Kirche und Forschung

ScreamingEagle

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Hallo,

Ich muss einen Vortrag über die Kirche im Mittelalter und wie sie zu den Forschung steht, also ob die Kirche die Forschung verpönt hat oder sie Akzeptiert hat, naja auf jedenfall ist das nicht so mein Fachgebiet. Also ich bitte euch um eure Hilfe.

Danke
 
Da kannst du dir die Reaktion der Kirche auf die Forscher des späten Mittelalters als Beispiel nehmen. Der prominenteste Vertreter ist in diesem Bereich mit Sicherheit Galileo Galilei. Du kannst dir ja bei Tante Wiki einen kleinen Überblick verschaffen.
Galileo Galilei ? Wikipedia

Es gab allerdings auch eigene Forschungsversuche der Kirche oder zumindest mit ihrer Billigung. Mir fällt da spontan Hildegard von Bingen oder der Jesuitenorden ein. Ich bin zwar kein Spezialist auf diesem Gebiet, hoffe aber dir wenigstens ein paar Ansätze geben zu können.
 
Das mittelalterliche Weltbild war tief von Kirche und Bibel geprägt. Gott wurde als der Erschaffer der Welt, der Natur und des Menschen angesehen und lenkte diese. Als Quelle der Erkenntnis war nur die Bibel erlaubt, das Studium weltlicher Dinge wurde als Sache des Teufels angesehen und war daher verboten. Deswegen war das Mittelalter gekennzeichnet durch eine allgemeine Stagnation, zum Teil gingen sogar wissenschaftliche Erkenntnisse der Antike wieder verloren. Wissenschaftlich-technischen Fortschritt oder gesellschaftliche Veränderungen gab es von wenigen Ausnahmen abgesehen nicht.
Erst im Spätmittelalter fand ein Umschwung statt. Die Kreuzzüge vertieften den Kontakt mit anderen Ländern. Die orientalischen Kulturen waren Europa wissenschaftlich weit überlegen, da sie sich bereits seit dem 7. Jh mit den aristotelischen Lehren beschäftigten. Die Europäer griffen dieses Wissen auf und begannen, die naturwissenschaftlichen Studien der Araber ins Lateinische zu übertragen.

Gegen 1240 lag schließlich der gesamte Aristoteles in Lateinisch vor. „Die Aristoteles-Rezeption und die Begegnung mit der arabischen Philosophie und Wissenschaft veränderten im Lauf des 13. Jahrhunderts das intellektuelle Leben des christlichen Westens“, da das Leben nun nicht mehr nur als unmittelbar göttlich gelenkt verstanden wurde, sondern zusätzlich als Ergebnis des eigenen Handelns und der Vernunft.
Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts war die Verfügung über die aristotelische Naturwissenschaft so weit fortgeschritten, dass Wissenschaft zum ersten Mal zu einer anerkannten Institution wurde. Großen Anteil an dieser Entwicklung hatte Thomas von Aquin, der größte und vor allem einflussreichste Theologe und Philosoph des Mittelalters und Vertreter der scholastischen Lehre. Mit ihm muss man sich besonders beschäftigen, wenn man verstehen will, welche Einflüsse die Philosophie und Theologie des Mittelalters sowohl auf die Wissenschaft, als auch auf die Wirtschaft hatten. Während die Kirche zuvor das gesamte Denken der Menschen beherrscht hatte, musste sie sich nun den neuen aufklärerischen Tendenzen anpassen. Es genügte nicht mehr, die Bibel nur nachzuerzählen, sondern Gott sollte bewiesen, also mit Argumenten begründet werden.
Erst durch das neue Wissenschaftsverständnis des Spätmittelalters wurden Erfindungen hervorgebracht, die Einfluss auf das gesamte gesellschaftliche Leben hatten. An die Stelle der Kloster- und Domschulen traten nun zunehmend die Universitäten. Die einflussreichste Erfindung ist wohl die es Buchdruckes im 15. Jahrhundert, durch den das Wissen sich plötzlich beinahe ungehemmt ausbreiten konnte und viel mehr Menschen zugänglich wurde.

http://www.lehnswesen.de/page/html_wissenschaft.html
http://www.geschichtsforum.de/f51/wissenschaft-im-mittelalter-4353/
 
@urvo: Die einflussreichste Erfindung ist wohl die es Buchdruckes im 15. Jahrhundert, durch den das Wissen sich plötzlich beinahe ungehemmtausbreiten konnte und viel mehr Menschen zugänglich wurde.
Wobei dennoch angemerkt sei, dass die breite Masse damals aus Analphabeten bestand.
 
Das stimmt, es waren überwiegend Analphabeten.
Schätzung: Ausgang des 15. Jhs.: Gesamtbevölkerung Deutschland = 13 Millionen, davon 1,5 Millionen Städter, davon 75'000 Oberschicht und damit Leserpublikum = 5% Stadtbevölkerung oder 1% der Gesamtbevölkerung. Es ist anzunehmen, dass auch aufgrund der Preise diese Bücher den vermögenderen Schichten vorbehalten blieb.
Dennoch, im Spätmittelalter gibt es in Städten auch Unterricht in der Umgangssprache - in der Schweiz wird nicht selten unterschieden zwischen der lateinischen und der deutschen Schule. In Lübeck ging die Kaufmannschaft z.B. schon im 13. Jh. zur Schriftlichkeit über. Im allgemeinen ist das sonst allerdings eher für das 15. Jh. belegt. Seit der Mitte des 13. Jhs. bestanden auch in den kleinsten Städten Schulen für den Elementarunterricht der Laien. In Florenz besuchte im 14. Jh. jedes 2. Kind die Schule. Auf dem Land allerdings können die Laien überhaupt nicht lesen. In den Städten war nicht zuletzt der im Spätmittelalter wichtige ( Fern-)Handel Anreiz, im Bürgertum Lesen und Rechnen zu lernen.
Vor allem die volkssprachliche geistliche Literatur ist für Frauen gedichtet worden. Sicher konnten weltliche Frauen häufiger als ihre Männer lesen. Und natürlich weisen die Schwesternkonvente im Spätmittelalter einen sehr hohen Bildungsstand auf.
 
Für einen Vortrag in der Schule mag es nicht schwerwiegend sein, wenn einige Dinge diesbezüglich vereinfacht werden, aber ich muß dazu dennoch einige Anmerkungen loswerden...





Hierzu nur die Anmerkung, daß die genannten Herren allesamt nicht mehr ins Mittelalter, sondern bereits in die Frühe Neuzeit gehören...



Als Quelle der Erkenntnis war nur die Bibel erlaubt, das Studium weltlicher Dinge wurde als Sache des Teufels angesehen und war daher verboten. Deswegen war das Mittelalter gekennzeichnet durch eine allgemeine Stagnation, zum Teil gingen sogar wissenschaftliche Erkenntnisse der Antike wieder verloren. Wissenschaftlich-technischen Fortschritt oder gesellschaftliche Veränderungen gab es von wenigen Ausnahmen abgesehen nicht.
Erst im Spätmittelalter fand ein Umschwung statt. Die Kreuzzüge vertieften den Kontakt mit anderen Ländern. Die orientalischen Kulturen waren Europa wissenschaftlich weit überlegen, da sie sich bereits seit dem 7. Jh mit den aristotelischen Lehren beschäftigten. Die Europäer griffen dieses Wissen auf und begannen, die naturwissenschaftlichen Studien der Araber ins Lateinische zu übertragen.
Gegen 1240 lag schließlich der gesamte Aristoteles in Lateinisch vor. „Die Aristoteles-Rezeption und die Begegnung mit der arabischen Philosophie und Wissenschaft veränderten im Lauf des 13. Jahrhunderts das intellektuelle Leben des christlichen Westens“, da das Leben nun nicht mehr nur als unmittelbar göttlich gelenkt verstanden wurde, sondern zusätzlich als Ergebnis des eigenen Handelns und der Vernunft.
Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts war die Verfügung über die aristotelische Naturwissenschaft so weit fortgeschritten, dass Wissenschaft zum ersten Mal zu einer anerkannten Institution wurde. Großen Anteil an dieser Entwicklung hatte Thomas von Aquin, der größte und vor allem einflussreichste Theologe und Philosoph des Mittelalters und Vertreter der scholastischen Lehre. Mit ihm muss man sich besonders beschäftigen, wenn man verstehen will, welche Einflüsse die Philosophie und Theologie des Mittelalters sowohl auf die Wissenschaft, als auch auf die Wirtschaft hatten. Während die Kirche zuvor das gesamte Denken der Menschen beherrscht hatte, musste sie sich nun den neuen aufklärerischen Tendenzen anpassen. Es genügte nicht mehr, die Bibel nur nachzuerzählen, sondern Gott sollte bewiesen, also mit Argumenten begründet werden.
Erst durch das neue Wissenschaftsverständnis des Spätmittelalters wurden Erfindungen hervorgebracht, die Einfluss auf das gesamte gesellschaftliche Leben hatten. An die Stelle der Kloster- und Domschulen traten nun zunehmend die Universitäten. Die einflussreichste Erfindung ist wohl die es Buchdruckes im 15. Jahrhundert, durch den das Wissen sich plötzlich beinahe ungehemmt ausbreiten konnte und viel mehr Menschen zugänglich wurde.
Das ist weitaus differenzierter zu betrachten als im zitierten Text ausgeführt; dazu am besten einmal die folgenden Threads ganz lesen (lang, aber lohnt sich an mehreren Stellen):
http://www.geschichtsforum.de/f77/diskussion-um-das-vorurteil-dunkles-mittelalter-18167/
http://www.geschichtsforum.de/f36/wir-den-arabern-verdanken-521/
Auch interessant dazu:
http://www.geschichtsforum.de/f4/ist-die-erde-eine-scheibe-343/



Im verlinkten Forumsthread ist der Einwand von Fingalo bzgl. des ersten zitierten Links zudem unbedingt zu berücksichtigen...
 
Ich will kein neues Thema aufmachen.
Ich gucke gerade "Von Ketzern und Mönchen", das interessante kommt ja eh nur Nachts auf Phönix.

Meine Frage.
Welche Bedeutung hatte die Tonsur bei Mönchen?
Aus Wiki ist das nicht eindeutig herrauszulesen.

Die ursprüngliche Bedeutung der Tonsur ist nicht völlig geklärt. Büßende ließen sich schon früh das Haupt ganz kahl scheren. Insofern lässt sich die Tonsur als Zeichen der gänzlichen Hinwendung zu Gott im geweihten Leben deuten. Eine entgegengesetzte Position lässt sich im orthodoxen Judentum erkennen, das Angehörigen der Priesterschaft Aarons jegliche Kopfhaarentfernung verbietet.
Eine mögliche religiöse Erklärung geht in Richtung einer symbolischen Öffnung des Schädels (Trepanation). Dadurch könnten z. B. eingedrungene Dämonen besser entweichen oder positive Geistwesen von den betroffenen Personen besser Besitz ergreifen.
Tonsur ? Wikipedia
 
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Ich will kein neues Thema aufmachen.
Ich gucke gerade "Von Ketzern und Mönchen", das interessante kommt ja eh nur Nachts auf Phönix.

Meine Frage.
Welche Bedeutung hatte die Tonsur?
Aus Wiki ist das nicht eindeutig herrauszulesen...

Mit "Kirche und Forschung" hat es tatsächlich nur am Rand zu tun - gerade einmal, weil es sich bei Mönchen im Mittelalter meist auch um Gelehrte handelte -, aber ich möchte Dir dennoch Deine Frage beantworten...



Die Tonsur war ein äußeres Zeichen des Klerus, des 1. Standes (Betende); es gab übrigens für jeden gesellschaftlichen Stand während des europäischen Mittelalters diesbezügliche Vorschriften zur Haartracht - wiewohl diese sich in den Jahrhunderten mitunter wandelten.
Kleriker nahmen dabei eine Sonderstellung ein, denn ansonsten galt in etwa der Grundsatz "je niedriger der Stand, desto kürzer das Haar".

Zum Hintergrund aus dem Decretium Gratiani (um 1140):
Decretium Gratiani Cap. XII; deutsche Übersetzung schrieb:
... Von daher werden derartige Menschen Kleriker genannt, d.h. durch das Los erwählte. Alle hat nämlich Gott zu den Seinigen erwählt. Diese nämlich sind Herrscher, d.h. solche, die über sich und andere in Tugenden herrschen, und so in Gott Herrschaft haben. Und dies bezeichnet die Krone (Tonsur) auf ihrem Kopf. Diese Krone haben sie von der Anordnung der Römischen Kirche her zum Zeichen der Herrschaft, die in Christus erwartet wird. Das Scheren des Kopfes ist das Ablegen alles Zeitlichen. Jene nämlich sollen, zufrieden mit Nahrung und Kleidung und ohne Eigentum untereinander, alles gemeinsam haben...
Vgl. dazu Klerus Geistlicher Stand Mittelalter Decretum Gratiani Gleichheit vor Gott
 
Danke. Ich stelle mir eben immer Fragen bei den simpelsten Dingen.
Ich kanns ja nicht mehr ändern. Wie wäre es mit "Äussere Zeichen des Klerus?
 
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