Da sind wieder einige Schnellschüsse dabei.
Die Sollstärke der Legionen von Germanicus hat nach den Kämpfen nicht mehr bestanden,
Keiner weiß, ob die Sollstärke bei den eingesetzten Legionen überhaupt bestand. Die hier erwähnte Revolte, Feldzüge, die jahrelange Grenzstationierung mit der damit verbundenen großen und großflächigen Aufgabenverteilung sprechen dagegen.
Er konnte wohl mit der Schmach der Niederlage das Jahr nicht beenden?
Oder war er gezwungen es noch einmal zu tun? Oder liegen sie schlicht in der ohnehin geplanten Route...oder oder oder...
Ein Hinweis für die entscheidende Niederlage der Römer ist die Rede des Arminius vor dem Kampf gegen Marbod.
...
Und das Tacitus nicht dabei war, ist natürlich klar. Aber er muß über Quellen verfügt haben, in denen es auch gestanden hat, wie die Feldherrn ihre Truppen zum Kampf einheizten. Somit müssen diese Textpassagen nicht erfunden sein. Es ist durchaus möglich, daß die Römer darüber Kenntnis erhielten.
Topoi sind genau das, wie Quijote schon sagte. Reiht man sie inhaltlich aneinander erkennt man die Tendenz des Autors die sich, vergleicht man sie mit den gestae Beschreibungen eine Haltung wiederspiegeln. Darum wissen wir ja auch, das Tacitus pro Germanicus und anti Tiberius war. Aber da sind wir wieder in dem von dir so ngeliebten Feld der QUellenkritik.
Selbst
wenn jemand oral die Rede wiedergab, der sie nach wochenlangen Feldzügen noch kannte war sie schon zu dem Zeitpunkt verfremdet, und wie diese Überlieferung dann in ernsthaften Archiven zu Händen des Tacitus gekommen sein soll.... und vor allem was daran auch nur Andeutungsweise noch der ursprünglichen Rede entsprochen haben soll...
Aber wie gesagt, davon abgesehen war es üblich, ja fast literarische Pflicht, Reden in den Mund zu legen, antike Sitte sozusagen.
Marbod besaß zu dem Zeitpunkt ein gutausgebildetes Heer von ca. 70.000 Mann, d.h. auf der anderen Seite (trotz gegenseitiger Übertritte) muß ebenfalls so eine Stärke existiert haben.
Muß? Keineswegs, das ist nur eine gewünschte Schlußfolgerung. Die Zahlen können aufgrund der vagen Quellenlage in dieser Hinsicht auch völlig andere Verhältnisse beinhaltet haben, und ein Heer kann durchaus kleiner gewesen sein.
Die Verluste der Cherusker und ihrer Verbündeter aus den Römerkriegen können daher nicht allzugroß gewesen sein.
Und aus der ersten voreiligen Schlußfolgerung gleich die nächste zu ziehen...
Es gibt eine Menge Möglichkeiten, wie es sehr wohl zu schlimmen Verlusten gekommen sein kann ohne dass diese eine Wehrunfähigkeit nach sich ziehen.
I. Wie Michael Sommer glänzend beschreibt haben die Stämme sich zu einer relativ offenen Kommune entwickelt, die enorm assimilationsfähig waren und deren Reiz sich auf Erfolg belief. Die Cherusker waren, bei allen ausfällen nun mal erfolgreich, wer will das nach Varus noch abstreiten?
Damit ist in den Folgejahren mit einem starken Zuzug zu rechnen, der allein den Stamm der Cherusker wieder verstärkte und mögliche Verluste wieder ausglich.
II. Die Schläge der Römer gingen wirklich ins Leere.
III. Die Römer erwischten "nur" die falschen Bevölkerungsanteile, rechneten diese aus Unwissen jedoch anders an. Dafür spricht m.E. auch die verschwindende Rolle des Stammes in den Folgegenerationen.
Auch die Tatsache, dass andere Stämme (nicht nur Germanen) als mit schweren Verlusten unterworfen galten und doch wieder einen Aufstand anzetteln konnten deutet hier auf durchaus weitere Möglichkeiten hin, als dass die Römer einfach nicht die Toten zählen konnten und wußten, wann es schmerzhaft viele waren.
Und sicher gibt es noch einige Möglichkeiten mehr, dies nur als Alternativen zu dieser "zwingenden" Schlußfolgerung.
Nach den Schlachten von Idistaviso und dem Angrivarierwall schickte er Stertinius wieder gegen die Angrivarier
Übrigens auch hier wieder so ein Beispiel, diesmal sogar selbst angeführt.
Tacitus läßt "Schiffbrüchige" im Inland auftauchen. Meine Vermutung geht dahin, daß es sich bei den "Schiffbrüchigen" um römische Legionäre handelte, die während der großen Schlachten in germanische Gefangenschaft gerieten. Das durfte anscheinend offiziell nicht erwähnt werden. Auch erscheint die Freigiebigkeit des Germanicus irgendwie rätselhaft? Wieso ersetzt er den Legionären den erlittenden Schaden in voller Höhe? Resultiert das noch aus der Meuterei der Legionen heraus?
Wenn es nicht immer nur dann geschähe wenn es gerade paßt wäre ich hoch erfreut endlich mal kritische Lesart zu finden...
Aber auch hier sind die Möglichkeiten deutlich breiter gefächert, warum was wieso bei Tacitus so zu finden ist.
Die Ems ist einfach zu flach! Ferner kannten die Römer die Weser (siehe Hedemünden) und die Elbe genau.
Da ist dann eher die Frage: war sie damals auch zu flach, und ist zu auch zu flach für römische Schiffe gewesen?