Lebenserwartung Paläolithikum und Antike

Kriegerin

Mitglied
Hallo! :winke:

Mich interessiert, wie die hoch die durchschnittliche Lebenserwartung von Menschen in der Antike (400-0 v. Chr.) und Neandertalern in Europa war; wenn sie nicht gerade im Krieg gefallen sind oder an einer Krankheit gestorben sind.

Nachdem viele Menschen im Mittelalter nicht älter als 30 Jahre alt wurden, bin ich neugierig wie alt die Menschen in der Antike oder gar erst im Paläolithikum geworden sind.

LG Kriegerin
 
Mich interessiert, wie die hoch die durchschnittliche Lebenserwartung von Menschen in der Antike (400-0 v. Chr.) und Neandertalern in Europa war; wenn sie nicht gerade im Krieg gefallen sind oder an einer Krankheit gestorben sind.
Wenn du Krankheit, Kriegstod (und dann wahrscheinlich auch Verhungern und Jagdunfälle) ausklammerst (also nur Altersschwäche), imho nicht sehr viel kürzer als wir in der Antike.
Sokrates war z.B. bei seiner Hinrichtung ca. 70.
Neandertaler ist ein Sonderfall, da er auch noch eine andere Art ist als wir, was die Sache deutlich erschwert.
 
Wenn du ... ausklammerst (also nur Altersschwäche), imho nicht sehr viel kürzer als wir in der Antike
.. ich würde eher sagen, so alt wie heute. Die Art ist nach wie vor Homo Sapiens.

Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Schweins in Deutschland ist heutzutage übrigens genau ein halbes Jahr.

Früher, in der Steinzeit, war sie deutlich höher.

Was folgern wir daraus ? :confused:
 
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Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Schweins in Deutschland ist heutzutage übrigens genau ein halbes Jahr.

Früher, in der Steinzeit, war sie deutlich höher.

Was folgern wir daraus ? :confused:

Hm, das wäre wohl eher eine Überlegung wert für spätere Archäologen... so in 1000 Jahren. Warum wurden die Schweine 2008 nicht so alt, wie die in der Steinzeit? Warum waren sie mit Antibiotika vollgestopft und wurden trotzdem gegessen oder so ähnlich?:confused:

Mit Paläolithikum kann ich gerade nicht dienen, nur mit frühem Neolithikum.
Nach der Untersuchung des Gräberfeldes von Wandersleben/Thüringen erreichte knapp die Hälfte der Bestatteten das Erwachsenenalter von 20 Jahren. Einige Wenige wurden allerdings 60 Jahre.
 
Ich habe ehrlich gesagt mit der Aussagekraft statistischer Lebenserwartungen so meine Schwierigkeiten. Denn wie aussagekräftig sind solche Zahlen? Eine statistische Lebenserwartung von homo consumens europäensis mag für das Ende des 20. Anfang des 21. Jahrhunderts noch einigen Sinn ergeben, zumal wir alle mehr oder weniger genormte Lebensläufe haben und vermutlich, ohne Verkehrsunfälle oder ähnliches eine Lebenserwartung von 70-80 Jahren haben werden.

Im 18. Jahrhundert konnte von solchen genormten Lebensläufen noch keine Rede sein. Ein Großteil der Menschen verstarb vor dem 3. Lebensjahr, während, wer das 10. Lebensjahr überschritt, mit einer Lebenserwartung von 60 Jahren oder, seltener auch von 70 Jahren rechnen konnte.
 
Es ist alles sehr interessant. Trotzdem, wir als Homo sapiens haben eine Grenze. Die liegt bei knapp über hundert. Es gibt mittlerweile irre viele Leute, die das erreichen - aber dann ist (leider) Schluss.
 
Ich für mein Teil habe durchaus nicht die Ambition, 100 Jahre alt werden zu wollen.

Ich muss in diesem Zusammenhang immer an die letzten Worte eines Libertins denken, der auf dem Schafott auf einen letzten Wunsch verzichtete.

"Es erspart mir die Erniedrigungen des Alters"
 
Warum wurden die Schweine 2008 nicht so alt, wie die in der Steinzeit?
In Deutschland wird praktisch jedes Schwein im Alter von einem halben Jahr geschlachtet, während ein Wildschwein in der Steinzeit eher die Chance hatte, den Jägern zu entkommen und seine biologische Grenze von ca. 20 Jahren zu erreichen.

Ich wollte damit sagen, dass die durchschnittliche Lebenserwartung etwas mit den Lebensumständen und der damit verbundenen Wahrscheinlichkeit eines gewaltsamen oder krankheitsbedingten Todes zu tun hat, während die biologische Lebenserwartung für jede Art konstant ist.
 
Hm, das wäre wohl eher eine Überlegung wert für spätere Archäologen... so in 1000 Jahren. Warum wurden die Schweine 2008 nicht so alt, wie die in der Steinzeit? Warum waren sie mit Antibiotika vollgestopft und wurden trotzdem gegessen oder so ähnlich?:confused:

In Deutschland wird praktisch jedes Schwein im Alter von einem halben Jahr geschlachtet, während ein Wildschwein in der Steinzeit eher die Chance hatte, den Jägern zu entkommen und seine biologische Grenze von ca. 20 Jahren zu erreichen.
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Meine Frage war auch mehr ironisch gemeint. Ich habe mal Disposition für Schweinefutter gemacht, ein bisschen weiß ich noch drüber Bescheid.;)
Aber mal davon abgesehen, es gab bereits jungsteinzeitliche Zuchtformen vom Wildschwein. Die Tiere hatten auch keine Chance, dem Bratenspieß zu entgehen. Wobei es zu der Zeit bestimmt länger gedauert hat, bis sie schlachtreif waren. Eben auch die Lebensumstände, sprich Ernährung... kein Silofutter, selber Futter suchen macht satt und fett.

Im übrigen waren die Lebensumstände gar nicht generell so mies, wie man z. B. an den Skeletten des Gräberfeldes von Trebur bei Darmstadt festgestellt hat (Mittelneolithikum). Es gab zwar Hinweise auf Vitamin C- und Kalziummangel, aber Paradontose und Karies erreichten nicht mal den heutigen Umfang. Durch die ballastreiche Kost wurden allerdings die Zähne stark abgenutzt. Echte Hungersnöte waren nach den Untersuchungen die Ausnahme. Heilpflanzen waren bekannt und verheilte Knochenbrüche zeigen, dass man auch damit fachgerecht umzugehen verstand. Ich denke zumindest, wenn es sich nicht um komplizierte Brüche handelte. Wobei wir aber Trepanationen nicht vergessen dürfen, die gar nicht so selten waren und oft genug überlebt wurden.

Den Toten wurde Fleisch mit ins Grab gegeben, und zwar den Frauen die linke Hälfte von Schafen und den Männern die rechte Hälfte von Schweinen.

Die biologische Lebenserwartung jeder Art dürfte etwas mit der Zellteilung zu tun haben, wenn ich mich richtig erinnere. Dazu kennt balticbirdy sich sicher genauestens aus.
 
Ich für mein Teil habe durchaus nicht die Ambition, 100 Jahre alt werden zu wollen.

Ich muss in diesem Zusammenhang immer an die letzten Worte eines Libertins denken, der auf dem Schafott auf einen letzten Wunsch verzichtete.

"Es erspart mir die Erniedrigungen des Alters"

Ich denke, wenn wir einmal hundert Jahre alt sind, dann gibt es schon wieder so viele neue junge Generationen, mit denen wir überhaupt nicht mithalten können (technisch, geistig etc..). Das ist natürlich immer schon so gewesen, dass die Alten nicht mit den Jungen mithalten konnten, doch och vermute in der technischen Zukunft wird der Unterschied immer größer.
Um jetzt nur eine Grund zu nennen, kann ich verstehen, dass du nicht die Ambition hast so alt zu werden.
Abgesehen davon, dass man mit hoher Wahrscheinlichkeit in diesem Alter nicht mehr ganz gesund ist und sich das auf die Lebensumstände auswirkt etc...

Mit ist das ehrlich gesagt egal, wie alt ich werde. Hauptsache ich werde nicht in kommender Zukunft wiedergeborgen, falls es soetwas geben sollte.
Die Vergangenheit wäre mir da schon lieber. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich gerne in der Antike, ca 100. v. Chr. in Karthago leben.
:yes:

Um die Gründe dafür aufzuzählen, könnte ich jetzt eine Artikel mit 2000 Wörtern verfassen, doch das wäre viel zu lang. ;)
Keiner kann sich eben die Zeit in der man lebt aussuchen. ^^

LG Kriegerin
 
Da wäre ich mir gar nicht so sicher, denn die Römer bauten ja ein neues, römisches "Cathargo", das immerhin in der Kaiserzeit ca. 100- 150.000 Einwohner besaß und zu den größten Städten des Imperiums gehörte. Cathargo blühte dabei am Handel mit Schwämmen, Kampftieren und Sklaven auf.
 
Laut dieser Quelle

Karthago - Wikipedia

Wiedergründung 122 v. Chr. durch einen der Gracchen, also gut zwanzig Jahre nach der Zerstörung 146 v. Chr. Wenn man bedenkt, dass die Eroberer der Stadt noch Salz in das Ruinenfeld säen ließen und es "auf ewig" verfluchten, ging es ja recht fix mit dem Wiederaufbau.
 
Die biologische Lebenserwartung jeder Art dürfte etwas mit der Zellteilung zu tun haben, wenn ich mich richtig erinnere.
Die Lebenserwartung hat was mit der Stoffwechselrate zu tun. Elefanten haben einen langsameren Stoffwechsel als Mäuse, das drückt sich in einer langsameren Herzfrequenz & Atmung aus und führt zu einer längeren Lebenserwartung (es wäre also eigentlich biologisch sinnvoller zu sagen "ich bin x Herzschläge alt" als "...y Jahre alt").

Interessant ist hieran (*abschweif*), dass die Stoffwechselrate X in der Biologie nicht dieselbe Skalierung hat wie in der klassischen Geometrie. Sie hängt von der Körperoberfläche ab, die sich aus dem Volumen (bzw. Masse m) klassisch berechnen würde mit

X ~ m^2/3
(Umrechnung von der 2-dimensionalen Fläche auf auf das 3-dimensionale Volumen)

Experimentell ist es aber anders, nämlich
X ~ m^3/4

Dies liegt an der fraktalen Struktur von biologischen Systemen, die dazu führt, dass die Umrechnung von einer Länge auf eine Fläche mit dem Exponenten 3, und auf ein Volumen mit dem Exponenten 4 erfolgt. Mathematisch ist ein Organismus also 4-dimensional !
 
Dies liegt an der fraktalen Struktur von biologischen Systemen, die dazu führt, dass die Umrechnung von einer Länge auf eine Fläche mit dem Exponenten 3, und auf ein Volumen mit dem Exponenten 4 erfolgt. Mathematisch ist ein Organismus also 4-dimensional !
Auch wer es nicht glaubt ... Die Pharmakologen wissen hierüber SEHR GENAU Bescheid, weil dies aufs Empfindlichste die Dosierung und Wirkdauer jeder Droge betrifft :)

Ich finde da gerade einen sehr schönen Link nicht zu .... vielleicht später..
Edit: Ah, hier ist er... Vielleicht etwas lang und vielleicht etwas sehr mathematisch, aber SEHR inhaltsreich :)
Pharmakokinetikskript

Klaus schrieb:
Die Lebenserwartung hat was mit der Stoffwechselrate zu tun. Elefanten haben einen langsameren Stoffwechsel als Mäuse, das drückt sich in einer langsameren Herzfrequenz & Atmung aus und führt zu einer längeren Lebenserwartung (es wäre also eigentlich biologisch sinnvoller zu sagen "ich bin x Herzschläge alt" als "...y Jahre alt").
Interessanterweise fällt der Mensch aus diesem sonst ganz gut passenden System aber heraus... Wir leben BEDEUTEND mehr Herzschläge lang als "die Anderen"..
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich fand die von Pope gepostete Tabelle "Roman Life Expectancy" ganz spannend und habe die Daten mal in eine moderne Darstellung einkopiert (Blaue Line). Wie hier mehrfach angemerkt ist die eindimensionale Größe "Lebenserwartung" sinnlos; es geht immer um den zweidimensionalen Wert "Lebenserwartung in welchem Alter", oder noch präziser "Lebenserwartung in welchem Alter unter welchen Lebensumständen": Ein 70 jähriger Senator hatte immer noch eine andere Lebenserwartung als ein 70 jähriger Eselstreiber, wenn auch unklar sein mag bei wem sie höher lag :)


Unter heutigen Lebensumständen wird ein neu geborenes Baby in Deutschland ohne Probleme 50 Jahre alt. In Rom starb es mit 30% Wahrscheinlich schon mal gleich. Man sieht aber in diesen Kurven auch, wie sich das reale "Höchstalter" verändert, aber auch ganz offensichtlich seine Grenze erreicht hat...
 

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Sicherlich. Allein der ersparte Stress statt auf Jagd in den Supermarkt zu gehen, dürfte die Lebenerwartung in die Höhe treiben.
Elefanten werden in Zoos nicht nur deshalb älter als in freier Wildbahn, weil es keine Wilderer, aber Tierärzte gibt, sondern auch weil das Füttern mit Brot die Zähne nicht sosehr beansprucht, sie nciht so schnell abgenutzt sind und der Elefant auch noch im hohen Alter kauen kann.
AUfgrund unserer Statur müsste unsere Lebenserwartung ja zwischen Schimpanse und Gorilla liegen (habe hierfür leider keine Zahlen parat, schätze aber auf 30 bis 40 Jahre für beide). Tut sie aber nicht.
 
Sicherlich. Allein der ersparte Stress statt auf Jagd in den Supermarkt zu gehen, dürfte die Lebenerwartung in die Höhe treiben.
Elefanten werden in Zoos nicht nur deshalb älter als in freier Wildbahn, weil es keine Wilderer, aber Tierärzte gibt, sondern auch weil das Füttern mit Brot die Zähne nicht sosehr beansprucht, sie nciht so schnell abgenutzt sind und der Elefant auch noch im hohen Alter kauen kann.
AUfgrund unserer Statur müsste unsere Lebenserwartung ja zwischen Schimpanse und Gorilla liegen (habe hierfür leider keine Zahlen parat, schätze aber auf 30 bis 40 Jahre für beide). Tut sie aber nicht.

Das würde aber eine Entwicklung der Menschheit ohne jeglichen medizinischen Fortschritt vorraussetzen. Was unlogisch ist. Wenn ich das Wissen und die Möglichkeiten habe, Hochhäuser zu bauen und Lebensmittel haltbar zu machen, dann ist es nur natürlich, dass ich gleichzeitig nach einer Möglichkeit suche, um mein Leben zu verlängern. Ergo: med. Fortschritt.

Von daher gebe ich Quijote recht: Würden wir nicht.
Aber rein theoretisch hat Themi auch recht, nur an der Praxis würde es hapern.
 
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