Kugelform der Erde

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Hallo, bekanntlich haben die antiken Griechen entdeckt, dass es sich bei der Erde um eine Kugel handelt. Ich frage mich, ob es auch andere Kulturen gab, die im schon im Altertum (oder jedenfalls vor der Neuzeit) ebenfalls diese Entdeckung machten. Gerade die Situation im Fernen Osten würde mich interessieren. Soweit ich weiß, spielte die Astronomie im alten China eine wichtige Rolle.
 
Den Mathematischen Beweis erbrachte der Grieche Achimedes und endgültig wurde es erst im 16. Jahrhundert bewiesen, als dem Portugiesen Magellan die erste Weltumsegelung gelang. Inwieweit es China wusste weis ich jetzt nicht. Evtl wussten es die Mayas?
 
Die Kugelgestalt der Erde ist in der Antike berechnet worden. Dieses Wissen war im MA bekannt. Ob es des Beweises durch Magellan bedurfte, steht auf einem anderen Blatt. Warum aber die Wikinger besser als alle anderen um die Kugelgestalt der Erde gewusst haben sollen, ist mir ein Rätsel. Anders als Kolumbus wollten sie ja nicht das im Osten liegende Indien über den Westweg erreichen, weshalb ihre Entdeckung Amerikas - ich unterstelle mal, dass daher dein Gedankengang rührt - eben kein Beleg für ein besonderes Wissen über die Kugelgestalt der Erde ist. Spätestens aber mit der Christianisierung der Skandinavier wird dieses Wissen auch zu ihnen gekommen sein, wenn es vorher nicht da war.
 
Den Mathematischen Beweis erbrachte der Grieche Achimedes
Bereits Pythagoras, Platon und Aristoteles beschrieben die Erde als Kugel. Eratosthenes berechnete in Alexandria im 3. Jahrhundert v. Chr. den Erdumfang und lag mit 40 000 Km. ziemlich nahe am tatsächlichen Umfang. Archimedes hat zwar erstaunlich viel entdeckt und erfunden aber ein Beweis für die Kugelform der Erde stammt m.W. nach, nicht von ihm. Im 2. Jh. n.Chr. ging Ptolemäus ebenfalls von einer Kugel aus, berechnete sie aber mit 30 000 Km. zu klein.
 
Zur Frage, welcher Grieche die Kugelform der Erde als erster entdeckt haben könnte, habe ich diesen Vortrag von 2005 entdeckt:



Prof. Ebert kommt dabei zu dem Schluss, dass die Entdeckung vermutlich aus dem Kreis der Pythagoreer stammt, womöglich von Archytas von Tarent.

Aber das ist eigentlich ein anderes Thema.
 
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Gerade die Situation im Fernen Osten würde mich interessieren. Soweit ich weiß, spielte die Astronomie im alten China eine wichtige Rolle.

In der Hun-Tian-Lehre werden Himmel und Erde in einer Beziehung von Innen und Außen vorgestellt. Die Erde wird mit einem Eidotter und der Himmel mit dem diesen umgebenden Eiweiß verglichen. Die erste nachweisbare Beschreibung der Hun-Tian-Lehre, die eine solche Idee verdeutlicht, findet sich bei Zhang Heng (78-139), der entsprechend schreibt: "Die Himmel sind wie ein Hühnerei und rund wie die Kugel einer Armbrust; die Erde ist wie der Dotter des Eies und liegt alleine in der Mitte." Die andere wichtige Theorie der Beziehung von Himmel und Erde ist die Gai-Tian-Lehre (Lehre des hemisphärischen Gewölbes), welche den Himmel wie eine Reisschale oder einen Schirm über die darunterliegende Erde gestülpt auffaßt, also eine Beziehung von Oben und Unten annimmt. Der in der Hun-Tian-Lehre benutzte Vergleich des Universums mit einem Ei, der sich nicht nur in China, sondern in den mythologischen Vorstellungen der verschiedensten Völker auf der Welt widerspiegelt, bedeutet nach Ansicht Shimadas aber nicht, daß die Erde als eine Kugel vorgestellt wird. Vielmehr herrsche hier ebenso wie in der Gai-Tian-Lehre die feste Überzeugung vor, daß der Himmel von runder und die Erde von viereckiger Gestalt sei. Nach der Auffassung Needhams wird die Theorie der kugelförmigen Gestalt der Erde aber von den Anhängern der Hun-Tian-Lehre vertreten. Da Needham die Entstehung der Hun-Tian-Lehre schon vor dem v. Jh. v. u. Z. vermutet, wäre die Theorie der Erdkugel damit in China ungefähr zeitgleich mit entsprechenden Theorien im Westen aufgetreten. In den von Needham angeführten Zitaten der Hun-Tian-Lehre finden sich aber keine eindeutigen Hinweise, die als Form der Erde die Kugel annehmen. Tatsächlich schreibt Matteo Ricci noch in einem Brief aus dem Jahre 1595, in dem er die "Absurditäten" der chinesischen Astronomie auflistet: "Die Erde ist flach und rechteckig; ..." Es ist davon auszugehen, daß der Vergleich von Eidotter und Eiweiß in erster Linie der Verdeutlichung der Innen-Außen-Beziehung zwischen Erde und Himmel im Gegensatz zur Oben-Unten-Beziehung in der Gai-Tian-Lehre dient, aber keinesfalls die Idee einer Kugelgestalt der Erde impliziert.
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Es sollte aber erwähnt werden, daß die in China dominierende Vorstellung einer rechteckigen Gestalt der Erde v. a. im Zusammenhang mit der Gai-Tian-Lehre kritisiert worden ist.
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Es ist aber nirgendwo die Rede von der Kugelgestalt der Erde. Tatsächlich dürfte diese Theorie auch erst im 17. Jh. mit den Jesuiten nach China gekommen sein.
Wolfgang Ommerborn
Die Einheit der Welt
Die Qi-Theorie des Neo-Konfuzianers Zhang Zai (1020-1077)
Amsterdam; Philadelphia 1996
S. 221-224
 
Zur Frage, welcher Grieche die Kugelform der Erde als erster entdeckt haben könnte, habe ich diesen Vortrag von 2005 entdeckt:
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Prof. Ebert kommt dabei zu dem Schluss, dass die Entdeckung vermutlich aus dem Kreis der Pythagoreer stammt, womöglich von Archytas von Tarent.

Der interessante Vortrag findet sich ebenso hier:
Videoportal - Uni Erlangen-Nrnberg: Startseite

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Grüße hatl
 
Interessant ist, das in der Antike tatsächlich eher von einer Kugel ausgegangen wurde, obwohl es natürlich ein Elipsoid ist.
Ganz generell kann man aber sagen, das die Ansicht im Mittelalter wäre von einer Erde als Scheibe ausgegangen worden falsch ist. Niemand der gebildet war und sich die Frage nach der Erdgestalt stellte ging von einer Scheibe aus. Das hätte ja auch dem christlichen Weltbild das auf Aristoteles und Ptolemaios basierte widersprochen.
Die Darstellung im Mittelalter hätte alle an eine Erdscheibe gedacht stammt aus der zeit der Aufklärung, in der man versucht klüger zu wirken als früher :)
Kolumbus hat also nicht waghalsig auf eine neue Idee der Erdkugel gesetzt sondern ist von einer zu kleinen Erde ausgegangen und hat dann Glück gehabt:)
 
Spätestens aber mit der Christianisierung der Skandinavier wird dieses Wissen auch zu ihnen gekommen sein, wenn es vorher nicht da war.
hierzu:
Ähnlich der Bonner Skandinavist Rudolf Simek, der für Skandinavien um das Jahr 1000 die Vorstellung einer Kugelerde nachwies.[9]

9 GEO Magazin 02/2003 S.172f: Interview mit Prof. Rudolf Simek: Zu flach gedacht
aus Flache Erde ? Wikipedia
um das Jahr 1000: das fällt in den Zeitraum der Christianisierung Skandinaviens.
 
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