Lesen alter Handschriften um 1700

MG2014

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Hallo liebe Leser,

ich habe vor einiger Zeit damit begonnen herauszufinden wo meine Vorfahren herkommen. Dabei habe ich auch Hinweise auf Dokumente bekommen die mit meinen Vorfahren zu tun haben. Zum einen ein Protokoll (1715) in dem mögliche Vorfahren um einen Abstammungsnachweis bitten. Zum anderen eine Nachlassakte (1711) die mir einen weiteren Hinweis auf eine weitere Generation gibt. Mit den Kirchenbüchern aus jener Zeit bin ich einigermaßen klar gekommen obwohl ich in der Schule kein Sütterlin oder alte lateinische Schriften und Begriffe lernen musste (Jahrgang 1963) Aber diese beiden Schriftstücke übersteigen meinen Horizont. Gibt es die Möglichkeit, dass hier mal jemand einen Blick auf die Dokumente wirft. Ich kann zwar einige Namen erkennen, aber der Zusammenhang ist mir unklar.

Mit freundlichen Grüßen
Matthias Ganninger
 
Protokoll Speyer

Hallo vielen Dank für die schnelle Antwort: Das Dokument wurde mir von dem GLA Karlsruhe per Download zur Verfügung gestellt:
 

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Nachlassakte 1711

Und hier die erste Seite der Nachlassakte von 1711 - sehr schlechte Kopie aber ich vermute es ging nicht besser
 

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Etwas schwierig wegen einer Art Überbelichtung. Aber ich versuche mich mal:

"73.
Luna d. 28ten Janl [Abkürzung für Januar] 1715. \
pstbus \
hlrn [Herrn] Prasidenten \
hlrn Vice-Cantzlern \
hlrn Hoffrath Henrui [wohl Henri] \
hlrn Hoffrath Driesch \

Sambtliche Cadienz undt \
gamerische Erben zu \
Langenbrückhen bitten \
umb Corroroboierung zweyer \
beygelegten attestaten, daß \"

Weiter in ner halben Stunde.
 
Weiter:
"sie von Weyl. [Weiland] Barttolomeo \
Cadur herstammen thuen, \
umb sich deren, wegen \
sicherer zu hanstgarten \
in Lothringen zu suchen \
habender Erbschafft, \
bedienen zu können. \

Conglenm.[?] weilen die allegata \
Hochfürstl.r [Hochfürstlicher] Regierung un- \
bekant, alß wäre denen \
Supplicanten zu intiniren \
daß, wann sie solche von der \
Fauthey [?] Kißlau auttentisa- \
ter prodmiren würdten, \
alß deme Ihrem petito werde \
defacta [?] werden. "

Bei den lateinischen Ausdrücken muss man halt in den Oberländer oder sowas schauen, ob es ähnlich klingende Rechtsbegriffe gibt. "Petito" ist bspw. sehr typisch.
 
"+ 1711 \
Langenbrücken \
Inventarium \
und \
Theylung \

Aber weyl Dorothea janierin [der Nachname in weiblicher Form, klein geschrieben, wie damals oft] welche vor 4. wochen \
keinn ganier geweßner Burger und dero Ehe- \
vogt seel. [seelig] nahier vor ohngefähr 18. Jahren daß "
 
Namen

vielen vielen Dank für Ihre freundliche Unterstützung. Auf Theylung wär ich nie gekommen. Kann es sein, dass in der ersten Urkunde die Namen Cordier und Ganier lauten ? Die hätte es in jener Zeit in Langenbrücken gegeben?

Viele Grüße
Matthias Ganninger
 
"zeitl. [zeitliche] gesegnet, nachwendter ihrer Ehe aber 6. kin- \
der so noch bey leeben nahmentl. - Herr Johann \
zeitl.r pfarrl. [Pfarrer?] zue Weckenheim, Jacoba \
so ahn Hans Michel Nonnenmacher burger hie- \
selbst verheyrathet, Catharina so ahn Hans Adam \
Zeüffert burger hieselbst verheyrathet, Margreta [ungewöhnliche Schreibweise] \
so ahn Johannes Glein Ebenfals burger allhier, \
Christian so sich nit weniger allhier burger - nie- \
dergelaßen, und Barbara so ahn obtmann Cweick \
burger gleichfals allhier verheyrathet, Eheliche \
Erzielet, daß ist Heüt vuto [?] d. 23. T. Februl [Februar] \
1711. von mir zu Endt unterzeichnethen Auß- \
fauthen[?] bey "
 
vielen vielen Dank für Ihre freundliche Unterstützung. Auf Theylung wär ich nie gekommen. Kann es sein, dass in der ersten Urkunde die Namen Cordier und Ganier lauten ? Die hätte es in jener Zeit in Langenbrücken gegeben?

Viele Grüße
Matthias Ganninger
Ja, kann gut sein. Die können auch in ein und demselben Dokument manchmal den selben Namen verschieden schreiben. Da waren die Zeitgenossen nicht so genau. Ich habe schon drei verschiedene Fassungen von einem Ortsnamen in ein und demselben offiziellen Schreiben gesehen und das von einem Akademiker.
 
Fehlerkorrektur
"in beysein des Ehrengeahten[? wohl eine Art Amt, das es in der Gegend gibt] und beschedenen \
Herrn Johann Michel Riel der Zeitt Schulthl. [Schultheiß] - \
Johann Conrad schäffer alß ahnstatt des gewiss[wohl verloren gegangen am Rand des Blattes] \
Inventirt und unter obbeschriebenen Recht- \
meßige Erben vertheylt worden, als folgt. \
/ "

Ende der Seite.

Hm, könnte das eine ein Ehehalten sein? Das gab es zumindest, wäre aber sowas wie ein Dienstbote. Oder es soll sowas wie Ehegericht oder sowas heißen, was ja einleuchtend wäre. :grübel:
 
Vielen Dank

nochmals vielen Dank !! das muss ich mir alles mal auf der Zunge zergehen lassen. Jetzt weiß ich auch was es mit den Namen, die nichts mit der Familie zu tun haben auf sich hat. Einmal Schultheiß und einmal in vermutlich einer anderen "amtlichen" Funktion. Jetzt werde ich mich an die restlichen 32 Seiten der Akte machen um vielleicht das ein oder andere zu entziffern. Das ist wohl die Aufstellung wer hier was bekommen hat und noch einige Notizen. Vielleicht darf ich ggf. nochmals Ihre Hilfe in Anspruch nehmen.

Beste Grüße
Matthias Ganninger
 
eine Frage noch

"+ 1711 \
Langenbrücken \
Inventarium \
und \
Theylung \

Aber weyl Dorothea janierin [der Nachname in weiblicher Form, klein geschrieben, wie damals oft] welche vor 4. wochen \
keinn ganier geweßner Burger und dero Ehe- \
vogt seel. [seelig] nahier vor ohngefähr 18. Jahren daß "

Kann "Keinn Ganier" auch Adrian Ganier heißen ? So hat es wohl der Forscher gelesen, der aufgrund der Nachlassakten eine Art Einwohnerliste Langenbrückens erstell hat.

Viele Grüße nochmals
Matthias Ganninger
 
Kann "Keinn Ganier" auch Adrian Ganier heißen ? So hat es wohl der Forscher gelesen, der aufgrund der Nachlassakten eine Art Einwohnerliste Langenbrückens erstell hat.

Viele Grüße nochmals
Matthias Ganninger
Adrian passt. Bin nur nicht drauf gekommen, weil das kein so üblicher Name in der Zeit ist.
 
Kann es auch Gannerschen Erben heißen ? So hat es der Forscher der die Quelle im GLA gefunden hat gelesen. Dazu möchte ich noch erwähnen, dass der Name in den Kirchenbüchern von Langenbrücken in Abwandlungen als Gannier, Ganier, später dann (ab ca. 1720) Ganinger und Ganninger geschrieben wurde.

Gruß
Matthias Ganninger
Wäre ein bisschen ungewähnlich, weil zwischen "ganner" und "sche" eine große Lücke steht, die sich nicht erklären lässt. Es könnte aber auch "gannerische" heißen. :grübel:
 
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