Kleidung und Mode während der französischen Revolution

Was war mit den Sanscoulotten und so was? Wenn man die Sachen trug, die ihr mir gezeigt habt, wurde man meines (Schul)wissens nach enthauptet?
Tut mir leid, aber das war die Mode damals.

Du musst im übrigen diferenzieren, wann denn soviel enthauptet wurde und wer.
Die Schreckensherrschaft war 1793-1794. Dann wurde man auch sicherlich nicht wegen der Kleidung angeklagt, sondern weil man sich angeblich etwas zu Schulden kommen ließ und diejenigen, die angeklagt wurden, trugen nunmal "zufälligerweise" die Mode des Ancien Régime. Ansonsten wirst Du auch bei den Männern des Terreur in aller Regel die Mode des Ancien Régime sehen.
 
@mayo
Brissotin hat vollkommen recht. Dazu ist zu sagen, dass man auch als Adliger oder Großbürger nicht enthauptet wurde, weil man die falsche Kleidung trug, sondern allenfalls weil man der "falschen" Gesellschaftsschicht angehörte oder die "falsche" Ideologie nach aussen trug.

Wenn ein Aristokrat verschont wurde, dann nicht weil er statt Kniebundhosen lange Hosen trug, sondern weil das neue Regime spontan keinen Sinn darin sah, ihn zu töten.

Wir haben an anderer Stelle ja schon darüber diskutiert, dass die langen, schmalen Hosen ja nicht per se nur Zeichen der Revolution oder eines Revolutionärs ware, sondern z.B. gerade von den englischen Dandys und jungen Aristokraten bevorzugt wurden. Ich glaube kaum, dass ein gestylter und versnobter englischer Dandy sich ausgerechnet die Hosen der Revolution als Nonplusultra oder modisches Vorbild ausgeguckt hätte, zumal man über die Enthauptungen der Königsfamilie über die Maßen entsetzt und schockiert war.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch haben lange Hosen nicht direkt was mit den Pantalons der Sansculottes zu tun, sondern waren eben auch beim Militär schon viel früher als Überhosen und Ähnliches verbreitet. Uniformlook war damals eben auch bisweilen sehr beliebt (Zierat mit den Verschnürungen wie bei Husaren z.B. auf Röcken und Hosen während des Empire).:winke:
 
Dann fallen mir zu Brissotins Stichpunkt Kleidermärkte noch diverse Reiseberichte der Zeit ein, in denen durchaus nicht nur deutsche Journalisten, Schriftsteller etc. bemängeln, man könne in London die Magd nicht von der Herrin unterscheiden, denn auch in England war es üblich das weibliche Personal wie Gouvernanten, Kindermädchen etc. mit abgelegter Kleidung der Herrschaft zu beglücken, die in dritter reihe auf dem Markt landete.

Schließlich wollte man auch als Tourist schon äusserlich sehen, ob es Sinn machte einer "Dame" den Hof zu machen oder nicht. :winke:

Frauen putzen sich halt gern auf, das heisst jede Frau wäre stolz gewesen das Ballkleid einer Herzogin tragen zu dürfen/können.

Im Gegenteil, das Interesse des neuen, erstarkten Bügertums war es ja unter anderem an die Spitze der Gesellschaft gelangen zu können, wozu eben auch gewisse Statussymbole gehörten. Auch die französischen Bürger strebten nicht wirklich alle nach absoluter Gleichheit, das war mehr eine Phrase, sondern pflegten ihre feinen Unterschiede.

Nachtrag:
Übrigens eröffnete 1858 ein Engländer in Paris das erste Modehaus und galt als Erfinder der Haute Couture, der erlesenen (und teuren!) Mode für den feinen Geschmack, womit auserwählte Kleidung nicht mehr Einzelstück war, sondern entsprechende Stoff- und Schnittmuster weltweit zugängig wurden und veräussert wurden. Von der persönlichen/privaten Handarbeit zur weitläufigeren Konfektion, die sich allerdings als Kunst verstand und nicht als Allerweltsware.
http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Frederick_Worth
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben