Linksverkehr > Rechtsverkehr

El Quijote

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Manchmal wundert man sich ja, dass auf ein britischen Inseln und in einigen Ländern des Commonwealth statt des der Mehrheit von uns gewohnten Rechtsverkehrs der Linksverkehr praktiziert wird. Dabei ist der Linksverkehr der historisch gewachsene und der Rechtsverkehr der künstlich eingeführte. Denn: ein Pferd führt man von links, bzw. besteigt es von links, an der rechten Seite scheut es (warum eigentlich? Naja, diese Frage gehört wohl eher in ein veraltensbiologisch fokussiertes Forum und nicht in ein geschichtliches).
So weit so logisch. Warum also der moderne Rechtsverkehr? Gibt es da einen besonderen Grund? Liegt es vielleicht auch daran, dass die linke Seite lange diskriminiert wurde weil link(s)=falsch? Rechts und richtig (rectus und di-rectus) hängen etymologisch ja auch zusammen und zwischen der Anordnung der Parlamente nach politischen Parteien aus der Sicht der herrschenden Klassen besteht ja der nämliche Zusammenhang.
 
Zitat bei Wiki: die Regierung Robespierres erließ ein Gesetz, das in Paris Rechtsverkehr vorschrieb. Napoleon Bonaparte erweiterte dieses Gesetz auf Militärfahrzeuge - der übrige Verkehr hatte sich dem anzupassen.

Das napoleonische Frankreich hat dann im Gefolge seiner Eroberungen in weiten Teilen Europas den Rechtsverkehr eingeführt. Nach Napoleons Niederlage blieben die meisten Länder beim Rechtsverkehr.
 
Linksverkehr, weil Steuer Rechts (Steuerbord).<?xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:eek:ffice:eek:ffice" /><o:p></o:p>
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So wie es aber aussieht war die Entscheidung Napoleons eine Administrative Entscheidung in Rahmen seines Verwaltungsrecht (z.B. auch Hausnummern einführen).<o:p></o:p>
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Irgendetwas muss er sich aber trotzdem dabei gedacht haben :grübel:.
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Vielleicht sagte sich Napoleon, wenn die Engländer kommen kann man Strafgelder kassieren, weil die sicher dann aus Gewohnheit falsch fahren :rolleyes: .<o:p></o:p>
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In der französischen Wiki Sens de circulation (route) - Wikipédia wird als ein Grund ein Planwagen namens http://de.wikipedia.org/wiki/Conestoga_(Wagen) genannt - bekannt aus diversen Westernfilmen. Dieser hatte keine Bank für den Kutscher und so saß er auf einem der Maultiere. Dort links in der ersten Reihe, die Peitsche in der rechten Hand. Aus Praktikabilitätsgründen* ist dann Rechtsverkehr einfacher. Mit der Verbreitung dieses Planwagentyps auch in (Kontinental-)Europa wurde dann hier auch der Rechtsverkehr eingeführt.


*die ich als Nicht-Kutscher nicht beurteilen kann.

Vielleicht sagte sich Napoleon, wenn die Engländer kommen kann man Strafgelder kassieren, weil die sicher dann aus Gewohnheit falsch fahren :rolleyes: .<o:p></o:p>
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Vor einiger Zeit war ich noch in Nordfrankreich (Pas-de-Calais) unterwegs. Auf einigen Strecken konnte ich englischsprachige Schilder mit der Aufschrift "Keep Right" entdecken.
 
Manchmal wundert man sich ja, dass auf ein britischen Inseln und in einigen Ländern des Commonwealth statt des der Mehrheit von uns gewohnten Rechtsverkehrs der Linksverkehr praktiziert wird. Dabei ist der Linksverkehr der historisch gewachsene und der Rechtsverkehr der künstlich eingeführte.
dankenswerterweise wird der Rechtsverkehr gewohnte Tourist an Zebrastreifen auf die Gefahren hingewiesen (mir wurde letzthin schwummerig, als das Taxi im Uhrzeigersinn in einen Kreisel fuhr...)
das Foto ist aus St. Helier, Jersey
 

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Angeblich dachte man auf Malta auch daran, von links- auf rechtsverkehr umzustellen. Angeblich sollte dies in Etappen passieren, zuerst nur die öffentlichen Verkehrsmittel und dann später alle anderen. Wie das praktisch hätte aussehen sollen, will ich mir lieber nicht vorstellen. :autsch:

Die Information stammt von einer örtlichen Reiseleiterin. Und da solche Leute manchmal durchaus Dinge einfach nur erzählen, damit was erzählt wurde - und die praktische Ausführung dieses Plans eigentlich nicht machbar ist - sollte man diese spezielle Geschichte vielleicht doch mit Vorsicht genießen!
 
Da für alles Logische in Kontinentaleuropa ja bekanntlich die Franzosen zuständig sind, habe ich spontan mal auf französischen Seiten geschaut. Die Thesen in der frz. Wiki wirken auf mich allerdings durchweg nicht wirklich überzeugend.

Immerhin habe ich hier
Forum Histoire - Passion Histoire • Consulter le sujet - Droite/Gauche (sens de circulation)
- post von "Plantin" ziemlich genau in der Mitte - einen überzeugenden recht frühen Nachweis für die Kodifizierung des Rechtsverkehrs gefunden, dem zufolge das erste Gesetz, das den Rechtsverkehr bei Begegnungssituationen zwingend vorschrieb, vom 30. Mai 1851 stammt.

Alle anderen auch hier vorgeschlagenen Theorien sowohl zum Links- als auch zum Rechtsverkehr finde ich offen gesagt wenig überzeugend. Linksverkehr deshalb, weil man des links hängenden Großmessers wegen von links auf den Gaul stieg? Das würde ja bedeuten, dass ich grundsätzlich zu Fuß gehend und das Hottehü am Zügel führend auf die meiner Wegrichtung entsprechende Straßenseite wechseln hätte müssen, bevor ich stolzer Recke mich in den Sattel schwinge. Der Sinn erschließt sich mir nicht - ich persönlich würde erst aufsitzen und dann standesgemäß hoch zu Ross meine Wegrichtung suchen. Das übrige Lumpenpack hat ohnehin Platz für mich zu machen - bin schließlich ein Ritter!! Und der Schutz vor Überfällen? Ein cleverer Brigant kommt aus dem Unterholz längs der Straße und kann da sofort den links hängenden Säbel des Opfers ergreifen. Da würde ich als potentielles Opfer eher auf der rechten Seite reiten, wobei mich der Lümmel natürlich am Schwertarm greifen/beschädigen kann. Also doch besser die Mitte? :S ... nur so als Beispiele. Auch den ganzen (pseudo-)militärischen Argumentationen (Napoleon als erster, der, um seine Feinde zu verwirren, Schlachten auf dem rechten statt - wie gebräuchlich - auf dem linken Flügel eröffnete) kann ich nicht wirklich folgen. :grübel: ...

Kann es sein, dass man einfach im Nachhinein mühsam nach einer logischen Erklärung für eine Entscheidung sucht, die man - Nation für Nation - mit dem entschlossenen Wurf einer Münze willkürlich entschieden hat?

Ich hatte zunächst im Bereich des von Staats wegen beschleunigten Ausbaus der französischen Fernstraßen in Frankreich gesucht und nichts zum Begegnungsverkehr gefunden. Ich halte es jedoch für naheliegend, dass der Bedarf, das zu regeln, erst vorhanden war, als Verkehrsdichte und das Verhältnis von Geschwindigkeit zu Reaktionsschnelligkeit so ungünstig wurde, dass man Ausweichregeln festlegen musste. Indiz dafür: Jede Fußgängerzone und jede (mir bekannte) Tankstelle kommt bis heute ohne eine solche Regelung aus, da man sich hier noch mit ad hoc Entscheidungen irgendwie unfallfrei behelfen kann.
Im Übrigen frage ich mich auch, nach welcher zwingenden Logik z. B. Radfahrer in Hamburg bei Begegnung zu 95% nach links, statt nach rechts ausweichen? Handyseite??

These 1: Auch in der Seefahrt wurde vorher geübter "guter Seemannsbrauch" erst mit den Kollisionsverhütungsregeln der IMO international verbindlich geregelt und das ebenfalls per willkürlicher Festlegung und nur gültig dort, wo Platzmangel herrschte. Auf Binnenwasserstraßen, insbesondere beim Treideln!, dürfte sich ähnliches schon rein aus der Natur der Sache heraus sehr viel früher von selbst ergeben haten.
These 2: (Eher freche Behauptung): Die Franzosen haben sich bei Einrichtung ihrer schnellen Diligence-Verbindungen im 18. Jh. willkürlich auf ein Ausweichen nach rechts festgelegt und haben diese willkürliche Regelung den von ihnen unterworfenen Nationen ebenso auferlegt, wie die Hausnummern und das Trottoir; dort hat es sich bewährt, weshalb man es beibehalten hat. Irgendwann später haben sich andere, bis dato links verkehrende Nationen wie z. B. Schweden (und erst jüngst irgendein Pazifikstaat) der Mehrheit angeschlossen (das machen heute ja selbst islamische Staaten mit ihrer Wochenendregelung) um international mitfahren zu können. Und nur die ollen Limeys nebst Anverwandten sowie Schülern wie den Japanesen auf ihren Inseln, die sämtlich ohnehin mit der Vereinheitlichung von Regeln, Maßen und Gesetzen traditionell auf Kriegsfuß stehen, beharren bis heute in ihrer splendid isolation. Just my two strokes with the cat...
 
Bisher konnte ich die Quelle nicht finden, aber hat nicht schon Friedrich der Große eine Regelung für die preußischen Landstraßen/Chausseen eingeführt, um die Märsche der Armee nicht zu behindern?

(Im Gegensatz zu den französischen Chausseen waren die preußischen als Alleen gestaltet, wobei die Bäume zwischen der Hauptfahrbahn und den (unbefestigten, bzw. ungepflasterten) Sommerwegen zu beiden Seiten standen.)
 
Eigentlich ist das ganz einfach...
90 % aller Menschen sind Rechtshänder, wenn ein Rechtshänder auf ein Pferd will, greift der mit rechts den Sattel und zieht sich hoch, linken Fuß im Bügel, machstes anders, fliegst du auf den Popo. Also steigt man von links auf. Fährt man jetzt wie die Franzosen , nicht vom Bock, sondern vom ersten Zugpferd, ist das logisch das linke, weil aufs rechte kommt man nicht hoch. Also links das "Führpferd" rechts das "Handpferd", 4 spännig noch 2 Pferde davor. Die lenkt man mit Peitschenknall....
Hat man jetzt links und rechts Bürgersteige, haut man manchmal Passanten, so man links fährt. Fährt man rechts, knallt diePeitsche über deren Köpfen. Begegnet man sich mit einem anderen Fuhrwerk, ist rechts ausweichen leichter als links, da das Handpferd natürlich leichter nach rechts zu drücken ist , als nach links zu ziehen. Also Friedrich der Große und Napoleon sind da wohl schon richtig in Verdacht
 
...Also Friedrich der Große und Napoleon sind da wohl schon richtig in Verdacht
Wusste gar nicht, dass die beiden noch einer Nebentätigkeit als Kutscher nachgegangen sind. :pfeif:

Im Ernst: Deiner Aufsitzthese wage ich hier zu widersprechen. Beim Aufsitzen aufs Hottehüh mit Steigbügel liegt die Last auf dem linken Bein, nicht im rechten arm. Und mit oder ohne Sattelzeug muss der rechte Griffel sogar als erstes entlastet werden, sonst kommste mit dem rechten Haxen gar nicht auf die rechte Seite vom Pferd, weil da ein Arm im Weg ist. Es ist grundsätzlich überhaupt kein Problem, von rechts auf ein Pferd zu hüpfen, man praktiziert es halt (heute) einfach nicht. Auf welchem Wege sind denn eigentlich Mongolen, Indianer und andere Reitervölker aufs Pferd gekommen?

Mir kommt grad noch ein weiterer Gedanke: Ich langweile meine Umgebung hin und wieder mit dem experimentellen Archäologen, dessen Gaul mich in Hjemsted mehrfach totgetreten hat während ich eigentlich vor dem Reiter fliehen sollte. Der hat auch die 37 verschiedenen Arten demonstriert, auf ein Pferd zu kommen (also der Archäologe, nicht der Gaul). Einige davon stützten sich im wahrsten Sinne des Wortes auf die Lanze, die der gute Mann mit hatte. (Ggf. steht sowas auch bei Junkelmann - müsste ich nochmal schauen. Nachtrag: Junkelmann, Markus, Die Reiter Roms. Teil III: Zubehör, Reitweise, Bewaffnung, S. 105, Xenophon zitierend: "Sollte der Reiter mit der Linken das Pferd, mit der Rechten aber die Lanze halten, dürfte es gut sein, das Aufspringen auch von rechts zu üben. Er braucht nichts weiter zu lernen, als das, was er vorher rechts tat, links zu tun, und umgekehrt.") Für einen Rechtshänder, der eben dort seine Lanze hält, wäre damit sogar die rechte Seite des Pferdes die logische ebensolche, von der aufzusitzen wäre - es sei denn, er hätte geschwind die Hand gewechselt...

Post Schreibulum: Für den sehr berechtigten Gedanken, den Hatl gleich anführen wird, spricht aus reiterlicher Sicht noch ein zweites - sehr ähnliches - Argument. Ein (ungezogenes!) Pferd, das beim Aufsitzen nicht stehen bleiben mag, dreht sich in der Regel um seine Vorhand mit dem Rumpf vom Reiter weg. Mache ich solch eine Aktion am linken Straßenrand, dreht der Mistgaul seinen dicken Hintern in Fahrbahn hinein. Am rechten Straßenrand würde er den Allerwertesten in Richtung Bankett drehen - auch hier an sich die sicherere Variante.
 
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Linkslenker und Rechtslenker

Vielleicht ein bisserl OT, passt aber zu den Gedanken zum Pferd.
Das Pferd wird von links bestiegen und es scheint naheliegend dies in Fortbewegungsrichtung vom Wegesrand aus zu tun und daher links zu reiten.
Führt man als Rechtshänder das Pferd befindet man sich links von diesem.
Wie mir gerade eine Reiterin versicherte scheut das Pferd üblicherweise vom Pferdeführer weg und nicht auf ihn zu.
Im Falle eines starken Gegenverkehrs wäre also hier der Rechtsverkehr günstiger, ansonsten aber ist es umgekehrt.

Wie ist das beim Auto?
Hat man einen Rechtslenker, so besteigt man das Auto von der rechten Seite und der Rechtsverkehr wäre für den Rechtslenker naheliegend oder auch auch der Rechtslenker für den Rechtsverkehr.

Schaut man sich den berühmten Film "A Trip Down Market Street 1906 San Francisco" auf Youtube an, dann wird rechts gefahren und die Autos haben Rechtslenker.
Der Linkslenker im Rechtsverkehr kommt wohl erst später.
1921 überraschte die Audiwerke AG die Fachwelt mit dem neuen Audi 14/50 PS Typ K, dem ersten linksgesteuerten Auto in Deutschland.

1928 hat Harold Loyd, als halsbrecherischer Taxifahrer in New York, einen Linkslenker. "Driving Around New York City - 1928"

Straßen-Kehrmaschinen im Rechtsverkehr haben auch heute noch das Lenkrad rechts.

Ich hoffe zur Beseitigung evtl. vorhandener Klarheiten beigetragen zu haben.
=)
 
Vielleicht ein bisserl OT, passt aber zu den Gedanken zum Pferd.
Das Pferd wird von links bestiegen und es scheint naheliegend dies in Fortbewegungsrichtung vom Wegesrand aus zu tun und daher links zu reiten.
Führt man als Rechtshänder das Pferd befindet man sich links von diesem.
Wie mir gerade eine Reiterin versicherte scheut das Pferd üblicherweise vom Pferdeführer weg und nicht auf ihn zu.
Im Falle eines starken Gegenverkehrs wäre also hier der Rechtsverkehr günstiger, ansonsten aber ist es umgekehrt.
Also generell kannst Du ein Pferd auf einer beliebigen Seite besteigen. Es empfiehlt sich aber wirklich eben nicht die zu nehmen wo der Degen hängt und die Seite wo er hängt ist die Linke. Seitenwaffen waren fast durchweg im Zeitalter, als Pferde zu den Hauptverkehrsmitteln zählten verbreitet. Degen oder ähnliches verschwanden meines Erachtens im zivilen Bereich erst in den 1780ern. Gerade auf längeren Reisen wurde selten auf eine solche Waffe verzichtet und die Gesetze, die das Tragen von Waffen in der FNZ reglementierten waren gerade für Strecken über Land bzw. zwischen Stadttor und Stadttor recht freizügig, so dass Personengruppen, denen bspw. in der Stadt das Tragen von Degen verboten wurde, dieses für die Reisen erlaubt wurde. Das betraf vor allem Handwerker.

Ich habe mir schon überlegt, ob es nicht das Einfachste wäre irgendwelche Stadtszenen von Canaletto/Bellotto oder anderen Vedutenmalern anzuschauen. Diese müssten doch was über die Gebräuche hergeben. Dann könnte man mal eine Statistik aufstellen wie oft Reiter rechts oder links reiten. Da ich aber nichtmal für meine Statistik zur Größe von Hofhaltungen Ausdauer genug besessen habe, ist das auch eher eine Empfehlung.:red:
 
Also generell kannst Du ein Pferd auf einer beliebigen Seite besteigen. Es empfiehlt sich aber wirklich eben nicht die zu nehmen wo der Degen hängt und die Seite wo er hängt ist die Linke.
.....

Das ist wirklich einleuchtend.
Es wurde also wahrscheinlich jedem Reitschüler das Aufsteigen von links beigebracht. Das hat sich wohl so erhalten.

Dabei fällt mir ein, dass ich mich auch von links auf den "Drahtesel" schwinge.
Besteigt jemand das Fahrrad von rechts?
Und wenn nicht,
kommt das dann daher, dass die alten Reitersleut mit Degen auf dem Pferd unterwegs waren?
Abwegig wäre ja ein solche Kulturvererbung nicht.
 
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