Mühlviertel grob bis 1100 n.Chr.

Martin 69

Mitglied
Hallo Zusammen,

ich bitte um "Generalkritik"!
Da ich an der Geschichte eines speziellen Ortes interessiert bin, bemühe ich mich einen Überblick zu gewinnen. Zwangsläufig verschlägt es mich durch verdammt viele Jahrhunderte. Ich werde das ganze dann wohl nach (Eurer) Generalkritik in Einzelteile, Einzelphasen zerlegen. Daher bitte ich Euch jetzt nur um grundsätzliche Kritik und um Füllung meiner Lücken. (Das ganze begründet sich durch privates Interesse am Ort. Darüber hinaus kann ich mich der Einsicht nicht erwehren, daß ich es zum Anlass nehme ne Menge Basiswissen nachzuholen, sozusagen um meinen Wimberg herumzuwickeln... ach ja: die Lage zeigt Euch, daß da nun wirklich ne Menge Volk daran vorbei zog und es oft unklar ist, zu welchem Einfluß man nun das Mühlviertel zählen soll...)

Gebiet des Interesses Mühlviertel, genauer der Wimberg, grob "Noricum".
(geografisch: liegt im Dreieck Passau, Linz(Oberösterreich), Hohenfurth(Tschechien), südöstliche Ausläufer des Bayerischen Waldes/Böhmerwaldes. rechtseitig der Donau also.
politisch: heute Oberösterreich, Bezirk Rohrbach, bis 1800 zugehörig Bistum Passau)
http://de.wikipedia.org/wiki/Österreich ("knapp über Linz" ist immer der beste Anhaltspunkt...)

(zur Orientierung, Hauptquellen:
http://www.univie.ac.at/urgeschichte/l&f/fe/kelten.html
http://www.imperiumromanum.com/geografie/provinzen/donau_index.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Donaulimes
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Frankenreich_768-811.jpg
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=7218&
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=974&
letztere zwei unter Gesichtpunkten relevante Besiedelungsgruppen und Christianisierung)
(ach ja, und für Literaturtips wär`ich auch noch dankbar... eine Geschichte des Mühlviertels?)


Zeittabelle:
("im Rohbau")
(0: Kritik Einteilung der Phasen)

A. Eisenzeit:
ab 700 v.Chr. von Norden kommende illyrische Stämme vermischen sich mit der Urbevölkerung (unspezifisch).
Hallstattkultur, Hallein (bei Salzburg)
ab 400 v.Chr. von Westen kommende Kelten, teilweise Vermischung.
Höhensiedlungen Cetium (St. Pölten), am Freiberg Linz, weitere
ab 200 v.Chr. von Römern als Taurisker bezeichnet und erste Kontakte mit Römern (Eisenlagerstätten)
(A: Kritik Phase Eisenzeit)

B. Römische Phase/Noricum:
16 v.Chr. erobert (B1: von wem? oder schrittweise besetzt?)
Kaiser Claudius erhebt Noricum zur Provinz
Kaiser Diocletian teilt Noricum in Noricum ripense und Noricum mediterraneum
Noricum ripense (Ufernoricum), Verwaltungszentrum Ovilaris (Wels). Inn Grenze zu Raetien und auf Höhe Vindobona (Wien) Grenze zu Pannonien. relevante Siedlungen: Ovilaris (Wels), Lauriacum (Lorch/Enns), Joviacum (Schlögen/Donau), Ad Mauros (Eferdingen), Arelape (Pöchlarn), Strassenverbindung West-Ost entlang der Donau von Vindobona nach Boiodurum (B2:heutiger Ort?), Donau-Süd entlang der Traun von Lauriacum (Lorch/Enns) nach Iuvavum (Salzburg)
(B: Kritik Abfolge Römische Phase)

C. instabile Übergangsphase:
451 n.Chr. Hunnen/Attila ziehen durch Pannonien (C1: auch Noricum, wie weit westlich, C2: wie lange noch römisch?)
455 n.Chr. Ostgoten/Gepiden/Rugier besiegen Hunnen. Rugier an der Donau, Heruler/Siren nördlich Donau und Ungarn (C3: detaillierter, wie weit westlich?)
471 n.Chr. Ostgoten ziehen Donau aufwärts gen Westen ab. Skiren/Heruler/Sueben rücken nach. (C4: von wo kommend? C5: Wer ist auf Höhe von Linz?)
493 n.Chr. teilweise Rückkehr der Ostgoten (Theoderich). (C6: auch Noricum, Linz?)
bis 530 n.Chr wachsendes Reich Langobarden (Wacho). (C7: auch Noricum, Linz?)
um/ab 550 n.Chr. Beginn Einsickerung von Slawen aus nördlicher Richtung
ab 555 n.Chr. baierisches Stammesherzogtum, beginnende baierische Besiedelungen Donau abwärts bis Enns
568 n.Chr. Annerkennung der Oberherrschaft der Awaren durch die Langobarden
im folgenden weitere slavische Stämme wandern ins Gebiet Noricum
bis 660 n.Chr. Franken/Bayern erweitern ihre "Einflußzone" bis Westpannonien/Awaren (Wien) (C8: wie konstituiert sich das?)
(C: Kritik Abfolge Übergangsphase)

D. Fränkisch-Baierische Phase:
768 n.Chr. Beginn Karls Herrschaft (D1: Frankenreich erstreckt sich Linksdonauisch bis Passau?) ab 788 Linz Grenze Bayerns
788 Zerschlagung des baierischen Stammesherzogtums (Tassilo III), folgende Dominanz des Frankenreichs
814 n.Chr. Tod Karl des Großen erweiterte Territorien bis Wien und erweiterte Einflußsphäre inclusive Mähren
(D2: wer gründet wann die Awarische Mark? Charakter dieser Mark?)
825 n.Chr. Ludwig der Deutsche, Ostfränkischer König (als baierischer Herrscher) mit östlichen Unterkönigtumen
beständige baierische Zugehörigkeit des Mühlviertels/Linz (D3: aber wer ist vor Ort "Unterkönig"?)
899 n.Chr. Beginn der magyarischen Feldzüge (Züge über Passau hinaus)
955 n.Chr. letzter Einfall der Magyaren (Schlacht am Lechfeld),
folgende Konsolidierung Reich der Ottonen und Salier
folgende zweite baierische Besiedelungswelle/Einflusszone über Enns hinaus (bis Wien)
(D: Kritik Abfolge Fränkisch-Baierische Phase)

E. Babenberger Phase (österreichische Babenberger):
976 n.Chr. Luitpold Graf des Donaugaus (E1: Ausdehnung des Donaugaus?)
fortschreitende Christianisierung und Kultivierung/Rodung des Mühlviertels durch bayerische Mönche (St. Emmeran/Regensburg)
"Edelfreie" etablieren neue Herrschaftsbereiche an der Grenze zu Böhmen (E2: Charakteristika "Edelfreie"?)
ab 1070 n.Chr. Wiedererrichtung Kloster St. Florian und Kirchengründungen am Wimberg
um 1107 n.Chr. Übertragung der Gemeinden am Wimberg zum Bistum Passau
(E3: +/- meine Einschätzung abgeschlossener Christianisierung Mühlviertel/im Speziellen Wimberg?)
(E: Kritik Abfolge Babenberger Phase)

(noch im absoluten "Tiefbau":
F. ab 1100 n.Chr. bayerische Phase/Bistum Passau: (Babenberger?)
G. ab 1800 n.Chr. österreichische Phase)

(H: Und noch für`d Freud: Wo ungefähr wären die "historischen" Nibelungen einzuordnen mit ihrer Reise zu König Etzel?!)

(...das ist alles so was von üppig... und icke nur ein kloiner exilierter Boier...(in doppeltem Sinne, selbst dem Baiernland, die Vorfahren eben dem Mühlviertel... lasst deshalb bei Irrtümern bitte Gnade walten....)
Hm. Wenn vielleicht jeder zu den Unterpunkten ein bisserl was sagt, dann wär mir ja schon geholfen...
Uff. Herzlicher Gruß, Martin :)
 
Toil Oins

Martin 69 schrieb:
ach ja: die Lage zeigt Euch, daß da nun wirklich ne Menge Volk daran vorbei zog und es oft unklar ist, zu welchem Einfluß man nun das Mühlviertel zählen soll...)

Erstmal Hallo, du fleißiger Bursch!
Nau, des wird owa a Årbeit!

Martin 69 schrieb:
Gebiet des Interesses Mühlviertel, genauer der Wimberg, grob "Noricum".(ach ja, und für Literaturtips wär`ich auch noch dankbar... eine Geschichte des Mühlviertels?)

Mit St. Peter und überhaupt dem Wimberg hast Du Dir ein Zuckerstückerl des Mühlviertels gewählt (oder: es hat eher dich gewählt...). In Sankt Peter unbedingt mal zum Dorfwirt gehen, der junge Wirt kann kochen!
Leider erwischst du mich bzgl. Literaturtips am falschen Ort, das hab ich alles in der alten Heimat (bei Freistadt). Aber gewöhnlich haben/hatten alle Orte (so vermutlich auch Sankt Peter) einen rührigen Lokalhistoriker und eine Gemeindechronik herausgegeben! Zur allgemeinen Geschichte des Mühlviertels fällt mir gerade nur diese Autorin ein: GRILL-Hillebrand (oder Hilebrandt? vielleicht kann man was ergooglen) Und ich schau nächstes mal zuhause nach...
Schau mal in diese Literaturliste: http://www.unet.univie.ac.at/~a0002481/wps/downloads/literaturl/LLBuMA04.rtf


Martin 69 schrieb:
A. Eisenzeit:
ab 700 v.Chr. von Norden kommende illyrische Stämme vermischen sich mit der Urbevölkerung (unspezifisch).
Hallstattkultur, Hallein (bei Salzburg)
ab 400 v.Chr. von Westen kommende Kelten, teilweise Vermischung.
Höhensiedlungen Cetium (St. Pölten), am Freiberg Linz, weitere
ab 200 v.Chr. von Römern als Taurisker bezeichnet und erste Kontakte mit Römern (Eisenlagerstätten)
(A: Kritik Phase Eisenzeit)

ab 400: Hier fehlen namentlich die keltischen Boier, ein Großstamm, der das böhmische Becken (um Prag) in Besitz hatte und bis zum Einmarsch der Markomannen unter Marbod dort der Souverän war. Da man keinen anderen Stammesnamen kennt, dürften Leute der Boier in die undurchdringlichen Wälder der böhm. Masse eingesickert sein.
Hier gleich mein grundsätzlicher Hinweis: verlier die Vorstellung nicht aus den Augen, dass vor allem das Mühlviertel ein dichter Urwald war. Es ist das letzte kolonisationsgebiet des MA gewesen! (Deine Zäsur 1100 ist übrigens sehr gscheit gewählt!)
Man sagt, dass den Kelten dieses Waldgebiet heilig war (denk an den Karnutenwald bei Asterix) und zB. alle bekannten Einzelkirchen (Sankt Peter und Sankt Michael bei Freistadt zB.) über keltischen Kultstädten errichtet wurden, die wiederum miteinader in Verbindung standen (natürliche + modifizierte Steinformationen; Hinweis: Schwammerling in Rechberg) Das Mühlviertel als Teil des ganzen Waldbogens um Böhmen war auch die natürliche Grenze, eine Art Niemandsland zur Donau, die ja bald die Römer als Grenze besetzten.

Martin 69 schrieb:
B. Römische Phase/Noricum:
16 v.Chr. erobert (B1: von wem? oder schrittweise besetzt?)

Das kelt. Königreich Noricum (da findest du vieles) war zuerst relativ unabhängiger Föderat (die norische Kuh war für die Römer eine tolle Sache: keine italische Kuh gab soviel Milch! Die Eisenverhüttung der Noriker war ein weiterer Grund, ihnen eine größere Unabhängigkeit zu gewähren.

Schluss mit dem Königtum machte dann Octavian, also Augustus. Ich hab als Abschluss der Eingliederung Ufernorikums ins röm. Reich das Jahr 8. oder 15. n. Chr. im Kopf (bitte nachwikipedisieren).
WICHTIG für Dich: die Grenze war die Donau, also Dein Wimberg lag außerhalb Roms!! Ganz wichtig dazu ist, dass König Marbod seine Markomannen vom Rhein-Main-Gebiet nach Böhmen führte und das Mühlviertel nun Grenz- und Besitzland der Markomannen geworden war! Dies ebenfalls ab/nach 15. n. Chr. (unser Marbod hier weiß das ganz genau).

Ich ordne mal um:
Martin 69 schrieb:
(...) Noricum ripense (Ufernoricum), Verwaltungszentrum Ovilaris ...
(OVILAVA ist m. E. korrekt! )(Wels).

Relevante Siedlungen/röm. Limes-Stützpunkte von West nach Ost AN DER DONAU (ich würde eingangs Boiodurm=Batavia=Passau anführen:
Joviacum (Schlögen/Donau)keine maßgebliche zivile Siedlung, sondern größter Flottenstützpunkt der Römer, hier und auch zB. gegenüber von Pöchlarn (NÖ) wurden auch am nördlichen Ufer Limes-Wachtürme gebaut

ca. 10 km südlich der Donau und 20 km östl. von Schlögen kommt dann Ad Mauros (EferDING, EferdingEN heißt es im mhd. Nibelungenlied - und hieß es röm. nicht Ad Muros?) Die Donau mündet kurz vorher ins Eferdinger Becken, also dichter Auwald, also verlässt der Donauverbindungsweg/der Limespfad den Fluss. -> von Eferding Straße nach Süden -> Ovilava (Wels)
weiter Donauabwärts:
Lentia (kleines Kastell) unterhalb der keltischen Siedlung Lentos (am Linzer Freiberg) = Linz
-> Lauriacum (Lorch/Enns, 3 km vor der Mündung der Enns in die Donau, wichtige Eisen/Salz-Verbindung) -> Ybbs (röm. Ivesis, glaube ich) -> Arelape (Pöchlarn) (in dessen Nähe übrigens Böheimkirchen=Siedlung der Boier) -> WICHTIGE ETAPPENKASTELLE/Siedlungen: Favianis (Mautern an der Donau), Comagenis od. Comagena (Tulln an der Donau) -> Vindobona selbst (neben Vindomina=keltische Siedlung) war ein eher unwichtiges Kastell (ein kleines Kastell wie Lentia) -> Carnuntum (heute Petronell vor Hainburg) wuchs zur Hautstadt Pannoniens, wichtige Handelsstadt (Bernsteinstraße), soll in seiner besten Zeit 80.000 Einwohner gezählt haben und gehörte somit zu Roms wichtigsten Großstädten.

Strassenverbindung West-Ost entlang der Donau von Vindobona (Carnuntum würd ich wichtiger finden) nach Boiodurum (B2:heutiger Ort?) PASSAU!! West-Ost müsste es dann Boiodurum - Vindobona heißen ;-) SÜDL. der Donau kurz vor der Mündung der Enns in die Donau = Lauriacum (Lorch/Enns) entlang der Traun - via Ovilava (Wels) nach Iuvavum (Salzburg) und weiter nach Augsburg[/QUOTE]

Martin 69 schrieb:
C. instabile Übergangsphase:
451 n.Chr. Hunnen/Attila ziehen durch Pannonien (C1: auch Noricum, wie weit westlich, C2: wie lange noch römisch?)

Wichtig: die röm. bevölkerung zieht geschlossen aus Ufernoricum ab:
488 n. Chr. Dieses Jahr ist als Endpunkt der röm. Herrschaft zu sehen.
Hl. Severin:
http://www.bautz.de/bbkl/s/s2/severin_d_h.shtml

Zum geschlossenen Abzug der röm. Bevölkerung hatte der 7 jahre zuvor verstorbene HL. SEVERIN schon aufgerufen. Severin war christl. Missionar, Bischof. Nach der kaiserlichen Verwaisung der Bevölkerung übernahm er deren Führung im Sinne eines christl. Hirten. Er war außerordentlich geliebt und geachtet (auch bei den Germanen. Die legende sagt, er hätte positiv auf Odoaker den Skirenfürsten eingewirkt, bevor sich dieser auf seinen Weg nach Rom machte).
Die entnervte Bevölkerung (Römer und romanisierte Noriker) hatte nach gut 100 harten Jahren der Hunnen und Germanendurchzüge das handtuch geworfen, die Leiche des hl. Severin wurd mitgeführt. vermutlich gelangten die Ufernoriker bis ins heutige Benevent.

Martin 69 schrieb:
455 n.Chr. Ostgoten/Gepiden/Rugier besiegen Hunnen. Rugier an der Donau, Heruler/Skiren nördlich Donau und Ungarn (C3: detaillierter, wie weit westlich?)
Ich würde wieder die Nord-Süd-Achse zwischen Enns und traisen als diesbezügl. traditionelle Grenze sehen.
Das gilt auch für den nä. Punkt unten: du wirst kein Volk eindeutig zw. Inn und Enns + Mühlviertel feststellen können, außer einigen versprengten Germanen und verbliebenen Ufernorikern (minimal). Aber auch diese wenigen Leuts hatten bestimmt ihren Anteil am Zusammenschlusses der Bajuwaren/Baiern.

Martin 69 schrieb:
471 n.Chr. Ostgoten ziehen Donau aufwärts gen Westen ab. Skiren/Heruler/Sueben rücken nach. (C4: von wo kommend? C5: Wer ist auf Höhe von Linz?)

Heruler und Rugier waren rechte Wandersleut von der Ostsee. Die Sueben würd ich für den ober- und niederösterr. Raum für ganz unwichtig einschätzen, sie waren ja eher am Nordrand der Slowakei und Mährens (heutiges Kleinpolen) ansässig, bevor sie mit den Vandalen vor den Hunnen reißaus nahmen bzw. den Hauptanteil der allemannischen Ethnogenese stellten.
Auf der Höhe von Linz: siehe oben, ich würde sie zu der zeit interessierte und spätere Mitglieder der bairschen Familie nennen.

Martin 69 schrieb:
493 n.Chr. teilweise Rückkehr der Ostgoten (Theoderich). (C6: auch Noricum, Linz?)
Unglaubwürdig, dass da noch viele bis zu uns herauf kamen. Die blieben in den Bergen hängen und behaupten heute Tiroler zu sein.

Martin 69 schrieb:
bis 530 n.Chr wachsendes Reich Langobarden (Wacho). (C7: auch Noricum, Linz?)
Nein. Die Langobarden übernahmen genau das "Moravian"-Eck, das alte Quadenland (diese wurden zieml. aufgerieben in Marc Aurels Markomannen/Quadenkriegen) wo dann zur Hunnenzeit kurz Heruler siedelten wo deine Moravians eingetragen sind, also Westungarn, Südwestslowakei, Südmähren, nö. Weinviertel, natürliche Grenzen nach Westen war der Manhartsberg, heute noch grenze zw. nö. Wein- und Waldviertel.
Man schreibt, das Land war seit den Hunnen-, Goten- und auch Alemannen-Raubzügen und Stürmen (im Schlepptau Gepiden, Heruler, Rugier, Skiren, Sueben etc. etc.) recht verwüstet und menschenleer gewesen sein. Ovilava/Wels hatte schon Attila verbrannt. Tulln/Comagena verwüsteten die Goten.

Westlich der Süd-Nord-Linie Traisen müssen aber noch ein paar wenige germanengruppen geblieben sein (wie obens chon gesagt)

Martin 69 schrieb:
um/ab 550 n.Chr. Beginn Einsickerung von Slawen aus nördlicher Richtung

Diese Zahl ist ganz bestimmt falsch. Die Slawen sind frühestens im 8. Jh. bzw. viell. Ende des 7. Jh. in Böhmen und Mähren aufgetaucht, ihre Herren waren die Awaren, die nach dem Langobardenabzug nach Italien im 6. Jh. dann im 7. Jhdt das Awarische Reich bis zur Enns erweiterten!
Wichtig dazu: Unter Herzog Tassilo wurde vertraglich der gut 200-jährige Status Quo fixiert, dass zwischen der Enns und der Traisen in NÖ UNBESIEDELTES NIEMANDSLAND zu sein hat!.
Also für mich sieht die Sachlage eher so aus, dass die Awaren den Slawen die Ansiedlung + Erweiterung gen Westen und Süden gewährten (+ Tributpflicht). Diese Slawen (des heutigen Tschechiens -Böhmen und Mähren- sowie der Slowakei) haben sich dann bekanntlich kurzzeitig mit dem "Großmährischen Reich" (s.d.) emanzipiert, unterstützt von fränkischer Seite als Teilstrategie kalrs d. großen zur Zerschlagung des Awarenreiches

Die slawischen Mährer haben das nö. Weinviertel wegen seiner günstigen Lage weitflächig besiedelt. Vorherige Pfleger dieses alten Kulturbodens: Quaden, danach Heruler, östlich davon in der Slowakei Gepiden, Skiren - die Burschen sind alle dann verzogen, verdrängt worden (Hunnen und Gotenzeit) und etwa ein, zwei generationen siedelten dann wie schon erwähnt die Langobarden auf dem gesamten gebiet, dass schließlich wieder 100 jahre später von den eingewanderten Mährern besiedelt wird.
Diese und ihre verwandten westlichen Slawenstämme sind dann nach und nach ins Wald- und Mühlviertel (Waldland) eingesickert. Das mit den dortigen ersten Lichtungsrodungen (Svetla=Zwettl) hab ich ja andernorts schon erwähnt. Unglaubwürdig wäre aber, dass nicht die eine oder andere Gruppe von ursprüngl. ansässigen Germanenvölkern noch vor Ort geblieben ist.
 
Toil Zwoi

Martin 69 schrieb:
ab 555 n.Chr. baierisches Stammesherzogtum, beginnende baierische Besiedelungen Donau abwärts bis Enns
568 n.Chr. Annerkennung der Oberherrschaft der Awaren durch die Langobarden

im folgenden weitere slawische Stämme wandern ins Gebiet Noricum
bis 660 n.Chr. Franken/Bayern erweitern ihre "Einflußzone" bis Westpannonien/Awaren (Wien) (C8: wie konstituiert sich das?)


Das letzte kann net stimmen. Um 777 kam es zu einem (seltenen) Treffen zw. Herzog Tassilo von Bayern und Awaren-Unterhändlern (Im eben gegründeten Stift Kremsmünster).: Ab Ende des 6. Jh. bis zur Zerschlagung des Awarenreiches durch Karl d. Gr. ca. 800-810 (inkl. vermuteten Genozid der Awaren) endete Interesse und Einfluss der Bayern/Franken AN DER ENNS bzw. endgültig an der Traisen (Niemandsland).


Martin 69 schrieb:
D. Fränkisch-Baierische Phase:

768 n.Chr. Beginn Karls Herrschaft (D1: Frankenreich erstreckt sich Linksdonauisch bis Passau?)
donau-isch? ;) Das Mühlviertel ist auf jeden Fall da auch dabei! Es war bairisches Gebiet und hier wiederum Bischöflich-Passauer Gebiet von der Donau nach Norden bis auch zur heutigen Grenze zu den slaw. Böhmenfürsten.
Nach Osten dürfte die Grenze zur dann anschließenden Mark, die Riedmark, etwa nördlich von Linz hinaufgehen (Haselgraben). Die ersten und wichtigsten Markgrafen waren die Herren von Machland (das geographische Machland heißt heute noch so im südöstlichen Eck des Mühlviertels).

Also östlich des Haselgrabens bis zur Verlängerung der Enns nach Norden (=ca. Grenze Mühlviertel-nö. Waldviertel) wurde das Land an weltliche Geschlechter verlehnt und diese begannen auch die Kolonisation. Für dein Gebiet sind aber nicht nur die Passauer Bischöfe, sondern auch die Herren von Ottensheim (gründer des Stiftes Wilhering) und später vor allem die Herrschaft Waxenberg (s.d.) , so glaube ich, nicht unwichtig. Der Einfluss von Stift Florian ist mir für deine Gegend leider nicht geläufig..

Martin 69 schrieb:
ab 788 Linz Grenze Bayerns
Zu wem, Martin? Die Awaren überschritten die Traisen bzw. die Enns nicht! Du musst ab hier die Einrichtung der fränkischen Grenzmark sehen und recherchieren! Das Herzogtum Bayern wurde, so denke ich, beim Kolonisationsgebiet nach Osten von den Franken beschnitten, so hat man es m. E. auch schon mit Main-Franken gemacht. Also östlich von linz ? Königsland = Grenz- und Markgrafenland (= so entstand Österreich!) ;-)

Martin 69 schrieb:
788 Zerschlagung des baierischen Stammesherzogtums (Tassilo III), folgende Dominanz des Frankenreichs
814 n.Chr. Tod Karl des Großen erweiterte Territorien bis Wien und erweiterte Einflußsphäre inclusive Mähren
(D2: wer gründet wann die Awarische Mark? Charakter dieser Mark?)

Na Karl halt. Gefestigt durch seine unmittelbaren Nachfolger.
Charakter - siehe oben: Königsland/Markgrafenland. Militärisches Bollwerk gegen den osten. Von den Babenbergern sehr erfolgreich gegen die Ungarn erweitert, stückweise, da war mal Pöchlarn (Hinweis: Nibelungenlied) Sitz der Markgrafen, dann Melk, dann Dürnstein eine Grenzfestung, dann Tulln und schließlich klosterneuburg und zuletzt Wien. Hainburg als Grenzfestung wird 1050 gebaut.

Martin 69 schrieb:
825 n.Chr. Ludwig der Deutsche, Ostfränkischer König (als baierischer Herrscher) mit östlichen Unterkönigtumen
beständige baierische Zugehörigkeit des Mühlviertels/Linz (D3: aber wer ist vor Ort "Unterkönig"?)
Schau dir Lehenshierarchie genauer an. Vor Ort hatten nur die Passauer Bischöfe (die Grenze geht m.E. von Schlögen etwa nach norden) und östlich davon die Florianer Chorherren (Stift St. Florian) etwas zu sagen. Das betrifft deren Kirchsprängel. Das Land wurde zur Kolonisierung an viele Adelsgeschlechter vergeben, ebenso an freie Bauern. Weltl. Oberherr war für St. Peter am Wimberg also der bairische Herzog. ich muss mal nachschauen, wann aber die Babenberger, also die Herzöge von Österreich auch die herren über die Wimberger wurden. Das ist nicht mehr lange hin, so Mitte 10. Jh. schätze ich.
Was auch hierzu ganz gut passen würde (955:
Martin 69 schrieb:
899 n.Chr. Beginn der magyarischen Feldzüge (Züge über Passau hinaus)
955 n.Chr. letzter Einfall der Magyaren (Schlacht am Lechfeld),
folgende Konsolidierung Reich der Ottonen und Salier
folgende zweite baierische Besiedelungswelle/Einflusszone über Enns hinaus (bis Wien)
(D: Kritik Abfolge Fränkisch-Baierische Phase)

Karl der Große hat eigentlich einen Deppenfehler gemacht, als er das Awarenreich, das längst unaggressiv geworden war, niedermachte. Er hat damit den ungarn das Tor aufgemacht und 100 jahre nach dem untergang der Awaren standen deren nachfolger, die Ungarn nicht an der Enns, sondern an der Traun! Die Babenberger hatten dann die Aufgabe, wie oben beschrieben, die Ostmark wieder mühsam zurückzukämpfen.



Martin 69 schrieb:
E. Babenberger Phase (österreichische Babenberger):
976 n.Chr. Luitpold Graf des Donaugaus (E1: Ausdehnung des Donaugaus?)
fortschreitende Christianisierung und Kultivierung/Rodung des Mühlviertels durch bayerische Mönche (St. Emmeran/Regensburg)
"Edelfreie" etablieren neue Herrschaftsbereiche an der Grenze zu Böhmen (E2: Charakteristika "Edelfreie"?)

Der Donaugau (kannt ich gar nicht, den namen) wird wohl das stückweise Wachsen der Babenbergermark nach Osten bis zu unseren heutigen Grenzen zu ungarn und Slowakei sein.
Edelfreie:
Die beschriebenen kleineren und größeren Adelsgeschlechter. Die Machländer für zweitere, aber auch Schaunberger (Hauptsitz bei Eferding) Wichtig auf der "anderen Seite" des Grenz-Böhmerwalds sind die Rosenberger, man nennt sie die "ungekrönten Könige Südböhmens".
Die Regensburger Mönche von St. Emeran sind mir bekannt, aber sie alleine waren nur ein teil von vielen kolonisierenden Klöstern. Für dein Gebiet müsstest du mal forschen, ob Stift Wilhering da nicht bedeutender ist, Passauer Stifte sowieso - aber die Edelfreien sind wichtiger und am wichtigsten sind die, heute noch so benannten "Königshöfe", das heißt, das waren Einzelhöfe oder 3-er Hof-Dörfer in bester Übersichtslage, die das Land rodeten und, wie ich glaube, anfangs keinen Zehent an die Herrschaften (kirchl. wie Adelige) abliefern mussten.

Martin 69 schrieb:
ab 1070 n.Chr. Wiedererrichtung Kloster St. Florian und Kirchengründungen am Wimberg
um 1107 n.Chr. Übertragung der Gemeinden am Wimberg zum Bistum Passau
Schau an... Also hatte ich mit Florian die richtige Vermutung. Was ist unter Wiedererrichtung zu verstehen? Florian ist doch ein "Ur-Kloster" in OÖ :grübel: Also, wo ich herkomme, ist fast jede Kirche eine Florianer Gründung.
Jedenfalls müssten die Oberherren ("Unterkönige" wie du schreibst) jetzt bereits die Babenberger sein!

Martin 69 schrieb:
(E3: +/- meine Einschätzung abgeschlossener Christianisierung Mühlviertel/im Speziellen Wimberg?)
(E: Kritik Abfolge Babenberger Phase)
Abgeschlossen für Wimberg wohl erst 1200 rum, dann gings nördlich davon weiter. nördlich-u. östl. von freistadt sind die Kirchengründungen ab 1200, so ich mich noch recht erinnere...



Martin 69 schrieb:
(Und noch für`d Freud: Wo ungefähr wären die "historischen" Nibelungen einzuordnen mit ihrer Reise zu König Etzel?!)

Da haben sie schon viel edel gestritten, der Herr Fingalo und der Herr ning:
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=9594&highlight=Nibelungenlied

So, machs gut, ich hoffe ich hab dich nicht verwirrt!
 
Zuletzt bearbeitet:
Wow, das ist ne Menge...

Hallo Zusammen, hallo ning,

das ist ja der Wahnsinn... dass muss ich alles erst mal durchackern!
(Ja, die Boiern hab`ich doch glatt verschluddert...) Nein - wirklich super - danke ning!!! :yes:

Du hast im Nebenher den Kern meiner Faszination schon erwischt - mein Verdacht unter den Wimbergschen Christenkirchen befänden sich alte keltische (? slawische? kelto-slawo-boio-...?) Kultstätten! Was sich aus unterschiedlichsten Quellen verdichtet hat - und jetzt erwähnst Du es auch noch. Worauf nämlich gar nicht mehr so klar ist woher sich des "Wim-" ableitet: Wind, Winden, Wenden, Wimmern, wimmeln, und ist der Eppo vom Windberg nun der vom Slawenberg... ecetera... (Jedoch das ist ein weites Feld, von Grimm bis Schmeller ist eine Menge geboten, aber nichts ein-deutiges. Und so denke ich, ohne den historischen Kontext werden sich die Nebel vom Wimberg (Uaaah - aber der Artus samt Sage ist ja auch nicht übel, die Nibelungen, Teufelssteine unter St. Peter, ziemlich viel Zeugs und Assoziationen, haha... ) kaum heben...

Habe per Zufall noch ein Buch in die Hände bekommen:
Mitterauer, Warum Europa?
Wiener Prof - den müsstest Du ja kennen, die Thesen müsstest Du ja kennen?! Habe nur das erste Kapitel "Roggen und Hafer" gelesen und fand es noch sehr plausibel, dass neue Agrarkulturen die Karolingische Phase auszeichnen. Und die Verbreitung der Mühlen den neuen Kornsorten folgt. Und es die geringeren Standortansprüche von Roggen und Hafer eben ermöglichten neues Ackerland zu erschließen. Das passt ja alles anscheinend eins zu eins auf das Mühlviertel...?!?!?! (Die weiteren Kapitel habe ich nicht gelesen, kann also wenig zur Stichhaltigkeit des gesamten Buches äußern...) :grübel: :D

Jetzt muß ich dann erst mal Deine Ergänzungen studieren...
Schönes Wochenende...
Gruß, Martin
 
Martin 69 schrieb:
Hallo Zusammen, hallo ning,

das ist ja der Wahnsinn... dass muss ich alles erst mal durchackern!
(Ja, die Boiern hab`ich doch glatt verschluddert...) Nein - wirklich super - danke ning!!! :yes:

Du hast im Nebenher den Kern meiner Faszination schon erwischt - mein Verdacht unter den Wimbergschen Christenkirchen befänden sich alte keltische (? slawische? kelto-slawo-boio-...?) Kultstätten! Was sich aus unterschiedlichsten Quellen verdichtet hat - und jetzt erwähnst Du es auch noch. Worauf nämlich gar nicht mehr so klar ist woher sich des "Wim-" ableitet: Wind, Winden, Wenden, Wimmern, wimmeln, und ist der Eppo vom Windberg nun der vom Slawenberg... ecetera... (Jedoch das ist ein weites Feld, von Grimm bis Schmeller ist eine Menge geboten, aber nichts ein-deutiges. Und so denke ich, ohne den historischen Kontext werden sich die Nebel vom Wimberg (Uaaah - aber der Artus samt Sage ist ja auch nicht übel, die Nibelungen, Teufelssteine unter St. Peter, ziemlich viel Zeugs und Assoziationen, haha... ) kaum heben...

Habe per Zufall noch ein Buch in die Hände bekommen:
Mitterauer, Warum Europa?
Wiener Prof - den müsstest Du ja kennen, die Thesen müsstest Du ja kennen?! Habe nur das erste Kapitel "Roggen und Hafer" gelesen und fand es noch sehr plausibel, dass neue Agrarkulturen die Karolingische Phase auszeichnen. Und die Verbreitung der Mühlen den neuen Kornsorten folgt. Und es die geringeren Standortansprüche von Roggen und Hafer eben ermöglichten neues Ackerland zu erschließen. Das passt ja alles anscheinend eins zu eins auf das Mühlviertel...?!?!?! (Die weiteren Kapitel habe ich nicht gelesen, kann also wenig zur Stichhaltigkeit des gesamten Buches äußern...) :grübel: :D

Jetzt muß ich dann erst mal Deine Ergänzungen studieren...
Schönes Wochenende...
Gruß, Martin

Freut mich und Danke! Für abschließend mögliche Feldforschungstreffen vor Ort immer offen,

ning :winke:

(kostet einen Schweinsbraten beim Wirt z'Sankt Peter, Sankt Veit oder Sankt Hans) ;-))

1. PS: "Wim" wird wohl von Winden, Wenden = "Windisch" kommen, also das germanische Wort für fremdsprachige Völker, das haben die Germanskis von den Romanskis in Norikum übernommen und für Kelten wie auch später für Slawen (Windische=Slowenen in Kärnten) verwendet.
Siehe: alle alten Keltensiedlungen, die die Römer mit Vind- (obona zB:.) wörtlich übernahmen.

Der Wimberg ist bestimmt sehr sehr altes Siedlungsgebiet. Ob sich die Kelten selbst oder die Römer vom Limes den Namen ausgedacht haben? Oder doch erst die Slawen? (siehe Signatur ;) )
Aber warum sollen nicht immer schon die selben Leuts diese günstigen Hänge bewohnt haben? ... die Neukolonisten annob 1000 oder 950 haben den vorhandenen Namen übernommen, das wag ich mal zu behaupten.

Noch was: Viele Flur- und v. a. Flussnamen sind eindeutig keltischen Ursprungs: Mühl=Mihel (Mühlviertel wird von alten Bauern immer noch Michellandl genannt), Aist=Agista (=kelt. Flussgöttin), Die Naarn dürfte ihren schönen doppelvokaligen Namen anscheinend überhaupt nie verändert haben ... (im Waldviertel ist zB. der Kamp und die Ysper, südlich natürlich auch die Ybbs keltisch benamt)
Bloß für die Donau hat das slaw. Duna das altkelt. Ister (auch von den Römern so benannt) über"flutet"

2. PS: DANK dir! für den mir noch nicht unter die Augen gekommenen Mitterauer (ich bin nur Geschichtsdilettierender!)
Zum Getreide musst unbedingt mal ins Mühlviertel, ich kenne da einen Jungbauern, der nur und wieder die alten ursprüngliche Getreidesorten anbaut!
Es gediehen anfangs (um 1100) nur ganz robuste Körndln im MV: 1. Dinkel 2. Hafer. (und Roggen wahrscheinlich erst ein paar Jh.e später) - aber, bevor ich da einen Blödsinn verzapf, frag ich mal nach. ;-)
 
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Getreideanbau karolingisch

Wichtig dazu: die Landbau-Verordnungen Karls des Großen
Google mal: "Capitulare de Villis" !!

Anmerkung: Das Michellandl war von Anfang an optimal für weitflächigen Hanfanbau (-> Flachs, Leinen, altes Textilherstellungsland, siehe: Haslach, Textilfachschule und Museum). Und neben der Halletau war auch das Mühlviertel recht gut für (recht hopfigen) Hopfen.

PPS zu Charlemagne: Franken (aus Franken) als Kolonisten (1000 bis 1300) sind im Mühlviertel anteilsmäßig fast genauso wichtig wie die Siedler aus dem bairischen Kernland! Dies leitet sich aus der traditionellen altfränkischen Lehensvergabe her: vom fernen Westen kamen Siedler ins neue Kolonisations-Land, bekamen eine Königshufe "verliehen", genau so, wie sie einige Jh.e zuvor noch weiter vom Westen, vom fränk. Kernland bzw. vom Rhein aus Franken selbst besiedelt hatten.

Im Pfad Österreich-Bayern hat man auch schon einiges geschrieben, wo die Siedler herkamen - und auch beim Thema "Sudetendeutsche" (findest du mit "Suchen" hier)
Valao weiß recht gut bescheid über die Kolonisation des Böhmer-Bayr. Waldbogens ;-))
 
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ab 400: Hier fehlen namentlich die keltischen Boier, ein Großstamm, der das böhmische Becken (um Prag) in Besitz hatte und bis zum Einmarsch der Markomannen unter Marbod dort der Souverän war. Da man keinen anderen Stammesnamen kennt, dürften Leute der Boier in die undurchdringlichen Wälder der böhm. Masse eingesickert sein.

Herr ning hat allerdings einen sehr namhaften und vermutlich vom Südosten her bis in das Mühlviertel siedelnden Stamm vergessen:

Die Taurisker. :red:
(aber eigentlich brauch ich mich nciht zu schämen, siehe letzte Zeile unten)

Ausgangsseiten zum Miteinbeziehen, Puzzlen und Kartenzeichnen:
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.t/t123318.htm (mit Link zu den Norikern)
http://de.wikipedia.org/wiki/Virunum
http://de.wikipedia.org/wiki/Noricum#Zeit_der_Selbst.C3.A4ndigkeit

Zitat daraus: " Um 58 v.Chr. versuchten die Boier, Noricum zu erobern, erlitten jedoch eine vernichtende Niederlage. Im Pakt mit den Tauriskern bedrohten sie dann über Jahre hinweg Noricum, bis ihr Reich von den Dakern zerstört wurde."

Interessant: http://www.noreia.at/271.htm aus http://www.noreia.at/

Und unser Mitglied Vercingetorix ist allemal der Spezialist (Kotau) vor Ort für alles rund um die Kelten nördl. des Alpenbogens. Interessant ab #5 bis #9 punkto Vindeliker, #15 für alle Stämme, darunter auch die Taurisker*, die er aber mit den Norikern gleichsetzt, was den "offiziellen Seiten" wiederspricht:
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=1480&highlight=Taurisker
(*inkl. guter Etymologie Tauri-/Teuri-)



Wiederschaun.
 
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Grüß Euch!

Bin Neueinsteiger in diesem Forum und fasziniert von den detaillierten Beiträgen hinsichtlich Besiedlungsgeschichte im Raum Mühlviertel (OÖ).
Mein Interessengebiet liegt etwas weiter östlich und zwar im Strudengau: Das ist der Donauraum ca 50 km flussabwärts von Linz (östliches Machland) vis etwa Ybbs/Persenbeug (=Beginn des Nibelungengaues).
Vor allem ning und martin69 könnten mir da weiterhelfen:
Die Siedlungen an der Donau (zB. Grein, Sankt Nikola, Mitterkirchen = Hallstattdorf) sind ja schon in der Hallstattzeit existent, aber über die Kollonisierung Richtung Norden - etwa gegen Freistadt finde ich keine Unterlagen. Das müsste ja auch um die Zeit (bzw. anschließend)Karl des Großen geschehen sein. Die nachfolgenden Klostergründungen (Waldhausen, Baumgartenberg, Säbnich; etwa 900 - 1000) durch die Herren vom Machland waren sicher Grundlage für die Landrodungen zum Zwecke der landw. Nutzbarmachung. Die landschaftsdominierenden Dreiseit-(Tormauerhöfe) in dieser Region sind eigentlich fränkischen Ursprunges und dürften durch die baierischen Mönche hier errichtet worden sein.
Bevor ich weiter ins Detail gehe, werde ich mal abwarten, ob sich da jemand einlinkt - übrigens: Einen guten Schweinsbraten gäbs auch bein Strudengauer Kultiwirten!
Schöne Grüße Geo
 
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