Lila als Tarnfarbe

Hoi Panzerreiter

Sooo selten waren solche exotische Farbkombinationen gar nicht. Im Ersten Weltkrieg wurde viel mit Tarnfarben experimentiert, da gab es kaum Grenzen.

Im Zweiten Weltkrieg zog die britische LRDG sogar mit rosa gestrichenen Fahrzeugen in den Krieg...

Gruss Pelzer


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Mmhh. Ich habe mal gelernt, Tarnen bedeutet, sich der Umgebung anzupassen.
Wenn ich auf einem Acker liege, auf dem lila Pflanzen stehen, habe ich gefälligst auch lila zu sein.
 
Weil wir's gerade mit dem Farbschema von Artilleriegeschützen haben kommt mir eine artverwandte Frage in den Sinn:

Woher kam eigentlich die Farbe Lila als Tarnfarbe im WK I. Drängt sich ja aus heutiger Sicht nicht gerade auf.

http://www.modellversium.de/galerie/bilder/9/5/6/3956-3078200.jpg
http://www.modellversium.de/galerie/bilder/9/5/6/3956-3078203.jpg

Die Farbe hiess damals offiziell "Mauve" und nicht Lila. Das sind übrigens beides Blumen.

Die Briten hatten im 2. WK auch ein bläulichen Ton in einigen Tarnschemas.

Die Tarnsmuster wurden übrigens oft von Künstlern entwickelt, und damals lernte man als Maler nun, dass man mit Blautönen Ferne und Schatten vortäuscht. Passt zum Impressionismus, da hat man praktisch kein Schwarz verwendet sondern die dunklen Partien oft mit Blau, Violett, etc dargestellt.
 
Mmhh. Ich habe mal gelernt, Tarnen bedeutet, sich der Umgebung anzupassen.
Wenn ich auf einem Acker liege, auf dem lila Pflanzen stehen, habe ich gefälligst auch lila zu sein.

Das klingt plausibel :D

Mir fiel auf, dass speziell Flugzeuge mit Lila - pardon: "Mauve"-Einsprengseln bemalt waren. Hauptsächlich die Oberseite der Tragflächen und in einer Art Flecktarn, allerdings mit mehreckigen Flächen. Dabei war Mauve nur ein Element von mehreren Farben der Kombination. Der Rest waren "klassische" (aus heutiger Sicht) Tarntöne: gedeckte Grün- und Brauntöne. Das dunkle Lila harmoniert überraschend gut mit diesen Tönen und sticht nicht allzu sehr raus.

Da, wie gesagt, die Oberseite der Tragflächen mit dem Farbton bedacht wurde, hat es auf jeden Fall was mit der Erdoberfläche zu tun, mit dem das Tarnmuster verschwimmen sollte. Ob im Flug oder abgestellt am Boden. Nur kann ich da eben kein Pendant zu Lila erkennen. Außer man gedachte, über die Lavendelfelder Südfrankreichs zu fliegen..
Das ist die eigentliche Frage: Über den tatsächlichen Einsatzgebieten insbesondere der deutschen Flugzeuge: Was inspiriert einen da zu Lila? Einzelne Blumen können es nicht gewesen sein, sonst hättet man die Flieger gleich mit Blümchentapeten bespannen können.

Bdaian:
Die Tarnsmuster wurden übrigens oft von Künstlern entwickelt, und damals lernte man als Maler nun, dass man mit Blautönen Ferne und Schatten vortäuscht.
Dem kann ich folgen. Aber die lila Elemente sind eben, wie gesagt, für gewöhnlich in klassische Tarnfarben eingebettet, im Ganzen tendenziell dunkel und vornehmlich auf der Oberseite zu finden. (das von mir verlinkte Bild des Modellflugzeugs ist von oben ungewöhnlich arg lila)
Die "Verblauung" in der Kunst ist mir durchaus ein Begriff, aber dafür nimmt man zum Einen andere Töne, die zum Anderen auch noch vorherrschen müssen. (Alles wird tendenziell blau, auch wenn es normalerweise andere Farben hat)

Pelzer:
Im Zweiten Weltkrieg zog die britische LRDG sogar mit rosa gestrichenen Fahrzeugen in den Krieg...
Auch die britischen Flugzeuge im Golfkrieg von 1991 waren teilweise in diesem Rosa lackiert. Es war ursprünglich ein Farbton - kein richtiges Schweinchenrosa, sondern eher ein bräunliches, gedecktes altrosa - der mit den Wüstentönen der nordafrikanischen und arabischen Wüste sehr gut harmonierte, besser noch als das klassische Sandgelb. Insofern also selbst für mich nachvollziehbar, da der Farbton eben auch im Hintergrund, gegen den zu tarnen war, vorkam.

Später allerdings wurde diese Farbe tatsächlich zu einem richtigen Schweinchenrosa, nicht nur bei Fahrzeugen in der Wüste http://up.picr.de/878639.jpg, sondern auch bei Flugzeugen über Europa http://www.airplane-pictures.net/images/uploaded-images/2007-11/8237.jpg.
Jetzt guck ich wieder genauso sparsam wie beim Lila des WK I...
 
Sehr hübsch teilweise, doch, wirklich...

Stimmt, da sind noch einige andere Farben drin, mit denen wohl experimentiert wurde und bei denen sich wohl - vielleicht auch mehr oder weniger überraschend - herausstellte, dass sie recht effektiv waren, worauf sie dann in Serie gingen.

Aber die Malve finde ich persönlich von allen Farben am faszinierendsten.

Da war halt wenigstens noch farbenfrohe Ästhetik im Krieg, damals, jawollja.
Nicht wie heute mit Nato-Dreifarb- oder Eidechsenschema.
 
Ich möchte einfach mal kurz diesen Artikel wiederbeleben. Auch heute werden noch gedeckte (manchmal auch grelle) Blautöne zur Tarnung verwendet.

Typische Beispiele sind die Uniform der heutigen russischen Truppen oder der malaysischen Armee. Vor allem in urbanen Gebieten bieten bläuliche Tarnmuster guten Schutz.

Über Tante Wiki bin ich auf den folgenden Link gestoßen, in dem schön gängige Tarnmuster dargestellt werden.
 
Dazu fällt mir eine alte Geschichte aus meiner Wehrdienstzeit ein:

Als wir in der Grundausbildung mal nachts das Feindkommando für den Nachbarzug stellten, haben wir uns Blaumänner aus der Werkstatt angezogen. Das dunkle Blau tarnte in der Nacht noch besser als unser normales (damaliges) Steingrau-Oliv.
 
Als wir in der Grundausbildung mal nachts das Feindkommando für den Nachbarzug stellten, haben wir uns Blaumänner aus der Werkstatt angezogen. Das dunkle Blau tarnte in der Nacht noch besser als unser normales (damaliges) Steingrau-Oliv.

Nachttarn ist oft in Blau- und Grautönen gehalten, da diese Nachts wesentlich schwerer zu erkennen sind, wie richtig dunkle Töne. Es geht hauptsächlich darum die Konturen zu verwischen, da das menschliche Auge auf scharfe Konturen reagiert und diese zerfließen bei den heute gängigen Tarnschemata. Deswegen benutzt man ja auch Tarnschminke in verschiedenen Farben, um eben die Konturen des Gesichtes verschwimmen zu lassen.

Ich wollte noch etwas zu den Tarnfarben auf den Flugzeugen anfügen. Die rosane Spitfire, die Panzerreiter verlinkt hat, könnte auch ein Zielschleppflugzeug oder ein Beobachter oder etwas in der Richtung sein, die hat man immer knallig bemalt. Gleichzeitig machen mich aber die Invasionsstreifen ein bißchen stutzig, da diese über der rosa Farbe liegen, das würde ja bedeuten, dass diese Spitfire diese Farben auch während der Invasion bzw. schon davor trug.
Zu den Jägern aus dem ersten WK ist mir aufgefallen, dass die knalligste, der Siemens-Schuckert DIII die Maschine von Ernst Udet war, der bekanntermaßen rot mit schwarzen Tragflächen geflogen ist. Und zwar als Teil der Jasta 11, dem berühmten Flying Cicus. Also diese Farbgebung nicht überbewerten.
 
[...] Die rosane Spitfire, die Panzerreiter verlinkt hat, könnte auch ein Zielschleppflugzeug oder ein Beobachter oder etwas in der Richtung sein, die hat man immer knallig bemalt. Gleichzeitig machen mich aber die Invasionsstreifen ein bißchen stutzig, da diese über der rosa Farbe liegen, das würde ja bedeuten, dass diese Spitfire diese Farben auch während der Invasion bzw. schon davor trug.[...]
Es gab ein britisches Aufklärungsgeschwader im WK2, welches Spitfire flog und dafür bekannt war, diese Flugzeuge rosa zu lackieren. Die waren über Frankreich im Einsatz. Welches Geschwader das war, müsste ich allerdings aus meinen uralten Flieger-Revue-Heften raussuchen, was etwas Arbeit macht, weil ich gar nicht mehr weiß, wo ich die Dinger hin habe. Die könnten sogar noch bei Mutti irgendwo unterm Dach liegen...
Soll ich mal nachsehen oder ist das nicht von Interesse?
 

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Soll ich mal nachsehen oder ist das nicht von Interesse?

Mach dir bitte nicht zu viel Arbeit, ich finde es schon sehr interessant, dass es eine Einheit gab, die ihre Flugzeuge rosa angemalt hat. Aber wenn man die ganze Sache weiterdenkt, dann hat die USAAF ja auch ab 1944 aufgehört ihre Flugzeuge mit schwerer Tarnfarbe zu bemalen, sondern hat sie in vielen Fällen einfach unlackiert gelassen. Man sieht auf Bildern der späteren Kriegsphase immer wieder P-47, P-51, A-26 und B-29 vollkommen ohne Tarnanstriche, also warum sollten die Briten ihre Flugzeuge nicht rosa lackieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hoi zäme

Hier noch ein Bild eines Schweizer "Panzer 68". In einer Herde Leoparden würde der sich wunderbar tarnen können...


Gruss Pelzer


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Schöner Link. Ich wäre aber vorsichtig. Einige der Farben sind m.E. verfälscht. So leuchtende Farben wie in dieser Darstellung waren damals schwierig herzustellen und noch schwieriger zu erhalten. Es dürfte alles etwas gedämpfter ausgesehen haben.


Ähnlich war es ja auch mit Manfred von Richthofen, der durchaus nicht die meisten Luftsiege in einem knallrot gestrichenen Fokker Dr. I erzielte. Die meisten Erfolge erzielte Richthofen auf Flugzeugen der Albatros Doppeldeckerserie. Der "rote Baron" flog beige Flugzeuge, grüne oder camouflierte in Tarnfarben, bei denen nur die Schnauze oder die Räder rot gestrichen waren. Bei seinen 80 Luftsiegen war von Richthofen nur in ca einem Dutzend Duellen mit leuchtend rot gestrichenen Flugzeugen ausgerüstet.
 
(Ich habe jetzt auf die Schnelle keinen Thread gefunden, in den es besser passen würde. Eventuell kennen sich die Marineexperten da besser aus und können das nachträglich verschieben.)

Auf Spiegel-Online gibt es einen interessanten Artikel über die äußerst unkonventionelle britische "Dazzle"-Schiffstarnung im ersten Weltkrieg:

Krieg im Karnevalskostüm - einestages
 
Da wird auf einen Aufsatz von Alan Raven verwiesen (einem sehr renommierten Autor der Marinehistorie). Demnach scheint das Ganze eine Art Placebo-Effekt gehabt zu haben.

Interessant wäre auch, ob Raven zur Art der Angriffe Angaben macht. So aus der Hand würde ich schätzen, dass die Masse der Angriffe überhaupt nicht getaucht gefahren wurde.
 
Die Dazzle-Muster zeigen eindeutig, dass es bei Tarnung nicht unbedingt auf gedeckte oder extrem der Umgebung angepasste Farben ankommt, sondern darauf die Konturen eines Körper zu verwischen und dem Auge keinen Anhaltspunkt zu liefern. Schaut euch nur moderne Uniformen an, die oft ein ähnliches Grundschema benutzen: Ziel ist auch hier das genau gleiche.
 
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