Mathis Grünewald/Prieuré de Sion

Pinguin

Neues Mitglied
Hat jemand von euch eine Ahnung, ob Mathis Grünewald zum Prieuré de Sion gehörte?

Ich lese gerade "The Da Vinci Code" und darin behauptet der Autor ja, dass Maria Magdalena und Jesus verheiratet waren und sogar Kinder gehabr haben sollen.

In diesem Zusammenhang ist mir eine Kunst-Stunde von letztem Jahr in den Sinn gekommen. Wir behandelten die Kreuzigunsszene aus dem Isenheimer Altar. Unabhängig voneinander tauchte dabei mehrmals die Frage auf, ob Maria Magdalena und Jesus was "miteinander hatten" (wg. Kompositionslinien, Blickkontakt,...) und außerdem kam sie uns auch irgendwie schwanger vor.

Würde ja alles zum Gedankengut der Prieuré de Sion passen

Vielleicht kann mir ja jemand helfen, hab mal gegoogelt, aber leider nichts über eine derartige Verbindung von Grünewald und dem Orden gefunden.

Erschwerend kommt dazu, dass über Grünewalds Biografie kaum etwas bekannt ist. Bekannt ist allerdings, dass er sich der Lehre Luthers angeschlossen hat. Er hat sich also mit der Situation der Kirche während der Gothik/Renaissance auseinander gesetzt. Warum sollte er dann nicht auch zu diesem Orden gehört haben?

Aber viellecht habe ich ja trotzdem Glück!
 
Der Punkt ist halt nur der, daß es die "Prieuré de Sion" nicht gibt... daß so viele Leute meinen, der Schmonzes von Brown bzw. Baigent/Leigh sei historisch!
 
Hallo Pinguin,

lass dich nicht zu sehr von diesem Dan Brown und seinen wirren Thesen beeindrucken. Man sollte nicht aufgrund seiner Ergüsse krampfhaft nach fadenscheinigen "Beweisen" für seine Ansichten suchen.

In diesem Zusammenhang ist mir eine Kunst-Stunde von letztem Jahr in den Sinn gekommen. Wir behandelten die Kreuzigunsszene aus dem Isenheimer Altar. Unabhängig voneinander tauchte dabei mehrmals die Frage auf, ob Maria Magdalena und Jesus was "miteinander hatten" (wg. Kompositionslinien, Blickkontakt,...) und außerdem kam sie uns auch irgendwie schwanger vor.

Das Leid in den Augen der Personden unter dem Kreuz ist schlicht und ergreifend durch Verzweiflung und Trauer zu erklären. Soweit ich das erkennen kann, hat Jesus die Augen geschlossen und ein Blickkontakt ist daher nicht möglich. Der hervortretende Bauch von Frauen mag die Assoziation mit einer Schwangerschaft hervorrufen, gehört aber zum mittelalterlichen Schönheitsideal und du findest ihn in vielen gotischen Darstellungen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Arnolfini.jpg
http://www.konferenz-kultur.de/deutsch/mbk_bilder_1.html

Erschwerend kommt dazu, dass über Grünewalds Biografie kaum etwas bekannt ist. Bekannt ist allerdings, dass er sich der Lehre Luthers angeschlossen hat. Er hat sich also mit der Situation der Kirche während der Gothik/Renaissance auseinander gesetzt. Warum sollte er dann nicht auch zu diesem Orden gehört haben?

Der Mangel an Daten über das Leben von spätmittelalerlichen Künstlern ist keine Seltenheit, sondern eher die Regel. Gelgentlich ist uns nicht einmal der Name überliefert, so dass bei einer ganzen Reihe von Bildern als Schöpfer "Meister des XXX" angegeben wird. Gesicherte Erkenntnisse über den Lebenslauf bilden oft nur Eintragungen in Auftrags-, Gilden- oder Kirchenbüchern. Dass sich einige dieser Daten im Laufe der Jahre verlieren, versteht sich von selbst. So entstehen diese lückenhaften Lebensläufe - und nicht (!!!) durch nicht existierende Bruderschaften, die Vertuschungsversuche starten.

In einer Kurzbiographie über Grünewald, die mir in einem Katalog der Münchner Pinakothek vorliegt, ist erwähnt, dass er mit den Bauernaufständlern 1925 sympatisierte. Ein Überwechsel von der katholischen zur protestantischen Religion war damals nichts ungewöhnliches, also vergiss dieses Argument.


Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig die Flausen aus dem Kopf nehmen, die dieser Dan Brown dir eingeredet hat. :) Ich bin noch etwas aufgebracht über ihn, weil am Osterwochenende auf National Geographic ein zweistündiger Bericht über den Da Vini Code kam, wobei er sich hinsetzte und seine unhaltbaren Thesen auch noch verteidigt. Einfach unglaublich der Kerl...
 
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Vielleicht noch eine Empfehlung, wenn man sich mit Grünewald-Rezeption befassen will: Paul Hindemiths Oper "Mathis der Maler" ist eines der großen Stücke des 20. Jahrhunderts, auch zeitgeschichtlich interessant im Hinblick auf NS-Kulturpolitik!
 
Pinguin schrieb:
Warum sollte er dann nicht auch zu diesem Orden gehört haben?

Weil überhaupt keine Mitglieder im mittel- und süddeutschen Raum bekannt sind.
Man sieht eigentlich nur eine Linie (an Personen), die von diesem Orden außerhalb Frankreichs führt, und zwar nach Italien als Hauptinterressenssphäre Frankreichs ab Ende des 15. Jh.s und dabei vor allem durch die dort sehr ambitionierte Familie Anjou.

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Mathis der Maler:
Das Problem ist, dass heftig umstritten ist, welcher histor. Künstler dieser Mathis Grünewald eigentlich war. Er soll einerseits der Bildschnitzer u. Maler Mathis Gothardt-Neithardt gewesen sein. In dessen Hinterlassenschaft fand man Luthers Bibel, was ihn aber nicht notwendigerweise zum Protestanten machhen musste. Dieser MGN (Signaturkürzel) wie auch ein Mathis Grün waren im Raum Würzburg-Aschaffenburg-Seligenstadt-Mainz tätig, deren Herrschaften (Auftraggeber) treu katholisch (sic) waren.
Grünewald wird von den maßgeblichen Kennern heute nicht mehr in die lutherische oder gar sozialrevolutionäre protestantische (Münzer) Anhängerschaft eingereiht, sondern in eine ("altgläubige") Linie des "Homo Christianus". "Sein Werk weist ihn als als Gläubigen der Passion aus, der nicht die Ungerechtigkeit der Menschheit anprangert, sondern die Leiden dessen darstellt, der die Welt durch seine Passion erlöst." (Hans-Jürgen Rieckenberg)
Die Grünewald Forscher sind Zülch, Fraenger, Rieckenberg.

Lit.: GRÜNEWALD, Wilhelm Fraenger, Verlag der Kunst Dresden, 1983/1995
 
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Danke für eure Antworten...Ich glaube w´zwar nicht, dass alles was Dan Brown schreibt war ist, aber das dieser Orden existiert(e) glaube ich schon, hab nicht erst von ihm davon gehört. Trotzdem vielen Dank.
 
Pinguin schrieb:
Danke für eure Antworten...Ich glaube w´zwar nicht, dass alles was Dan Brown schreibt war ist, aber das dieser Orden existiert(e) glaube ich schon, hab nicht erst von ihm davon gehört. Trotzdem vielen Dank.
Der "Orden" hat ja auch existiert - war ein französicher Verein in den 1950er Jahren....
 
hyokkose schrieb:

.....daraus das schönste Zitat über den frommen "Ordensmann " .....:fs:

„ Plantard, der damit prahlt zahlreiche Verbindungen zu Politikern zu besitzen, scheint einer von diesen beschränkten, anmaßenden jungen Männern zu sein, die mehr oder weniger fiktive Gruppierungen betreiben um damit wichtig zu erscheinen und die den gegenwärtigen Trend jungen Menschen mehr Interesse zu schenken ausnutzen, um die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich zu ziehen.“

— Polizeiakte zu Plantards French National Renewal, 9. Mai 1941
 
Der "Geheimorden" Prieurre de Sion existierte niemals in der Form, in der es Brown beschreibt. Im Mitellalter gab es keinen Orden dieses Namens, nur ein Kloster in Orleans, dass Maria Magdalena anbetete. 1956 gründete Pierre Plantard einen Orden gleichen Namens der bis in die Keuzfahrerzeit zurückreichen sollte - später sagte Plantard unter Eid aus, das er sich alles nur ausgedacht hätte, und das nichts der Wahrheit entspricht.

Generell ist das , was Brown in seinem ach so fanstastischen Roman als historisches Wissen ausgeht, nichts als wissenschaftlicher Müll, und eine groteske Zusammenfassung aus Sagen und Märchen.
 
"angeblicher"

Gaius Marius schrieb:
Generell ist das , was Brown in seinem ach so fanstastischen Roman als historisches Wissen ausgeht, nichts als wissenschaftlicher Müll, und eine groteske Zusammenfassung aus Sagen und Märchen.

Aus dem Wikipedia Allgemeinwissen macht?

http://de.wikipedia.org/wiki/Prieuré_de_Sion

Eine ganze und üppige Seite, der das Wort "angeblicher" (Orden) vorangestellt ist ... und trotzdem weiß man soviel darüber zu berichten...

Ich möchte nicht wissen, wieviel Prozent dieses Forums gelöscht werden müssten: Themen wie Cherusker, Hethiter, Evangelien oder indoeuropäische Sprachwurzeln, allem ein "angeblich" und "vermutlich" vorangestellt und trotzdem tun sich die Geister üppig darob austauschen. ;) :nono: :grübel: :weinen: :D :winke:

Dies sind nur Angeblich-Gedanken. Vielleicht leiht mir Rovere ja mal seinen Danny Brown. Aber vermutlich will ich ihn gar nicht lesen.
 
ning schrieb:
Vielleicht leiht mir Rovere ja mal seinen Danny Brown. Aber vermutlich will ich ihn gar nicht lesen.

Lesenswert ist das Buch tatsächlich. Der Roman ist unglaublich spannend geschrieben, so dass man ihn kaum aus der Hand legen kann. Was viele jedoch vergessen ist die Tatsage dass es sich um einen Roman handelt.
 
Es ist anscheinend vollkommen egal ob Dan Brown Fiktion ist oder nicht, es wird für bare Münze genommen.

Fakten und Forschung sind irrelevant wenn das Fischen im Trüben des Spekulativen höhere Einschaltquoten verspricht. Und diese "Dokumentationen" entblöden sich nicht auch noch den Anspruch der "Wissenschaftlichkeit" zu erheben.

Gestern war ein ganz besonders übles Machwerk auf Pro7 zu sehen:
Galileo Spezial - Die Päpstin
Ich habs nur ganz kurz ertragen ("Josef Burchhard, Bischof von Strassburg"......:gruml: :bangin:)

Leider nehmen viele Seher solchen Trash ernst und diese semifiktionale Pseudodokus halbgebildeter Journaille wird wissenschaftlicher Forschung vorgezogen.

Ich hab ja grundsätzlich nix gegen Edutainment. Doch sollte Galileo doch weiterhin besser über die Herstellung von Bockwürsten und Klopapier berichten als unbedarften Sehern verdrehte Geschichte vorzusetzen.
 
Ich lese auch gerade Sakrileg und habe auch schon im internet gesucht. Ich habe viel über die prieuré de sion rausgefunden, aber leider auch nocht nichts über Jesus und Maria Magdalena. ich war grad dabei nach heutigen Mitgliedern der Prieuré de Sion zu schauen, aber auch da find ich nichts. eigentlich schade. ich find diese Sekte voll interessant. Hast du ne Ahnung?????
Isabel
 
Rovere schrieb:
Gestern war ein ganz besonders übles Machwerk auf Pro7 zu sehen:
Galileo Spezial - Die Päpstin
Ich habs nur ganz kurz ertragen ("Josef Burchhard, Bischof von Strassburg"......:gruml: :bangin:)

Diese "Dokumentation" habe ich auch gesehen (wird heute um 18 Uhr übrigens wiederholt). Wie bei Sakrileg und den daraus folgenden Theorien, liegt zu diesem von Pro 7 aufgegriffenen Spekulationsgewirr ja auch ein historischer Roman vor. Inwieweit sich Roman und die Dokumentation bzw. angebliche historisch belegbare Fakten gleichen, kann ich nicht beurteilen. Ich kenne den Roman nicht.
Mir ist nur aufgefallen, dass Pro 7 und der gute Aiman die Antwort auf die Frage, ob es die Päpstin gab oder nicht, eigentlich auch offen gelassen haben und es dem "Glauben der Zuschauer" überlassen haben. Die angeführten Beweise habe mich auch nicht sonderlich überzeugt und boten immer ein Gummiband an Interpretationen und möglichen Lösungen.

Ich möchte Luki zustimmen, die auf die Tatsache hingewiesen hat, dass es sich bei Sakrileg und ähnlichen (in Massen) gefolgten Ergüssen um Romane handelt! :fs:

Galileo sollte sich doch wieder auf die "rätselhaften" Erscheinungen des Alltags konzentrieren und mich darüber aufklären, wie die Kirsche in das Mon Cherie kommt :rofl: , wie es Rovere schon genannt hat.
 
Gast schrieb:
Ich lese auch gerade Sakrileg und habe auch schon im internet gesucht. Ich habe viel über die prieuré de sion rausgefunden, aber leider auch nocht nichts über Jesus und Maria Magdalena. ich war grad dabei nach heutigen Mitgliedern der Prieuré de Sion zu schauen, aber auch da find ich nichts. eigentlich schade. ich find diese Sekte voll interessant. Hast du ne Ahnung?????
Isabel
SAKRILEG IST BLOSS EIN BUCH!!!!
EINE ERFUNDENE GESCHICHTE!!!!!!!
DA GIBTS KEINE HISTORISCHEN TATSACHEN - ALLES VOM AUTOR ERFUNDEN!!!!

WIE OFT SOLL MAN DAS DENN NOCH POSTEN???????????


:weinen:Ich verzweifel noch - und das wird alles noch schlimmer wenn der Film raukommt.... :weinen:
 
Zuletzt bearbeitet:
Rovere schrieb:
:weinen:Ich verzweifel noch - und das wird alles noch schlimmer wenn der Film raukommt.... :weinen:

Ach, da soll ein Film dazu erscheinen? Das wusste ich gar nicht! :rotwerd: Ich bekomm hier ja gar nichts mit! :weinen: Und ich dachte, derartige Geschichten hätten ihren (Hysterie-) Höhepunkt bereits überschritten.
 
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