Kriegsverbrechen an der Westfront im WK2

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Marco

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Hallo an alle

Kern meiner Frage ist ob, bei den verhandelten Kriegsverbrechen an der Westfront im WK2 nicht mit zweierlei Maß gemessen wird und wurde.

Prinzipiell bin ich sehr für die Aufarbeitung und Bestrafung von Kriegsverbrechen und die Verfolgung der Täter. Doch habe ich den Eindruck das dies damals nur für deutsche Verbechen galt(z.B. Malmedy) und schon eine ganz schöne Siegerjustiz darstellte.

Trotz intensiver Internetrecherche ist es mir nicht gelungen Kriegsverbecherprozesse gegen (west)alliierte Soldaten zu finden.
Gabs es diesbezüglich wirklich keine Verfahren?

Ist in meinen Augen schon seltsam, da die Westalliierten bestimmt nicht weniger, sondern zahlenmäßig eher mehr(einfach bedingt durch wesentlich höhere Gefangenenzahlen=mehr Möglichkeiten) Kriegsverbrechen an deutschen Soldaten begangen haben.

Ich finde das sehr schade, da dadurch doch der sehr gute und wohlmeinende Ansatz sich als Farce entpuppt und den Verfahren die notwendige Legitimität nimmt. Wie schätzt Ihr das ein?

liebe Grüße von Marco
 
Kriegsverbechen an der Westfront im WK2

Hallo alle zusammen!

Ich hatte vorhin schon mal eine Frage erstellt, doch das schein irgendwie nicht zu klappen. Naja dafür habe ich mich jetzt angemeldet :)

Also meine Frage dreht sich um Kriegsverbechen an der Westfront und deren Verfolgung bzw. Verurteilung.

Nachdem ich mich jetzt einige Zeit im Internet informiert habe ist mir aufgefallen, das ausschließlich deutsche Soldaten für Kriesgverbechen an Gefangenen verurteilt wurden(z.B. Malmedy).

Die Westallierten Soldaten dürften wesentlich mehr Kriegsverbechen an deutschen Soldaten begangen haben, da sie einfach viel mehr Möglichkeiten(Gefangene) dazu hatten. Doch ich habe keinen einzigen Prozess dazu finden können.

Ist das denn nicht eine Form der Siegerjustiz und nimmt diesen Prozessen damit die nötige Legitimität und Beispielfunktion?

Kriegsverbrechen sollten immer aufgeklärt und bestraft werden, um in dem Kampf ein kleines Maß an Menschlichkeit zu behalten.

Wie seht ihr das?
 
.....Die Westallierten Soldaten dürften wesentlich mehr Kriegsverbechen an deutschen Soldaten begangen haben, da sie einfach viel mehr Möglichkeiten(Gefangene) dazu hatten. Doch ich habe keinen einzigen Prozess dazu finden können.
....

so ganz kann ich deinem gedankengang nicht folgen. meinst du ‘gelegenheit macht diebe’?
dem ist aber bei weitem nicht so!
die deutsche wehrmacht führte einen vernichtungskrieg, bei dem verbrechen an der tagesordnung waren und von den nazis erwartet wurden. die alliierten armeen nicht - dort waren verbrechen die ausnahme und wurden (auch bei den sowjetischen armeen) geahndet!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Angesichts der großen Zahl nachweislicher Vergewaltigungen und Plünderungen, die Soldaten der Roten Armee beim Einmarsch in Deutschland verübten, bin ich hinsichtlich der von dir behaupteten Ahndung durch Militärgerichte sehr im Zweifel, clemens. - Dass hier die Untaten der Nazis in Russland auf die deutsche Bevölkerung zurückschlugen, steht auf einem anderen Blatt.
 
Angesichts der großen Zahl nachweislicher Vergewaltigungen und Plünderungen, die Soldaten der Roten Armee beim Einmarsch in Deutschland verübten,
Hier muss man klar zwischen Front und Etappe unterscheiden. Die Fronttruppen waren sehr diszipliniert (für eine Kampftruppe unentbehrlich), meist waren es die Etappeneinheiten die dafür verantwortlich waren. Also wenn halbwegs erstklassige Einheiten für die Bewachung eingeteilt waren glaube ich schon dass sie fair behandelt wurden.
 
Ob Etappe oder Front: das Ergebnis war das Gleiche, und wo der Plünderer herkam, hat die Betroffenen wenig interessiert.
 
Allgemein lässt sich feststellen, dass der Bereich, wo die meisten Kriegsverbrechen der Westalliierten begangen wurden, der Luftkrieg war. Die Angriffe auf Dresden und Hiroshima werden heute als Kriegsverbrechen gewertet.
Aber deine Frage zielte wohl eher auf Kriegsverbrechen unter Soldaten an der Westfront ab. Allgemein lässt sich feststellen, dass es in den Kämpfen zwischen Amerikanern/Engländern und Deutschen im Gegensatz zur Ostfront relativ selten zu Kriegsverbrechen kam. Die Gefangenen der Westalliierten genossen im Vergleich zu anderen Nationen in deutschen Kriegsgefangenenlagern eine bessere Behandlung. Die bekanntesten Kriegsverbrechen von deutscher Seite waren Gefangenenerschießungen - neben Malmedy gab es ein ähnliches Massaker an 90 englischen Soldaten schon einmal im Jahr 1940. Umgekehrte Fälle sind mir bis kurz vor Kriegsende nicht bekannt - bei letzteren handelt es sich um moralisch schwierig zu bewertende Fälle, nämlich der Erschießung von KZ-Wachen in Dachau und andere bekannte Misshandlungen an deutschen Kriegsverbrechern (so soll auch Oskar Dirlewanger, der als Führer einer Brigade an der Ostfront zahllose Kriegsverbrechen beging, in französischer Gefangenschaft zu Tode geprügelt worden sein).
Sieh dir auch den Link von Repo an, dass war mir nicht so bekannt.

Du scheinst des weiteren auf die Lage in alliierten Kriegsgefangenenlagern 1945 anzuspielen (Stichwort "Rheinwiesenlager"). Das ist ebenfalls ein schwieriges Feld, weil ein unseriös und nachweislich mehrfach fehlerhaft arbeitender Autor namens James Bacque die Situation dort maßlos übertrieben hat, gleichzeitig für sein Buch viel Resonanz fand und das Geschichtsbild mitprägte. Falsch ist m.E. seine Darstellung, die Alliierten hätten in den Lagern - in denen auch wegen der schwierigen Versorgungslager z.T. wirklich desolate Zustände herrschten - versucht, deutsche Soldaten zu vernichten.

Die zum Teil riesigen Lager am Rhein wurden hingegen nach wenigen Monaten aufgelöst und die meisten Kriegsgefangenen kamen zunächst nach England und in die USA. Gerade in den USA sollen Gefangene nach Zeugnis vieler ehemaliger Soldaten im Gegenteil sehr gut behandelt worden sein.
 
Wie gesagt, bekannt erforscht und dokumentiert sind die Fälle schon.
Die Opfer sind auch keineswegs vergessen.
Man macht nur nicht so viel her damit, da sehr zu recht, befürchtet wird der "Braunen-Szene" Material zu liefern.

Grüße Repo
 
Zu den Kriegsverbrechen von Seiten der Alliierten würde ich auch das Beschiessen von Schiffbrüchigen (u.a. bei der Versenkung der "Cap Arcona") zählen.

Auch die "Laconia"-Affäre war kein Ruhmesblatt der alliierten Kriegsführung....

Gruß,

Andreas
 
Im Westen waren das in aller Regel Kriegsverbrechen. Verfehlungen einzelner.

Im Osten dagegen meist Regierungsverbrechen. Und da hat sich die damalige Regierung des Deutschen Reiches sehr negativ hervorgetan.
Sehr zurückhaltend formuliert.

Grüße Repo
 
Auch wenn ich das Thema ein wenig provokant, vornehmlich oder besser ausschließlich wegen der Art der Fragestellung halte, hier ein kleiner Beitrag.

Das neutrale aber natürlich deutschlandhörige Vichy-Frankreich besaß eine recht umfangreiche Flotte.
Daraus entspann sich der englische Angriff auf diese Flotte nach einem Ultimatum, also ein unprovozierter Angriff auf eine nicht im Krieg befindliche Nation.

http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/ksp/mittelmeer/frankreich/catapult.htm
 
Auch wenn ich das Thema ein wenig provokant, vornehmlich oder besser ausschließlich wegen der Art der Fragestellung halte, hier ein kleiner Beitrag.

Das neutrale aber natürlich deutschlandhörige Vichy-Frankreich besaß eine recht umfangreiche Flotte.
Daraus entspann sich der englische Angriff auf diese Flotte nach einem Ultimatum, also ein unprovozierter Angriff auf eine nicht im Krieg befindliche Nation.

http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/ksp/mittelmeer/frankreich/catapult.htm
Ach, die alte Geschichte von Mers el Kebir, manche Franzosen sind nóch immer gans schön sauer deshalb.
 
Eine Spezialität der Briten. Siehe Kopenhagen. (Willi Zwo muss davor auch ordentlich Mores gehabt haben.)

In der Folge gab es übrigens den größten franz. Luftangriff des WK II, auf Gibraltar.

Grüße Repo
 
Aber war es ein Kriegsverbrechen? Theoretisch waren GB und Frankreich ja nicht mal im Krieg.

Weiß ich nicht. Bruch des Völkerrechts allemal. Frag die Juristen.

Aber, eigene Nase. Was ist mit den Luftangriffen auf die italienische Flotte 1943. Gut, die haben die Seite tatsächlich gewechselt, was die Franzosen ja nicht mal taten. Was die Briten und im Fall Italiens die Deutschen zu dem Zeitpunkt aber noch nicht wussten.
Überhaupt der Umgang mit Italien 43-45? Die Militärinternierten?
Da sind auch wieder Granaten-Schweinereien abgelaufen.

Grüße Repo
 
Völkerrechtswidriger Angriff auf Frankreich?

Das neutrale aber natürlich deutschlandhörige Vichy-Frankreich besaß eine recht umfangreiche Flotte.
Daraus entspann sich der englische Angriff auf diese Flotte nach einem Ultimatum, also ein unprovozierter Angriff auf eine nicht im Krieg befindliche Nation.
Weiß ich nicht. Bruch des Völkerrechts allemal. Frag die Juristen.
Der Kriegsächtungspakt (1928) ächtete seinem Wortlaut nach den Angriffs-"KRIEG" (Arikel I). Ein umfassendes Gewaltverbot wurde erst durch Art. 2 Nr. 4 der UN-Charta (1945) begründet; vgl. http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=8084.

In der Völkerrechtswissenschaft der Zwischenkriegszeit (1919-39) war freilich umstritten, ob der Kriegsächtungspakt auch ein allgemeines Gewaltverbot enthielt:
  • Die einen legten den Pakt eng aus und sahen im Pakt kein allgemeines Gewaltverbot begründet. Dieser Lehrmeinung zufolge stellte die Versenkung der französischen Flotte eine militärische Gewaltanwendung unterhalb der Schwelle eines klassischen Krieges dar und somit keinen Völkerrechtsbruch.
  • Die anderen legten den Pakt weit aus und sahen durch ihn allerhand begründet: ein allgemeines Gewaltverbot, das Verbot einem paktbrüchigen Staat Hilfe zu leisten und auch das Recht, die von einem neutralen Staat außerhalb des Pakts gegenüber dem paktbrüchigen Staat übernommenen Pflichten zu missachten (vgl. Beschlüsse der International Law Association zur Interpretation des Kriegsächtungspaktes auf ihrer Budapester Konferenz vom 10.9.1934). Auch dieser weiten Auslegung zufolge mussten die Briten also nicht zuschauen, wie die Franzosen ihre Flotte der Kontrolle des deutschen Paktbrechers (bis 1940 Angriffskrieg gegen Polen, Dänemark, Norwegen, Niederlande, Belgien und Luxemburg) unterwarfen auf das bloße "feierliche Versprechen" der Deutschen Regierung hin, "dass sie nicht beabsichtigt, die französische Kriegsflotte, die sich in den unter deutscher Kontrolle stehenden Häfen befindet, im Kriege für ihre Zwecke zu verwenden" (Nr. 8 des Deutsch-französischen Waffenstillstandvertrages vom 22.6.1940). Nach all den Vertragsbrüchen, die Deutsche Regierung bis dahin begangen hatte, war dieses "feierliche Versprechen" nun wirklich gar nichts mehr wert.
 
Der Kriegsächtungspakt (1928) ächtete seinem Wortlaut nach den Angriffs-"KRIEG" (Arikel I). Ein "feierliche Versprechen" der Deutschen Regierung hin, "dass sie nicht beabsichtigt, die französische Kriegsflotte, die sich in den unter deutscher Kontrolle stehenden Häfen befindet, im Kriege für ihre Zwecke zu verwenden" (Nr. 8 des Deutsch-französischen Waffenstillstandvertrages vom 22.6.1940). Nach all den Vertragsbrüchen, die Deutsche Regierung bis dahin begangen hatte, war dieses "feierliche Versprechen" nun wirklich gar nichts mehr wert.

Schön,
die von den Briten angegriffenen Häfen befanden sich aber allesamt weitab von "deutscher Kontolle". Ein unprovozierter Angriff auf einen bisherigen Freund und Bündnispartner, dem nach Dünkirchen auch noch weitere Hilfe verwehrt worden war. Wenn das konform zum Völkerrecht ist, ........
OK, Völkerrecht ist nicht mein Gebiet.

Ein interessantes Detail ist aber, dass die Alliierten in allen befreiten oder besiegten Staaten sofort Streitkräfte zum Kampf gegen Hitler-Deutschland aufstellen ließen, bzw. siehe z. B. Finnland und Italien die Länder zum Krieg gegen Nazi-Deutschland zwangen.
Wovon Deutschland nicht nur im Fall Frankreichs absah.

Grüße Repo
 
die von den Briten angegriffenen Häfen befanden sich aber allesamt weitab von "deutscher Kontolle".
Nr. 8 des Waffenstillstandsvertrags sah vor, dass die Franzosen ihre Flotte in bestimmten von Deutschland und Italien kontrollierten Häfen zusammen zu führen hatten (ausgenommen jener Teile, die für die Wahrung der französischen Interessen in ihrem Kolonialreich freigegeben wurden)...
Ein unprovozierter Angriff auf einen bisherigen Freund und Bündnispartner, dem nach Dünkirchen auch noch weitere Hilfe verwehrt worden war.
Ohje. Es macht wenig Sinn, sich mit dir über ein Thema unterhalten zu wollen. Du eröffnest einfach ein anderes und beginnst eine Legende nach der anderen zu erzählen. Wo soll man da anfangen und wo aufhören?

In Dünkirchen retteten die Briten tausende französischer Soldaten vor der Kriegsgefangenschaft. Bis zuletzt forderte die britische Regierung die französische Regierung auf, den Kampf gegen Hitler von den französischen Kolonien aus fortzusetzen - mit Fug und Recht: Frankreich hatte sich gegenüber GB verpflichtet, die Waffen nicht einseitig zu strecken! Als die Franzosen dann auch noch ihre Verbündeten über den Inhalt der Waffenstillstandsverhandlungen recht mager informierten, beflügelte dies die britische Einschätzung, dass die Übergabe der französischen Flotte drohte.
OK, Völkerrecht ist nicht mein Gebiet.
Ich weiß...
Repo schrieb:
Ein interessantes Detail ist aber, dass die Alliierten in allen befreiten oder besiegten Staaten sofort Streitkräfte zum Kampf gegen Hitler-Deutschland aufstellen ließen, bzw. siehe z. B. Finnland und Italien die Länder zum Krieg gegen Nazi-Deutschland zwangen.
Wovon Deutschland nicht nur im Fall Frankreichs absah.
Das ist erstens ein anderes Thema oder bist Du etwa der Auffassung, dass die Beteiligung der von Deutschland befreiten Staaten am Krieg gegen Deutschland ein Kriegsverbrechen darstellte???

Zweitens ist Deine These auch inhaltlich falsch: das Deutsche Reich führte einen Rassen-Krieg und hat sich in allen besetzten Gebieten um die Rekrutierung von Soldaten bemüht, soweit diese der "Herren-Rasse" angehörten.
 
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