Kreuzzüge aus der Sicht der Muslime

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Hallo liebes Forum!

Also, ich habe mich freiwillig zu dem Referatsthema gemeldet, alelrdings hätte ich nicht gedacht, dass ich so wenig Kompaktes im Internet dazu finden würde.

Ich war in der Amerikanischen Gedenkbibliothek und fand das Buch "Die kreuzzüge aus der Sicht der Araber"- Allerdings umfasst es über 300 Seiten und liest sich eher wie ein Krimi, als wie ein Sachtext...

Ich traue mich nicht das Referat zurückzunehmen und muss es eigentlich auch halten. An guten Seiten habe ich nur die hier gefunden:

http://209.85.129.104/search?q=cach...er+Sicht+der+Araber"&hl=de&gl=de&ct=clnk&cd=9

http://209.85.129.104/search?q=cach...r+Sicht+der+Araber"&hl=de&gl=de&ct=clnk&cd=65

Habt ihr Vorschläge, oder Texten aus Büchern oder gute Internetadressen, buchtipps, oder habt ihr selber euch mal mit dem Thema befasst und könnt mir etwas darüber erzählen, oder habt ihr eigene Texte zu dem Thema??

Ich bin Euch wirklich sehr dankbar, denn das Referat muss ich schon an diesem Mittwoch halten..

Danke schonmal,
Jessy
 
Was meinst du damit?? Ich meine, ein Referat besteht nicht nur aus Quellen und ich muss eben NUR(!) aus muslimischer Sicht die kreuzzüge erklären,

Jeassy
 
Und die muslimische Sicht findest Du eben in den muslimischen Quellen. Die hat Francesco Gabrieli vor dreissig Jahren gesammelt und ins Italienische übersetzt. Seitdem wurden sie auch ins Englische, Französische und Deutsche übersetzt. Und wenn ich mich nicht irre, sind sie nicht unkommentiert. Ansonsten wirst Du noch die ein oder andere Gesamtdarstellung finden, nach der Du die u.U. etwas einseitigen (Usama ibn Mundiqh zähle ich allerdings nicht unter einseitig!) Darstellungen in Beziehung zur Realität setzen kannst. Amin Maalouf hat auch noch ein Buch zum Thema herausgegeben, das kenne ich aber nicht so gut.
 
bitte gebt mir doch einen tipp für mein referat, ..ich schaff das alles nich bis mittwoch, habt ihr ein paar internetadressen, oder suchtipps?? thnx...
 
Versteh das jetzt bitte nicht falsch, aber Leute haben schon Referate geschrieben, ehe es das Internet und schön komprimierte Texte zum Runterladen gab. Nicht, daß ich Dir unterstellen will, daß Du es Dir einfach machen willst, durchaus nicht.
Damals hat man sich Bücher und/oder Fachartikel gesucht, diese gelesen und daraus was abgeleitet.
Gabrielis Buch oder das von Maalouf behandeln exakt Dein Thema.
Hast Du eine Universitätsbibliothek in der Nähe? Die sollten frei zugänglich und gut sortiert sein.

Du könntest Dir doch zB aus einem "westlichen" Kreuzzugsbuch (zB Regine Pernoud "Die Kreuzzüge in Augenzeugenberichten" im direkten Gegensatz zu Gabrieli) eine bestimmte Begebenheit heraussuchen, eine Schlacht und die dortige Schilderung der bei Gabrieli gegenüberstellen und schauen, wo die Unterschiede liegen in der Darstellung.
zB schon die Namen, ein Richard Löwenherz wird zu "Malik Rik" und ein Salah ed Din umgekehrt zu Saladin.
 
Hi Leute,
passend zum Threadtitel und zum Jubiläum meines 700. Post was Feines:


Die Erlebnisse des syrischen Ritters Usama Ibn-Munqid : Unterhaltsames und Belehrendes aus der Zeit der Kreuzzüge / [Usama Ibn-Munqid. Aus d. Arab. übers. u. hrsg. von Holger Preissler]

http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=238272&postcount=4


"Gott mache sie hässlich ! ;)

Die seltsamen Sitten der Franken

Preis dem Schöpfer aller Dinge ! Wenn jemand von den
Franken berichtet, kann er nur Gott den Erhabenen
preisen und segnen, denn er sieht in ihnen Tiere, die
nur die Tugend der Tapferkeit und des Kampfes kennen,
wie auch Tiere, die die Tugend der Kraft und des
Duldens haben. Ich werde einiges von ihrem Tun und
ihrem seltsamen Verstand erzählen.
Im Heer des Königs Fulk ibn Fulk (Fulko V.) war ein
angesehener fränkischer Ritter, der gerade erst aus seinem
Land gekommen war, um die Pilgerfahrt durchzuführen
und dann zurückzukehren. Er war mir vertraut
und wurde mein Gefährte, so daß er mich ›Bruder‹
nannte. Zwischen uns bestanden Liebe und Freundschaft
. Als er sich über das Meer in sein Land begeben
wollte, sagte er zu mir : »Mein Bruder ! Ich ziehe in mein
Land zurück. Ich möchte, daß du deinen Sohn (mein
Sohn, der damals vierzehn Jahre alt war, war nämlich
bei mir) mit mir in mein Land schickst, damit er die Ritter
sieht und Verstand und Ritterlichkeit erlernt. Wenn
er dann zurückkehrt, wird er das Muster eines verständigen
Mannes sein.«
Mein Ohr erreichten da Worte, wie sie aus dem Kopf
eines Verständigen nicht kommen können. Wenn näm-
lich mein Sohn gefangengenommen würde, könnte ihm
die Gefangenschaft nichts Schlimmeres bringen, als in
das Land der Franken gebracht zu werden. Ich antwortete
also : »Bei deinem Leben ! Genau das habe ich im
Sinn gehabt. Doch ein Hindernis sehe ich darin, daß
seine Großmutter ihn so liebt und ihn selbst mit mir
nicht ziehen läßt, ohne mir den Eid abverlangt zu haben,
daß ich ihn zurückbringe.«
»Und deine Mutter lebt noch ?«
»Ja !«
»Dann darfst du ihr nicht zuwiderhandeln !«
Ihre Heilkunst ist gar seltsam. Das zeigt die folgende
Geschichte :
Der Herr von al-Munaitira (im nördlichen Libanon)
schrieb an meinen Onkel und bat ihn, einen Arzt zu
schicken, der einige kranke Gefährten von ihm heilen
sollte. Mein Onkel schickte ihm einen christlichen Arzt
namens T- ābit. Zehn Tage war dieser T- ābit fort. Dann
kehrte er zurück. Wir fragten ihn : »Wie hast du die Kranken
nur so schnell heilen können ?« Da erzählte T- ābit :
Man brachte mir einen Ritter, an dessen Fuß ein Geschwür
aufgegangen war, und eine Frau, die an Austrocknung
litt. Ich machte dem Ritter einen Breiumschlag,
so daß sich das Geschwür öffnete und er geheilt
wurde. Der Frau verordnete ich eine Diät und machte
ihr Temperament feucht.
Da kam ein fränkischer Arzt und sprach zu ihnen :
»Der da kann sie nicht heilen !« Den Ritter fragte er :
»Was ist dir lieber : mit einem Bein zu leben oder mit
zwei Beinen zu sterben ?«
»Ich möchte lieber mit einem Bein leben«, antwortete
jener.
»Dann bringt mir einen starken Ritter und ein scharfes
Beil !« befahl der Frankenarzt. Ritter und Beil wurden
geholt. Ich war anwesend. Der Arzt legte das Bein
des Ritters auf einen Hackklotz und gebot dem Ritter,
es mit einem Schlag abzuhauen. Ich sah, wie er zuschlug.
Doch wurde der Fuß nicht mit einem einzigen
Schlag abgetrennt. Der Ritter schlug also noch einmal
zu. Da floß das Knochenmark heraus, und der kranke
Ritter starb auf der Stelle. :rofl:
Danach schaute sich jener Arzt die Frau an. »Diese
Frau hat einen Teufel im Kopf, der sie liebt. Schneidet
ihr Haar ab !« Sie taten es. Die Frau aber aß wieder ihre
üblichen Speisen mit viel Knoblauch und Senf. So nahm
ihre Austrocknung zu. Der Arzt meinte nun : »Der Teufel
steckt in ihrem Kopf !« Er nahm ein Rasiermesser,
schnitt in ihren Kopf ein Kreuz ein und zog dort die
Haut ab, so daß der Schädelknochen zutage trat. Dann
rieb er ihn mit Salz ein. Die Frau starb sofort. :rofl:
Da fragte ich diese Franken, ob sie mich noch brauchten.
Sie verneinten. Nachdem ich von ihrer Heilkunst
etwas gesehen hatte, was mir vorher unbekannt gewesen
war, kehrte ich zurück.
Ich sah von ihrer Heilkunst aber auch das Gegenteil.
Der König von Jerusalem hatte unter seinen Rittern
einen Schatzmeister namens Barnâd (Bernhard) – Gott
verfluche ihn. Einmal trat ihn ein Pferd ans Bein. Sein
Bein begann daraufhin zu eitern und war an vierzehn
verschiedenen Stellen offen. Jedesmal wenn sich eine
Stelle geschlossen hatte, öffnete sich eine andere. Ich
aber wünschte sein Verderben. Da kam ein fränkischer
Arzt zu ihm. Er beseitigte die bisher gebrauchten Salben
und begann, alles mit saurem Essig zu waschen. Da
schloß sich die Wunde, der Ritter gesundete und war
wieder wie ein Teufel.
Zu den Seltsamkeiten ihrer Heilkunst gehört auch
folgendes :
Bei uns in Šaizar war ein Handwerker namens Abū l-
Fath, der einen Jungen hatte, dessen Hals von Skrofulöse
befallen war. Jedesmal wenn sich eine Stelle schloß,
öffnete sich eine andere wieder. Abū l-Fath kam wegen
einer Arbeit mit seinem Sohn nach Antţākiya. Da sah
ihn ein Franke und fragte nach dem Jungen. »Es ist
mein Sohn«, antwortete der Handwerker. Darauf meinte
der Franke : »Schwör mir bei deinem Glauben, daß
du von keinem, den du danach behandelst, ein Honorar
nimmst, wenn ich dir eine Arznei verschreibe, die
ihn heilt. Nur in diesem Falle verschreibe ich dir eine
Arznei, die deinen Sohn heilt !«
Abū l-Fath leistete den Schwur, und der Franke sprach
zu ihm : »Nimm ungestoßene Pottasche, brenne sie und
weiche sie in Öl und sauren Essig ein ! Gib ihm diese
Mischung, damit sie alles wegnimmt ! Dann nimm geschmolzenes
Blei und mische es mit Butter ! Dann gib
es ihm, und er wird geheilt werden !«
Abū l-Fath gab alles seinem Sohn, und der wurde gesund.
Die Wunde schloß sich. Er war wieder so munter
wie vordem.
Jeder, der in den fränkischen Gebieten noch neu ist,
hat rohere Sitten als jene, die sich schon an das Land
gewöhnt haben und die mit den Muslims zusammenleben.
Von der Sittenroheit der Franken – Gott mache
sie häßlich – zeugt folgende Geschichte :
Als ich Jerusalem besuchte, war ich oft in der al-Aqşā-
Moschee, neben der eine kleine Moschee liegt, die die
Franken in eine Kirche umgewandelt hatten. Wenn ich
die al-Aqşā-Moschee betrat, in der sich meine Freunde,
die Tempelritter, befanden, ließen sie mich in jener kleinen
Moschee allein, damit ich dort beten konnte. Eines
Tages ging ich wieder dorthin, sprach ›Gott ist groß‹
und stellte mich zum Gebet auf. Da fiel einer der Franken
über mich her, packte mich und drehte mein Gesicht
nach Osten. »So mußt du beten !« sprach er. Gleich
eilte eine Gruppe Tempelritter zu ihm, nahm ihn und
führte ihn von mir weg. Ich widmete mich wieder dem
Gebet. Doch der Franke überrumpelte die Tempelritter,
fiel noch einmal über mich her und drehte mein
Gesicht wieder nach Osten. »So mußt du beten !« rief
er. Die Templer kamen zurück und holten ihn hinaus.
Dann entschuldigten sie sich bei mir : »Er ist noch fremd.
Erst dieser Tage ist er aus dem Frankenland angekommen.
Er hat noch nie jemand gesehen, der nicht nach
Osten gewendet betet !« :)
»Ich habe genug gebetet !« meinte ich und ging hinaus.
Ich war von jenem Teufelskerl überrascht ! Seine Gesichtsfarbe
hatte sich verändert, und er erschrak, als er
sah, wie ich das Gebet, nach Mekka gerichtet, vollzog.
Einmal sah ich, wie ein Franke zum seligen Emir
Mu‘īn ad-Dîn kam, als er gerade im Felsendom (in Jerusalem)
weilte. Er fragte den Emir : »Willst du Gott als
Knaben sehen ?« Der Emir bejahte. Der Franke ging vor
mir her, bis er uns das Bild von Maria und dem Messias
– Heil ihm – als Knaben in ihrem Schoß zeigte. »Das ist
Gott als Kind !« meinte der Franke.
Hocherhaben ist Gott über das, was die Ungläubigen
da sagen !
Die Franken kennen weder Ehrgefühl noch Eifersucht.
Ein Mann kann bei ihnen mit seiner Frau auf der Straße
gehen. Ein anderer kann kommen, die Frau beiseite
nehmen und sich mit ihr allein unterhalten, während der
Ehemann dabeisteht und darauf wartet, daß sie ihr Gespräch
beendet. Wenn es ihm aber zu lange dauert, läßt
er sie mit dem anderen allein und geht seiner Wege.
Ich habe auch folgendes erlebt :
Als ich einmal nach Nābulus (in Palästina) kam, stieg
ich im Haus eines Mannes namens Mu‘izz ab. Sein Anwesen
war die Herberge der Muslims, und sie hatte Fenster,
die sich auf die Straße öffneten. Auf der anderen
Straßenseite stand das Haus eines Franken, der für die
Händler Wein verkaufte. So nahm er eine Flasche Wein
in die Hand und rief laut : »Der Händler Soundso hat ein
ganzes Faß von diesem Wein geöffnet. Wer etwas davon
will, gehe dorthin !« Als Lohn für das Ausrufen erhielt
der Franke dann den Wein, der in der Flasche war.
Eines Tages kam er nach Hause und fand einen Mann
bei seiner Frau im Bett.
»Was hat dich denn zu meiner Frau geführt ?« fragte
er den Fremden.
»Ich war so müde. Deshalb bin ich eingetreten, um
mich etwas auszuruhen !«
»Und wie bist du in mein Bett gekommen ?«
»Ich fand das Bett gemacht vor und legte mich schlafen.
«
»Und meine Frau hat mit dir geschlafen ?«
»Das Bett gehört ihr doch. Wie konnte ich sie daran
hindern, sich in ihr Bett zu legen ?«
»Bei meinem Glauben ! Wenn du das noch einmal
tust, gibt es Streit zwischen uns !«
So sehen Mißbilligung und höchste Eifersucht bei
den Franken aus. :rofl:

"

Höchst amüsant und aufschlußreich... ;)
Viel Spass, LG, lynxxx
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Leute,
passend zum Threadtitel und zum Jubiläum meines 700. Post was Feines:


Die Erlebnisse des syrischen Ritters Usama Ibn-Munqid : Unterhaltsames und Belehrendes aus der Zeit der Kreuzzüge / [Usama Ibn-Munqid. Aus d. Arab. übers. u. hrsg. von Holger Preissler]

Warum hast Du nicht die Episode des Badewärters Salim gebracht? Die ist mindestens genauso gut... :pfeif:
http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=74115&postcount=13

Höchst amüsant und aufschlußreich... ;)

Spaß beiseite: man muß auch diese Geschichten aus den Lebenserinnerungen des arabischen Herren Usama Ibn-Mundiq natürlich im Kontext der Zeit sehen.
Seine Aufzeichnungen sind vor allem ein interessantes Zeugnis der Geschichte und widerspiegeln sehr erhellend die Probleme, welche sich aus dem Miteinander und Gegeneinander der Angehörigen verschiedener Kulturen in Palästina und Syrien während der Zeit der Kreuzzüge ergaben.
 
Hierzu ein Literaturtipp:



Usama Ibn Munqidh: Ein Leben im Kampf gegen Kreuzritterheere. Lenningen 2004.

die Memoiren eines arabischen Adeligen am anfang des 11. Jhds. Sehr interssant zu lesen!
Hat jemand von euch was ähnliches, würde mich da gerne noch ein bischen weiterbilden.:D
 
Usama lebte im 12. Jahrhundert, darüber hinaus wurde er bereits mehrfach erwähnt. Außerdem sind seine Erzählungen mehr oder weniger einzigartig und daher nicht repräsentativ.
Ähnliche Erzählungen gibt es auch nur ganz selten. Hin und wieder findet sich eine Anekdote bei Ibn al-Athir oder Ibn Shaddad, deren für die Kreuzzüge relevanten Werke sind in der Reihe: Crusades texts in translation erschienen. Auch interessant ist von abd al-Latig al-Bagdhadi: The Eastern Key (Beschreibung Ägypten und des Nils; da gibts eine wirklich lustige Stelle wo er sagst während der Hungersnot 1201 machten die Ägypter Haggis aus Babyköpfen... ok ist nicht wirklich zum Lachen, aber ich glaube [hoffe] er übertreibt ein bisschen), hat aber nichts mit den Kreuzzügen zu tun. Zu guter letzt gibts von Ibn al-Furat "Ayyubides, mamlukes and Crusaders".
Die sind aber alle auf Englisch, deutsche Übersetzung von arabischen Kreuzzugsberichten sind kaum aufzutreiben.
 
Die Kreuzfahrer waren aus allen Teilen Europas, aber wurden von den Arabern als Franken bezeichnet. Ich vermute, das ist dann als pars pro toto anzusehen.

Ab wann gab es in der arabisch-moslemischen Welt diese Sichtweise? Wird der Ausdruck "Franke" auch noch heute in der arabischen Welt für Europäer bzw. westliche Welt verwendet? Wenn ich mich an vor vielen Jahren gelesene Karl-May-Werke erinnere, taucht auch immer der Begriff "Franke" für Europäer auf. Karl May ist als historische Quelle zwar sehr zweifelhaft, doch auch er hat seinerseits als Quellen einiges an Reiseberichten aus dem Orient benutzt.

Mangels Kenntnisse im Arabischen kann ich leider nicht in der arabischen Wiki nachlesen.
 
Ich erlaube mir, diesen schon angestaubten Thread wieder mit Leben zu füllen:

Nicht deutsche. Ifranǧ war der in der Levante gebräuchliche Begriff für Europäer und lag wohl eher am francophonen Anteil der Kreuzfahrer, als an den relativ unbedeutenden deutschen Franken.

Hier noch einige Fragen meinerseits zu dem arabischen Begriff:

Die Kreuzfahrer waren aus allen Teilen Europas, aber wurden von den Arabern als Franken bezeichnet. Ich vermute, das ist dann als pars pro toto anzusehen.

Ab wann gab es in der arabisch-moslemischen Welt diese Sichtweise? Wird der Ausdruck "Franke" auch noch heute in der arabischen Welt für Europäer bzw. westliche Welt verwendet? Wenn ich mich an vor vielen Jahren gelesene Karl-May-Werke erinnere, taucht auch immer der Begriff "Franke" für Europäer auf. Karl May ist als historische Quelle zwar sehr zweifelhaft, doch auch er hat seinerseits als Quellen einiges an Reiseberichten aus dem Orient benutzt.

Mangels Kenntnisse im Arabischen kann ich leider nicht in der arabischen Wiki nachlesen.
 
Ich würde, ohne es zu wissen, es für plausibel halten, dass sich das weniger aus den einzelnen Kreuzzügen, als viel mehr aus den daraus resultierenden Kreuzfahrerstaaten ergab, in denen sehr häufig francophone Adlige den Ton angaben.
 
Wird der Ausdruck "Franke" auch noch heute in der arabischen Welt für Europäer bzw. westliche Welt verwendet?
Der moderne Franzose heißt auf Arabisch faransī (oder firansī). Der Europäer ist im Modernarabischen der 'aūrūbī. Ifranǧ ist ein historischer Begriff. So wie heute ja auch niemand mehr von Sarazenen spricht, wenn er moderne Araber oder Muslime meint.
 
Es gab noch den Begriff "Lateiner", wobei nicht das entscheidende die Sprache war, sondern der Bezug zur katholischen Kirche, also auch Germanen und Slawen konnten gemeint sein: https://de.wikipedia.org/wiki/Lateiner_(Mittelalter)
Ich glaube die Existenz von Schwaben und Langobarden...etc. war den Menschen im Nahen Osten ziemlich egal, solange man das fränkische Reich als anderes im Westen noch existierendes Weltreich identifiziert hat. So etwa wie die Chinesen das Römische Reich als Daqin, also "anderes" oder "grosses" chinesisches Reich bezeichnet haben.https://de.wikipedia.org/wiki/Daqin
 
Zuletzt bearbeitet:
Der moderne Franzose heißt auf Arabisch faransī (oder firansī). Der Europäer ist im Modernarabischen der 'aūrūbī. Ifranǧ ist ein historischer Begriff. So wie heute ja auch niemand mehr von Sarazenen spricht, wenn er moderne Araber oder Muslime meint.
In Islamistenkreisen, v.a. im Sprachgebrauch von Daesh, wird Ifrang offenbar tatsächlich noch verwendet, wohl um eine Kontinuität zwischen den Kreuzzügen und heutiger westlicher Außenpolitik anzudeuten. Ob diese Chiffre von normalen Muslimen verstanden wird, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
 
In Islamistenkreisen, v.a. im Sprachgebrauch von Daesh, wird Ifrang offenbar tatsächlich noch verwendet, wohl um eine Kontinuität zwischen den Kreuzzügen und heutiger westlicher Außenpolitik anzudeuten. Ob diese Chiffre von normalen Muslimen verstanden wird, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
In der arabischen Historiographie spielten die Kreuzzüge eine untergeordnete Rolle. Viel virulenter war das Mongolenproblem, das war der große Einschnitt. Erst im 19. Jhdt. rückten die Kreuzzüge so richtig in den Fokus der muslimischen Geschichtsschreibung und sagen wir mal so, die amerikanische Administration nach dem 11. September hat extrem unklug kommuniziert, da war von Crusade die Rede. Nun konnte man in Afghanistan sicherlich geteilter Meinung sein, aber in den Irak (ohne den grausamen Diktator Saddam in irgendeiner Form zu verharmlosen) ist man mit ziemlich fadenscheinigen Gründen gegangen - da haben ja auch einige Länder, die in Afghanistan dabei waren den Amerikanern die Gefolgschaft versagt - und da war dieses Wording zusätzlich noch eine Katastrophe. Da'esh hat immer wieder Bezüge zur Historie und zur islamischen Teleologie aufgestellt. So hieß etwa ein Propgandamagazin von Da'esh Dābiq, ein eindeutiger Bezug auf das Weltende. Dābiq war ein Ort an der Grenze zwischen dem Umayyadischen bzw. Abbasidischen Machtbereich und dem byzantinischen Reich, dort sollte quasi das Weltenende eingeleitet werden. Nach diesem Ort, der heute im Grenzbereich von Syrien (damals in weiten Teilen beherrscht von Da'esh) und der Türkei (also NATO-Mitglied) liegt, war das Propagandamagazin nicht von ungefähr benannt.
 
Es gab noch den Begriff "Lateiner", wobei nicht das entscheidende die Sprache war, sondern der Bezug zur katholischen Kirche, also auch Germanen und Slawen konnten gemeint sein: https://de.wikipedia.org/wiki/Lateiner_(Mittelalter)
Ich glaube die Existenz von Schwaben und Langobarden...etc. war den Menschen im Nahen Osten ziemlich egal, solange man das fränkische Reich als anderes im Westen noch existierendes Weltreich identifiziert hat. So etwa wie die Chinesen das Römische Reich als Daqin, also "anderes" oder "grosses" chinesisches Reich bezeichnet haben.https://de.wikipedia.org/wiki/Daqin

Der Begriff "Lateiner" ist nach meinem Verständnis als Sicht von Konstantinopel auf die westliche Christenheit unter dem Primat des Papstes anzusehen. Spätestens mit dem morgenländischen Schisma von 1054 war die Spaltung zwischen West- und Ostkirche vollzogen.

Es würde mich wundern, wenn diese Begrifflichkeit auch aus muslimischer Sicht auf die Kreuzfahrer bezogen wäre.

Ich meine allerdings, dass es als Fremd- und/oder Eigenbezeichnung für die autochtonen Christen im ehemals (ost-)römischen Gebiet, das dann später von Moslems erobert wurde, eine Bezeichnung gibt, die sich von Römisch ableitet. Ich habe leider auf die Schnelle nichts dazu finden können, aber bin der Meinung, das irgendwann gelesen zu haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich meine allerdings, dass es als Fremd- und/oder Eigenbezeichnung für die autochtonen Christen im ehemals (ost-)römischen Gebiet, das dann später von Moslems erobert wurde, eine Bezeichnung gibt, die sich von Römisch ableitet. Ich habe leider auf die Schnelle nichts dazu finden können, aber bin der Meinung, das irgendwann gelesen zu haben.

Das waren die Rūm. Die Seldschuken, die sich in Anatolien (also noch lange byzantinisches Reich) Besitzungen erwarben, nannte man nach der Region dann Rūm-Seldschuken.
 
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