Laut dieser Seite, gibt eine Entwicklung von der Aufklärung zu der Terreur.
Entweder da steht Unsinn, was ich zunächst nicht unterstellen möchte, oder es ist falsch oder grob verzerrend zitiert worden. Oder die Darstellung folgt bestimmten politischen Reflexen, zu denen ich weiter unten noch etwas schreibe.
Greift man sich "beliebige" konservative Historiker heraus, wie Furet und Richet, und befragt sie zu ihrer Haltung zu diesem Thema, dann ergibt sich eine m.E. angemessene Interpretation der Sichtweise. Eine Sichtweise die konsistent ist mit der machiavellistischen Interpretation.
Die Französische Revolution - François Furet, Denis Richet - Google Books
Im Kapitel "Die Zeit der Not" (S. 230ff) setzen sie sich mit dem kollektiven intentionalen Handeln der "Revolutionäre" (als vereinfachender Begriff für eine sehr heterogene Gruppe von Individuen mit ähnlichen und divergierenden Zielsetzungen) auseinander. Vereinfacht kommen sie zu folgenden Aussagen:
1. Der "la Terreur" ist aus ihrer Sicht keine geplante Handlung gewesen, die einer kollektiven Intentionalität gefolgt ist und somit spontan erfolgte.
2. In Anlehnung an Soboul sehen sie die Entstehung der Schreckensherrschaft in den Initiativen der Bevölkerung von Paris. Es ist der "Druck der Straße" der die Radikalisierung vorantrieb und die Sanculotten und natürlich auch ihre selbsternannten Sprachführer in das eigentliche revolutionäre Zentrum gerückt hat.
3. Sie sprechen den "Männern von 1793" zudem ab, weitblickende politische Planer gewesen zu sein und ziehen Saint-Just als Beispiel heran.
4. Die Stärke der "Bergpartei" sehen sie im geschickten Taktieren und nicht in der Orientierung an theoretischen Vorgaben zur Entwicklung der Demokratie. Es waren Praktiker der Macht, die sich am Überleben orientierten, auch indem sie politische Widersacher eliminierten.
5. Den Pariser Sansculotten bescheinigen sie, in Anlehnung an Guerin, dass sie kein ideologisch begründetes kollektive Bewußsein hatten, sondern die materielle Not die Kohärenz und den Zusammenhalt dieses wichtigen Akteurs in Paris geschaffen hat.
Soweit die ernüchternde Sichtweise auf den Einfluss der "Aufklärung" als philosophisches Projekt auf die radikalste Phase der FR.
Und einer der wenigen französichen Aufklärer, die aktiv an der FR teilnahm und auch entsprechende Pläne für die Umgestaltung der französischen Gesellschaft formulierte, war Condorcet.
Und er schrieb am 26.11.1791 in der "Chronique de Paris", dass das Vernünftige nicht die Sache der Diktatur sei, da die Vernunft nicht dekretiert werden kann! Die Vernunft ist nicht mit der Majestät einer Gottheit umkleidet, sie ist vielmehr vertrauter Umgang für jeden Menschen. Sie Bedarf absolut keiner Kulte und auch keiner Opfer, also zwei Aspekte, die direkt gegen die späteren Praktiken gewand werden können und einen Anti-Entwurf zur Schreckensherrschaft darstellen! Diskussion und Beschluss geben dem Gesetz seine wahre Autorität und in einer Gesellschaft, in der Individuen frei und gleichberechtigt sind, darf erwartet werden dass die Wahrheit der Gesetzgeber ist.
In diesem Sinne ist der Geist der Aufklärung absolut unvereinbar mit dem Morden im Rahmen des "la Terreur". Der Bürgerkrieg gehorchte (vgl. beispielsweise Tilly zum Vendee) den Gesetzen eines Bürgerkriegs und ebenso die Kriegserklärung an die umgebenden Monarchien (vgl. Walt zum Zusammenhang zwischen Revolution und Krieg).
http://books.google.de/books?id=loQ...a=X&ei=nGpQUq6yIqHK0AWJqYCACA&ved=0CDwQ6AEwAQ
http://books.google.de/books?id=Aeo...A#v=onepage&q=walt revolution and war&f=false
Und jetzt wäre ich doch gespannt, welche relevanten Aufklärer angeblich als mentale Wegbereiter der "la Terreur", empirisch und analytisch plausibel argumentiert, herhalten sollen.
Ergänzend sei auf den Einfluss der Aufklärung auf die Rechtsauffassung und die mittelalterliche brutale Art der Bestrafung hingewiesen (vgl. u.a. Beitrag auf Wiki). Um deutlich zu machen, dass es einen nachhaltigen Einfluss der Aufklärung auf das Verständnis von Rechtsnormen gab!
Aufklärung ? Wikipedia
Das es daneben eine politisch motivierte konservative Interpretation gibt, die in der Aufklärung die Blaupause - als "Branstifter" - für gesellschaftliche Veränderungen sehen möchte und diese Veränderungen entschieden ablehnt, ist sicherlich auch korrekt. Dass dabei ein roter Faden (nette Methaper=)) von der FR zur RR und zum mörderischen Treiben von Stalin gesponnen wird, ist wohl auch als ein Teil der Mythenbildung im Rahmen des Kalten Krieges anzusehen.
Dass darüber hinaus das Projekt der Aufklärung langfristig einem dialektischen Prozess der Selbstdestruktion unterlag, wurde im Rahmen der "Dialektik der Aufklarung" von Horkheimer und Adorno thematisiert. Ist aber eine andere Baustelle, aber verweist auf den realen Prozess, dem die Aufklärung real unterlag und in diesem Bereich findet der eigentlich Diskurs statt (vgl. beispielsweise auch dazu: Habermas: Der philosophische Diskurs der Moderne).