Cassandra schrieb:
Verzeih mir meine Resistenz, aber ich bin noch relativ neu hier. Nun gut, zwei Teile, zwei Herrscher, zwei Sprachen und dann auch noch Eroberung. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Was außer der Religion hielt denn das römische Reich eigentlich noch zusammen?
Eine Herrschaftsteilung gab es schon vorher oftmals. Seit 285 wurde das mehr oder weniger Mode, wobei es oftmals nicht nur zwei, sondern auch drei oder vier Teile bzw. Herrscher gab. Wie will man denn da bestimmen, ab wann es zwei Reiche gab? Das Reich selber blieb offiziell eins und unteilbar, die Herrschaft wurde mal geteilt, mal regierte ein Alleinherrscher. Deswegen ist es einfach Unfug, von zwei verschiedenen Reichen auszugehen. Außerdem war es nicht nur die Religion, die beide Teile verband, sondern auch die Sprache (ich habe in meinem oberen Beitg bereits geschrieben, dass das Griechische erst unter Heraklios Amtssprache wurde, damals gab es so etwas wie ein "Weströmisches Reich" nicht mehr); und natürlich die Verwandtschaft der Kaiser bis 455...
Cassandra schrieb:
Ich gehe mal davon aus, das der Gute dachte, Konstantin gründete die byzantinische Hauptstadt (zweites Rom). Könnte man zumindest annehmen, das dies auch der Beginn einer angeblich Teilung sein könnte. Soweit ist das doch nicht hergeholt.
Ob nun Konstantin der Große Byzantium zur neuen Hauptstadt erhoben hat oder nicht ist in diesem Zusammenhang meiner Meinung nach egal. Es geht mir ja nicht um die Gründung von Byzanz (von dem man meines Erachtens erst ab Heraklios sprechen kann, zur Unterscheidung des Römischen Reiches der Antike), sondern um die angebliche Reichsteilung, die nun mal nie stattgefunden hat. Dass Konstantin eine neue Hauptstadt begründet hat ist, finde ich, nichts Besonderes. Zum einen haben seine Vorgänger schon andere Hauptstädte als Rom gehabt (zur Zeit der Tetrarchie hatte jeder seine eigene Hauptstadt: Diokletian in Nikomedia, Galerius in Sirmium, Maximian in Mailand und Constantius I. in Trier, keiner wollte mehr was mit Rom zu tun haben; und war es bereits Maximinus I. gewesen, der 235-238 einhundert Jahre vor Konstantin in Sirmium residiert hat); zum anderen hätte jeder halbwegs vernünftige Kaiser eine andere Hauptstadt gewählt, Roms Glanz war ja zu dem Zeitpunkt schon längst verblasst. Und die Erhebung einer neuen Hauptstadt hat ja nicht zwangsweise etwas mit einer Reichsteilung zu tun. Insofern ist es absurd von einer Teilung nach Konstantin zu sprechen.
Cassandra schrieb:
Zitat: Kaiser Justinian I. (Reg. 527-565) unternahm den Versuch, den Westen zurückzuerobern. Tatsächlich schaffte er es, den südlichen Teil der iberischen Halbinsel, Nordafrika und sogar Italien inklusive Rom zurückzuerobern. Gegen Ende seiner Regierungszeit war das Reich jedoch bankrott. Und nur wenige Jahre nach seinem Tod fiel das germanische Volk der Langobarden in Italien ein und nahm den Byzantinern Rom ab.
So harmonisch kann also die Herrschaftsteilung nicht gewesen sein. Zumindest nicht kurz vor den Einfall der Muslime.
Was hat die Herrschaftsteilung mit dem Einfall der Sarazenen zu tun? Das Reich soll ja 395 geteilt worden sein, die Sarazenen fielen erst im siebten Jahrhundert ein, das sind ein paar Jahrhunderte. Die Eroberung Italiens durch die Langobarden und die Eroberung Nordafrikas durch die Sarazenen haben wenig miteinander zu tun.
Cassandra schrieb:
Die Muslime sind doch erst zu Beginn des 7. Jahrhunderts in Syrien eingefallen, also zur Zeit der Herrschaft von Kaiser Heraklios. Wenn wir denn von einer Teilung sprechen können, dann war sie Anfang des 7. Jahrhunderts im vollen Gange. Und somit ist zumindest meine Aussage richtig, das schon vor den Einfall der Muslime in Syrien, das römische Reich mit sich selbst zu beschäftigt war.
Im siebten Jahrhundert gab es keine Herrschaftsteilung im Römischen Reich. Wie kommst du darauf? Herrschaftsteilungen sind keine Aktionen, die über Jahre hinweg flüssig verlaufen. Sie finden einfach statt. Zwei oder mehr Kaiser teilen sich die Herrschaft über ein Land auf. Das fand 337 oder 395 statt, aber nicht zur Zeit des Heraklios, da gab es nur einen Kaiser. Und nach seinem Tod 641 fand eine andere Art von Herrschaftsteilung zwischen Konstantin III. und Heraklonas statt, die nichts mit denen des vierten Jahrhunderts zu tun hat; nach Heraklios' Tod war es nicht so, dass der eine den einen Teil und der andere den anderen Teil des Reiches herrschte, sondern beide Brüder regierten gemeinsam über das Reich (oder besser gesagt keiner regierte, da Konstantin bereits nach kurzer Zeit verstarb, ohne was Großes gemacht zu haben, und seine Stiefmutter Martina die Regentin des jugendlichen Heraklomas wurde).