Mazdak

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Leopold Bloom

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Der sozialrevolutionäre Mazdakismus- eine Art religiöser Urkommunismus



In der sassanidischen Zeit (225 n.Chr.- 651 n.Chr.) entsteht durch den Sozialrevolutionär Mazdak eine neue radikale Bewegung, die den Sassanidenstaat in ihren Grundfesten erschüttert.
Der Auslöser für die Bewegung ist in allererste Linie die ungerechte Besteuerung. So müssen Bauern einerseits für das bewirtschaftete Land Steuern an den Staat abgeben, andererseits aber auch an die Grundherren oft horrende Abgaben bezahlen.
Hier tritt nun Mazdak auf und wird zur Gefahr für den sassanidischen Herrscher wie für den zoroastrischen Klerus. Über die Herkunft Mazdaks gibt es widersprüchliche Angaben. Seine Herkunft soll entweder Ktesiphon oder Täbriz sein, er selbst entweder ein Anhänger der Manichäer oder (wahrscheinlicher) ein zoroastrischer Priester gewesen....

Er fordert nicht weniger als eine Reform der Kirche. Zarathustras Vision werde von der Priesterschaft verfälschend wiedergegeben und nicht mehr in ihrer ursprünglichen awestischen Form gepredigt. Er, Mazdak sei nun gekommen, um auf Ahura Masda (Gottheit) hinzuweisen und die Kirche wieder zurück zum rechten Glauben zu führen.
Mazdak geht aber auch noch weiter: Gerechtigkeit kann es nur geben, wenn Mann und Frau gleich sind und wenn die Güter gerecht verteilt sind. Die ungerechte Landverteilung und die immensen Abgabepflichten streuten Haß und Zwietracht. Dies könne nur das Werk Satans sein. Göttlich hingegen sei das Streben nach Gleichheit und gerechter Güterverteilung, da Gott alle Menschen gleich geschaffen habe.

Mazdak predigte nicht in Tempeln sondern suchte stattdessen die Vororte auf, in denen Tagelöhner und Sklaven wohnten. Dass er nicht in einer entlegenen Provinz sondern mitten im Herzen des Sassanidenreichs, nämlich an Euphrat und Tigris, predigte, verstärkte die enorme Sogwirkung, die er entfachte. Mazdak zog durch die armen Dörfer und fand überall Anhänger. In Scharen zog er mit seiner Forderung nach Gleichheit für alle die Menschen an.

Am ehesten lassen sich seine Predigten mit Religionskommunismus beschreiben. Interessant hier die Spekulation, wonach sich Mazdak hat eventuell inspirieren lassen durch einen anderen "Sozialrevolutionär", der wohl nach seinem Geschmack gewesen wäre: Jesus. Immerhin hat Jesus das für die damalige Zeit ungeheure Wort gesprochen, wonach eher ein Kamel durchs Nadelöhr ginge denn ein reicher Mann in den Himmel komme. Jesus ergriff, wie Mazdak, Partei für die Armen und Schwachen. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass Mazdak im Gegensatz zu Jesus die Revolution predigte und das "Himmelreich auf Erden" verwirklichen wollte.


Die Lehre Mazdaks konnte nicht ohne Folgen bleiben: Es rotteten sich im Zweistromland ganze Horden von Bauern, Sklaven und Tagelöhnern zum Aufstand zusammen, plünderten die Villen der Großgrundbesitzer und wurden so zu einem hochgradigen Problem für die säkulare wie die klerikale Administration. Der Aufstand wuchs sich weiter aus: Auch in anderen Provinzen plünderten Aufständische die Reichen.

Auf Druck des Klerus lässt der Herrscher seine Soldateska marschieren und diese geht mit äußerster Brutalität vor. Chosro I. lässt Mazdak und Tausender seiner Anhänger vor den Toren Ktesiphons lebendig begraben. Kaum ein Rebell überlebte die Massaker der Jahre 528 und 529. Chosro ließ die Habe der Toten verteilen, um den Aufstand auch so zu beschwichtigen.


Ein letztes Mal hätte hier die zoroastrische Staatskirche reformiert werden können. Durch die brutale Niederschlagung des Aufstands sollte nie wieder ein Bauer oder Sklave eine soziale Forderung erheben. Die nächste Gefahr für die Staatskirche kam nicht mehr aus Persien sondern aus Arabien. Dieser wollte auch nicht den Zoroastrismus reformieren, er wollte ihn stürzen: Mohammed.


by Leopold Bloom
 
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