Es war doch genau umgekehrt, das Drohpotential wurde doch durch den Waffenstillstand geringer. Mehr als die 3/5 des Staatsgebiets waren zuvor doch schon militärisch besetzt. Die restlichen Teile des Staatsgebiets wären es binnen kurzer Zeit gewesen. Nicht der Waffenstillstand hat ein Drohpotential freigesetzt, der hat es berenzt!
Genau umgekehrt??? Das Erpressungspotential WAR VORHANDEN. 3/5 Frankreichs war besetzt. Jederzeit konnte dieses Erpressungspotential von Hitler rücksichtslos ausgespielt werden, um noch weitere "Zugeständnisse" der Franzosen zu bekommen - z.B. die Übergabe der Flotte. Das konnten die Briten nicht ignorieren!
repo schrieb:
Und laut Cartier war die franz. Regierung nach 2 Tagen des Wartens heilfroh überhaupt einen Waffenstillstand angeboten zu bekommen. Dass Htiler nicht schlicht auf einer Kapitulation bestand, wie im Fall der Niederlande, Polens, Belgiens, Norwegens usf. . Kannst nachschauen, nur Frankreich erhielt einen Waffenstillstand.
Hier ignorierst Du, warum Hitler die französische Waffenstillstandsinitiative auffgriff.
Hitler ging es darum, Frankreichs unabhängigen Reste (seine Flotte und seine Kolonien) durch einen "milden" Waffenstillstandsvertrag zu "neutralisieren" und als mögliche Ausgangsbasen für britische Operationen gegen Hitler auszuschalten. Dabei vermied er es freilich, seine Frankreich gegenüber gehegten Endziele vorzeitig durchblicken zu lassen. In diesem Falle musste er ja damit rechnen, dass Frankreich von Nordafrika aus handelnd an der Seite Englands mit seiner Flotte weiterkämpfen wird.
NACHDEM aber der Waffenstillstandsvertrag (22.6.1940) geschlossen und das französisch-britische Bündnis zerbrochen war, wurden die Bedingungen faktisch verschärft:
- Elsaß-Lothringen wurde durch "Eindeutschungsmassnahmen" de-fact-annektiert (z.B. Ausweisung der "franzsösischstämmigen" Bevölkerung; Wiedereinführung von deutsch als "Muttersprache", etc.);
- in Ostfrankreich und an der Kanalküste wurde eine Sperrzone eingerichtet, in der französische Flüchtlinge nicht zurückkehren durften;
- es wurde jede echte Zusammenarbeit mit den kollaborationsbereiten französischen Kräften vermieden, denen man durch die Bekanntgabe der Friedensgrenzen ein lohnendes Ziel zum Kampf auf deutscher Seite hätte bieten können.
Quelle: Lothar Gruchmann, Der Zweite Weltkrieg, 11. Auflage, 2005, S. 77
repo schrieb:
Ja, aber eines von Dir.
Die von Dir genannte Drohung den Waffenstillstand zu kündigen bezieht sich meines Wissens auf das Verhalten einiger Forts der Maginotlinie, die sich schlicht weigerten den Waffenstillstand anzuerkennen. Natürlich wird in einem solchen Fall die unterlegene Seite aufgefordert werden, den Vertrag durchzusetzen. Respektive es kommen Zweifel auf, ob sie überhaupt legitimiert war
Was soll das mit dem Angriff auf die friedlich im Hafen liegende, (die Feuer waren gelöscht, die Mannschaften waren damit beschäftigt, Munition von Bord zu bringen,) französische Flotte zu tun haben?
Auch hier weigerst Du Dich Zusammenhänge zu erkennen.
Die Deutschen konnten den Waffenstillstandsvertrag bei einem französischen Rechtsbruch einseitig fristlos kündigen und damit auch das "feierliche Versprechen" liquidieren, die französische Flotte nicht für eigene Zwecke zu nutzen. Wann ein solcher Rechtsbruch vorlag bestimmte freilich Hitler und das OKW. Anders ausgedrückt: der deutschen Willkür war Tür und Angel geöffnet. Schon deshalb war das "feierliche Versprechen" rein gar nichts wert.
Das von mir erwähnte Beispiel belegt, dass die Deutschen schon 5 Tage (!) nach dem Waffenstillstandsvertrag rücksichtlos auf das Drohinstrument einer fristlosen Kündigung zurückgriffen. Insofern handelt es sich bei der Möglichkeit, von diesem Instrument Gebrauch zu machen, eben nicht - wie von Dir behauptet - um "reine Spekulation".
Im übrigen stellst Du die Vorgänge um die Forts an der Maignotlinie irreführend dar. Die Besatzungen dieser Forts waren von jeglicher Kommunikation zu ihrer militärischen Führung abgeschnitten. Sie weigerten sich deshalb auf den bloßen Zuruf der Deutschen, ein Waffenstillstandsvertrag sei zustandegekommen, die Waffen niederzulegen und bestanden darauf, von Vertretern ihres Oberkommandos über den Waffenstillstandsvertrag unterrichtet zu werden (Quelle: Hermann Böhme, Entstehung und Grundlagen des Waffenstillstandes von 1940, S. 294 f.).
repo schrieb:
Nein, da spielte die deutsche Marine überhaupt keine Rolle, ...
Aber die Italiener, Gandolf der Duce! dessen Flotte saß in La Spezia Taranto usw.
Die konnten die Verbindung nach Indochina, Syrien, Tunesien, Algerien bedrohen oder gar unterbrechen. Das war der potentielle maritime Feind Frankreichs. Da musste Frankreichs Flotte präsent sein.
Aber eben nicht der überweigende Teil: für Frankreich war Deutschland der Haupt-Feind. Wie sich Italien in einem deutsch-französischen Krieg verhalten würde, war hingegen lange Zeit unklar (Stresa, vermittelnde Rolle in München 1938).
Wie im Ersten WK wurde mit einem deutschen Angriff auf Frankreich gerechnet, wie im Ersten WK mit dem Versuch der deutschen Kriegsflotte, die Seeverbindung Frankreichs und Englands untereinander und mit den USA zu stören bzw. auszuschalten. Mithin musste der überwiegende Teil der französischen Flotte zu Kriegsbeginn - also auch zu Friedenszeiten - im Atlantik stationiert sein. Von dort aus konnte er je nach Bedarf, in den Nordatlantik, die Nodsee, den Kanal oder aber ins Mittelmeer verlegt werden.
repo schrieb:
Man kann den Gaul auch anders herum aufzäumen, die Franzosen waren zusammen mit den Briten bereit bis zum letzten Polen zu kämpfen!
Fleißig wurde Polen großangelegte Offensiven und Luftangriffe versprochen, (als deutsche Truppen schon vor Warschau standen), womit Hitler gezwungen würdeTeile des deutschen Heeres nach Westen zu verlegen. Nichts, aber auch gar nichts geschah!
Warum sollten die Franzosen davon ausgehen, dass die Briten mit ihnen anders verfahren würden? Krieg bis zum letzten Poilu.
Aber anders als die Polen bekamen die Franzosen eine Chance ihren Staat, insbesondere ihr Volk zu retten. Und ihre Flotte. Die sie nutzten.
Du solltest lieber keine Gäule zäumen. Bei deiner Aufzäumungstechnik fällst Du ohnehin nur vom Pferd.
Wieder einmal lässt Du ausser Acht, dass sich die Franzosen gegenüber den Briten verpflichtet hatten, keinen einseitigen Waffenstillstandsvertrag abzuschließen. Un dies obwohl Du ja selbst Passagen aus Cartiers Buch, Zweiter Weltkrieg, abgetippt hast, aus denen sich ergibt, dass die Franzosen nicht aus ihren Bündnisverpflichtungen entlassen wurden. Grotesker geht es kaum noch.
Off topic: übrigens zeigte sich rasch, dass die Befürworter eines Waffenstillstands die Rechnung ohne den Wirt gemacht hatten. Tausende von Franzosen wurden aus Elsaß-Lotringen ausgewiesen, tausende französische Flüchtlinge, durften nicht in ihre Wohnungen zurückkehren, tausende Franzosen wurden als Fremdarbeiter nach Deutschland verschleppt, tausende Franzosen wurden in Vernichtungslager umgebracht... - sieht so eine Chance aus, sein Volk zu retten??? Wohl kaum!