Markgraf Gero

excideuil

unvergessen
In meiner Kindheit wurde sich Sonntags in Schale geworfen und die Familie ging spazieren. Wir Kinder waren meist nicht sehr erbaut, es sei denn, es würde Eis geben ...
Mein Vater hat auf dem Weg durch meine Heimatstadt Salzwedel dann öfter Geschichten erzählt, die sicher meist ins Reich der Sage gehörten. Außer vielleicht diese:

Markgraf Gero hatte einmal 30 slawische Fürsten eingeladen, angeblich, um Frieden zu machen. Als Ort der Zusammenkunft gab er die Burg Salzwedel an, von der nur noch der mächtige Bergfried im Salzwedeler Burggarten steht. Allerdings ließ er sie hinterrücks ermorden und am Jahrestages des Mordes würde sich an einer Stelle des Turmes das Mauerwerk blutgetränkt färben ... Man kann sich meine verstohlenen Blicke vorstellen aber gesehen habe ich natürlich nichts ...

Die Geschichte geriet in Vergessenheit. Jetzt las ich in einem Magazin, dass dieser Mord tatsächlich stattgefunden hat: Zurückgehend auf den sächsischen Chronisten Widukind von Corvey wird etwa das Jahr 939 angegeben. Die Stadt Salzwedel gab es damals noch nicht, der Ort ist erstmalig 1112 erwähnt, die Burg aber gab es nachweislich weit vorher...

Jetzt meine Frage an die Experten hier:

Hat der Mord tatsächlich in Salzwedel, damals wohl noch Soltwedel genannt oder hat mein Vater einfach eine sich anbietende Kulisse zur anschaulichen Verdeutlichung genutzt?

Grüße
excideuil
 
Im Verlauf der ersten deutschen Ostexpansion besetzte König Heinrich I. auch die slawischen Siedlungsgebiete um Oberelbe, Spree und Oder. Im Jahr 929 gründete er die Burg Misni (Meißen), von der dann um 932 die Eroberung von Sorabia (wie die Deutschen das Land der Sorben nannten) ihren Ausgang nahm. Nach dem Tode von König Heinrich I. im Jahr 936 vermochten die Sorben die deutsche Herrschaft vorübergehend wieder abzuschütteln. Im Jahr 939 ließ der Meißner Markgraf Gero 30 sorbische Fürsten, die er zu einem Gelage eingeladen hatte, auf heimtückische Weise umbringen. Danach endeten die bis dahin häufigen sorbischen Aufstände.
 
Erstmal vielen Dank für Deine schnelle Antwort, auch wenn sie mich nicht zufriedenstellt.

In dem Artikel wird von 30 slawischen Fürsten gesprochen, die "vom Ufer der Ostsee bis zum Fuß des Erzgebirges zusammengekommen waren". Was wohl die räumliche Ausdehnung andeuten soll, mal davon abgesehen, was für einen Machtbereich ein "simpler" Markgraf gehabt hat. Es wird aber von Slawen oder auch Wenden oder auch Sorben gesprochen oder ist das eher beliebig?
Und der Ort von dem Mord?

Gruß
excideuil
 
Bei Salzwedel handelt es sich um eine Sage, die den historischen Kern, den Mord, der Stadt zuweist:

Der schändliche Verrat der Gastfreundschaft
... Gero, der auf der stolzen Salzwedeler Burg residierte, war bemüht, die heidnischen Wenden zu besiegen, die zu seiner Zeit noch die christliche Altmark bedrohten. Da er sie im direkten Kampfe nicht immer treffen konnte, wandte er schließlich eine schändliche List an und ließ dreißig ihrer Fürsten zum Gastmahl einladen. Sie ahnten nichts Böses, und sagten ihr Kommen an, hatte es doch schon lange keine kriegerischen Auseinandersetzungen mehr gegeben....

Hansestadt Salzwedel
 
Bei Salzwedel handelt es sich um eine Sage, die den historischen Kern, den Mord, der Stadt zuweist:

Der schändliche Verrat der Gastfreundschaft
... Gero, der auf der stolzen Salzwedeler Burg residierte, war bemüht, die heidnischen Wenden zu besiegen, die zu seiner Zeit noch die christliche Altmark bedrohten. Da er sie im direkten Kampfe nicht immer treffen konnte, wandte er schließlich eine schändliche List an und ließ dreißig ihrer Fürsten zum Gastmahl einladen. Sie ahnten nichts Böses, und sagten ihr Kommen an, hatte es doch schon lange keine kriegerischen Auseinandersetzungen mehr gegeben....

Hansestadt Salzwedel

Was soll ich sagen, manchmal ist die Antwort so einfach zu ergooglen ... vielen Dank nochmals!

Grüße
excideuil
 
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