Was die Schlacht zum Ausgangspunkt eines Desasters machte waren die Reaktionen. Erst die chaotische Flucht von König und Oberbefehlshabern, und dann davon inspiriert die kampflose Übergabe vieler wichtiger Festungen (vor allem Magdeburg). Keiner glaubte mehr an die Möglichkeit eines Siegs, Preußen bröselte in kürzester Zeit zusammen. Im Prinzip ist es ihnen halt plötzlich bewußt geworden was für eine Schnapsidee es gewesen war, ohne politisches Konzept fast im Alleingang einen weit überlegenen Gegner anzugreifen.
Die preußische Armee von 1813 war so viel besser nicht (die meisten Reformen hatten ja noch gar nicht wirklich gegriffen), und mußte auch Niederlagen wegstecken.
Aber da war halt klar, daß man weiterkämpfen konnte und wollte, das war der entscheidende Unterschied.
Was die Schlacht von Jena - Auerstedt zum Desaster machte, war die Selbstgefangenheit der Preußen in Ihrem Dünkel, die beste Armee der Welt zu haben und unschlagbar zu sein.
Aus diesem Grund ignorierte man, dass sich in Austerlitz 1805 die drei größten Kontinentalmächte und Armeen schlugen und stellte dem Sieger in vollkommener Abgehobenheit ein Ultimatum und erklärte ihm schließlich den Krieg.
Und dies mit einem Generalstab, der auch nach heutigen Maßstäben überaltert war und einer Armee, die sich die Schlossteile an den Musketen lockerte, weil dass so schön knallte beim Exerzieren. Deren Artillerie in keiner Weise modernsten Maßstäben der Bewegung folgen konnte und einem Alimentierungs - Beförderungs - und Beurlaubungswesen, dass jeder Leistungsorientierung entgegen stand. Der Mängel gibt es noch mehr aufzuführen.
In traumtänzerischer Selbstüberhöhung marschierte man dann auch noch in Sachsen ein und anstatt sich im Vorfelde auf diplomatischem Wege Verbündete zu suchen, nahm man die kleine Armee Sachsens, dass immer recht gute Verbindung nach Frankreich hatte, für sein wahnwitziges Unternehmen auch noch in Beugehaft zum Mitkämpfen.
Kein Wunder, dass die sächsische Armee nach kurzem Geplänkel, die Preußen in den Hohlwegen bei Vierzehnheiligen sterben ließ und sich "bedrängt, aber in vollkommener Ordnung" zurückzog.
Um es mal mit @exideuils Logik zu sagen:
Meines Erachtens ist es da völlig in Ordnung, wenn er vorsichtig agierte, um nicht durch einen strategischen Fehler sein kommendes Königtum in Frage zu stellen.
Resp. der Churfürst Friedrich August der III., der als König der I. werden sollte.
Den Sachsen war ja schließlich die Verwüstung Dresdens durch die Preußen im Siebenjährigen Krieg noch etwas gegenwärtig. Mit den Preußen hätte es ja eh nie Frieden gegeben. Sie hatten noch nie ein Maß für ihre Machtbestrebungen im Schnittpunkt von Frankreich, Russland und Österreich, was sich ja auch wiederum beim Wiener Kongress 1815 herausstellte.
(Wie war doch gleich der Spruch des Französischen Intrigenministers Talleyrand mit dem Verrat......?)
Das war die preußische Armee von 1806.
Noch im Frühjahr 1813 in Großgörschen machten alle Verbündeten einschließlich Freidrich Wilhelm der III. die gleichen Fehler, die er auch 1806 mit dem Herzog von Braunschweig in Jena gemacht hatte: man schob sich die Verantwortung gegenseitig zu und stimmte sich nicht ab.
So blieb die österreichische Armee hinter dem Erzgebirgskamm und die Russen zogen sich bereits aus dem Kampf zurück, während die Preußen noch in vollem Gefecht standen und stürmten.
Und hier stürmte nicht die Armee von 1806, sondern eine nach damaligen Maßstäben im Russlandfeldzug von 1812 erfahrene Armee, die nach neuesten Maßstäben der Korpstaktik und der Bewegung agierte.
Das tat sie an der Seite von wenigstens drei weiteren Armeen und es dürfte niemanden geben, der das nicht als Vorteil erkennen würde.
Wahrscheinlich bedurfte es in Leipzig, jenseits aller militärischer Fehler, tatsächlich eines alten Mannes vom einfachen Schlage wie Blücher, der die Fürsten bei der Ehre packte und zum Handeln zwang.
Aber auch ein Schwarzenberg hat seine Fehler korrigiert. Wenn auch mit weniger Trara und Horrido.
Letztendlich hat sich frühestens bei Hanau gezeigt, dass die französische Armee nicht "vernichtend" geschlagen war, wie dies in Propagandaschriften von 1813 bis 1945 gern kolportiert wird.
Der Feldzug von 1814 unterstreicht, dass man ohne die Österreicher im Verbund, nur unter aller größten Verlusten Pyrrhussiege gegen Frankreich erreichte.
Letztendlich wird unter der ganzen Heldenschwiemelei gern vergessen, dass selbst nach der Erfahrung von Russland 1812, der zermürbende Krieg in Spanien weiterhin auf der französischen Armee lastete und meines Erachtens hier die Entscheidung über Frankreich erfochten wurde.
Denn kein Krieg war in Frankreich unbeliebter und militärisch kräftebindender als dieser!
Letztendlich war Wellingtons Übergang über die Pyrenäen ab dem 01. November 1813 ein Umstand, der nicht nur weiterhin erhebliche Kräfte band, sondern noch vor Blücher & Co. den Krieg ins französische Kernland trug.
Auch wenn der Kaiser vor dem Fall von Toulouse seinem Thron entsagte.
Einen erheblichen Ausschlag hatte diese Front an der Entscheidung jener Marschälle, die Napoleon in seiner Idee vom Weiterkämpfen entgegentraten.
Hier denke ich aber schon, dass er Recht hatte:
Es war Bernadotte, der empfahl, die Franzosen immer dort anzugreifen, wo N nicht zugegen war.
Das mag schon sein, dass der "reisende Beobachter in Uniform" Bernadotte dies empfahl. Aber so richtig motiviert zum Angreifen hat ihn selbst dieser Rat auch nicht.
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