Lernfähigkeit von Offizieren im Amerik. Bürgerkrieg

Das mit dem Gelænde z.B. leuchtet mir nur bedingt ein

Ich bin zwar zum Thema Kavallerieattacken nur leidlich bewandert, wenn ich mir aber Cemetery Ridge anschaue, so eignet sich das Gelände mE ganz hervorragende für einen Kavallerieangriff. Es ist einigermaßen eben und offen, was es ja zur tödlichen Falle für die angreifende Infanterie gemacht hat. Allerdings wäre die Kavallerie ebenso in das vernichtende Abwehrfeuer der Artillerie geritten und der Zaun war ja auch noch da, und das jetzt im vollen Wirkungsbereich der Infanteriewaffen.
 
Es wird in dieser kurzen Einführung darauf hingewiesen, dass es keinen Generalstab gab und es gab auch keine Stelle, die sich mit der "Feindaufklärung" beschäftigt hat.

Das stimmt, wenngleich man "informelle" Stabsstrukturen identifizieren kann. Die Komplexität der Kampagnenführung und die Dispersion der Verbände erforderten solche Zuarbeiten, denen aber mit den formellen Strukturen offenbar auch die Auswertungsmöglichkeiten fehlten. Lesenswert DiNardo, Southern by the Graee of God but Prussian by Common Sense: James Longstreet and the Exercise of Command in the U.S. Civil War, 2002:

"During the mid-ninetenth centuty, commanders on both sides of the Atlantic had to contend with the difficulty of maintaihing command over their larger units under conditions of greater tactical dispersion. Under these circumstances, perhaps the most important instrument a commander had at his disposal was his staff. In the U.S. Civil War, no commander on either side had as good a staff as James Longstreet. This article compares how Longstreet organized and employed his staff with the staff practices developed by the Prussian Army under Moltke. While there are some obvious differences, one can also note a surprising number of similarities."
 
Hi, vielen Dank für den Hinweis. Bin noch auf dieses Buch bei der Suche nach DiNardo gestoßen.

Confederate Struggle For Command: General James Longstreet and the First ... - Alexander Mendoza - Google Books

Habe mich eigentlich nie intensiv mit dem Thema beschäftigt. Was mich dennoch erstaunt ist, in welcher Geschwindigkeit vor allem der Norden sich auf diesen Krieg einstellte.

Vor allem der eher "unmilitärische" Norden vollzieht eine bemerkenswerte Anpassung an die Zwänge der Kriegsführung. Zum einem im Bereich der Ökonomie, der diplomatischen Kriegsführung, des Aufbaus einer militärischen Bürokratie und nicht zuletzt die Frage des Unterhalts von großen Heeren.

Bricht man die Veränderungen auf die Taktiken auf dem Schlachtfeld runter, dann erscheint der Bürgerkrieg m.E. fast als das evolutionäres Bindeglied zwischen den napoleonischen Kriegen und der Kriegsführung des WW1. Gerade auch in Bezug auf das Verständnis von Bewegung und Logistik und statischer Kriegsführung (Feldbefestigungen etc.)

Und die Gesamtheit der Veränderungen würde ich schon fast als eine "revolutionäre Veränderungen" bezeichnen, die sich während des Krieges vor allem im Bereich der Union ereignete.
 
Deswegen weist Papa_Leo völlig zu Recht auf ihre zentrale Funktion in Bezug auf die Feindaufklärung hin. An diesem Punkt war sie vor allem gefordert, den Angriff auf die schwer zu erkennenden Flanken des Gegners zu ermöglichen.
Daneben spielte sie natürlich im "kleinen Krieg" im Rahmen von tiefen Vorstößen, bzw. im Rahmen von Guerilla-Einsätzen, eine herausragende Rolle.

Das beschreibt die wesentliche Kontroverse über die operative Rolle und den taktischen Einsatz von Kavallerie, bereits vor 1861, in diversen Publikationen. Im Prinzip spitzte sich das auf die (aus US-Sicht beobachtete, ältere) europäische Verwendung im Rahmen einer "Schock-Strategie" oder die Verwendung in einer "long-range-raid-strategy" plus in jeweils beiden Fällen der operativen Begleitung (Flanken, Aufklärung, Trosssicherung) der Hauptarmee zu.

Das konföderierte Army-Manual von 1861 sagt dazu:
"The purpose of these isolated [cavalry] corps is to reconnoitre at a distance on the flanks of the army, to protect its operations, to deceive the enemy, to interrupt his communications, to intercept his couriers and his correspondence, to threaten or destroy his magazines, to carry off his posts and his convoys or . . . to retard his march by making him detach largely for their protection"

Das war die moderne Auffassung der Verwendung von Kavallerie, gegen die nicht Einzelfälle von taktischen Fehlern wie Frontalangriffen eingewandt werden können. Für solche Fehlschläge lassen sich immer geeignete Beispiele finden, interessanter ist der erfolgreiche Einsatz im Sinne der oben beschriebenen Vorgabe (man schaue sich v.Klucks Flankenkorps vor der Marne an: Kavallerie).

Interessanterweise wurde diese Verwendung als Vorläufer des modernen mechanisierten Kriegs begriffen. 1938 erschien eine geradezu prophetische Studie, Wilsons Cavalry Campaign of 1865 (-> als gewähltes Beispiel), von Elbrïdge-Colby, die die schnell manöverierenden Kavallerieeinheiten als "Invasionsarmee" als Vorläufer der Möglichkeiten des modernen Bewegungskrieges sah und damit verglich.

Das Kavallerie-Handbuch von 1861 kann man, streicht man Pferd und ersetzt es durch Panzer bzw. gepanzerte Fahrzeuge, auch auf 1939 datieren.

Siehe auch: Christopher S. Dwyer, Raiding Strategy - As Applied by the Western Confederate Cavalry in the Ameriean Civil War, 1999.
 
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Bricht man die Veränderungen auf die Taktiken auf dem Schlachtfeld runter, dann erscheint der Bürgerkrieg m.E. fast als das evolutionäres Bindeglied zwischen den napoleonischen Kriegen und der Kriegsführung des WW1. Gerade auch in Bezug auf das Verständnis von Bewegung und Logistik und statischer Kriegsführung (Feldbefestigungen etc.)

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Dieses sehe ich auch so. Es ist ja ein gern bemühter Topos von Journalisten, jeden Konflikt nach dem Ende der Napoleonischen Kriege als ersten "modernen" Krieg zu bezeichnen. Vor kurzem lass ich das in einem Artikel über den Krimkrieg, (m.E. völlig zu Unrecht).

Meistens wird dieses jedoch nur an dem Vorhandensein von bestimmten technischen Neuerungen festgemacht, wie gezogene Gewehre, Panzerschiffe, Eisenbahn, Stacheldraht oder Telegraphen. Wenn man jedoch das Gesamtbild betrachtet, dürfte der amerikanische Bürgerkrieg als wesentlich "moderner" gelten als z.B. der später stattfindende Deutsch-Französische Krieg, der von der Technik zwar zumindest genauso "fortschritlich" erscheint, in der Gesamtkonzeption und den strategischen und vor allem taktischen vorgehensweisen jedoch noch mehr in der napoleonischen Zeit verankert war.

Zum Thema Kavallerie, habe ich in einem älteren Text zum Deutsch -Französischen Krieg die Meinung gelesen, dass einer der Gründe für den deutschen Sieg die geschicktere Verwendung der leichten Kavallerie (für die Franzosen alles Ulanen) durch die Deutschen war. Diese klärten die feindlichen Bewegungen effektiv auf und bildeten gleichzeitig einen dichten Schleier durch den die französische Führung weitgehend im Dunklen tappte. Vorstöße tief ins Feindesland und Unterbrechung der Verbindungen (z.B. die französischen Telegraphenlinien und Eisenbahnschienen) ergänzen das Bild wie es im o.g. Handbuch der CSA beschrieben wird.
Die Franzosen hatten zwar eine numerisch starke und qualitativ hochwertige Kavallerie, verheizten aber sogar die Chasseurs de Afrique bei den Höhen von Floing in einer sinnlosen und für ihre Art untypischen Frontalattacke und verwendeten sie kaum in einer angemessenen Rolle.
 
Zuletzt bearbeitet:
das würd ich auch so sehen, dass er ein bindeglied ist, ihn aber mehr richtung napoleonisch als modern situieren. modern war mit sicherheit der einsatz der logistik (eisenbahn) und die kommunikation (telegraph). wobei letzteres nicht von allen konsequent genutzt wurde. modern vermutlich auch die strategie, die sich vom suchen einer entscheidenden schlacht, wie das noch in diesen lokal begrenzten konflikten in europa der fall war, sich zum vernichten der feindlichen armee wandelte und die vernichtung der ressourcen des feindes. ausserdem ist da noch die wehrpflicht und shermans "total war" konzept. von total war er aber weit entfernt, gab zwei drei ansätze, aber nicht mehr.
napoleonisch war sicher mal die medizinische versorgung, man war solchen komplexen wunden nicht gewachsen. ausserdem waren die taktiken ebenfalls napoleonisch, griffith fügt da noch hinzu, sie waren napoleonisch, aber nicht so gut ausgeführt wie zu dieser zeit. die bewaffnung wird ausserdem gerne überschätzt. zu beginn des krieges waren fast alle regimenter mit glatten läufen ausgerüstet, eingekauft in europa. ein sammelsurium verschiedenster gewehre. die gewehre mit gezogenem lauf kamen erst im verlaufe des krieges gross in umlauf. an der distanz, wo man das feuer eröffnete, änderten sie aber nichts. es waren weiterhin 100 meter oder weniger. selbst im 2.wk waren feueröffnung auf 100-150 meter üblich, nicht wegen der fehlenden technik, sondern wegen der visuellen erfassung des feindes. hinterlader kamen nicht so umfangreich zum einsatz, waren ausserdem teurer, und repetiergewehre kamen noch weniger zum einsatz und waren noch teurer und komplexer in der produktion. dazu sagte man den soldaten, verschwendet eure munition nicht mit den repetierern. auch bei den kanonen gab es recht viele mit glattem lauf, weil die rohre grösser waren und die geschosse aus gezogenen im boden wirkungslos stecken blieben. grant verkleinerte sogar seinen bestand an kanonen gegen ende des krieges.

zu meiner arbeit im moment nix neues. bin erstmal nach den hilfreichen hinweisen am ausleihen und weiterlesen.
 
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Deine Ausführungen sind nachvollziehbar und ich stimme dir im Großen und Ganzen zu, aber dieser letze Punkt interessiert mich:

....auch bei den kanonen gab es recht viele mit glattem lauf, weil die rohre grösser waren und die geschosse aus gezogenen im boden wirkungslos stecken blieben. grant verkleinerte sogar seinen bestand an kanonen gegen ende des krieges.
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Könntest Du das etwas näher ausführen?

Ausserdem wäre ich für die Aufteilung in Absätzen so wie die Beachtung von Groß- und Kleinschreibung sehr dankbar. Dieser unstrukturierte Textblock ist schwer zu lesen.
 
die gewehre mit gezogenem lauf kamen erst im verlaufe des krieges gross in umlauf. an der distanz, wo man das feuer eröffnete, änderten sie aber nichts. es waren weiterhin 100 meter oder weniger. selbst im 2.wk waren feueröffnung auf 100-150 meter üblich, nicht wegen der fehlenden technik, sondern wegen der visuellen erfassung des feindes. hinterlader kamen nicht so umfangreich zum einsatz, waren ausserdem teurer,

Ich habe mir mal dieses Zitat so herausgerissen, wozu ich ein Bild habe, das ich nicht vorenthalten möchte.
A_sharp-shooter.jpg
Sicher waren Scharfschützen nicht kriegsentscheidend. Mit einem von hinten zu ladenden und gezogenen Lauf und Zielfernrohr konnten sie erstmals auf größere Entfernung versteckt schießen und treffen, ohne selbst in Gefahr eines Beschusses zu geraten.

Es gab die United States Sharpshooter. Das 1. U.S. Scharfschützenregiment bestand aus 10 Kompanien, das 2. aus 8. Die Uniform (Mütze, Rock und Hose) war dunkelgrün, das Lederzeug braun.
Zu Berühmtheit gelangte California Joe.
caljoe.jpg
 
Zur Kavallerie: Es fehlte in Amerika die Tradition und somit auch das Wissen um Organisation und Einsatz der Kavallerie. Die Briten setzten im amerik. Unabhängigkeitskrieg keine klassische Kavallerie, sondern lediglich Dragoner ein. Die Amerikaner zogen nach und stellten ihrerseits 4 Dragonerregimenter auf. Damals gab es schlichtweg keine Pferde für ordentliche Linienkavallerie in Amerika. Später wurden von den USA ebenfalls keine Kavallerieregimenter aufgestellt. Diese waren im Unterhalt sehr teuer und es gab so oder so keine entsprechenden Gegner auf dem amerikanischen Kontinent, die mit Schlachtkavallerie ausgestattet waren. Vor dem Bürgerkrieg entstanden allerdings im Süden bereits leichte, berittene Milizen, deren Tradition die Dragoner der Südstaaten fortsetzten. Darüber hinaus bestand weiterhin das Problem genügend speziell ausgebildete Pferde für das Gefecht zu finden um daraus ein oder mehrere Regimenter aufstellen zu können.
 
Eine alte Angewohntheit von mir, im Internet und Chats nur klein zu schreiben, die Rechtschreibung behalt ich aber trotz allem bei. Ja, im obigen Post hätte ein weiterer Abschnitt meinerseits nicht geschadet, da hast du Recht.
Zu dieser Zeit existierende Kanonen mit gezogenem Lauf hatten einen kleineren Lauf. Das bedeutet, dass bei ihnen kleinere Projektile zum Einsatz kamen. Zwar hatten die gezogenen Kanonen eine höhere und präzisere Reichweite, aber unebenes und bewaldetes Gelände machte diesen Vorteil zunichte. Zudem war die Projektilgeschwindigkeit höher, womit sich die Kugel mit höherer Wahrscheinlichkeit wirkungslos in den Boden versenkte. Die Kanonen mit glattem Lauf verfügten über grössere Rohre, waren zwar ungenauer und vermochten nicht so weit zu schiessen, aber das Gelände machte diesen Nachteil wieder wett. Hinzu kommt noch der psychologische Faktor, vor einer grossen Kanone hat man mehr Angst als vor einer kleinen. Die technischen Details, wieso die mit gezogenem Lauf kürzer waren, weiss ich nicht. Aber der Technik waren wohl damals auch Grenzen gesetzt.

@Rurik
Bei meinen Ausführungen bezog ich mich auf die Linieninfanterie. Die können nur mit Kimme und Korn zielen und bei weit entfernten Zielen ist die Trefferchance bei beweglichen Zielen nicht gerade hoch. Hinzu kommt das Problem, dass die Miniéprojektile langsam in einem Bogen flogen, womit noch das Problem mit den danger spaces hinzu kommt. Soldaten, insbesondere die Unerfahrenen, neigen ausserdem dazu, nach Eröffnung das Feuer nach eigenem Ermessen fortzuführen. Es hat eine psychologisch erlösende Wirkung, wenn man den Abzug betätigen kann anstatt angespannt zu warten, bis man endlich wieder schiessen darf.
Scharfschützen schossen natürlich aus grösseren Distanzen. Ihre heutige Bedeutung hat man aber zu der Zeit noch nicht wirklich erkannt. Das ist erst später gekommen, gleichwohl gab es schon zu dieser Zeit Schiesstests, um die fähigsten Scharfschützen zu erhalten. Insofern hast du mit den Scharfschützen recht.
 
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Nicht nur die operative, sondern insbesondere die taktische Verwendung von Artillerie hing entscheidend von der ausreichenden Versorgung mit geeigneten (stämmigen), verpflegten, ausgerüsteten Pferden im Batteriezug ab.

Vordergründig sah man aufgrund der Engpässe die Reduktion auf 4er statt 6er Batterien bei der CSA. Entscheidend waren aber die taktischen Nachteile, die sich aus der reduzierten Mobilität (hohe Verlustraten, ungeeignete Ersatzgestellung), gesunkenen Rohrzahl, zT fehlenden schnellen Konzentrationsfähigkeit und bei der Verlegung auch im Rückzug (zusätzliche Verluste) ergaben. Hohe Verluste an Pferden auf der einen Seite, Versorgungsengpässe in der Verpflegung, Einsatz von weniger lastfähigen Tieren bei steigenden Geschützgewichten führten zu Einschränkungen in der taktischen Verwendung.

Die Arbeiten von Hess, Griffith, Nosworthy stellen in der Artilleriediskussion stark auf die technischen Details der Geschütze, und die Probleme durch weiter reichende Infanteriewaffen ab. Eine neuere Arbeit von Spencer Jones (The Influence of Horse Supply Upon Field Artillery in the American Civil War) stellt die logistischen Aspekte heraus, die auf den taktischen Einsatz von Artillerie auf dem Schlachtfeld großen Einfluss hatten, und in der früheren Technik-Debatte regelmäßig zu kurz kamen.

"Within this discussion, however, the role and effectiveness of field artillery is largely limited to technical aspects, such as the range of field guns compared to infantry weapons. Traditionalist arguments contend that smoothbore field artillery pieces were now outranged by the new generation of rifled infantry weapons, denying them the chance to use the close-range tactics that the gunners had favoured in the Mexican War (1846–48). Although still effective defensively, when used in an offensive role, attempts to rush the enemy line and overwhelm it with canister typically led to the battery being knocked out by infantry fire long before the guns could inflict significant damage. As a result field artillery was limited offensively to ineffective long-range shelling. However, recent revisionist work such as Earl J. Hess’s study of the rifled musket disputes this assertion, suggesting that the range at which the new infantry weapons were used was typically short despite their theoretical capabilities, and that while infantry were capable of inflicting casualties on the gunners, this was not the only reason for the abandonment of close-range tactics. Revisionist authors such as Paddy Griffith and Brent Nosworthy also argue that far from being ineffective, when handled astutely artillery could and did inflict severe damage upon enemy infantry. However, in both traditional and revisionist interpretations, the role of the horse within artillery batteries is often overlooked."
(S. 358)

"While the increased range of infantry weapons posed difficulties for gun crews in the attack, the failure to provide a basic supply need in the form of horseflesh also limited the potential of the field artillery. In many ways the difficulties experienced by the guns seem to support the theories of Brent Nosworthy, who contends that the Civil War was a conflict fought in a transitional period.67 Field artillery possessed longer ranged and more powerful weapons than had been available in the 1850s, but the guns were not yet so developed that they could have a decisive impact at long range. Conversely, the guns were considerably heavier than the cannon the army had used in Mexico and, given the weak condition and poor supply of horses, they proved harder to manoeuvre. Preserving horse supply became vital as the war developed, and close-range manoeuvres placed the animals at such a great risk that many artillerymen abandoned the tactic. Lacking the mobility of an earlier age or the long-range firepower of later conflicts, field artillery in the American Civil War was caught in transition. Consequently, any evaluation of doctrinal changes and developments in the employment of artillery in the Civil War can only be seen in light of the problems of horse supply, and it is therefore necessary to amend our understanding of the continuing debates over the place of the Civil War in the historiography of “modern” warfare.""
(S.377)
 
Bzgl. Scharfschützen: Ein Detail: Die Verluste auf beiden Seiten unter Offizieren waren prozentual gesehen sehr viel höher als bei den Mannschaften. Selbstverständlich liegt das u.a. auch daran, dass viele Offiziere (vor allem untere Offiziersränge) exponiert vor / neben ihren Truppen hermarschierten. Aber auch daran, dass man gezielt auf Offiziere schoss (u.a. eben Scharfschützen). Erschreckend sind schon fast die Verluste and Brigadegenerälen.

Sehr ausführlich und differenziert:

William F. Fox, Lt. Col. U. S. V., Regimental Losses in the American Civil War, 1861-1865: A Treatise on the extent and nature of the mortuary losses in the Union regiments, with full and exhaustive statistics compiled from the official records on fi
 
das würd ich auch so sehen, dass er ein bindeglied ist, ihn aber mehr richtung napoleonisch als modern situieren. modern war mit sicherheit der einsatz der logistik (eisenbahn) und die kommunikation (telegraph). wobei letzteres nicht von allen konsequent genutzt wurde.

modern vermutlich auch die strategie, die sich vom suchen einer entscheidenden schlacht, wie das noch in diesen lokal begrenzten konflikten in europa der fall war, sich zum vernichten der feindlichen armee wandelte und die vernichtung der ressourcen des feindes. ausserdem ist da noch die wehrpflicht und shermans "total war" konzept. von total war er aber weit entfernt, gab zwei drei ansätze, aber nicht mehr.

napoleonisch war sicher mal die medizinische versorgung, man war solchen komplexen wunden nicht gewachsen. ausserdem waren die taktiken ebenfalls napoleonisch, griffith fügt da noch hinzu, sie waren napoleonisch, aber nicht so gut ausgeführt wie zu dieser zeit.
die bewaffnung wird ausserdem gerne überschätzt. zu beginn des krieges waren fast alle regimenter mit glatten läufen ausgerüstet, eingekauft in europa. ein sammelsurium verschiedenster gewehre. die gewehre mit gezogenem lauf kamen erst im verlaufe des krieges gross in umlauf. an der distanz, wo man das feuer eröffnete, änderten sie aber nichts. es waren weiterhin 100 meter oder weniger. selbst im 2.wk waren feueröffnung auf 100-150 meter üblich, nicht wegen der fehlenden technik, sondern wegen der visuellen erfassung des feindes. hinterlader kamen nicht so umfangreich zum einsatz, waren ausserdem teurer, und repetiergewehre kamen noch weniger zum einsatz und waren noch teurer und komplexer in der produktion. dazu sagte man den soldaten, verschwendet eure munition nicht mit den repetierern. auch bei den kanonen gab es recht viele mit glattem lauf, weil die rohre grösser waren und die geschosse aus gezogenen im boden wirkungslos stecken blieben. grant verkleinerte sogar seinen bestand an kanonen gegen ende des krieges.

zu meiner arbeit im moment nix neues. bin erstmal nach den hilfreichen hinweisen am ausleihen und weiterlesen.


Der amerikanische Bürgerkrieg steht meiner Meinung nach dem 1. Weltkrieg näher, als den napoleonischen Kriegen, und das gilt sowohl für die Waffentechnik, die medizinische Versorgung, die Logistik und nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Verlustzahlen, die größer waren, als in allen kriegerischen Einsätzen der USA bis zur Gegenwart. Sie waren höher, als die Verluste der beiden Weltkriege.

Es kam nicht zum Einsatz der Eisenbahn und des Telegraphen, sondern es wurden erstmals Seeminen, Panzerschiffe, Repetier- und Maschinengewehre wie die Gatling Gun eingesetzt. Nach dem ersten Einsatz von Panzerschiffen schrieb die Times, dass die Flotten aller anderen Marinen veraltet geworden seien. Die Kriegschirurgie war vom hygienischen Stand nicht nur nach modernen Gesichtspunkten eine Katastrophe- es gab verwundete Soldaten, die es vorzogen auf dem Schlachtfeld zu bleiben.

Es gab Amputeure, die im Minutentakt Gliedmaßen abtrennen konnten und stolz auf eine blutbesudelte Schürze waren. Insgesamt aber waren grauenvolle Verhältnisse er eher das Ergebnis von Überfoderung durch zu hohe Verlustenzahlen und dem Mangel an qualifizierten Ärzten und Sanitätspersonal.
Die Folgen mangelnder Hygiene entdeckte Dr. Ignaz Semmelweiß bereits um 1850. seine Thesen fanden leider erst viel später Anerkennung. Fortschrittlichere Ärzte in den USA machten Experimente mit Chlorkalk und Essiglösungen. Zumindest in der Schmerzbehandlung wurden im 19. Jhd große Fortschritte erzielt werden. Bereits um 1806 konnte Sertürner aus Opium das Hauptalkaloid Morphin extrahieren, und bereits im Krimkrieg stand Morphin zur Verfügung, das durch die Erfindung der hypodermischen Injektionsspritze besser dosiert werden konnte, als das mit Laudanum (Opiumtinktur) das oral genommen werden musste möglich war.
Die Nachfrage nach Morphin führte dazu, das in den Südstaaten Mohn anebaut wurde.
Nach dem Beispiel Florence Nightingales wurden Krankenschwestern professionell ausgebildet, und in Europa regte das Elend der Verwundeten von Solferino Henri Dunant an, das Rote Kreuz zu gründen.

Einen Schwaben, der als Kriegsbeobachter die Unionstruppen begleitete, Ferdinand von Zeppelin, faszinierten die Fesselballone, die über den Schlachtfeldern auftauchten und neue Möglichkeiten der Artilleriebeobachtung ermöglichten.

Spätestens 1864 wurde der Bürgerkrieg zum Stellungskrieg, und die Kraterschlacht erinnerte mehr an den Auftakt zur 3. Flandernschlacht, die Schlacht von Meenen 1917, als an Austerlitz und Waterloo.

Es glaubten wohl am Beginn des Bürgerkrieges die Kriegsfreiwilligen von 1861, der Bürgerkrieg werde eine romantische Verlängerung des napoleonischen Zeitalters sein, so wie 1914 deutsche Kriegsfreiwillige sich den 1. Weltkrieg als Sedanstag und Reanimierung des Deutsch- Französischen Krieges von 1870/71 vorstellten.
 
Im Buch on The Road to Total War sagt Hess zur Modernität des Krieges:
"Overall it is inaccurate to term the Civil War the first modern war. That conflict contained many features that pointed the way to massed conflict in the twentieth century, but it was essentially an old-fashioned war." S. 484
Ich stütze diese Haltung, nach all dem, was ich bisher gelesen habe. Auf See gab es zwei Panzerschiffe, aber die waren stark untermotorisiert und viel zu langsam. In der Bewaffnung auf Land waren die Vorderlader immer noch der dominante Gewehrtyp. Maschinengewehre und Gatling Guns kamen gewiss vor, aber in meiner bisher gelesen Literatur kommt sie fast nicht vor, was ich als Indiz deute, dass diese kaum zum Einsatz kamen.
Ich denke, es geht nicht nur um die Frage, was alles zum Einsatz kam, sondern wie es zum Einsatz kam und welchen Einfluss es auf das Geschehen hatte.
 
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Zu dieser Zeit existierende Kanonen mit gezogenem Lauf hatten einen kleineren Lauf. Das bedeutet, dass bei ihnen kleinere Projektile zum Einsatz kamen.

Ein deutliches Jein: Die ersten gezogenen Geschütze hatten die selben Kaliber wie die glatten Kanonen bzw. sogar geringfügig etwas größer, da man Anfangs die bestehenden glatten Rohre mit Zügen versah. Dieses war im 19. Jahrhundert aus wirtschaftlichen Gründen eine recht weit verbreitete Technik, die jedoch zur Folge hatte, dass die Rohre geschwächt wurden und man mit verringerten Ladungen schiessen musste bzw. die Lebensdauer der Läufe sich stark verringerte. In den USA wurden ab 1860 einige Kanonen nach dem System "James" so umgebaut die trotz ihrer Nachteile zum Teil den ganzen Krieg in Gebrauch blieben.

Das Projektil ist bei einem geringeren Kaliber auch nicht unbedingt kleiner. Glatte Geschütze konnten damals nur Rundkugeln verfeuern. Bei Gezogenen waren es dagegen Langgeschosse die bei dem selben Kaliber ein größeres Gewicht hatten.


Zwar hatten die gezogenen Kanonen eine höhere und präzisere Reichweite, aber unebenes und bewaldetes Gelände machte diesen Vorteil zunichte. Zudem war die Projektilgeschwindigkeit höher, womit sich die Kugel mit höherer Wahrscheinlichkeit wirkungslos in den Boden versenkte.
Die Kanonen mit glattem Lauf verfügten über grössere Rohre, waren zwar ungenauer und vermochten nicht so weit zu schiessen, aber das Gelände machte diesen Nachteil wieder wett.

Das mit der Reichweite stimmt zum Teil, eine deutlich größere praktische Reichweite wurde erst später mit modernen optischen und fernmeldetechnischen Geräten zum indirekten Schiessen erzielt, das ist aber schon fast erster Weltkrieg (bzw. Burenkrieg und Russisch-Japanischer Krieg).

Auch die glatten Rohre hatten eine deutlich größere Reichweite als das was bei Kanonen tatsächlich genutzt wurde (3 Km reale Schussweite gegen ca. 300 Meter effektive Reichweite). Bei Haubitzen und Mörsern versuchte man dagegen die Reichweite auszuschöpfen, die Ziele waren aber meistens größer.

Trotzdem wurde der Vorteil vor allem der höheren Genauigkeit schon damals erkannt und gefordert. Preussen hat z.B. ausgiebige Tests mit Belagerungsgeschützen an der veralteten Festung Jülich betrieben, bei der die Kurtinenflächen regelrecht herausgestanzt wurden. Dieses hat sich später bei der Belagerung von Strassburg ausgezahlt, die für damalige Verhältnisse erstaunlich schnell Sturmreif geschossen wurde.

Zu Beginn des Bürgerkrieges waren die meisten Geschütze glatte Vorderlader (bis auf die relativ geringe Anzahl von nachgezogenen Kanonen im System James und einige Parrots die aber überwiegend als Festungs und Küstengeschütze dienten) Im Laufe des Krieges erhöhte sich der Anteil an gezogenen Waffen deutlich, nach einem Inventar aus der Armee von Rosencrans (zitiert bei Ian V. Hogg "Weapons of the Civil War") waren 1863 bereits fast die Hälfte der Feldgeschütze gezogene Waffen.

Das mit der Größe ist auch nicht unbedingt richtig. Bei gleichen Geschossgewicht ist das gezogene Geschütz eindeutig kleiner. Es gab aber auch gezogene Kanonen in jeder erdenklichen größe bis hin zu dem 300-Pfündigen Swamp-Angel mit dem Charleston aus großer Entfernung beschossen wurde.

Vor dem Krieg gab es eine Tendenz zum Bau leichterer Geschützen, die sich hauptsächlich im "Napoleon" zeigte, der französischen 12-Pfundigen Bombenkanone die von den USA ab 1854 in Dienst genommen wurde und auf beiden Seiten das üblichste Modell war. Diese Kanone war deutlich kürzer und leichter als die amerikanische 1841er 12-Pfündige Kanone und hatte dadurch eine geringere Reichweite. Das war aber eine Entwurfsentscheidung zugunsten der Mobilität und der Vielseitigkeit und keine technische Bedingung, beide waren glattläufig.

Das mit dem "wirkungslos im Boden versenken" konnte unter Umständen geschehen, bei der Verwendung von Brenn- und Aufschlagzündern, war dieses aber ein geringeres Problem. Als Nachteilig wurde erachtet, keine Roll- und Prallschüsse mehr ausführen zu können, die damals zum Grundrepertoire erfahrener Artilleristen gehörte. Die Überlegenheit der gezogenen Geschütze war jedoch zu eindeutig, dass man allzulange die Entwicklung aufhalten konnte. Dieses konnte man ebenfalls am besten im Deutsch- Französischen Krieg sehen, bei dem die gezogenen preussischen und sächsischen Geschütze, die französischen Batterien von ausserhalb dessen Reichweite zusammenschossen.

Das Grant die Anzahl seiner Geschütze verringerte, habe ich nirgends gefunden. Zu Beginn des Krieges wurde auf jedem Fall die Anzahl der Geschütze in Bezug auf die Infanterie deutlich erhöht. Der Norden zog dafür auf Vorschlag des Generals Barry, Chef der Artillerie der Potomacarmee, die ausgebildeten und geübten Artilleristen aus den Küstenforts an Atlantik, Golf und sogar Pazifik ab. Wenn das mit der Artillerie Grants zutrifft, wird es vermutlich eher auf den von Silesia erwähnten Mangel an Pferden zurück gehen und es wird im Vergleich zum Höchststand eine Verringerung gewesen sein, nicht aber im Verhältnis zu dem Beginn des Krieges.

Hinzu kommt noch der psychologische Faktor, vor einer grossen Kanone hat man mehr Angst als vor einer kleinen. Die technischen Details, wieso die mit gezogenem Lauf kürzer waren, weiss ich nicht. Aber der Technik waren wohl damals auch Grenzen gesetzt.

Das mit der Größe und der Angst halte ich, mit Verlaub, für Humbug. Kanonen waren in erster Linie da, um den Gegner möglichst effektiv auszuschalten und nicht um ihn Angst einzuflössen. Dieses mag ein willkommener Nebeneffekt sein, man nimmt dafür aber keine technischen Nachteile in Kauf.

Ich hatte um eine Erläuterung gebeten (hast Du eigentlich Quellen zu diesen Aussagen?) da diese Argumente mich stark an die Einwände aus der damaligen Zeit erinnern, vorgetragen von konservativen Militärs die an ihren Traditionen hingen. Ein preussischer General (ich glaube es war Wrangel) verfügte sogar testamentarisch, dass bei seinem Begräbnis der Salut mit glatten Kanonen geschossen werden sollte und nicht mit Gezogenen, da der Knall von diesen als schärfer und von ihm als unangenehmer und nicht förmlich genug erachtet wurde.
Die tatsächliche Entwicklung sah jedoch anders aus und nur wirtschaftliche Faktoren bremsten effektiv die Verbreitung der gezogenen Artillerie.
 
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Also vllt mal vorneweg, ich beziehe mich immer auf Landgefechte. Aber ich muss natürlich eingestehen, dass ich mit den technischen Details der Artillerie nicht so bewandert bin und es ist einfacher aus dem Kopf als aus dem Buch zu zitieren. Hier die Präzisierungen und Quellenangaben meinerseits. *Verlegendreinguck*
Griffith, Battle Tactis of the Civil War, S. 168f.
Geschossen wurde auf 1000 Yard, weiter schoss man nicht, weil Blindfeuer ineffektiv ist. Deshalb konnten die gezogenen Kanonen ihren Vorteil nicht ausspielen. Die höhere Geschossgeschwindigkeit führte ausserdem dazu, dass die Granaten sich zum Teil in den Boden versenkten und diese unter der Erde wirkungslos explodierten. Da bei gezogenen Kanonen die Kartätschenladungen kleiner waren, bevorzugte man glatte Kanonen gegen Infanterie und sah sie als effektiver an, um massive Infanterievorstösse zu bremsen/stoppen.
Bei Belagerungen oder gegen Seeeinheiten kamen gezogenen Kanonen sehr wohl zum Einsatz. Auch bei Artillerieduellen, sofern sich die gegnerische Einheit darauf einliess. Der Bestand an gezogenen Kanonen war sehr hoch. McCellan wollte auf zwei Glatte eine Gezogene, aber unter 2:1 (Gezogene:Glatte) wurde das Verhältnis nie gebracht.
Grant schickte Teile der Artillerie am Ende des Krieges zurück, um die Versorgung zu entlasten. In meinem Seminar zum Bürgerkrieg sagte aber mein Dozent, dass Grant den Bestand abbaute wegem Gelände. Vermutlich hat Griffith recht und mein Dozent unrecht.
Zur Psychologie:
"Rifled Cannon had greater range and accuracy than smoothbores, but infantry feared the smoothbores mire: rifles had smaller bores and could not fire as large rounds of canister as the smoothbores." McWhiney, Jamies, Attack and Die, S. 59
 
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Bezüglich der „Napoleon“: Sie wurde von 6 Mann bedient und konnte in der Minute zwei gezielte Schüsse abfeuern. Die neben Vollkugeln und Granaten eingesetzten Kartätschengeschosse waren bis auf 350Yards wirkungsvoll. Diese bestanden aus 27 gusseisernen Kugeln, die sich in einem Zinnbehälter mit aufgenageltem Holzboden als Treibspiegel befanden. Über diese Entfernung hinaus benutzte man bis auf 1000 Yards bereits Schrapnells. Diese funktionierten mit einem von Bormann Deutsche Biographie entwickelten Zünder, der vorher auf die bestimmte Entfernung eingestellt werden musste.
 
Es gab Amputeure, die im Minutentakt Gliedmaßen abtrennen konnten und stolz auf eine blutbesudelte Schürze waren. Insgesamt aber waren grauenvolle Verhältnisse er eher das Ergebnis von Überfoderung durch zu hohe Verlustenzahlen und dem Mangel an qualifizierten Ärzten und Sanitätspersonal.
Die Folgen mangelnder Hygiene entdeckte Dr. Ignaz Semmelweiß bereits um 1850. seine Thesen fanden leider erst viel später Anerkennung. Fortschrittlichere Ärzte in den USA machten Experimente mit Chlorkalk und Essiglösungen. Zumindest in der Schmerzbehandlung wurden im 19. Jhd große Fortschritte erzielt werden. Bereits um 1806 konnte Sertürner aus Opium das Hauptalkaloid Morphin extrahieren, und bereits im Krimkrieg stand Morphin zur Verfügung, das durch die Erfindung der hypodermischen Injektionsspritze besser dosiert werden konnte, als das mit Laudanum (Opiumtinktur) das oral genommen werden musste möglich war.

Obwohl die Sterberaten unter den Verwundeten immer noch recht hoch waren, hatte die Medizin deutliche Fortschritte gemacht. Die wenigsten Operationen wurden, lt. der entsprechenden Abteilung im Museum in Gettysburg (allerdings aus dem Gedächtnis), ohne Betäubung irgendwelcher Art durchgeführt. Maßgeblich kam dafür Morphium zum Einsatz. Natürlich nutzte man aber auch Alkohol und ähnliche betäubende Substanzen (OT: Mein Opa hat aus dem WK II noch vom Einsatz von Alkohol bei leichteren Fällen berichtet). Die Chance die eigentliche Amputation zu überleben lag wohl bei rund 80%, die Infektion überlebten aber nur 10 - 15%. Das Kernproblem lag hier in der Masse darin, dass die Instrumente einfach weiterbenutzt wurden, ohne sie auch nur zu reinigen.

Obwohl die massiven Zerstörungen im Gewebe, bedingt durch die großen Kaliber von Infanteriewaffen, oft ein Amputation notwendig machten, hatten die Chirurgen der Zeit durchaus Instrumente, um Geschosse oder Splitter auch ohne solche gravierenden Maßnahmen zu entfernen. Allerdings denke ich, dass auch hier oft Amputationen notwendig wurden, um den häufig auftretenden Wundbrand in Griff zu bekommen.

Insgesamt stellt die Versorgung der Verwundeten ein gewaltiges logistisches Problem dar, da keine Seite auf solche gewaltigen Anzahlen gefasst war. Immer wieder trifft man auf Bilder von Verwundeten, die man einfach in den Schatten der Bäume gelegt hatte. Oder die langen Trecks von Planwagen um die Verwundeten abzutransportieren. Auch gibt es immer wieder Bilder und Beschreibungen von Gliedmaßen, die nach der Amputation einfach aus den Fenstern der improvisierten Lazarette, meist Farmhäuser, geworfen wurden.

Ein kleine Anekdote am Rande: Sickles verlor in der Schlacht von Gettysburg das rechte Bein. Dieses spendete er dem Armed Forces Medical Museum, welches das Bein konservierte und ausstellte. Er besuchte das Bein wohl regelmäßig zum Jahrestag des Verlustes. Es ist heute im National Museum of Health and Medicine ausgestellt.
 
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Im Buch on The Road to Total War sagt Hess zur Modernität des Krieges:
"Overall it is inaccurate to term the Civil War the first modern war. That conflict contained many features that pointed the way to massed conflict in the twentieth century, but it was essentially an old-fashioned war." S. 484
Ich stütze diese Haltung, nach all dem, was ich bisher gelesen habe. Auf See gab es zwei Panzerschiffe, aber die waren stark untermotorisiert und viel zu langsam. In der Bewaffnung auf Land waren die Vorderlader immer noch der dominante Gewehrtyp. Maschinengewehre und Gatling Guns kamen gewiss vor, aber in meiner bisher gelesen Literatur kommt sie fast nicht vor, was ich als Indiz deute, dass diese kaum zum Einsatz kamen.
Ich denke, es geht nicht nur um die Frage, was alles zum Einsatz kam, sondern wie es zum Einsatz kam und welchen Einfluss es auf das Geschehen hatte.


Immerhin wurden ab 1863 11.000 Spencer Rifles an die Infanterie und 50.000 Karabiner an die Kavallerie der Unionstruppen ausgegeben. Einige Offiziere beschafften sich dazu die Waffe privat. 1863 konnte Wilders "Lightning Brigade" bei Hoover´s Gap die Vorteile der Spencer Rifle ausspielen. Custers Kavalleriebrigade wurde mit Spencers bewaffnet, und es wurde ein Karabiner für Kavallerietruppen entwickelt.

Innnovative Technologien wurden allerdings teilweise durch bürokratische Bedenken blockiert. So bestand die Sorge, die Soldaten könnten zuviel Munition verbrauchen. Zunächst ging die Tendenz im 19. Jhd aber eher in Richtung von Einzelschuss- Hinterladergewehren wie dem Sharps Karabiner, von dem größere Stückzahlen an die Truppen ausgegeben wurden.
 
Zunächst ging die Tendenz im 19. Jhd aber eher in Richtung von Einzelschuss- Hinterladergewehren wie dem Sharps Karabiner, von dem größere Stückzahlen an die Truppen ausgegeben wurden.

Das Sharps Rifle Model 1859 (von dem der Karabiner ein Ableger war) wurde von den Berdan’s Sharpshooters eingesetzt. Es war das qualitativ hochwertigste Scharfschützengewehr seiner Zeit und besaß einen Stecherabzug. Es wurden ca. 2000 Stück dieser Scharfschützenwaffe hergestellt.
Nach dem Krieg wechselten diese Gewehre in den privaten Gebrauch und wurden zumeist für die Büffeljagd eingesetzt. Man soll damit bis auf 1000 Yards tatsächlich getroffen haben.

Ich selbst habe mal, schon ein paar Jahre her, mit einer Replik des Sharps Rifle (nicht die Scharfschützenausführung, sondern die Infanterieausgabe) geschossen. War mit einem Bekannten, dem die Waffe gehörte, auf dem Schießplatz. Das Geschoss habe ich vorher selbst gegossen und die Papierpatronen selbst gedreht. Allerdings war meine Trefferrate miserabel. Dafür hat es Spaß gemacht, vor allem wegen der selbst abgemessenen Pulvermenge und hergestellten Patrone.
 
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