorzubereiten. Speere mit Lederspitzen wurden z.B. als Spielzeug gefunden. Jungen waren mit 16 Jahren mündig, Mädchen, wenn sie heirateten.

Einen wichtigen Bestandteil des Alltages der Kinder war auch die Vermittlung von Geschichten. Sie wurde immer und immer wieder erzählt und wenn die Kinder erwachsen waren und eine eigene Familie gründeten, wurden diese weitergegeben.

Die Wikinger waren übrigens durchaus sehr reinlich. Die Bezeichnung Lørdag (Samstag), geht auf den Waschtag zurück. In Gräbern wurden auch allerlei Gegenstände zur Körper- und Haarpflege gefunden, die darauf deuten, dass sie zum regelmäßigen Gebrauch für die gesamte Familie bestimmt waren.

Scheidungen waren bei den Wikingern auch an der Tagesordnung. Es gab also auch viele Scheidungskinder. Dazu erklärte die Frau dem Manne die Scheidung. In der Regel kehrten dann die Frauen mit den jüngeren Kindern in ihr Elternhaus zurück, die größeren Kinder blieben beim Vater. Es gab feste Regeln für Scheidungsgründe, z.B. wenn der Mann 3 Jahre lang seiner Frau nicht beiwohnte oder die Familie verarmte usw.

Ob und wie Kinder bestraft wurden, dazu weiß ich leider nichts.

Das nur mal ein paar lose Gedanken einfach aus dem Kopf gekramt, was mir noch so in Erinnerung ist. Hier in Dänemark gibt es etwas Literatur zu dem Thema Kinder in der Wikingerzeit aber ich weiß nicht, ob Du Dänisch oder eine andere nordische Sprache kannst? Man muss aber dazu sagen, sehr viel weiß man natürlich nicht, denn es gibt nur sehr wenig Überlieferungen oder Grabfunde in Bezug auf Kinder.

Hilsen fra Danmark
Hina
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort. Jedes kleine Steinchen hilft mir ein Stückchen weiter in meinem Puzzle.
Beim Schreiben später ist es übrigens sowieso so, dass man "einfach" die Dinge, die man nicht so genau weiß, weglässt. Also nur das schreibt, was man auch einigermaßen sicher weiß. Dadurch entsteht ein durchaus rundes Bild. Ich freue mich schon drauf.
Dänisch kann ich leide nicht, aber ich habe inzwischen auch jemanden gefunden, der mir da weiterhelfen kann.
 
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