Machtübernahme der Staufer

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Gast

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Hallo,

wir haben in einem Seminar folgende Aufgabe bekommen: "Sie bekommen ein Thema zugeteilt und sollen in der Lage sein einen zirka 5 minütigen Beitrag zu halten. Es soll eine "spannende" Geschichte sein, die auf historische Fakten beruht. --> Lehrererzählung.
Mein Thema ist die "Machtübernahme der Staufer".
Ich habe bis jetzt noch kein Dokument bei Google gefunden, nur bei Wikipedia eine Definition der Staufer und die wichtigsten Persönlichkeiten....hat jemand eine Idee???
 
Hi!

Wenn damit die erstmalige Machtübernahme als Könige des Deutschen Reichs gemeint ist, müßte sich das auf Konrad III beziehen. Da könntest Du davon sprechen, wie er zuerst als Gegenkönig gegen Kaiser Lothar III von Supplinburg aufgestanden ist, sich unterwerfen mußte, sich dann aber nach Lothars Tod gegen den Welfen Heinrich den Stolzen durchsetzen konnte, und doch noch Deutscher König wurde.
Über ihn müßtest Du genug finden.
 
War nicht Konrad III noch zu "unsicher im Sattel" - seine Regierungszeit war ja wohl auch nicht sehr glücklich - als daß man hier schon von "Machtbeginn der Staufer" hätte reden können? Erst mit Barbarossa und der Stärkung seiner Hausmacht durch geschickte Heiratspolitik, beginnt sich nach meinem Verständnis das staufische Geschlecht zu einer Dynastie zu entwickeln, die auch in der Lage war, die errungene Macht festzuhalten - und immerhin mit: Friedr. I., Heinrich VI. , Friedr. II. Heinrich VII. u. Konrad IV. - ist dann doch eine stattliche Reihe namhafter Könige und Kaiser aus diesem Geschlecht erwachsen. Wenn ich Konradin wegliess, so nicht um ihn vergessen zu haben, aber er konnte ja in seinem kurzen Leben politisch nicht mehr so entscheidend tätig werden, als daß die Dynastie zu erhalten gewesen wäre. - oh, für die Seminararbeit kommen aber meine Gedanken sicherlich zu spät. Dennoch Gruß R.
 
Naja, das hängt dann wohl davon ab, wie Du Macht definierst. Deiner wäre natürlich auch ein möglicher Zugang, theoretisch, denn, wie Du sagst, die Arbeit hat sich wohl schon erledigt.
Aber würden dann nicht gleichzeitig Heinrich (VII) und Konrad IV aus der Reihe wegfallen? Denn wirklich von Macht kann bei den beiden nicht mehr sprechen. Heinrich war an Friedrichs II Gängelband und konnte sich gegenüber den Fürsten nicht durchsetzen und Konrad war (ungekrönt) nur noch Platzhalter für den Kaiser und hat in Deutschland nach dessen Tod auch nicht mehr viel ausrichten können. Bzw. ist gestorben, ehe er es versuchen konnte.
 
Triere schrieb:
Naja, das hängt dann wohl davon ab, wie Du Macht definierst. Deiner wäre natürlich auch ein möglicher Zugang, theoretisch, denn, wie Du sagst, die Arbeit hat sich wohl schon erledigt.


......... macht nix: offenbar "leidet das Forum gelegentlich an zu wenig Diskussion" ...... hab ich mehrfach gelesen - daher - ist doch ein interessantes Thema, warum also so schnell beenden - zudem eignet es sich durchaus auch für "interessierte Laien", die noch nicht allzutief "drinstecken" - oder ?

Du hast schon recht - "Macht" ist oftmals gerade im Mittelalter eine Frage der Definition. Der Investiturstreit hat insgesamt der Position des Königs- und des Kaisertums viel "Machtverlust" gekostet, wenn man bedenkt, wieviele Zugeständnisse mehr und mehr der Kirche und dem Adel gemacht werden mußten um "Wählergunst" zu erhalten oder neu zu
werben. - Dazu gäbe es manchen "Einzelfall" der für sich allein eine interessante Diskussion wert wäre.

Immerhin - von der Logik her hast Du dann eigentlich schon recht, daß man die "staufische Machtübernahme" bei Konrad III. beginnen sollte . Immerhin hat er ja den Welfen auch schon einiges an Territorium "abgeknüpft" - z.B. die Weinsberg bei Heilbronn - und damit einen wichtigen Stein in das Fundament der staufischen Hausmacht eingebracht.

Und ob Konrad IV. - wenn er nicht allzufrüh gestorben wäre - noch eine Chance gehabt hätte die staufische Fahne hoch zu halten ? War nicht längst die Summe der partikularen Interessen so zerissen, daß die Päpste schon fast schon leichtes Spiel hatten und das frz. Königtum früh genug seine Position als "lachender Dritter" auftgebaut hatte ...... ?

Na - wenn man darüber z.B. in einem Geschichtsforum nicht noch lange weiterdiskutieren könnte, dann läge es denn gewiß nicht an mangelden Themen. Gruß R.
( PS.: dein Av. könnte ein stauf. denar aus Sizilien sein - dreh ihn mal rum :yes: )
 
Rosinante schrieb:
......... macht nix: offenbar "leidet das Forum gelegentlich an zu wenig Diskussion" ...... hab ich mehrfach gelesen - daher - ist doch ein interessantes Thema, warum also so schnell beenden - zudem eignet es sich durchaus auch für "interessierte Laien", die noch nicht allzutief "drinstecken" - oder ?

Bin immer dafür zu haben. Was das drinstecken betrifft, ich kenne mich zwar vor allem bei den späteren Staufern recht gut aus - was wann wo wer warum - aber die allgemeinen Verhältnisse speziell im Deutschen Reich, huh, da habe ich noch eine Menge zu lernen. Und bei den früheren auch. Ich habe mich bei Friedrich II und seinen Nachkommen festgebissen.

Du hast schon recht - "Macht" ist oftmals gerade im Mittelalter eine Frage der Definition. Der Investiturstreit hat insgesamt der Position des Königs- und des Kaisertums viel "Machtverlust" gekostet, wenn man bedenkt, wieviele Zugeständnisse mehr und mehr der Kirche und dem Adel gemacht werden mußten um "Wählergunst" zu erhalten oder neu zu werben. - Dazu gäbe es manchen "Einzelfall" der für sich allein eine interessante Diskussion wert wäre.

Eben. Ist Macht jetzt "an der Macht sein" im Sinne von, die Stellung, in dem Fall des Königs innehaben, oder buchstäblich eine Machtstellung haben. Huh, allein darüber könnte man schon eine Arbeit schreiben!

Immerhin - von der Logik her hast Du dann eigentlich schon recht, daß man die "staufische Machtübernahme" bei Konrad III. beginnen sollte . Immerhin hat er ja den Welfen auch schon einiges an Territorium "abgeknüpft" - z.B. die Weinsberg bei Heilbronn - und damit einen wichtigen Stein in das Fundament der staufischen Hausmacht eingebracht.

Vor allem, dadurch daß er der erste Staufer auf dem Thron war, hat er in gewisser Weise den Weg für Friedrich I Barbarossa etwas geebnet. Ich weiß schon, daß es nicht allein die Verwandtschaft war, die ihm zur Wahl verholfen hat, aber geschadet hat es ihm sicher nicht.

Und ob Konrad IV. - wenn er nicht allzufrüh gestorben wäre - noch eine Chance gehabt hätte die staufische Fahne hoch zu halten ? War nicht längst die Summe der partikularen Interessen so zerissen, daß die Päpste schon fast schon leichtes Spiel hatten und das frz. Königtum früh genug seine Position als "lachender Dritter" auftgebaut hatte ...... ?

Ziemlich wahrscheinlich nicht, das stimmt schon. Aber Steven Runciman hat das in "Die sizilianische Vesper" schön ausgedrückt, so à la "es war ihm ja nicht einmal der Versuch vergönnt" oder so ähnlich.
Ich gestehe, ich habe eine Schwäche für Konrad IV. Und - da merkt man das Laientum :D - ich liebe das "was wäre gewesen wenn"-Spiel.
Natürlich, realistisch betrachtet hatten sich die Umstände bereits sehr geändert und Konrad hatte schon vor der Abreise nach Italien eine sehr schwache Stellung.

( PS.: dein Av. könnte ein stauf. denar aus Sizilien sein - dreh ihn mal rum :yes: )

Ist er auch! "Ausgeborgt" von hier:
http://mitglied.lycos.de/wpeter/hmuenz/tafel9a.htm
 
Mein alter Geschichtslehrer hatte uns im Unterricht verboten das Wörtchen Macht zu verwenden, da es für ihn einen sehr schwammigen, alles und nichtssagenden Begriff darstellte, der eben durch die Nichtverwendung besser umschrieben werden mußte. Anfangs dachte ich "der hat se nimmer alle", aber wenn man das mal konsequent durchzieht, versteht man schnell was er meinte.

Sorry für die Anekdote. ;)
 
Zum Aufstieg und zur Machtübernahme der Staufer lässt sich folgendes sagen.

Als die führenden süddeutschen Adelsfamilien der Welfen und Zähringer infolge des Investiturstreits an Macht verloren (sie zählten zur Reformpartei), stießen die Staufer mit Herzog Friedrich I. - seit 1079 Inhaber des Herzogtums Schwaben - in die politische Führungsriege des Reichs vor. Hinzu kam, dass sie treue Gefolgsleute der regierenden Kaiserdynastie der Salier waren.

Als die Salier mit dem Tod des kinderlosen Heinrich V. ausstarben, wurde seinem in der Erbfolge nächstberechtigten staufischen Neffen Friedrich II. der dem verstorbenen Kaiser zu Lebzeiten feindlich gesonnene Sachsenherzog Lothar vorgezogen und als Lothar III. zum König gewählt. Es kam später zu Kämpfen mit den staufischen Brüdern Friedrich II. und Konrad, die das gesamte salische Erbe - Haus- und Reichsgut - für sich beanspruchten.

Im Verlauf dieser Kämpfe wurde der Staufer Konrad zum Gegenkönig ausgerufen. Er versuchte vergeblich eine Machtbasis für sein Königtum zu gewinnen, wurde auf seine schwäbischen Stammlande zurückgedrängt und unterwarf sich schließlich 1134/35. Die schwäbische Herzogswürde blieb den Staufern erhalten, ebenfalls konnten sie sich in den Besitz des gesamten salischen Hausguts setzen.

1138 starb Kaiser Lothar III. und es kam zur überraschenden Wahl des Staufers Konrad, der sein Amt als König Konrad III. antrat. Er hatte sich unerwartet gegen den Welfen Heinrich den Stolzen durchgesetzt, Schwiegersohn des verstorbenen Kaiser Lothar. Unter Konrad kam es zu ungelösten militärischen Konflikten mit den Welfen, die erst sein Nachfoger, Friedrich I. Barbarossa, durch eine Versöhnungspolitik mit Heinrich dem Löwen beenden konnte.

Soweit die Fakten zur Machtübernahme des Königtums durch die Staufer.
 
Zuletzt bearbeitet:
1138 starb Kaiser Lothar III. und es kam zur überraschenden Wahl des Staufers Konrad, der sein Amt als König Konrad III. antrat. Er hatte sich unerwartet gegen den Welfen Heinrich den Stolzen durchgesetzt, Schwiegersohn des verstorbenen Kaiser Lothar. Unter Konrad kam es zu ungelösten militärischen Konflikten mit den Welfen, die erst sein Nachfoger, Friedrich I. Barbarossa, durch eine Versöhnungspolitik mit Heinrich dem Löwen beenden konnte.

Können wir überhaupt von einer Beendigung seitens Friedrich I. sprechen? Die Konflikte zwischen den Welfen und Saliern wurden ja nicht engültig gelöst.
 
Dieter meinte sicherlich - bezogen auf Barbarossa - vorübergehend:
daß Friedrich und Heinrich d. Löwe Jugendfreunde gewesen sein sollen, war da sicherlich hilfreich. Daß es keinen "generellen Frieden" geben konnte, war m.E. nicht nur typisch für jene Zeit sondern ist es vielleicht auch gerade, was aus unserer Sicht heute, die "politische, föderalistische Staatenbildung" ausmacht! Wenn man bedenkt, daß das Königs- oder Kaiser -"Amt" damals alles andere als ein Honigschlecken war - ein Leben "auf dem Rücken der Pferde", ist es aus unserer Sicht wohl kaum "verständlich", was denn an der Königs- oder Kaiserwürde so "erstrebenswert" war.
Fast würde ich nach dem "italienischen Gusto" von einem ersten "Zweiparteiensystem" sprechen wollen - die Guelfischen und die Ghibbelinischen - und ein erstes Prinzip auf dem "Weg zur Demokratie" ( Mehrheiten zu schaffen - wenn's sein muß zu "erkaufen")
ist auch bald sichtbar ....... mehr und mehr ...... und das "Bröckeln der weltlichen Allmacht war eingeläutet).
Aber "daneben" war ja noch die "Allmacht Gottes", vor allem, seit sie einen "Stellvertreter" auf Erden hatte, der offenbar meinte sie für "seinen Chef" auch wirkungsvoll ausüben zu sollen.
Und letztlich - Marbod: vielleicht wollte Dein Lehrer damit ( Vorbot des Wortes "Macht") erinnern daran, daß der Abstand zwischen Allmacht und Ohnmacht oftmals so kitzeklein ist, daß es nicht lohnt, Macht zu erstreben - als etwas "einseitiges" ! Im "Gleichgewicht" läge eigentlich Ruhe und Frieden - aber das gehört wohl eher in's Reich der Philosophie oder der Physik, als zur "menschlichen" Geschichte.
Immerhin - vom "Stammesherzogtum" zum Föderalismus und zur Demokratie - vom römischen Reich nach Europa - ein spannendes Abenteuer - finde ich wenigstens. Gruß R.
 
Dass das König- und Kaisertum wegen seiner "Strapazen" nicht erstrebenswert gewesen sein könnte, ist eine moderne Sichtweise, die dem mittelalterlichen Empfinden nicht gerecht wird.

Die Kaiser und Könige empfanden sich als von Gott auserwählte und eingesetzte Herrscher (Gottesgnadentum) und sahen ihr Amt als Erhöhung weit über menschliches Maß an. Als Kaiser des Heiligen Römischen Reichs waren sie zudem Beschützer der Christenheit und empfanden sich auch als Weltenherrscher. Die Aussicht auf irgendwelche "Strapazen" oder das "Leben im Sattel" waren im Rahmen dieser Sichtweise absolut unerheblich.

Wenn man sieht, wie z.B. der gichtige und kranke Karl V. bis zum Schluss schmerzgebeugt sein Amt ausübte, muss man aus heutiger Sicht schon staunen. Unsereins hätte vermutlich abgedankt und sich in ein luxuriöses Heim zurückgezogen. Doch das war eben vom mittelalterlichen Selbstverständnis her überhaupt keine Alternative. Die damaligen Herrscher hielten es vom Pflichtverständnis her eher wie der verstorbene Papst Johannes Paul II.
 
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