Kann man Martin Luther als Antisemiten bezeichnen, wie ich erst kürzlich wieder las? :grübel:
 
Durchaus.

Ich weiß gerade nicht in welchem, aber in einem Thread müsste einiges über Luthers Haltung zum Judentum stehen. Einfach SuFu oder du kannst auch gerne meine Beiträge durchblättern, ich hatte mich in die Diskussion ebenfalls eingeklinkt.
 
Nein, Luther war christlicher Fundamentalist...
Als solcher war er für seine Form des christlichen Glaubens, alles andere ist nach seiner Sicht ein Irrglaube. Somit war er gegen den jüdischen Glauben, gegen den Islam und hätte er den Buddhismus o.ä. gekannt, wäre er auch da gegen gewesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, Luther war christlicher Fundamentalist...
Als solcher war er für seine Form des christlichen Glaubens, alles andere ist nach seiner Sicht ein Irrglaube. Somit war er gegen den jüdischen Glauben, gegen den Islam und hätte er den Buddhismus o.ä. gekannt, wäre er auch da gegen gewesen.

Hallo,

verstehe ich nicht! Sein Forum des christlichen Glaubens. Bezieht sich der christliche Funamentalismus nicht auf die Irrtumslosigkeit der Bibel.
Somit wären ja alle die sich vom kat. Glauben getrennt haben (in Luthers Zeit) christliche Fundamentalisten gewesen.
 
Dieter , ein Misanthrop ist auch kein Rassist, weil er was gegen Menschen hat. Genausowenig wie z.B. ein Chauvinist. Der letztere mag eben keine Ausländer...
Da gibts sicher ne Menge Leute mit anderer Hautfarbe, gegen die der Chauvinist auch was hat, aber der mag auch die Leute aus dem Auland nicht, die so aussehen wie er.
(Das macht jetzt die Einstellung nicht besser, eher im Gegenteil)

Und ja, man kann die Leute, die sich auf die Irrtumslosigkeit der Bibel berufen, und das tut Luther ja , als christliche Fundamentalisten bezeichnen. Was in der Bibel steht gilt was dem widerspricht, gilt nicht. Zumindest in Glaubensfragen. Das ist Fundamentalismus
 
Und ja, man kann die Leute, die sich auf die Irrtumslosigkeit der Bibel berufen, und das tut Luther ja , als christliche Fundamentalisten bezeichnen. Was in der Bibel steht gilt was dem widerspricht, gilt nicht. Zumindest in Glaubensfragen. Das ist Fundamentalismus

Kann man schon.
Trägt aber nicht zur Verdeutlichung bei, sondern eher zur Begriffsverwirrung.

Entscheidend für das Verständnis des Fundamentalismus ist, dass es sich um eine moderne Bewegung handelt. Am deutlichsten wird *seine Modernität daran, dass er traditionelle religiöse Überzeugungen ideologisiert. Dadurch wird die jeweilige vom Fundamenta*lismus geprägte Religion zur Ideologie mit technisch-wissenschaftlichen Wahrheitsansprüchen. Wo diese Ideologisierung nicht vorliegt, sollte man, um einer Begriffsinflation vorzubeugen, nicht von fundamentalistischer, sondern besser von traditionalistischer oder konservativer Spiritualität sprechen.
Christlicher Fundamentalismus - Begriff & Definition - Glaube | OJC
 
Zwei frühere Diskussionen, die vllt. hilfreich sind:

http://www.geschichtsforum.de/f287/martin-luther-antisemitischer-einfluss-45321/#post666936

http://www.geschichtsforum.de/f66/deutscher-antisemitismus-vor-1933-a-46060/#post677091

Meine Einschätzung (aber ich kenne zu wenig Schriften und Äußerungen von Luther): Luther war Antijudaist, kein Antisemit. Er hat die Juden wegen ihres Glaubens und wegen ihrer Lebensweise, die aus diesem Glauben entsprang, zutiefst abgelehnt. Aber ich glaube, ein Jude, der getauft war und sich zu Christus bekannte, war in Luthers Augen kein Jude mehr, sondern ein Christ, gegen den er nichts einzuwenden hatte.
Der Antisemitismus hingegen basierte früher auf dem irrigen Glauben, dass die Juden eine eigenständige Rasse seien, oder wenigstens auf dem verwandten Gedanken, dass jüdisches Blut eben jüdisches Blut bleibe (unabhängig von der Religion und der Lebensweise des 'Blutsträgers'). So dachte Luther m. W. nicht.
 
naja, Luther war ja kein Traditionalist ....
Er wollte ja nur die kath. Kirche wieder auf das Fundament der Bibel stellen.
Und was die "reine christliche Lehre " angeht, war er auch sehr fanatisch und rigoros.

Ob man das jetzt "fundamentalistisch" nennt? Das jetzt etwas in einer anderen Sprache etwas anderens bedeutet, nun das kommt vor. Sicher ist "fundamentals" dem Fundament wortverwandt, aber das eine bedeutet im Deutschen "festverankerte Grundlage, auf der man bauen kann", das andere eben "Grundlagen"
Und damit ist ein fundamentalist etwas anderes als ein Fundamentalist.
Abgesehen davon sehe ich bei Luther ff schon eine "ideologisierung".
Und Abstufungen solls ja auch da geben.

Religiöse Toleranz kann man dem späten Luther zumindest nicht nachsagen ...

Decurion, wer für eine Sache ist, hier "Christentum in reiner Form" muß zwangsläufig manchmal gegen etwas anderes sein. Antisemit war Luther nicht, denn der hatte den "Herrn Jesus von Herzen lieb". Und Luther hat den Glauben der Person Jesus Christus "respektiert". Und jesus war nun mal Jude .Was er nicht tolerierte , war die Ablehnung Jesu als Messias durch "die Juden", also die Ablehnung seines Glaubens/die "nichtannahme".
 
naja, Luther war ja kein Traditionalist ....
Er wollte ja nur die kath. Kirche wieder auf das Fundament der Bibel stellen.
Und was die "reine christliche Lehre " angeht, war er auch sehr fanatisch und rigoros.

Traditionalismus ist auch eher - wie bereits beschrieben - ein Phänomen der Moderne.
Aber wenn man einen besonders tiefen Glauben (und evangelikal würde hier auch nicht passen, da man keine moderne Exegese vor 500 Jahren verlangen kann) als traditionalistisch bezeichnen möchte, so frage ich mich, wo genau die Trennlinie gezogen werden kann?

Abgesehen davon sehe ich bei Luther ff schon eine "ideologisierung".

Woher hat Luther die Ideologie genommen und wie sah diese aus?

Decurion, wer für eine Sache ist, hier "Christentum in reiner Form" muß zwangsläufig manchmal gegen etwas anderes sein.

"Christentum in reiner Form" ist aber nicht gleichbedeutend mit evangelikal oder traditionalistisch. Es sind andere Auslegungen, aber nicht die Ausprägung einer "reinen" Form.

Dieses Argument ist unsinnig, da bestimmt auch der Papst, alle Kardinäle, Bischöfe, Priester und Diakone, alle Ordensleute und alle gläubigen Christen das "Christentum in reiner Form" leben und wahrscheinlich nicht evangelikal sind (natürlich auch hier keine Pauschalisierung).

Und Luther hat den Glauben der Person Jesus Christus "respektiert".

Dass Jesus Jude war spielte aber nie eine große Rolle.

Und du meinst, dass, weil Luther um das Judentum Christi wusste, er kein Antisemit sein konnte?
 
Trägt aber nicht zur Verdeutlichung bei, sondern eher zur Begriffsverwirrung.

Ob man das jetzt "fundamentalistisch" nennt? Das jetzt etwas in einer anderen Sprache etwas anderens bedeutet, nun das kommt vor. Sicher ist "fundamentals" dem Fundament wortverwandt, aber das eine bedeutet im Deutschen "festverankerte Grundlage, auf der man bauen kann", das andere eben "Grundlagen"
Und damit ist ein fundamentalist etwas anderes als ein Fundamentalist.
Abgesehen davon sehe ich bei Luther ff schon eine "ideologisierung".
Und Abstufungen solls ja auch da geben.

q. e. d. :winke:
 
Luther scheint eine Entwicklung durchlaufen zu haben. Das erste Mal (meines Wissens), dass er sich bzgl. der Juden äußerte war 1521 in der Schrift "Das Magnificat verdeutscht und ausgelegt." Seine Äußerungen wirken recht gemäßigt, er sieht es als notwendig, die Juden zu bekehren - und von daher dürfe man sie nicht schlecht behandeln. Sollten sich Juden weigern, sich zu bekehren, solle man sie "mit Frieden gehen" lassen.

Allerdings scheint Luther seine Ansichten recht rasch geändert zu haben, denn schon 1523 betont er die Notwendigkeit der Bekehrung, lässt aber den Teil "mit Frieden gehen" weg (Schrift: "Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei"). Aber die Behandlung der Juden solle immer noch freundlich sein.

Als sich ein Vertreter der Juden (Josel von Rosheim) 1537 an Luther mit der Bitte wandte, er möge sich bei den protestantischen Kurfürsten von Sachsen für die Juden einsetzen (Juden durften sächsisches Territorium nicht betreten), antwortete Luther, dass er nicht mehr die Absicht habe, die Juden freundlich zu behandeln und sie in ihren Irrtum zu bestärken, denn sie hätten den Dienst, den er ihnen mit der Schrift "Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei", erwiesen habe, "schändlich missbraucht".

Im gleichen Jahr sagt Luther in einer Genesisvorlesung, die Juden hätten "alles, was dem Abraham [in der Genesis] verheißen wird, schon verloren" und seien nicht mehr Gottes Volk. Natürlich würden sie das bestreiten, aber das sei "des Teufels Glosse".

Weitere Vorwürfe aus dieser Vorlesung: sie würden "dem Staate mit ihrem großen und unmäßigen Wucher ... Schaden thun."
Die Juden würden für die Türken spionieren.

In der gleichen Zeit kritisierte Luther die dt. Fürsten, dass die "mit den Juden so gemein machen und dieselben begünstigten". Die (indirekte) Aufforderung an die Fürsten, die Juden so schnell wie möglich zu vertreiben, ist die logische Konsequenz.

1538 schrieb Luther "Wider die Sabbather an einen guten Freund": Die Juden hätten schwere SChuld auf sich geladen, für die sie nach Gottes Wille seit 1500 Jahren büßen müssten.

1543: "Von den Juden und ihren Lügen": Die Juden hätten der freundlichen Aufforderung, sich zu bekehren, nicht Folge geleistet, im Gegenteil, sie hätten noch versucht, "die Christen an sich zu locken". Luther warf ihnen hier genau die Dinge vor, die er 20 Jahre früher noch als "Narrenwerk" bezeichnet hatte: Sie würden Brunnen vergiften und Kinder stehlen, die Juden seien "Kinder des Teufels", sie seien Wucherer, Geizhälse und bösartige Neider, von Natur aus arbeitsscheu und auf leichten Gewinn aus.
"Jawohl, sie halten uns Christen in unserem eigenen Land gefangen, sie lassen uns arbeiten im Schweiß der Nasen, Gold und Gut gewinnen, während sie derweil hinter dem Ofen sitzen, faulenzen, pompen [feiern] und Birnen braten, fressen, saufen und von unserem erarbeiteten Gut leben. Sie haben uns und unsere Güter durch ihren verfluchten Wucher in ihre Gewalt gebracht. Sie sind unsere Herren, wir ihre Knechte."

Deshalb forderte Luther, den Juden ihre religiösen Schriften wegzunehmen, ihre Synagogen zu verbrennen und den Rabbinern "bei Leib und Leben verbieten, hinfort zu lehren." Die Berufe des Händlers und Geldverleihers sollten ihnen ebenso verboten werden und die Juden sollten enteignet und zur Arbeit gezwungen werden: "dass man den jungen starken Juden und Jüdinnen in die Hand gebe Flegel, Axt, Karst, Rocken, Spindel und lasse sie ihr Brot verdienen im Schweiß der Nasen."

Und weiter: "Drum immer weg mit ihnen ... [man muss sich] der teuflischen Last der Juden" entledigen.

1543 "Vom Schem Hamphoras und vom Geschlecht Christi": Hier wird die jüdische Religion als "letzter Dreck" bezeichnet.

alle Ausführungen und Zitate (der Einfachheit halber, sonst müsste ich eine ganze Menge Einzelnachweise schreiben) aus: Wolfgang Wippermann, Wie die Zigeuner, Berlin, 1997, S. 32 - 39.
 
Luther bezeichnete die Juden als das Unglück der Welt, ihre Regelei für eine Art Teufelskult. Er die hielt die Juden für Faulenz und Wucherer. Er forderte die Zerstörung der Synagoge, die Todesstrafe für Rabbiner und das Niederbrennen der jüdischen Häuser.

Im Übrigen war Luther kein Antisemit. Eine Mitgliedschaft in der NSDAP kann ausgeschlossen werden. ;)

Dieters Frage ist natürlich schon im Ansatz verkehrt.
Besser fragt man: Darf oder muss man Luther als Antisemiten bezeichnen?
 
Luther scheint eine Entwicklung durchlaufen zu haben [usw.]

Ein großartiger Beitrag auf Quellen-Basis, Papa Leo. Die Entwicklung, die Du aufgezeigt hast, auch hier nochmal: Judenfeindschaft von der Antike bis zur Neuzeit | bpb:
Die von Luther ausgehende Reformation schien nur anfänglich andere Wege zu gehen und ein entspannteres Verhältnis zwischen Christen und Juden einzuleiten. In seinen frühen Schriften hatte Luther zunächst für einen 'freundlicheren Umgang' mit den Juden geworben und sich gegen Ritualmordvorstellungen und Zwangstaufen ausgesprochen. Als sich der auf diesem Weg erhoffte Missionserfolg gegenüber den Juden jedoch nicht einstellte und er die Juden nicht für seine neue Lehre zu gewinnen vermochte, kam es zu einer neuen ideologischen Verhärtung der Standpunkte, die in Luthers 1543 publizierter Schrift 'Von den Juden und ihren Lügen' Programm wurde. Darin griff Luther sämtliche Verleumdungen des Mittelalters wieder auf und schlug neben der theologischen Verdammung vor, jüdische Häuser und Synagogen zu verbrennen und das jüdische Schriftgut zu konfiszieren.
Die Seite Was heit Antisemitismus? | bpb jongliert mit den Begriffen (bzw. den Definitionen von) "Antisemitismus" und "Judenfeindschaft". Nach der Lektüre - überaus empfehlenswert! - weiß ich zumindest, dass ich Luther (zumindest den älteren) ohne jede Frage als Judenfeind bezeichnen darf. Kann man ihn auch als Antisemit bezeichnen? Ich denke angesichts der auf der genannten Internetseite geschilderten Tatsache, dass eine genaue, einheitliche Definition des Antisemitismus' fehlt, kann man das wie Maglor tun. Ich hatte im Hinterkopf, dass Antisemitismus immer eine rassistische Komponente aufweisen müsse, damit es eben Antisemitismus und nicht z. B. christlicher Antijudaismus ist. Aber das muss offensichtlich gar nicht der Fall sein. Und wer Antisemitismus anders definiert, der kann Luther dann schon einen Antisemiten nennen. Ich bevorzuge vielleicht eher das Wort "Antijudaist" oder "Judenfeind" für Luther - will aber daraufhinweisen, dass ich mit "Antijudaismus"/ "Judenfeindlichkeit" kein Kavaliersdelikt im Gegensatz zum "Antisemitismus" ausdrücken will, sondern damit nur unterschiedliche Motivationen für die gleichen nichtswürdigen Feindseligkeiten gegen Juden berücksichtigen will.
 
Nun "über die Türken" hat er sich ja nicht sooo ausgelassen, mangels Kenntnis der Religion, aber ich denke, wir können davon ausgehen, das Atheisten, Humanisten heutiger Prägung etc noch schlechter als die Juden weggekommen wären. Von den "Neo-paganen" ganz zu schweigen.
"Das ist ein Antisemit" o.ä. ist ja ein beliebtes Totschlagargument, wenn ein mosaischen Glaubens oder mit einer Abstammung, die ihn berechtigte , Jude zuwerden, etwas falsch macht und kritisiert wird.

Und "Antijudaist" ist ja so ähnlich.Und beides war Luther eben nicht. Er war ein "intoleranter Christ". Klingt jetzt nicht soo gut wie Antisemit, klingt so ein bisschen nach Nestbeschmutzung..

Man muß allerdings dazu sagen, Toleranz ist den 3 Religionen aus dem Morgenland ein Fremdwort. Im besten Falle sind sie einander gleichgültig.
 
Und "Antijudaist" ist ja so ähnlich.Und beides war Luther eben nicht. Er war ein "intoleranter Christ".
Und warum kann ein intoleranter Christ kein Antijudaist sein? Wenn Luther die Juden aufgrund ihres Festhaltens am jüdischen Glauben abgelehnt hat (- das scheint mir durchaus ein wesentliches Motiv bei Luther zu sein -), dann kann man ihn doch "Antijudaist" nennen. Oder was unterscheidet Luthers Ansichten über die Juden von sonstigem christlichen Antijudaismus?
 
naja, der antimoslemismus, antipaganismus, antbuddhismus ...

dem normalen Antijudaismus ist ja der andere christliche Glaube egal, Luther war auch der nicht egal. Außerdem ist eine Anti -- einstellung eben eine Einstellung "gegen" etwas.
Luther war aber "für" etwas...nämlich eine durch und durch christliche Gesellschaft. Und da passten eben die Juden nicht rein. Dafür, das die Christen vor ihm alle anderen Religionen schon erfolgreich bekämpft hatten und ihm so nur die Juden geblieben waren, kann er nichts
Und als Beispiel, wer dafür ist , das Eintracht Braunschweig deutscher Meister wird, hat zwar nichts gegen Bayern München, wird sich aber trotzdem über jede Niederlage der Bayern freuen. Ist der jetzt ein Antibayer?
 
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