Man sollte an dieser Stelle jedoch auch erwähnen, dass sein Werk Il Principe häufig fehlinterpretiert wird. Es beschreibt zwar Methoden, wie ein Fürst Macht erlangen und erhalten soll, dies aber zum Wohle des Allgemeinwesens. Es ist keine Verteidigung oder Rechtfertigung von Tyrannei und Despotismus, sondern das politische Ziel soll eine Republik sein. Machiavelli war ein überzeugter Republikaner, was vor allem sein Werk Discorsi belegt. Dieses Werk war für ihn ohnehin bedeutender und ist sein Hauptwerk. Für Machiavelli waren Toleranz, Gewaltfreiheit und Humanität wichtig. Aber er war der Auffassung, ein Volk brauche eine starke Hand, die es zum bestmöglichen System führt. Gewalt, Lug, Trug und Verbrechen sind nach seinem Denken dann gerechtfertigt, wenn es dem Wohl des Allgemeinwissens dient. Der Herrscher dürfe aber nicht nach eigenen Interessen sondern nur nach denen seines Volkes handeln, auch wenn seine Taten erstmal scheinbar gegen das Volk gerichtet sind und er überall Furcht verbreitet, um seine Macht zu festigen.
Er wird und wurde jedoch häufig falsch verstanden. Das, was wir heute als "Machiavellismus" bezeichnen, lag nie in Machiavellis Interesse. Er war Republikaner und daher muss ich meinem Vorredner klar widersprechen. Machiavellis Intentionen waren andere, ob diese nun gut sind oder schlecht und ob ein Fürst wirklich so verwerflich handeln sollte, wenn es dem Allgemeinwohl dient, darüber kann man sich streiten und ich will mir da auch kein Urteil erlauben. Ich wollte nur erwähnen, dass man nicht so einseitig urteilen, sondern Machiavellis Ideen differenziert und unter Einbeziehung all seiner Werke (nicht nur des Fürsten) betrachten und nicht die allgemein vorherrschenden Vorurteile übernehmen sollte.