Myriokephalon-Wendepunkt in der Geschichte von Byzanz?

ALKIBIADES

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Die große byzantinische Gegenoffensive in Kleinasien,die 1097 unter Kaiser Alexios startete,fand um das Jahr 1176 ihren Höhepunkt,und ist letztendlich gescheitert. Byzanz hatte vor 1176 eine ziemlich starke Position in Kleinasien.Das Reich schien gesichert, Manuel betrieb Großmachtspolitik im gesamten östlichen Mitelmeerraum und Süditalien. Das Kaiserliche Heer war gross,und gut gerüstet. Zwar bestand ein großer Teil aus Söldnern,jedoch hatten diese sich unter den Komnenen stets als zuverlässig erwiesen. Zu dieser Zeit baute Manuel auf den Friedensvertrag mit Kilidsch Arslan II von 1154 auf. In diesem Jahr wurden die Seldschukischen Truppen von den Byzantinern geschlagen, der Sultan ersuchte um Frieden.Doch schien 1176 alles wieder anders zu sein,da die seldschuken wieder erstarkt sind.
Kaiser Manuel beschloß gegen Ikonion zu ziehen, und die Türken ganz ins innere Anatoliens zu vertreiben.Doch in den Engpässen von Myriokephalon (nahe dem heutigen Eski Sehir) erlitt sein Heer eine vernichtende Niederlage.Der Verlust an Ansehen war riesig.Auch wurde das Heer dadurch entscheidend geschwächt.
Was meint ihr? Wäre diese Niederlage zu vermeiden gewesen? Steven Runciman schreibt in seiner Geschichte der Kreuzzüge,daß die Niederlage auf die grobe Fahrlässigkeit des Kaisers beruhte,da er entgegen der Meinung seiner erfahrenen Heerführer, sich in den Engpässen der Schlucht von Myriokephalon einkesseln ließ. Vielleicht hätte ein möglicher Sieg der Byzantiner Ikonion zu Fall gebracht,die Landwege zum heiligen Land (Kreuzfahrerstaaten) geöffnet, und den Verlauf der Geschichte geändert.
Was meint ihr?
 
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These: das Rhomäerreich hat mit Kleinasien sein wichtigstes Truppenreservoir verloren, die Komnenen konnten es nicht zurückgewinnen und waren deshalb zunehmend auf Söldnertruppen angewiesen.

Söldner sind weniger kontrollierber und undisziplinierter als eine Berufsarmee, was zur Folge hat, dass u.a. die militärische Aufklärung leidet. So kommt es zu Pannen wie Einkesslung in einer Schlucht. An diesem Strukturproblem hätte auch ein Sieg nichts geändert, bestenfalls hätte man Kleinasien in jahrhundertelangen Kämpfen zurückerobert (wie den Balkan von den Bulgaren), aber dafür fehlten wiederum die Kräfte.

Anmerkung: gegen die Bulgaren gab es 813 eine ähnliche Niederlage, sogar ein Kaiser wurde gefangen- trotzdem hat sich das Reich zeimlich schnell erholt, weil noch Reserven vorhanden waren.

(Mein erster beitrag im Mittelalter, wie mir grade auffällt)
 
Nun,die Armee der Komnenen bstand nicht nur aus Söldnern.Auch byzantinische Kontigente waren vorhanden.
Es war glaub ich eher so,daß Byzanz nicht mehr die Kraft hatte große Niederlagen zu verkraften,wie im 9 oder 10 Jahrhundert.Aber du hast Recht,auf Söldner ist oft kein großer Verlass.Man konnte zb die Normannischen Söldner kaum gegen die Kreuzfahrerstaaten einsetzen.Türkische Söldner wiederum kämpften ungern gegen ihre Seldschukischen Stammesgenossen.
 
Es stellt sich hier jedoch die Frage, ob nicht vielmehr die innerpolitischen Probleme ausschlaggebend für den letztendlichen Niedergang des Reiches verantwortlich war. Meine damit die ständigen Machtwechsel, die Korruption, Blendungen, Wiedereinsetzen alter Kaiser, etc. Muss ich mich aber noch mal genauer schlau darüber machen.
 
Manuel hienterließ nach seinem Tod einen elfjährigen Sohn,und eine Regentschaft. Seine Großmachtspolitik hatte das Reich zunehmend geschwächt.Die Niederlage von Myriokephalon bedeutete den Verlust wichtiger Festungen in Kleinasien.Um 1200 hatten die Seldschuken große Gebiete dort erobert.Es folgte eine Reihe von schwachen und unfähigen Kaisern...alle Vorraussetzungen für den Verfall waren also gegeben....
 
Den historischen Wendepunkt, bzw. den Anfang vom Ende sieht man in der Geschichtsschreibung eigentlich schon früher, nämlich mit der katastrophalen Niederlage der byzantinischen Armee bei Mantzikert 1071 a.d. Diese Niederlage hatte den langfristigen Verlust von grossen Teilen des vorderen Kleinasiens und somit wichtiger Rekrutierungsbasen zur Folge. Das Jahr 1176 als historisches Datum ist mir weniger bekannt.
 
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Ich habe in "Byzanz. Das zweite Rom" von Ralph-Johannes Lilie gelesen, dass Friedrich Barbarossa nach der Niederlage von Myriokephalon Manuel Komnenos sogar dazu aufforderte, den Kaisertitel endlich aufzugeben. Nach Myriokephalon war es mit der Großmachtpolitik endgültig vorbei. Erschwerend kommt hinzu, dass nach Manuels Tod vier Jahre später kein starker Nachfolger vorhanden war, der die Funktion des Familienoberhauptes der Komnenen und des byzantinischen Kaisers angemessen hätte erfüllen können - und darauf basierte das Herrschaftssystem dieser Dynastie. Alexios II. war ein Kind, seine Mutter, die als Regentin fungierte, unbeliebt und der Usurpator Andronikos I. war längst nicht allgemein akzeptiert. Unter der Herrschaft der Angelen verfiel Byzanz dann vollends. Möglicherweise hätte die byzantinische Geschichte nach 1176 einen etwas glücklicheren Verlauf genommen, hätte Manuel Komnenos 10 Jahre länger gelebt, oder wäre schon 1180 ein geeigneter Nachfolger vorhanden gewesen.
 
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