Martin Luther King vs. Malcolm X

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Wer kann mir helfen? Meine Professorin will wissen, wie sich die Einstellungen von Martin Luther King und Malcolm X kurz vor ihrer Ermordung geändert haben. Dass King der gewaltfreie und Malcolm X der radikale Typ war, weiß ich. Mehr jedoch nicht ...
 
Malcolm X hat zusammen mit Alex Haley, dem Autor von Roots an seiner Biographie gearbeitet. Der zufolge hatte seine Hağğ nach Mekka ihn auf den Trichter gebracht, dass der Anführer der Black Muslims vom Islam eigentlich keine Ahnung hatte, was zu einer Entfremdung Xs von den Black Muslims führte und einer Abkehr von ihren politischen An- und Absichten (nicht aber von Islam und Befreiuung der Schwarzen). Wenn ich mich recht an die Lektüre entsinne, dann war das im Prinzip eine Abkehr vom gewaltsamen Kampf und ein Schritt auf M.L. King zu, der vorher als "Onkel Tom" eine persona non grata war.
 
Wer kann mir helfen? Meine Professorin will wissen, wie sich die Einstellungen von Martin Luther King und Malcolm X kurz vor ihrer Ermordung geändert haben. Dass King der gewaltfreie und Malcolm X der radikale Typ war, weiß ich. Mehr jedoch nicht ...

Malcolm X wurde als Malcolm Little in den Südstaaten der USA geboren. Er war als Jugendlicher/Jungerwachsener zunächst arbeitslos und beging Straftaten. Im Gefängnis kam er in Kontakt mit den Black Muslims, einer religiösen Bewegung, der damals der Prediger Elijah Muhammad vorstand.
Zusammengefaßt waren die Glaubensinhalte der B.M.: der Glaube an Jesus sei die Religion der Weißen, der Islam sei die wahre afrikanische Religion. Die BM sagten, die Weißen seien vom Teufel geschaffen, als Prüfung für die anderen Menschen.
In den BM-Gemeinden sowie in den im Gefängnis bestehenden Gruppen herrschte eine starke Disziplin unter straffer Führung; die Gläubigen wurden darauf verpflichtet, ein gottgefälliges Leben ohne Sünde zu führen, den Lebensunterhalt durch Arbeit zu verdienen und sich von Kontakten zu Weißen möglichst fernzuhalten. Eine Forderung der BM war ein eigener Bundesstaat für die schwarze US-Bevölkerung.
Außerdem lehnten BM weitgehend die englischen Familiennamen ab, die sie als Sklavennamen bezeichneten. Daher legte Malcolm den Namen Little ab und nannte sich X, da der ursprüngliche afrikanische Name unbekannt sei (ein anderer prominenter BM, der Boxer Cassius Clay, nannte sich nach seiner Konvertierung zu den BM Muhammad Ali).

Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis wurde Malcolm X der bekannteste und erfolgreichste Prediger der BM. Hierdurch ergaben sich im Laufe der Zeit Probleme mit dem Sektenführer Elijah Muhammad, der die steigende Popularität von Malcolm X offenbar fürchtete, die auch schließlich zur Trennung Malcolms von den BM führte. Ein weiterer Punkt - wie seiner Biografie zu entnehmen - war, daß er feststellen mußte, daß Elijah Muhammad selbst nicht nach den Vorschriften lebte, die er anderen auferlegte sowie auch gespendete Gelder großzügig für sich selbst ausgab.

Erst nach der Trennung von den BM kam Malcolm X mit dem eigentlichen Islam in Kontakt und informierte sich über dessen Glaubensinhalte etc. Außerdem unternahm er danach eine Pilgerfahrt nach Mekka, bei der ihn insbesondere beeindruckte, daß Gläubige aus allen Ländern der Welt gleichberechtigt waren. Nach seiner Rückkehr in die USA beabsichtigte er, den Islam dort zu verbreiten und insbesondere vor den BM zu warnen, deren Vorstellungen er nun als rassistisch einordnete und die er nunmehr scharf ablehnte. Um die Abkehr von den BM und die Hinwendung zum Islam zu verdeutlichen, nahm er nun den Namen Malik El-Shabazz an.

Radikal für die Gleichberechtigung der Schwarzen war Malcolm X im Grunde erst nach seinem Ausstieg bei den BM, während er vorher für eine parallele schwarze Gesellschaft eintrat - im Grunde eine Segregation, wie sie damals bestand, nur mit umgekehrtem Vorzeichen, nicht mehr von der weißen Mehrheitsgesellschaft aufgezwungen, sondern von den Schwarzen selbst gewollt. Daher konnten die BM keine Breitenwirkung hinsichtlich der Emanzipation der schwarzen Bevölkerung haben. Inwieweit X mit der geplanten islamischen Missionierung Erfolg gehabt hätte, muß Spekulation bleiben, jedoch war er ein charismatischer Redner, der überzeugend wirkte und nun eben nicht mehr der freiwilligen Isolation das Wort geredet hätte, sondern gleiche Rechte, gleiche Chancen und Teilhabe an der Gesellschaft forderte.

Andererseits war bei Martin Luther King eine Radikalisierung insofern zu beobachten, als er sich zwar nicht von der Gewaltlosigkeit wegbewegte, aber fordernder wurde und auftrat.
 
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