Mutmaßl. und tatsächl. röm. Streckenverläufe/Fundplätze n.d. 9-/10-Leugen-Hypothese

Ich habe die Regeln nicht aufgestellt, und die, die es taten, sind längst im Elysium.
Die 9-10-Leugen-Regel hast Du aufgestellt. Die Leute im Elysium können wir außen vorlassen.

Schau Dir doch einfach die Fakten an.

Die Fakten habe ich mir jahrelang genau angeschaut. Nicht nur ich, auch andere Mitglieder des Forums, ich zitiere stellvertretend mal @Alfirin mit einem Beitrag:

Um mal die ersten puren Daten in den Raum zu werfen - grob durchgezählt verteilen sich die im Itinerarium Antonini genannten Entfernung nach Meilen so:

25: 179
24: 281
23: 39
22: 128
21: 66
20: 166
19: 33
18: 223
17: 55
16: 190
15: 111
14: 66
13: 49
12: 211
11: 22
10: 60
9: 45
8: 45
7: 21
6: 24
5: 6

(Werte oberhalb 25 und unterhalb 5 lasse ich mal weg)

Keine wirklich signifikanten Häufungen, oder?

In allen Fällen, wo wir objektive Kriterien angelegt haben, hat sich Deine These als unhaltbar erwiesen. Wenn Du so tun möchtest, als hättest Du das nicht zur Kenntnis genommen, ist das Deine Sache.
 
Da es hier aber um Konstruktionslinien geht, interessiert uns der Idealverlauf.
..."uns"??? ...da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher...

Aber witzig, wenngleich durchschaubar, ist der Schachzug "Idealverlauf" :D wie das Wort selber schon sagt, kann es diesen in der schnöden Wirklichkeit weder geben noch gegeben haben. Ideale pflegen sich in der Vorstellung aufzuhalten. Ergo kann man nirgendwo einen Idealverlauf nachweisen oder finden. Wenn du deine eigene Wortwahl ernst nimmst, muss dir klar sein, dass du von einer Fiktion sprichst...

Fiktiv kann auch nur die Annahme sein, dass man vor 2000 Jahren für den Straßenbau riesige Länder erst vermessen und dann kartografiert hat, um danach das Divicosche Raster über die Landkarte zu stülpen und dann erst die Straßen zu bauen... wie lange hätte das gedauert? Wie genau waren die antiken Landkarten?

Sorry, ich halte das für unterhaltsamen Quatsch. Rasterhafte Planung/Konstruktion kleinräumig (etliche Kastelle, ein paar musterhafte neue Siedlungen in günstigem Gelände) sind vorhanden, hatten aus damaliger Sicht sicher auch pragmatische Gründe - das war's dann auch schon. Die planerische (!!) Gigantomanie, über riesige Räume hinweg Verkehrswege entlang eines matheheftkästchenartigen Rasters zu konzipieren: das hat sich nicht einmal der Autobahn- und Eisenbahnbau des 20. Jhs geleistet...
 
Nein, du bringst willkürlich irgendwelche Orte, egal, ob die römisch sind oder nicht, wenn sie römisch sind, egal welcher Zeitstellung und was du vorliegen hast (Lager, Dorf, Landgut, Meilenstein) und blendest alles aus, was nicht reinpasst. Das ist Methode Willkür. Was die Überfrachtung/Ablenkung anbelangt, da schmeißt du uns positivistisch mit neuen Daten zu, bevor die alten überhaupt angemessen diskutiert wurden und erwartest letztlich von uns, dass wir ihre Richtigkeit prüfen. Und wieder sind alle Orte, die nicht ins Schema passen ausgeblendet, die ins Schema passen unsortiert nach Lager, Dorf, Landgut, Meilenstein etc. "Oh, Landgut x ist genau zehn Leugen vom Lager Y entfernt und genau zehn Leugen davon entfernt ist Neustadt, damit ist beweisen, dass Neustadt römisch ist...." - das ist in etwa deine Datenreingabe.

Warum lenkst Du denn ab? Im vorliegenden Fall sind es mit Terville und Dalheim zwei bestens erforschte Straßenvici, zwischen denen exakt 22,22 Kilometer (10 Gallische Leugen) liegen.

Auf den rund 370 km von Toul via Trier und Bingen nach Bonn sieht es so aus (römische Ziffern in Leugen, Abweichungen von 9- oder 10-Leugen-Distanzen in rot):
  • X Toul (Tullum)2—Dieulouard (Scarponna
  • VIIII Dieulouard (Scarponna)²—Metz (Divodurum)¹ ²
  • XI Metz (Divodurum)¹ ²—Terville²? (Caranusca?)
  • X Terville²? (Caranusca?)—Dalheim (Ricciacum
  • VIIII Dalheim (Ricciacum)²—Potaschberg
  • X Potaschberg—Trier (Aug. Treverorum)¹ ²
  • X Trier (Aug. Treverorum)¹—Detzem (Ad decimum lapidem)
  • V Detzem (Ad decimum lapid.)—Neumagen (Noviomagus)¹ ²
  • X Neumagen (Noviomagus)¹ ²—Wederath (Belginum)²
  • VIIII Wederath (Belginum)²—Kirchberg (Dumnissum
  • VI Kirchberg (Dumnissum)²—Argenthal (Mansio)
  • X Argenthal (Mansio)—Bingen (Bingium)¹ ²
  • X Bingen (Bingium)¹ ²—Oberwesel (Volsavia
  • VIIII Oberwesel (Volsavia)²—Boppard (Baudobriga)¹ ²
  • VIIII Boppard (Baudobriga)¹ ²—Koblenz (Confluentes)¹ ²
  • VIIII* Koblenz (Confluentes)¹ ²—Andernach (Autunnacum)¹ ²
  • VIIII Andernach (Autunnacum)¹ ²—Remagen (Rigomagus
  • VIIII Remagen (Rigomagus)²—Bonn (Bonna
Alternative Route Dahlheim—Trier via Stadtbredimus/Palzem:
  • VIIII Dalheim (Ricciacum)²—Fisch
  • VIIII Fisch—Trier (Aug. Treverorum)¹ ²
___________________________________________________
* via Urmitz
¹ aufgeführt im Itinerarium Antonini
² aufgeführt in der Peutingertafel
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich lenke nicht ab. Ich habe mich auch nicht zu den Vici geäußert oder in irgendwie ihre Existenz in Abrede gestellt.
Was zeigt deine Auflistung? Dass die ausgewählten Orte zwischen 5 und 11 Leugen auseinanderliegen. Was ist denn nun mit deiner Exaktheit von genau 22,22 km?
 
Was zeigt deine Auflistung? Dass die ausgewählten Orte zwischen 5 und 11 Leugen auseinanderliegen. Was ist denn nun mit deiner Exaktheit von genau 22,22 km?
Bei 20 aufgelisteten Distanzen haben wir:
  • 7 mal X Leugen
  • 10 mal VIIII Leugen
  • 1 mal XI Leugen
  • 1 mal VI Leugen
  • 1 mal V Leugen
85% der Distanzen betragen also 9 bzw. 10 Leugen (20.0 km/22.2 km). (Weiter oben fordertest Du nur 50%...)
Dabei werden 80% der aufgelisteten Orte im Itinerarium Antonini und/oder in der Peutingertafel aufgeführt.

Nun zu den Ausnahmen. Hier fällen zunächst die 11 Leugen zwischen Metz und Terville auf, nachdem die Etappe zuvor von Dieulouard nach Metz nur 9 Leugen betrug. Warum hat man also Metz nicht einfach eine Leuga weiter nördlich gegründet um so zwei 10-Leugen-Distanzen zu erhalten? Die Antwort ist einfach: Die Siedlung existierte bereits, als sie im Jahr 52 v. Chr. von den Römern erobert wurde, zudem wird die Lage durch den Lauf der Mosel bestimmt.
[Edit] Zudem ist es durchaus denkbar, dass der ursprüngliche römische Stützpunkt sich tatsächlich weiter nördlich auf dem der zivilen Keltensiedlung gegenüber liegenden Ufer befand.

Die nächste Ausnahme ist die 5-Leugen-Distanz von Detzem nach Neumagen, die sich einfach dadurch erklären könnte, dass man bei Neumagen die Mosel verließ und auf eine andere Straße wechselte. Zudem wäre der Rastplatz bei einer 9- oder 10-Leugen-Distanz ab Detzem an einem potentiell sehr windigen und ungemütlichen Hang im Hunsrück gelegen, an dem es wohl zudem an der ausreichenden Wasserversorgung gemangelt hätte. Eine weitere Rolle könnte insbesondere bei der zivilen Entwicklung der Straße gespielt haben, dass Reisende gern etwas mehr Zeit im weinseligen Neumagen verbrachten, als auf den Höhen des Hunsrücks.

Und schließlich die letzte Ausnahme, die 6 Leugen zwischen Kirchberg und Argenthal: auch hier zweigt wieder eine Strecke ab. Reist man von Kirchberg kommend am Abzweig bei Simmern geradeaus, erreicht man nach 9 Leugen Rheinböllen und nach weiteren 9 Leugen via Niederheimbach entweder Oberwesel oder Bingen, je nach dem welche Richtung man ab Niederheimbach einschlägt.
 
Zuletzt bearbeitet:
In allen Fällen, wo wir objektive Kriterien angelegt haben, hat sich Deine These als unhaltbar erwiesen. Wenn Du so tun möchtest, als hättest Du das nicht zur Kenntnis genommen, ist das Deine Sache.
Wie wäre es, Du legtest Deine objektiven Kriterien an das aktuelle Beispiel zweier gut erforschter Straßenvici, zwischen denen die Entfernung vom letzten Haus in Terville bis zum ersten Haus in Dalheim auf schnurgerader Strecke auf vier Stellen genau 10 Leugen (22.22 km) misst?
 
Bei 20 aufgelisteten Distanzen haben wir:
  • 7 mal X Leugen
  • 10 mal VIIII Leugen
  • 1 mal XI Leugen
  • 1 mal VI Leugen
  • 1 mal V Leugen
85% der Distanzen betragen also 9 bzw. 10 Leugen (20.0 km/22.2 km). (Weiter oben fordertest Du nur 50%...)

Ich forderte nicht "nur 50 %" sondern "zumindest [...] 50+ %".

Ich habe überhaupt keine Lust, deine Angabe jetzt zu überprüfen. Deshalb will ich dir gerne gönnen, dass du zehn Mal neun Leugen hast (du wirst mir aber gönnen müssen, dass ich das zwar nicht für Zufall*, aber auch nicht für Absicht halte). Nun solltest du dir aber die naturräumliche Lage dieser Orte mal genauer anschauen. Das Mosel-Rheingebiet/Rheinische Schiefergebirge ist durch zwei Hauptverkehrsadern - nämlich Mosel und Rhein geprägt. Die Straße der Dt. Romantik (nicht zu verwechseln mit dem touristischen Label Straße der Romanik, die nach dem Mauerfall Ost und West touristisch miteinander verbinden sollte).
Über den zerklüfteten Tälern von Rhein und Mosel liegen Eifel und Hunsrück (getrennt durch die Mosel) und Westerwald und Taunus (getrennt durch die Lahn).
Westlich schließen sich die Ardennen an, südlich davon das sicher siedelfreundliche lothringische Plateau, das ~südlich~ durch die Vogesen begrenzt wird.
Abseits vom Weinanbau in den Schräg- und Steillagen von Rhein und Mosel, findet heute auf den Hochflächen vorwiegend Obstanbau und Viehwirtschaft statt (wobei die Viehwirtschaft ja mittlerweile immer mehr dem Trend zur Aufstallung folgt). Ich gehe davon aus, dass das vor 2000 Jahren so viel anders in der Region war. Schiefer ist kein guter Boden für Getreide. In der Vulkaneifel haben die Römer - und das setzte sich bis ins Mittelalter fort, Basalt abgebaut. auch im 19. und 20 Jhdt. fand teilweise noch Basaltabbau statt, ob es zwischen dem FMA und dem 19. Jhdt. eine Kontinuität im Basaltabbau in der Region gab, ist mir unbekannt. Eifelbasalt wurde für Mühlräder verwendet, da der Stein wenig Abrieb hat und man daher nicht ständig Steinmehl im Brei oder Brot hatte.

Wir haben hier also eine naturräumlich - vom Lothringer Plateau abgesehen - nicht ganz einfache Landschaft zum Aufsiedeln. Die Siedelplätze werden durch günstige Lagen oder Rohstoffvorkommen (Basalt, Ton, Metalle, im weiteren Sinne auch Löss) vorgegeben. In den engen Tälern von Rhein und Mosel liegen sie dort, wo die Flüsse ein wenig besiedlungsfähiges Land unterhalb der Schräg- und Steilhänge entweder nicht wegerodiert oder durch Sedimentation zurückgelassen haben. Longwich (Longus vicus) heißt nicht umsonst so, wie es heißt.

Was du dir jetzt also bei den Orten anschauen müsstest ist:
- wie ist ihre naturräumliche Lage?
- gibt es Rohstoffvorkommen und steht die Siedlung in einer archäologisch fassbaren Beziehung zu diesen?
- existierten die Siedlungen zeitgleich? Lässt sich der Anfang der Siedlungen bestimmen? Wann wurden sie aufgelassen/fielen wüst?





*Warum ich das nicht für Zufall halte? Weil bereits in der Bandkeramik auf den Lösböden des Rheinlands (Ville-Gebiet) die Dörfer, um existieren zu können, Abstand voneinander benötigten, um die Ressourcen optimal nutzen zu können. Das gilt natürlich auch für alle nachfolgenden Kulturen. Auf Löss wirst du immer einer dichtere Besiedlung finden, als anderswo.
 
Warum hat man also Metz nicht einfach eine Leuga weiter nördlich gegründet um so zwei 10-Leugen-Distanzen zu erhalten? Die Antwort ist einfach: Die Siedlung existierte bereits, als sie im Jahr 52 v. Chr. von den Römern erobert wurde, zudem wird die Lage durch den Lauf der Mosel bestimmt.
...das ist aber echt gemein, dass die dumpf-bewusstlose Mosel und vorhandene Oppida den fiktiven Rastern beim Straßenbau und Städtegründen dazwischenpfuschten :D:D klare Sache: ohne Mosel, ohne Topografie und ohne vorhandene Besiedlung hätten die selbstredend gaaanz anders und viiiiiel geometrischer...
...ich muss mich wiederholen:
Sorry, ich halte das für unterhaltsamen Quatsch
und ergänzen: unterhaltsam und amüsant :D
 
Auf den rund 370 km von Toul via Trier und Bingen nach Bonn

Was soll das?

Wozu sollen wir uns mit einer Route von Toul nach Bonn über Bingen befassen?

Warum beginnt die Route in Toul? Warum endet sie ausgerechnet in Bonn? Caput viae wäre doch Köln!*

Und wozu der bescheuerte Umweg über Bingen?

Und was soll das für eine Auswahl von "Stationen" sein? Du hältst Dich weder an die Peutingerkarte noch an das Itinerarium Antonini, sondern fügst willkürlich irgendwelche Stationen ein, wie sie Dir gerade passen.

Was hat Potaschberg auf der Liste zu suchen? Warum wird der vicus Suromagus unterschlagen?


Bevor Du die nächsten willkürlich zusammengebastelten Strecken präsentierst, könntest Du Dir mal überlegen, wie eine Datenerhebung nach objektiven Kriterien aussehen könnte.




*
Und die Strecke von Trier nach Köln wird ja auch im Itinerarium Antonini beschrieben:

Wo du das Itinerairum Antonini erwähnst, das gibt die Strecke wie folgt an:
A Treveris Agrippinam leugas LXVI sic
Beda vicus leugas XII
Ausava vicus leugas XII
Egorigio vicus leugas XII
Marcomago vicus leugas VIII
Belgica vicus leugas VIII
Tolbiaco vicus Supenorum leugas X
Agrippina civitas leugas XVI.
Also nicht 9 oder 10 Leugen sondern mehrfach 12, zweimal 8, einmal 10 und einmal 16 Leugen. Ob die Messungen nun genau sind, sei dahingestellt. Interessant ist, dass das Itinerarium nichts von Normabständen weiß.

Einige Angaben sind offensichtlich fehlerhaft, darunter die einzige 10-Leugen-Angabe (Belgica - Tolbiacum) - in Wahrheit sind es nur ca. 13 km = max. 6 Leugen. Zwei sind nicht überprüfbar, da die Lokalisierung von Ausava (Oos?) nicht archäologisch gesichert ist. (Wir hatten das durchdiskutiert.)

Als korrekt würde ich jedenfalls einstufen:

Aug. Treverorum (Trier) - Beda (Bitburg) = 12 Leugen
Egorigio (Icorigium=Jünkerath) - Marcomagus (Marmagen) = 8 Leugen
Tolbiacum (Zülpich) - Agrippina (Köln) = 16 Leugen
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun solltest du dir aber die naturräumliche Lage dieser Orte mal genauer anschauen.[...]
Deine geografischen und geologischen Erwägungen in allen Ehren, aber wo liegt hier die Relevanz zum Thema Straßenstationen/Straßenvici?
Was du dir jetzt also bei den Orten anschauen müsstest ist:
- wie ist ihre naturräumliche Lage?
- gibt es Rohstoffvorkommen und steht die Siedlung in einer archäologisch fassbaren Beziehung zu diesen?
- existierten die Siedlungen zeitgleich? Lässt sich der Anfang der Siedlungen bestimmen? Wann wurden sie aufgelassen/fielen wüst?
Zunächst einmal ist allen Orten gemein, dass sie an einer römischen Hauptverkehrsader lagen. Dass sie zeitgleich existierten, ergibt sich zumindest für 80% der Orte durch ihre Erwähnung in den antiken Itineraren; für die verbleibenen 20% (Fisch, Potschberg, Detzem, Argenthal) ist römische Besiedlung ebenfalls nachgewiesen.

Dass die Römer beim Bau ihrer Überlandstraße auf Rohstoffvorkommen Rücksicht genommen hätten, halte ich eher für sehr unwahrscheinlich — schließlich fuhr man nicht mit Kohle. Dafür sollte an den Stationen allerdings ausreichend Heu, Hafer und Wasser zur Verfügung stehen, und im besten Fall große Weideflächen, auf denen, wenn es sein musste, auch eine größere Truppe auf dem Durchmarsch Platz für eine Nacht finden konnte.
*Warum ich das nicht für Zufall halte? Weil bereits in der Bandkeramik auf den Lösböden des Rheinlands (Ville-Gebiet) die Dörfer, um existieren zu können, Abstand voneinander benötigten, um die Ressourcen optimal nutzen zu können. Das gilt natürlich auch für alle nachfolgenden Kulturen. Auf Löss wirst du immer einer dichtere Besiedlung finden, als anderswo.
Nur finden wir das 9/10-Leugenmuster ganz unabhängig von der Bodenbeschaffenheit entlang der Mosel und des Rheins genauso wie in der Eifel (Beda—Ausavia—Icorigium—Marcomagus) oder eben im Hunsrück.

Was soll das?

Wozu sollen wir uns mit einer Route von Toul nach Bonn über Bingen befassen?
Warum nicht?
Warum beginnt die Route in Toul? Warum endet sie ausgerechnet in Bonn? Caput viae wäre doch Köln!
Weil Köln schon existierte, als die Straße entlang des Rheins gebaut wurde.
Und was soll das für eine Auswahl von "Stationen" sein? Du hältst Dich weder an die Peutingerkarte noch an das Itinerarium Antonini, sondern fügst willkürlich irgendwelche Stationen ein, wie sie Dir gerade passen.
80% der Orte werden in der Peutingerkarte bzw. im Itinerarium Antonini aufgeführt.
Und die Strecke von Trier nach Köln wird ja auch im Itinerarium Antonini beschrieben:

Einige Angaben sind offensichtlich fehlerhaft, darunter die einzige 10-Leugen-Angabe (Belgica - Tolbiacum) - in Wahrheit sind es nur ca. 13 km = max. 6 Leugen. Zwei sind nicht überprüfbar, da die Lokalisierung von Ausava (Oos?) nicht archäologisch gesichert ist. (Wir hatten das durchdiskutiert.)

Als korrekt würde ich jedenfalls einstufen:

Aug. Treverorum (Trier) - Beda (Bitburg) = 12 Leugen
Egorigio (Icorigium=Jünkerath) - Marcomagus (Marmagen) = 8 Leugen
Tolbiacum (Zülpich) - Agrippina (Köln) = 16 Leugen
Was Trier—Bitburg und Zülpich—Köln betrifft, stimme ich zu.
Im ganzen Rest ist im IA aber offensichtlich der Wurm drin: 10 Leugen südlich von Zülpich lag nicht Belgica, sondern Marcomagus (ca. 2 km östlich des heutigen Marmagen), das wiederum 9 Leugen von Icorigium entfernt lag. Von Jünkerath bis Bitburg sind es wiederum 42.2 km, also 9+10 Leugen, mit einer nicht sicher lokalisierten überlieferten Mittelstation Ausava (Weißenseifen?)
 
Wozu sollen wir uns mit einer Route von Toul nach Bonn über Bingen befassen?
Da Dir Köln immer so wichtig ist, können wir uns auch gern einmal die Straße anschauen, die von Westen nach Köln führt:

VIIII Maastricht (Traiectum Ad Mosam)—Heerlen (Coriovallis)
XII Heerlen (Coriovallis)—Jülich (Juliacum)
VIII Jülich (Juliacum)—Zieverich (Tiberiacum)
X Zieverich (Tiberiacum)—Köln (CCAA)

Warum weicht hier Jülich um 2 Leugen vom Idealmaß ab? Weil der Standort durch den Fluß Rur bestimmt wird. Man hat eben Kompromisse gemacht, wo es sinnvoll erschien.
 
Deine geografischen und geologischen Erwägungen in allen Ehren, aber wo liegt hier die Relevanz zum Thema Straßenstationen/Straßenvici?
Das sollte für jeden mitdenkenden Menschen auf der Hand liegen. Du kannst schlicht und einfach nicht überall siedeln. Eine Straßenstation, die zum Dorf wird, etwa Zabern (Taverna), liegt in der Regel an einem Ort, wo es passt. Eine Straßenstation liegt z.B. an einer Wegekreuzung. Oder etwas unterhalb eines Gebirgspasses. Damit sich da weitere Leute ansiedeln, bedarf es a) Platz und b) eines Grunds der Ansiedlung. Frisches Wasser sollte es auch geben.

Zunächst einmal ist allen Orten gemein, dass sie an einer römischen Hauptverkehrsader lagen. Dass sie zeitgleich existierten, ergibt sich zumindest für 80% der Orte durch ihre Erwähnung in den antiken Itineraren; für die verbleibenen 20% (Fisch, Potschberg, Detzem, Argenthal) ist römische Besiedlung ebenfalls nachgewiesen.
In welchen Itineraren genau?
Der Itinerar ergibt immer nur einen terminus ante quem (taq). Bevor der Itinerar erstellt wurde, muss der Ort existiert haben.
Das zwischen 211 und 217 verfasste Itinerarium Antonini beispielsweise lässt keinerlei Aussage zu den Orten zu, die während der augusteisch-tiberischen Zeit existierten.

Dass die Römer beim Bau ihrer Überlandstraße auf Rohstoffvorkommen Rücksicht genommen hätten, halte ich eher für sehr unwahrscheinlich — schließlich fuhr man nicht mit Kohle. Dafür sollte an den Stationen allerdings ausreichend Heu, Hafer und Wasser zur Verfügung stehen, und im besten Fall große Weideflächen, auf denen, wenn es sein musste, auch eine größere Truppe auf dem Durchmarsch Platz für eine Nacht finden konnte.
Von Treibstoffen war auch nicht die Rede. Aber die Menschen im römischen Reich musste von etwas leben. Das römische Reich hatte eine Wirtschaft. Rom selbst wurde mit Getreide aus Africa und Ägypten versorgt. Aber es hatte Bedarf an Metallen, die römischen Legionen hatten Bedarf an Basalt usw.usf. Wie sind die Rohstoffe, Halbfertigprodukte und Fertigprodukte zu ihren Abnehmern gekommen? Wo haben die Leute gelebt, welche die Rohstoffe gewonnen und verarbeitet haben?

Nur finden wir das 9/10-Leugenmuster ganz unabhängig von der Bodenbeschaffenheit entlang der Mosel und des Rheins genauso wie in der Eifel (Beda—Ausavia—Icorigium—Marcomagus) oder eben im Hunsrück.
Das ist erst mal eine Behauptung. Oder hast du dir jeden der genannten Orte auf seine naturräumliche Beschaffenheit angesehen?

Es gibt kein 9/10-Leugen-Muster. Noch mal die Becher von Vicarello:
Der gibt Meilenangaben an (aber ob nun Meilen oder Leugen gerechnet werden, tut letztlich nichts zur Sache):
22 - 16 - 27 - 24 - 9 -22 -20 - 15- 12 - 23 - 20 - 17 -18 - 13 - 19 - 24 - 19 - 20 - 20 - 24 - 22 - 16 - 32 - 22 - 28 - 16 - 20 - 16 - 24 - 22 - 24.... Ich breche hier mal ab. Zwischen 9 und 32 Meilen ist hier fast alles dabei
Scheint so, als hätten die Römer nichts von Normabständen gewusst.
Ein Ausschnitt des Itinerarium Antonini aus Britannien, der Weg von Silurum nach Calleva: 9 - 14 - 9 - 6 -15 - 20 - 15 - 15. Hier haben wir eine Range von 9 - 22 - auch die Verfasser des Itineraium Antonini wussten nichts von deiner 9-10-11-Leugen-Regel. Da hilft es auch nichts, wenn in den Itinerarien einzelne Verbindungen fehlerhaft angegeben sind.
 
Eine Straßenstation, die zum Dorf wird, etwa Zabern (Taverna), liegt in der Regel an einem Ort, wo es passt. Eine Straßenstation liegt z.B. an einer Wegekreuzung. Oder etwas unterhalb eines Gebirgspasses. Damit sich da weitere Leute ansiedeln, bedarf es a) Platz und b) eines Grunds der Ansiedlung. Frisches Wasser sollte es auch geben.
Nun muss es aber zuweilen auch Straßenstationen an Orten geben, die für eine Besiedelung eher ungünstig waren. So beklagt etwa Ausonius das "wasserlose Dumnissus, wo rings die Fluren dürsten". Aber dort befand sich nun einmal eine wichtige, wohl schon vorrömische Straßenkreuzung.
In welchen Itineraren genau?
Das hatte ich in der Liste durch Fußnoten kenntlich gemacht...
Das zwischen 211 und 217 verfasste Itinerarium Antonini beispielsweise lässt keinerlei Aussage zu den Orten zu, die während der augusteisch-tiberischen Zeit existierten.
Ja klar. Aber auch die zivilen Rastorte des 3. Jahrhunderts können Hinweise auf ältere militärische Strukturen liefern.
Von Treibstoffen war auch nicht die Rede. Aber die Menschen im römischen Reich musste von etwas leben. Das römische Reich hatte eine Wirtschaft. Rom selbst wurde mit Getreide aus Africa und Ägypten versorgt. Aber es hatte Bedarf an Metallen, die römischen Legionen hatten Bedarf an Basalt usw.usf. Wie sind die Rohstoffe, Halbfertigprodukte und Fertigprodukte zu ihren Abnehmern gekommen? Wo haben die Leute gelebt, welche die Rohstoffe gewonnen und verarbeitet haben?
Das mag ja alles für die regionalen Verkehrswege hochrelevant sein — wir diskutieren hier aktuell aber eine ursprünglich militärisch inspirierte Fernverbindungsstraße, die von Lyon nach Köln, resp. nach Mainz führte (Abzweig in Trier) — hier ging es in allererster Linie darum, Legionen auf schnellstem Wege von Lyon nach Germanien zu verschieben.
Es gibt kein 9/10-Leugen-Muster.
Hier wird es wohl zur Glaubensfrage. Als Historiker glaubst Du den teils arg verderbten antiken Quellen mehr als den Messungen mit modernsten Mitteln. [Edit:] Ich grüble noch, ob das Dein Recht oder sogar Deine Pflicht ist :)
 
Zuletzt bearbeitet:
auch die zivilen Rastorte des 3. Jahrhunderts können Hinweise auf ältere militärische Strukturen liefern.
Nö.

Das mag ja alles für die regionalen Verkehrswege hochrelevant sein — wir diskutieren hier aktuell aber eine ursprünglich militärisch inspirierte Fernverbindungsstraße, die von Lyon nach Köln, resp. nach Mainz führte (Abzweig in Trier) — hier ging es in allererster Linie darum, Legionen auf schnellstem Wege von Lyon nach Germanien zu verschieben.
Dann solltest du aufhören, mit zivilen Strukturen zu argumentieren. Ein vicus (also ein 'Dorf') ist nämlich zunächst mal eine Ansiedlung.

Hier wird es wohl zur Glaubensfrage. Als Historiker glaubst Du den teils arg verderbten antiken Quellen mehr als den Messungen mit modernsten Mitteln. [Edit:] Ich grüble noch, ob das Dein Recht oder sogar Deine Pflicht ist :)
Falsch. Mir ist die Messung am Ende scheißegal. anders als Traditionsquellen, die für die Nachwelt geschaffen wurden oder etwas zu erreichen, geben Überrestquellen i.d.R. Auskünfte, die nie intendiert waren, politisch etwas zu erreichen oder der Nachwelt etwas zu überliefern. Überrestquellen wollen keine Deutungshoheit. Es ist scheißegal, ob die Angaben aus der Peutingertafel, dem Itinerarium Antonini oder den Bechern von Vicarello korrekt oder falsch sind, sie geben uns aber darüber Auskunft, dass die Römer offensichtlich keine 9-10-11-Leugenregel kannten. Und als Historiker ist es selbstverständlich meine Pflicht Quellenkritik zu üben. Nur Quellenkritik heißt nicht, dass ich alles, was mir an der Quelle nicht passt als gelogen, falsch oder schlecht überliefert darstelle. Quellenkritik ist kein Wunschkonzert. Ich erinner mich, dass du in der Vergangenheit sehr häufig versucht hast, dich herauszuwinden, die Tabula sei ja eben nur in einer spätmittelalterl. Abschrift überliefert und deshalb föchte sie deine These nicht an. Aber heute führst du einerseits das Itinerarium Antonini als Beleg an und ignorierst Streckenführungen, die eben nicht zu deiner These passen.
 
Eigentlich wollte ich mich ja nicht mehr einmischen, aber mit solchen Sätzen triggerst Du mich dann doch erfolgreich:
Als Historiker glaubst Du den teils arg verderbten antiken Quellen mehr als den Messungen mit modernsten Mitteln.
Selbst wenn Du lasergestützt nanometergenau Entfernungen ermitteln würdest, hätte das keinerlei Sinn, wenn Du nicht vorher präzise und nachvollziehbar Deine Messpunkte festlegst, zwischen denen Du die Entfernung messen willst. Daran hakte es jedesmal, wenn ich mir eines Deiner Beispiele ansah. Könntest Du bitte exemplarisch mal demonstrieren, wie Du die Messpunkte für die weiter oben angegebene Strecke Terville - Dalheim ermittelt hast?
ricciacum.jpg

Solange das Wort "exakt" in Deinen Ausführungen derart offensichtlich pures Lippenbekenntnis ist, das sich nullkommaniente in Deiner Arbeitsweise widerspiegelt, vertraue ich in der Tat potentiell verderbten antiken Schriftquellen deutlich mehr als Deinen Schätzomatwerten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Könntest Du bitte exemplarisch mal demonstrieren, wie Du die Messpunkte für die weiter oben angegebene Strecke Terville - Dalheim ermittelt hast?
terville-dalheim_L-X.jpg
Braucht es hier wirklich noch eine Erklärung? Gemessen wurde vom letzten Gebäude in Terville zum ersten Haus in Dalheim. Anders als heutzutage maßen die Römer (meist) nicht vom Mittelpunkt eines Ortes, sondern vom jeweiligen Rand, so etwa vom Stadt- oder Kastelltor aus.
 
Braucht es hier wirklich noch eine Erklärung?
Ich brauch' keine Erklärung. Du bist derjenige, der sich um eine vernünftige Basis bemühen sollte, wenn Du ernst genommen werden willst und auch nur im Ansatz konstruktive Rückmeldungen erwartest. Mit Deinen Bildern kann ich nichts anfangen, woher stammen die? Das Nennen Deiner Quellen ist schon mal die Grundvoraussetzung. Diesen Quellen ist, nehme ich an, desweiteren zu entnehmen, wann diese "letzten Gebäude" errichtet wurden?
Anders als heutzutage maßen die Römer (meist) nicht vom Mittelpunkt eines Ortes, sondern vom jeweiligen Rand, so etwa vom Stadt- oder Kastelltor aus.
Das hat Dich in der Vergangenheit nicht gehindert, Deine Messpunkte an einem Theater, einem Meilenstein, einer villa, einer Brücke oder häufiger auch mal an einer nach-römischen Kirche festzumachen (von denen wir ja wissen, daß sie traditionell immer über dem letzten Gebäude einer antiken Siedlung angelegt wurden, oder wie?).
 
Anders als heutzutage maßen die Römer (meist) nicht vom Mittelpunkt eines Ortes, sondern vom jeweiligen Rand, so etwa vom Stadt- oder Kastelltor aus.
Hast du dafür einen Beleg? Der Milliarium Aureum jedenfalls stand auf dem Forum Romanum. Wieder scheinen die Römer nicht gewusst zu haben, wie sie gemäß der lex Divico hätten handeln sollen.
 
Weil es lediglich zeigt, wie Du herausgepickte Daten zusammenmontierst, um daraus Deine altbrkannten Zirkelschlüsse zu ziehen.

Weil Köln schon existierte, als die Straße entlang des Rheins gebaut wurde.
??? Was ist denn das für eine Begründung?
Mit Köln als bereits existierendem Zentralort war ja der Ausgangspunkt der Vermessung vorgegeben.

80% der Orte werden in der Peutingerkarte bzw. im Itinerarium Antonini aufgeführt.
Andersherum wird ein Schuh daraus: Von den im Itinerarium Antonini enthaltenen Orten hast Du grob geschätzt 0,3% aufgeführt. Was ist mit den anderen 99,7%?

Hier könnte man doch mal mit objektiven Kriterien ansetzen, z. B. Eingrenzung eines größeren Untersuchungsgebiets (z. B. die gallischen Provinzen) und Bereinigung um Entfernungsangaben, die entweder nicht nachprüfbar oder nachweislich falsch sind. Bereinigung heißt: Einfach weg damit, nicht herumbasteln, nicht manipulieren, keine hypothetischen Kartenhäuser. Einfach mal saubere Daten aus einer sauber eingegrenzten Datenmenge liefern.

Z. B. so:

A Treveris (Trier)
leugas XII = 26,64 km - korrekt
Beda vicus (Bitburg)
leugas XII = 26,64 km - unbekannt
Ausava vicus (unbekannt)
leugas XII = 26,64 km - unbekannt
Egorigio vicus (Jünkerath)
leugas VIII = 17,76 km - korrekt
Marcomago vicus (Marmagen)
leugas VIII = 17,76 km - falsch (Luftlinie 23 km!)
Belgica vicus (Billig)
leugas X = 22,2 km - falsch (kaum mehr als 13 km!)
Tolbiaco vicus Supenorum (Zülpich)
leugas XVI = 35,52 km - korrekt
Agrippina civitas (Köln)[/quote][/Quote]
 
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