Lager der Römer in Thüringen

Die Römer haben, wenn sie in ein neu zu besetzendes Land eindrangen, sofort während des Vorrückens die Anmarschwege ausgebaut. In den meisten Fällen wird es sich dabei um Altstraßen gehandelt haben, insbesondere in bergigeren Gegenden.
ich hab mal gelesen (weiß leider nicht mehr, wo), dass sich die Römerstraßen dadurch auszeichnen, dass sie nirgendwo in Hochwassergefahr liegen - wenn das stimmt, dann muss man das Terrain sehr genau kennen. Frisch angelegte Wege in zu erobernden, noch nicht kartografierten Gebieten: können die diesen Kriterien entsprechen? Sind ältere Wege / Handelswege etc. ebenfalls überwiegend hochwasserfrei?

(ich erinnere freilich noch mal an das mit den Marschlagern-Siedlungen...)
 
Und wie Hermandure mit seinen Münzen angedeutet hat, sind da wohl auch schon Römer langgelaufen, als von einer Eroberung Germaniens noch nicht einmal geträumt wurde. (republikanische Münzen) Wenn es nicht keltische oder protogermanische oder was auch immer Händler waren, die die da verloren haben.

Vorsicht. Wir haben zwar bereits im bello Gallico die Erwähnung römischer Händler in den rechtsrheinischen Gebieten, d.h. aber weder, dass die Münzen durch Römer verloren wurden noch dass die Münzen, nur weil sie republikanisch sind, schon in republikanischer Zeit verloren wurden. Man kann allenfalls einen terminus post quem festmachen. Die tatsächliche Umlaufzeit einer Münze lässt sich aber nur dann näher bestimmen, wenn sie in einem größeren Hort gefunden wird und dieser Hort - was i.d.R. der Fall ist, eine höhere Anzahl an Münzen hat, die ungefähr dem Alter der Schlussmünze entsprechen. So findet man auch schon mal in Horten an der Ostsee römische Münzen des 2. oder 3. Jahrhunderts vergesellschaftet mit sassanidischen Münzen und Otto-Adelheid-Pfennigen.
Speziell was republikanische Nominale angeht, berichtet z.B. Tacitus, dass die Germanen die republikanischen Münzen den kaiserzeitlichen Münzen vorzogen, weil sie reiner waren.
Eine römische Münze bedeutet also nicht, dass sie zwingend von einem Römer verloren/niedergelegt wurde. Eine republikanische Münze nicht, dass sie zwingend noch in republikanischer Zeit verloren/niedergelegt wurde. Wenn man als Händler weiß, dass Germanen republikanische Münzen gegenüber kaiserzeitlichen Nominalen bevorzugen, wird man sich entsprechend ausstatten, wenn man mit Germanen handeln möchte und nicht anderes Tauschgut anbieten kann/will.
 
gravierend ist deine implizite Behauptung, dass thüringische Siedlungen sich direkt zu römischen Marschlagern (mehr kann´s nicht gewesen sein) zurückführen ließen

Du bist immer noch auf dem Stand von vor einem Jahr, als mir in diesem Forum die temporären Marschlager ausgeredet wurden. Meine derzeitige Vermutung (nicht Behauptung!) bezieht sich auf dauerhafte Straßenstationen, wie sie die Römer entlang ihrer Straßen zu errichten pflegten.

und folglich eine Besiedlungskontinuität dort von den Römern bis heute vorhanden sei

Überraschung: In Thüringen herrscht eine Besiedelungskontinuität bis weit in die Vorgeschichte hinein. Eine Helvetische Einöde hat es hier nie gegeben.

(man fragt sich konsterniert, warum es dann in Thüringen keine Ortsnamen lateinischen Ursprungs gibt...)

Bist Du Dir ganz sicher, dass es die nicht gibt? Die Herkunft des Ortsnamens Jena ist zum Beispiel unklar.
 
Überraschung: In Thüringen herrscht eine Besiedelungskontinuität bis weit in die Vorgeschichte hinein. Eine Helvetische Einöde hat es hier nie gegeben.
sehr scharfsinnig - ist dir entgangen, dass hier deine spekulierten römischen Siedlungskerne (wie in der kleinen Satire, wo Ingulf und Wehwalt in den Palisaden des Marschlagers....) thüringischer Ortschaften angezweifelt werden, weil es für diese keine Belege gibt?

übrigens ein schöner alter Wegename ist die Kinzigtalstraße
 
Bist Du Dir ganz sicher, dass es die nicht gibt? Die Herkunft des Ortsnamens Jena ist zum Beispiel unklar.
...unklar bedeutet nicht lateinisch...:winke:

Die neuere Diskussion befasst sich vor allem mit der Frage, ob die Bezeichnung Jani aus dem Slawischen oder aus dem Deutschen entnommen werden kann, da für beide Völker eine Siedlung in der näheren Umgebung nachweisbar ist. Ferdinand Mentz und Rudolf Fischer lehnten eine Herleitung durch die slawische Form Jan von Johannes vor allem mit der Begründung ab, dass die Slawen einerseits Mitte des 9. Jahrhunderts noch nicht christianisiert (also heidnisch) waren, den Namen demnach nicht kennen konnten, und die kontrahierte Form Jan andererseits nicht vor dem 10. Jahrhundert existierte. Weiters möchte Fischer keine urslawische Form ausmachen, auf die sich Jani beziehen könnte. Favorisiert wird somit von vielen Namenskundlern eine germanisch-deutsche Herkunft des Namens. Möglich ist die Ableitung vom althochdeutschen gang mit den Bedeutungen Gang, Weg oder Strecke, oder – wahrscheinlicher – vom landwirtschaftlichen und historisch-winzersprachlichen Ausdruck „Jahn“, der neben Waldstreifen und Wirtschaftsfläche auch eine in einem Gang zu erledigender Teil einer bebauten Fläche oder einen Weinbergsabschnitt bezeichnen kann. Fraglich bleibt, ob der Weinanbau zu dieser Zeit bereits stattgefunden hat. Ebenso sehen einige Autoren kritisch, dass die Bedeutung als Streifen nicht charakteristisch genug für einen Ortsnamen ist, und dass sich der Weinbau in der Gegend vermutlich außerhalb des Stadtkerns entwickelte, wo er keinen Einfluss mehr auf die Namensbildung besaß
aus Jena ? Wikipedia
 
sehr scharfsinnig - ist dir entgangen, dass hier deine spekulierten römischen Siedlungskerne (wie in der kleinen Satire, wo Ingulf und Wehwalt in den Palisaden des Marschlagers....) thüringischer Ortschaften angezweifelt werden, weil es für diese keine Belege gibt?

Kannst Du diesen Satz bitte umformulieren, ich verstehe ihn nicht.


übrigens ein schöner alter Wegename ist die Kinzigtalstraße


Wenn ich Dir eine Freude machen kann, bitte sehr, die Kinzigtalstraße:
____

Rottweil

22,2 km

Schramberg

20,4 km

Wolfach

20,5 km

Biberach

19,6 km

Rammersweier (Kastell)

22,2 km

Strasbourg (Argentoratum)

____
 
Vorsicht. Wir haben zwar bereits im bello Gallico die Erwähnung römischer Händler in den rechtsrheinischen Gebieten, d.h. aber weder, dass die Münzen durch Römer verloren wurden noch dass die Münzen, nur weil sie republikanisch sind, schon in republikanischer Zeit verloren wurden. Man kann allenfalls einen terminus post quem festmachen. Die tatsächliche Umlaufzeit einer Münze lässt sich aber nur dann näher bestimmen, wenn sie in einem größeren Hort gefunden wird und dieser Hort - was i.d.R. der Fall ist, eine höhere Anzahl an Münzen hat, die ungefähr dem Alter der Schlussmünze entsprechen. So findet man auch schon mal in Horten an der Ostsee römische Münzen des 2. oder 3. Jahrhunderts vergesellschaftet mit sassanidischen Münzen und Otto-Adelheid-Pfennigen.
Speziell was republikanische Nominale angeht, berichtet z.B. Tacitus, dass die Germanen die republikanischen Münzen den kaiserzeitlichen Münzen vorzogen, weil sie reiner waren.
Eine römische Münze bedeutet also nicht, dass sie zwingend von einem Römer verloren/niedergelegt wurde. Eine republikanische Münze nicht, dass sie zwingend noch in republikanischer Zeit verloren/niedergelegt wurde. Wenn man als Händler weiß, dass Germanen republikanische Münzen gegenüber kaiserzeitlichen Nominalen bevorzugen, wird man sich entsprechend ausstatten, wenn man mit Germanen handeln möchte und nicht anderes Tauschgut anbieten kann/will.
El Quichote, das wollte ich denn damit auch andeuten ...
Die Gegend ist einmal eine Durchzugsregion für Händler, Räuber , Landsuchende etc wohl schon mindestens seit der Bronzezeit und sie ist seit der Zeit auch dauernd besiedelt. Jetzt nicht Dorf A hat einen bronzezeitlichen Kern , aber es wohnten dort immer Menschen, die Kontakt auch mit sehr fernen Regionen hatten.

Nur , römische Marschlager/Städte oder ähnliches sehe ich nirgends ...
 
Divico, der Schwarzwald ist doch ein wenig vom Kyffhäuser entfernt ....
Das wäre ja so nicht erwähnenswert, gäbe es da nicht den Rhein und den Limes, die klassischen Grenzen des kaiserzeitlichen Imperium Romanum.
 
Das wäre ja so nicht erwähnenswert, gäbe es da nicht den Rhein und den Limes, die klassischen Grenzen des kaiserzeitlichen Imperium Romanum.

Wenn Du gern in klassischen Grenzen denkst, dann erkläre doch aus Deiner Weltsicht heraus Hedemünden, Bad Sooden-Allendorf, Hachelbich, Haarhausen - wie kamen die Römer dorthin, wenn nicht wie üblich zu Fuß? Welche Wege nahmen sie, wenn nicht die von mir oben aufgezeigten?
 
so mal nebenbei, ich bezweifle nicht, das es im Abstand von ~18-25 km entlang von alten Straßen und etwa 1-2 km links /rechts davon römische Marschlager gegeben hat so dort römische Legionen marschiert sind.

Auch so auf trockenem Gelände vor Flußfurten bzw dahinter. Nur ist östlich Hedemünden davon wenig bis garnichts zu sehen... Der Marschweg der Armee, die an der Schlacht am Harzhorn beteiligt war, liegt unter der A7 o.ä. und ob die beim Bau der Autobahn auf so "welsche Hinterlassenschaften" geachtet haben, wage ich mal zu bezweifeln.
 
Schramberg-Sulgen: Schramberg wird zuerst als Schrammenberg verzeichnet. Lat. sulcus, die Schramme.

Ich halte bei erster Betrachtung es weder für sinnvoll Sulgen für eine Übersetzung von Schramme zu halten, noch Schram- überhaupt mit der Schramme zu erklären.
Für Sulgen von sulcus ergibt sich, dass im Deutschen die weichen Laute b-d-g zu den harten Lauten p-t-k werden. Wenn das harte [k] in sulcus ['sulkus] zu einem weichen [g] geworden wäre, würde das sehr wundern, es wäre geradezu der umgekehrte Weg, den die Lautverschiebung im Deutschen macht. Gibt es Überlieferungen der alten Ortsnamenform?
 
Wenn Du gern in klassischen Grenzen denkst, dann erkläre doch aus Deiner Weltsicht heraus Hedemünden, Bad Sooden-Allendorf, Hachelbich, Haarhausen - wie kamen die Römer dorthin, wenn nicht wie üblich zu Fuß? Welche Wege nahmen sie, wenn nicht die von mir oben aufgezeigten?

Warum zwingend den von dir aufgezeigten? Weil heute Orte in Ca. 20-22 km Entfernung liegen? Ist dein weg der einzig mögliche, um von A nach B zu kommen?
 
Ich halte bei erster Betrachtung es weder für sinnvoll Sulgen für eine Übersetzung von Schramme zu halten, noch Schram- überhaupt mit der Schramme zu erklären.
Für Sulgen von sulcus ergibt sich, dass im Deutschen die weichen Laute b-d-g zu den harten Lauten p-t-k werden. Wenn das harte [k] in sulcus ['sulkus] zu einem weichen [g] geworden wäre, würde das sehr wundern, es wäre geradezu der umgekehrte Weg, den die Lautverschiebung im Deutschen macht. Gibt es Überlieferungen der alten Ortsnamenform?

Ich habe keine gefunden, glaube Dir aber auch so.
 
gravierend ist deine implizite Behauptung, dass thüringische Siedlungen sich direkt zu römischen Marschlagern (mehr kann´s nicht gewesen sein) zurückführen ließen und folglich eine Besiedlungskontinuität dort von den Römern bis heute vorhanden sei (man fragt sich konsterniert, warum es dann in Thüringen keine Ortsnamen lateinischen Ursprungs gibt...) -- und diese hahnebüchene Spekulation nur deshalb, um römische Marschwege in Thüringen zu ermitteln und diese als Römerstraßen zu deklarieren.
...gemessen daran ist das 20-km-Abstand-Landkarten-durchforsten wirklich harmlos... :winke:

Doch die gibt es mit ARATORA = Artern

Die Heimatforscher von Artern möchten darin gerne einen lat. arator darin einen Landmann sehen. Ein Arator konnte aber auch ein Pächter einer Domäne sein.

Ich hingegen bevorzuge die Lesart ARA TORA = Altar des Donnergottes

þunarôn donnern. norw. mundartl. tôra donnern; ags. þunrian (engl. thunder), mnd. donern, dondern; ahd. donarôn, mhd. donren, nhd. donnern. Von þunara.

Donnerburgen und Donnerberge gibt es noch auf meinen Flurkarten. Im Nachbarort in Ichstedt ist eines der größten Gräberfelder der Laténezeit und römischen Kaiserzeit. Es umfasst mehrere Hundert Bestattungen. Zudem war Artern von Rieth umgeben. Das zeigen noch die Karten des 17. Jh. Urkundlich wurde Artern als Aratora im 8. Jh. im Breviarum St. Lulli erwähnt.

Grüße Michael
 
Zurück
Oben