Schini schrieb:
Nachdem Napoleons Truppen in allen drei Kolaitionskriegen und 1809 in Österreich einmarschiert waren, kann man der österreichischen Staatsführung nicht vorwerfen, wenn sie Marie Louise als Bauernopfer nach Paris verschifften. Napoleon war doch stark an einer Braut aus edelstem Geblüt interessiert, die ihm Kinder gebären konnte. Andererseits verachteten die Habsburger und wohl viele andere Adelige den Emporkömmling aus Korsika... heute schwer verständlich, aber aus der Perspektive des "Erzhauses" sonnenklar. Deshalb der schnelle Seitenwechsel (Es kann nicht sein, was nicht sein darf).
Tja, und ob nicht ein gewisser innerer und äußerer Zwang (hohe Staatsschulden) daran schuld war, dass man mit Napoleon mußte, würde ich nicht bezweifeln. Das allein auf Metternich abzuladen würde ihm zu viel der Ehre tun, es gab zu seiner Zeit auch noch andere am Hof, die ihn oder seine Politk unterstützten. Ich will dem alten Weiberer nicht zuviel des Guten tun, und er war sicherlich von hoher Bedeutung, aber "Schattenkaiser" halte ich für ein bißchen zu hoch gegriffen. Bei dem Hof...
Mich wunderts nur, dass es ausgerechnet Marie Louise war, wo sie doch der Liebling von Kaiser Franz war. Was den Emporkömmling betrifft, war es Franz höchstpersönlich, der sich darum gekümmert hat, dass seinem Zukünftigen Schwiegersohn ein anständiger Stammbaum "zusammengesucht" wurde. (Napoleon stammt vom kleinen Landadel Italiens ab; einer seiner Stammväter war ein Ritter Odo, der unter Brabarossa gedient hat).
Die Staatsschulden Österreichs möchte ich auch gar nicht anzweifeln, die stellten mit Sicherheit einen Grund dar, der eine Erwägung einer Verbindung mit Napoleon möglich gemacht haben. Allerdings hat N. quasi gleichzeitig mit dem Antrag eingeräumt, dass es von ihm keine wirtschaftliche Unterstützung gibt, er die im Gegenzug aber auch nicht von den Habsburgern erwartet (sehr gnädig, oder
). Zudem hatte er eine (persönliche) enge Verbindung zum Haus Bonaparte, da er (ich sags mal ganz lapidar) mal was mit einer von Napoleons Schwestern am Laufen hatte und seitdem der Kontakt zwischen Metternich und den Bonaparte-Damen nie ganz abgebrochen ist (bis '14).
Andererseits hatte Metternich ebenfalls persönliche Gründe für den Seitenwechsel:
Die Metternichs stammen ursprünglich aus Koblenz. 94 haben aber französische Truppen die linksrheinischen Gebiete besetzt, die Metternichs enteignet und ihre "gebundenen" Bauern befreit. Metternich setzte die frz. Expansion unter Napoleon aber mit dem Jakobinertum gleich, durch welches seine Familie enteignet wurde:
"Robespierre ,der Krieg gegen die Adelshäuser führte, Napoleon der Krieg gegen Europa führt..., es ist die gleiche Gefahr in größerem Maßstab." (in C. Metternich, Memoiren)
Also ich würds dem Fürsten schon zu trauen, dass er da nicht nur ein unbedeutendes Stimmchen bei Hofe war.