Hier noch ein Auszug aus dem Hildburghausener Protokoll:
Actum 26. April 1745
Eröffnete Hands Georg Schwarzmüller noch folgende Umstände: Der nr 61 der Themarischen (Gauner)Liste beschriebene Krummfingers Balthasar sey der Vornehmste unter der Bandew oder das Haupt und der König derselben. Die Diebe wären mehrenteils Befreunde, Pathen und Gevatter von ihm. Seine eigene Familie bestünde aus 50 Personen, welche sowohl als die anderen Diebe insgesamt ihm gehorchen. Die Bande führe auch ein Siiegel, so groß wie ein Kayser- Guldebn. Es stünden darauf statt der armaturen Pistolen, Pulverhorn und dergleichen, in der Mitte aber ein Mann mit einem Diebssack. Die Unterschrift wäre Bin ein tuaf Cafer, der dem Caffer sei schura bestieben kann. Welches heiße ich bin ein braver Mann, der dem Bauer sei sach wegtragen kann. Den Vornehmsten unter der Bande gäbe der Krummfingers Balthasar Titul, und adelte sie mit Beydruckung des Siegels unter dem Briefe. Nicol beck sey Hofrath gewesen und habe Herr von Rosenberg geheißen. Der Buchbinders Christel wäre Herr von Ubenthal gennenet worden und Ober- Amtmann gewesen. Der Bamberg Jörg der Herr von Klugheit und Regierungsrath, Er Schwarzmüller selbst Herr von Marloffstein.
Krummfingers Balthasar hielt sogar Gericht über Banditen, die sich etwas zuschulden kommen ließen, die Kameraden bestahlen oder verrieten. Der Krummfingers Balthasar hatte fü+r diese Zwecke ein eigenes Gestzbuch mit Statuten entworfen, dass das "Plettenrecht" genannt wurde.
Insgesamt war diese Organisationsstruktur sehr ungewöhnlich, denn entgegen der landläufigen Vorstellungen eines Hauptmanns waren straffe Kommandostrukturen selten. Ein Bandit hatte in der Regel seinen Kollegen nichts zu befehlen und erst recht keine Recht über Leben und Tod. In der Gaunersprache gibt es nicht einmal ein eigenes Wort für Anführer, dafür aber mehr als ein Dutzend für verschiedene Formen des Diebstahls.
Ein Hauptzeuge war der 14jährige Stiefsohn von Krummfingers Balthasar, ein gewisser Lorenz Mahr. Dieser machte in seiner Aussage in Hildburghausen auch bezeichnende Angaben auf die erbärmlichen Zustände in den Gefängnissen.
Als seyn Vater in Ketten gesessen... und die Läuse und Maden hätten ihm große Löcher in die Seiten und Kniekehlen gefressen".