Migration im Osmanischem Reich!

36berliner36

Neues Mitglied
[FONT=tahoma,helvetica]Hallo!

Ich hätt da mal eine Frage.
Habt ihr links oder material zum Thema Migration im Osmanischem Reich???
Wenn nicht kann jemand etwas dazu sagen?

Danke im voraus!
[/FONT]
 
!!!

Danke für die schnellen Antworten!

Also ich brauch eigentlich nur die wichtigsten Ein- und Auswanderungsbewegungen für meine präsentation ich dachte da an:
1. einwanderer aus den ehemaligen osmanischen reichsgebieten
2.flüchtlinge aus dem krieg mit russland(Krim, Kaukasus)
3.Balkankriege
4.griechenland (Unabhängigkeitskrieg der griechen)
5.armenier und ihre [FONT='Arial','sans-serif']Unabhängigkeitsbestrebungen[/FONT]

[FONT='Arial','sans-serif']hab ich was wichtiges vergessen???[/FONT]
 
Hi.
Da musste wohl selber ein bischen lesen (auch in den obigen Links!) und danach dann rumrechnen.
Leider hat hier wohl niemand genau die gleichen Fragen wie du schon mal gelöst, so dass er dir einfach sein Ergebnis präsentieren kann.

Mir sind so ganz konkrete Zahlen (die verlässlich sind) zu allen deinen 5 Punkten nicht bekannt, ich hab aber auch nicht nach allen gesucht.

Vieles, was ich im Netz gesehen habe, ist ggf. von nationalistischen Propagandazahlen verseucht. Siehe hier z.B. (Vielleicht inzwischen nicht mehr. Wandelndes Wiki eben)
History of the demographics of Bosnia and Herzegovina - Wikipedia, the free encyclopedia
Schwer feststellbar, was glaubwürdig, was nicht ist... Solche Seiten gibt es in Wiki viele zu ehemaligen Provinzen des Osm. Reiches. (Mit ständig sich ändernden Zahlen... :))

Ein Minenfeld sag ich dir... Immerhin bedeutsam für die "Legitimation" á la: "Das ist unser Land, nein unser Land, wir wurden dorthin vertrieben, nein, wir wurden vorher hierher vertrieben, und so weiter..." gääähn... ;)

schau auch mal hier - dort sind einige historische Einwohnerzahlen in Provinzen, Städten, usw. aufgeführt:
TURKEY / OTTOMAN EMPIRE: provinces population
dann schau auch mal ins türk. Statistikamt, dort sind auch Populationsstatistiken, (History of Demography)
Turkish Statistical Institute
ohne Session-ID:
Turkish Statistical Institute
oben rechts kannst auf "English" klicken.

Zu den Armeniern solltest du hier im Armenierthread Links finden, die einigermaßen fundierte Zahlen liefern (obwohl auch diese "verseucht" sind und höchst umstritten, auch unter den halbwegs "seriösen" Historikern). Den Armenierthread findest du sicher schnell über die "Suche".

zum Schluss schaue mal hier, ob auf dieser Balkan-Arbeit Zahlen genannt werden:
Twenty-Five Lectures on Modern Balkan History
oder den wohl inzwischen veralteten Internet-Tipps von dort:
Online Resources on the Balkans



Viel Erfolg und noch eine Bitte zum Schluss:

Zeige uns doch mal deine Ergebnisse, gebe ein wenig Input ins Forum, und verschwinde nach Absaugen von Infos nicht wieder, wie es etliche Kurzzeit-Member so gerne tun... :)

Ciao, LG lynxxx
 
Zuletzt bearbeitet:
Schade, anscheinend wieder einmal einer der als Vampir kommt, und nach dem Saugen von Blut auf ewig in seiner Gruft verschwunden ist...
Wie leider meistens...
 
!

bin noch da keine angst
wie gesagt ich werde die oben genannten themen in meine präsentation einbauen
die links waren gut aber so genau brauch ich das eigentlich nicht
trotzdem danke
 
hier mal eine andere "Seite der Medaille", die in den öffentlichen Diskussionen fast nie Erwähnung findet oder gar bekannt zu sein scheint:

Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat. 1300 - 1922. 2001. S. 227:

Flucht und Vertreibung der zivilen muslimischen Bevölkerung im 19. und frühen 20. Jahrhundert:
Code:
[FONT=Courier New]

Ereignis                    Todesfälle    Flüchtlinge Erläuterungen
-------------------------------------------------------------------
Griechischer Aufstand       25.000*       10.000*
Rußlands Kaukasuskrieg
1828-1829                   unbekannt     26.000      Überlebende
Austreibung aus der Krim-
Halbinsel (nach 1855)       75.000*       300.000
Bulgarien, 1877-1878        400.000*      1.200.000
Krieg im Osten, 1877-1878   260.000       515.000
Kaukasus 1905               unbekannt     70.000
Balkankriege, 1912-1913     1.450.000     410.000
Ostanatolien, 1914-1921     1.190.000     -
Kaukasus, 1914-1921         410.000       900.000      Binnenflüchtlinge
Westanatolien, 1914-1922    1.250.000     480.000      Griechisch-türkischer
                                                       Bevölkerungsaustausch
                                          1.200.000    Binnenflüchtlinge
------------------------------------------------------------------
Geschätzte Summe:            5.060.000    5.381.000
------------------------------------------------------------------
* = grobe Schätzungen

Die meisten militärischen Verluste und ein Teil der zivilen
Todesfälle sind nicht enthalten.

[/FONT]

Übrigens spielten diese traumatisierten und hungernden Flüchtlinge bei den beginnenden Massakern und Übergriffen auf die Armenier Ende des 19. Jahrhunderts eine wichtige Rolle.

byebye und LG.
 

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thx

danke lnyxxx
die tabelle ist perfekt
eine frage hab ich noch:
wenn man die geschichte des osmanischen reiches in ca.7 min zusammenfassen will was sollte man (vllt. in bezug auf migration) alles erwähnen?
 
siehe Virtuelles Museum und meinen Thread hier im Bereich:

http://www.geschichtsforum.de/f42/interessante-dokumente-ebooks-und-artikel-13930/index2.html

dort ist aus einer Ausstellung ein kurzer Leitfaden für Schüler und Lehrer mit wichtigsten Punkten. Ansonsten schau mal in die neu gestaltete Einführung in die Geschichte des Osmanischen Reiches hier im Bereich:
http://www.geschichtsforum.de/f42/einfuehrung-die-geschichte-des-osmanischen-reiches-20740/


Allerdings alles natürlich nicht auf Migration bezogen. Ich weiß auch nicht genau, welche Migration du meinst, die Bevölkerungspolitik des osmanischen Reiches mit ihrem Instrument der Bevölkerungsansiedlungen, Kolonisierungen, Umsiedlungen, oder Bevölkerungssverschiebungen aufgrund von Kriegen.

Bei ersteren ist erwähnenswert, dass wohl zahlreiche osmanische Untertanen recht mobil waren, auch begünstigt durch relativ sichere Reisewege in den Blütezeiten.
Andererseits gab es zahlreiche sehr sehr arme Gegenden, wo die Bevölkerung froh war, wenn sie woanders neue Ackerflächen, Weidegründe, Handelsmöglichkeiten bekommen durften. Andere Verschiebungen waren unter Zwang.
Das kannst ja alles z.B. in meinem Link oben nachlesen:
Forced Population Transfers in early Ottoman Imperial Strategy:
a Comparative Approach

Bei Kriegen zeigen die Opfer und Flüchtlingszahlen um 1900 herum den Vorabend der beiden industriell geführten Weltkriege schon an.

Letztlich ist Anatolien eine der wesentlichen Landbrücken der Menschheitsgeschichte und hat schon Millionen an Menschen über sich von West nach Ost, und andersrum über sich gehen gesehen...

Den Schlusspunkt bilden die Flüchtlingsströme der Kurden während des ersten Irakkrieges und der Türken aus Bulgarien während der Perestroika-Zeit.
Ausserdem zählt auch die Binnenmigration der Türkei im 20. Jahrhundert dazu mit ihren Auswirkungen in den westl. Großstädten (gecekondus, usw.)

Viel Erfolg.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich weiß auch nicht genau, welche Migration du meinst, die Bevölkerungspolitik des osmanischen Reiches mit ihrem Instrument der Bevölkerungsansiedlungen, Kolonisierungen, Umsiedlungen, oder Bevölkerungssverschiebungen aufgrund von Kriegen.

Bei ersteren ist erwähnenswert, dass wohl zahlreiche osmanische Untertanen recht mobil waren, auch begünstigt durch relativ sichere Reisewege in den Blütezeiten.

Mobil waren die osmanischen Untertanen allemal! Vor allen Dingen Amtsträger, die zur Blütezeit alle 1-2 Jahre versetzt worden sind, um nicht zu starke Bindung an ihren Machtbereich zu erlangen, wie im Falle von Sandschakbeys, die versetzt wurden, um zentrifugalen Kräften entgegen zu wirken. So behielt die hohe Pforte, die Zügel auch in den entlegeneren Gebieten des Reiches in den Händen. Zumindest in der Blütezeit.

Von anderen Emiraten, die die Osmanen in ihrer Frühzeit mehr oder weniger friedlich übernahmen ist überliefert, dass die ehemalige Machthaber, in andere Teile, umgesiedelt wurden, wo man ihnen freilich eine Menge Grund und Boden zugestand und somit das mögliche erneute Abfallen eines neu eroberten Emirats verhinderte.
 

à propos Flucht und Vertreibung:

Mein Großvater mußte - den Angaben meiner Mutter zu Folge - aus Rumänien fliehen. Irgendwann in der Zeit der Balkankriege. Die Vorfahren meines Großvaters stammten von der Krim.

Ich sehe im übrigen auch nicht aus wie ein "typischer Türke". Eher ostasiatisch, aber ich bin auch schon für einen Mexikaner gehalten worden und ebebn auch Japaner.

Grüße Seldschuk
 
Moin moin aus Hamburg,

mir fällt gerade noch ein, dass es auch größere Vertreibungswellen Anfang des 16 Jh. in Mittel- und Ostanatolien gegeben hat. Auslöser waren die sogenannten "Celali-Aufstände", so genannt nach dem Scheich Celal, die ausbrachen nachdem auch die Türkmenen in Anatolien Steuern zahlen mussten, welche früher von Steuern befreit waren und eine allgemeine Verschlechterung der Wirtschaftslage um sich griff.

Da es sich um hetorodoxe Muslime, in diesem Falle "Kizilbas"(Rotköpfe, wegen ihrer roten Mütze) handelte, war dies nicht nur ein sozioökonomischer Aufstand, sondern auch ein religiös durchsetzter.

In Folge dieser Auseinandersetzungen mit der osmanischen Obrigkeit wurden viele "Kizilbas" auf den Peloponnes umgesiedelt worden.
 
Ich glaube, die ganze osmanische Zeit war ein ewiges Hin und Her aller möglichen Bevölkerungsgruppen aus unterschiedlichsten Gründen.
Es gab z. B. auch Dürreperioden in Anatolien, die trotz guter Ernten in anderen Regionen Anatoliens es schwer möglich machten, durch die gebirgige Topographie, dieses überall zu verteilen. Daraufhin setzte eine große Landflucht ein, ähnlich der der Türkei im 20. Jh., meistens nach Istanbul, das auch aus diesem Grunde zu der weitaus größten Stadt der westlichen Hemisphäre aufstieg.

In der sozial-ökonomischen Geschichte des osm. Reiches sind in den letzten beiden Jahrzehnten enorme Fortschritte erzielt worden, so dass völlig neue Einblicke möglich sind. Ich hoffe, es werden mal die paar inzwischen herausgekommenen Bücher ins deutsche übersetzt, denn diese sind auch nicht nur für Spezialisten geschrieben, sondern für den allg. Interessierten, und davon gibt es ja nicht so viele.
 
Ich glaube, die ganze osmanische Zeit war ein ewiges Hin und Her aller möglichen Bevölkerungsgruppen aus unterschiedlichsten Gründen.
War das denn eine Besonderheit des Osm. Reiches oder stellte sich die Situation anderswo ähnlich dar? Und welches Ausmaß dieses "ewigen Hin und Her" sollte man sich da vorstellen? :grübel:

ähnlich der der Türkei im 20. Jh., meistens nach Istanbul, das auch aus diesem Grunde zu der weitaus größten Stadt der westlichen Hemisphäre aufstieg.
Der Vergleich hinkt imho aber etwas, wenn man die Vorortgürtel außen vor läßt. Oder wie definierst du hier "westliche Hemisphäre"? :confused:
 
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Besonders hervorzuheben ist die Zeit von 1603-1606! Die Zeit des "Büyük kacgunluk", d.h. die große Landflucht, die sich aus mehreren Komponenten zusammen setzten.

Da waren sicherlich die sogenannten "Celali-Aufstände", die sich seit Beginn des 16 Jh. wie ein roter Faden durch die Geschichte des Osmanischen Reiches zogen, genauso wie die verschwenderische Hofhaltung des "Großherrn" und die gleichzeitige Verelendung der Bevölkerung in Anatolien. Abgelöst nur durch die Köprülüs, die eine zeitweise Konsolidierung erreichten, welche aber nicht tiefgreifend genug war, da nach ihren Toden, die alten Mißstände wieder offen zu Tage traten, die da wären: Ämtermissbrauch, Vetternwirtschaft usw.

Um nochmal auf die Auseinandersetzungen in Anatolien zurück zu kommen: Die Levent-Banden in Anatolien setzten sich zumeist aus desertierten Soldaten zusammen, die sich gegen die Staatsmacht erhoben. das war natürlich auch ein großer Aderlass für die Wehrkraft des Reiches. Viele konnten einfach nicht mehr von ihren Timaren leben, da diese durch die Hohe Pforte verkleinert worden waren, um Timare an Amtsinhaber zu verteilen, die bis dato Bargeld empfangen hatten. So musste der Timariot die Naturalrente oder das Bargeld, welches er von den Pächtern erhielt erhöhen, welche daraufhin sich auch nicht mehr ernähren konnten und Haus und Hof verließen. Wie gesagt haben sich dann viele Spahis den Levent-Banden angeschlossen und den Dienst "quittiert".

Zum Ungarnfeldzug 1596 erschienen 30.000 Spahis nicht, welches ganz eindeutig zu Lasten der Qualität der Streitkräfte ging.

Als kleines Resumee ist fest zu halten, dass gerade diese Aufstände der Levent-Banden, welche verallgemeinert "Celali-Aufstände" genannt wurden, zur Verelendung der Landbevölkerung und zur Landflucht im Allgemeinen beigetragen haben.
 
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