Napoleon in der Geschichtsbewertung

Die Frage bei Napoléon ist doch immer womit man ihn vergleicht, wenn Kritik greifen will.

Wenn man die Bauernbefreiung mit dem rechtlichen Status der Bürger in den neu von Frankreich besetzten Gebieten vergleicht, hakt es ja schon daran, dass Preußen bzw. „Ostelbien“ eh eine Sonderrolle einnimmt. In vielen Staaten wie Österreich und Baden war die Leibeigenschaft um 1800 schon längst abgeschafft. Selbst wo sie noch existierte zeigte sich, dass man von vielen Forderungen wie Fronarbeit aus zwei Gründen absah: 1. weil es sich nicht mehr mit den vorhandenen Machtmitteln umsetzen ließ und 2. weil es einfach nicht wirtschaftlich war (Fachleute im Straßen- und Schlossbau sind wohl günstiger als ungelernte Laien).
Zeitgenossen war oftmals bewusst, weshalb in Deutschland der Funke der Revolution einfach nicht überspringen wollte, einfach weil die Lage als nicht so bedrückend wie im Ancien Régime in Frankreich empfunden wurde – die Pfalz wird manchmal als Ausnahme angeführt.

Verglichen mit den Staaten Osteuropas war die Bauernbefreiung Napoléons doch recht weitgehend - Russland hat die Befreiung der Bauern faktisch erst 1917 abgeschlossen, während sie in Westphalen schon seit 1807/08 durchgeführt wurde. Natürlich gab es auch Teile Europas, die ohne den Eingriff Frankreichs einen gewissen gesellschaftlichen "Fortschritt" erzielt hatten - aber an Gebieten Europas, die überhaupt nicht von der Revolution und den napoleonischen Kriegen berührt wurden, kann man die Folgen des Verschlusses gegen jede gesellschaftliche Modernisierung absehen.

Wenn man aber mit harscher Kritik gegenüber Napoléon auftritt, muss man andererseits auch nach den Alternativen fragen. Dem Direktorium, wenngleich unserem modernen Verständnis von Demokratie deutlich näher als Napoléons Diktatur, jammerte offenbar kaum einer eine Träne nach. Es kam ja auch anders als 1793 beim Sturz der Gironde-Regierung nicht etwa zu einem Bürgerkrieg von Republikanern gegen Republikaner (gemäßigte gegen radikale).
Wer wäre also die personelle Alternative gewesen? Ducos und Sieyès waren dann im Konsulat offenbar leicht zu integrieren und zahnlose Löwen. Auch wenn manch einer auch nach 1800 wohl gern Moreau anstelle Bonapartes am Ruder gesehen hätte, widersprach dies sowohl Moreaus Charakter (ehrlicher, geradliniger, auch vom Feind geachteter Soldat) als auch seinen Intentionen (er soll es ja schon selber abgelehnt haben eine solche Rolle zu übernehmen).

Das Direktorium hat ja auch selbst an seiner Überwindung gearbeitet - es waren immerhin waren zwei von fünf Direktoren Teil der Verschwörung des 18. Brumaires. Einfalch weil das bestehende System nicht erhalten werden konnte, da es sowohl innenpolitisch (Inflation, Schulden, Staatsstreiche gegen gewählte Abgeordnete) als auch außenpolitisch (Zurückeroberung Italiens durch Österreich, Niederlagen Jourdans in Deutschland) am Ende war.

Was die Alternativen zu Napoléon angeht, so behaupte ich einfach einmal, dass es in der damaligen Situation für Frankreich keine "demokratische" Alternative gab: Das Land war ja immer noch gespalten in die unversöhnlichen Lager der Republikaner/Liberale und Monarchisten, deren Feindschaft sich in 1815 nach der zweiten Abdankung Napoléons im weißen Terror äußerte.
Die Wahlen aber hatten mehrmals eine radikale Mehrheit im Parlament des Direktoriums hervorgebracht - sowohl eine royalistische Kammer, die das Ende der Repiblik bedeutet hätte, als auch eine jakobinische Kammer, die die relative Stabilität des Direkatorium gefährdet hatte, waren in der Lage, in der sich Frankreich befand, nicht akzeptabel.

So gesehen war, zumindest aus der Sicht der damals führenden Republikaner, jedes politisches System ausgeschlossen, in der die Öffentlichkeit direkten Einfluss auf die Zusammensetzung der politischen Organe nehmen konnte - "Das Vertrauen kommt von unten, die Autorität von oben", Leitspruch, der Sieyès Verfassungsentwurf gut beschreibt.
Die Frage war letztendlich nur, ob ein oligarchisches System (mit Siyès und Ducos Partei an der Spitze) oder ein diktatorisches System (mit Napoléon als Herrscher) aus dem Sturz des Direktoriums hervorgehen würde. Und da hatte der populäre Bonaparte, noch dazu General der putschende Truppen, einen klaren Vorteil im Machtkampf gegen die intellektuelle Minderheit der gemäßigten Republikaner.

Ich gebe dir also Recht, eine gangbare innenpolitische Alternative neben Napoléon gab es 1799 einfach nicht - das Direktorium war diskreditiert und am Rande seiner Leistungsfähigkeit, Sieyès und Ducos konnten sich gegen Napoléons Popularität bei Bevölkerung und Armee nicht durchsetzen, die Royalisten hatten keine Machtmittel gegen die Französische Republik zur Verfügung.

Auf Europa bezogen aber hatte die franz. Revolution sowohl in den Niederlanden als auch in Italien Systeme installiert für welche die napoleonische Expansionspolitik und Rücksichtslosigkeit destabilisierend wirkte. Napoléon hat die Einverleibung des Königreichs Holland als einen seiner großen Fehler bezeichnet. Wenn man so mit seinen Bündnisgenossen umsprang, war es doch sehr unwahrscheinlich, dass sie einen stützen würden, sobald man selber in der Klemme saß. Das bewahrheitete sich ja 1813/14 auch.

Aber war das wirklich Napoléons Verantwortung? Als er das Königreich Holland annektierte, dann eben weil es ihn schon in der Klemme gelassen hat. Soweit ich weiß hatte sich ja Louis Bonaparte geweigert, die Kontinentalsperre in den Niederlanden konsequent durchzusetzen.

Natürlich musste sich eine gegen den Handel gerichtete Maßnahme wie die Kontinentalsperre negativ auf die Wirtschaftsleistung des maritimen Hollands auswirken - aber es lag ja wiederum nicht in Napoléons Macht, die Briten auf direktem, militärischen Wege zum Frieden zu zwingen.

Sowohl in den franz. Departements in Deutschland als auch in Westphalen hatte das Regime in den Jahren zuvor nicht geschafft eine Anhänglichkeit mit dem neuen System zu generieren. Die Problematik wirkte sich ja in beide Richtungen aus. Die Regierenden misstrauten den bespitzelten Einwohnern, so dass man garnicht erst eine Art Landesdefension 1813 ins Leben rief, während andererseits die Einwohner auch nichts dafür übrig gehabt hätten. Das System Napoléon hatte über 5-6 Jahre etliche Versäumnisse, die ihnen letztlich zwangsläufig auf die Füße fallen mussten.

Diese Unzufriedenheit Frankreichs und Europas ist direkt auf die Herrschaftsmethoden und die Wirtschaftspolitik der Regierung des Französischen Kaiserreiches zurückzuführen. Aber war es Napoléons einziges Ansinnen, durch die Kontinentalsperre dem europäischen Handel die Lebensgrundlage zu entziehen oder die jugendliche Bevölkerung der Wehrpflicht in Spanien und Russland zu unterwerfen?

Ich nehme an, Napoléons war durch drei Motive geleitet:

  1. Einem französischen Nationalismus, der Frankreich als wichtigste Nation Europas sah und deshalb das Französische Kaiserreiche zum führenden Staat Europas machen wollte.
  2. Einem Cäsarismus, d. h. Napoléons persönliche Bewunderung für die römische Antike - er sah sich als neuen römischen Kaiser sah und wollte Europa unter einem neuen System ordnen.
  3. Einem Modernisierungsgedanken, der die französische Revolution oder zumindest ihre Errungenschaften als Beispiel und Handlungsanleitung für alle Staaten Europas sah und Frankreich als Werkzeug dieser Modernisierung sah.
Diese Ziele haben Großbritannien und die Monarchien Europas nicht überraschend als Bedrohung ihrer Macht gesehen.

Der Hauptunterschied zwischen dem Regime Napoléons und dem aufgeklärten Absolutismus ist doch, dass zumindest nach außen hin Napoléon eine Art von Mitsprache der Bevölkerung suggerierte.

Was darauf schließen lässt, dass Napoléon die republikanische Ideologie als fundamental und nützliches Legitimationsinstrument ansah.

Er selber war wohl monarchisch gesinnt und scheint mit dem republikanischen System nicht viel angefangen zu haben.

Was davon abhängt, wie man "republikanisch" definiert. Viele Publikationen aus der Zeit Napoléons sahen in seinem Regime ein republikanisches System, da immerhin seine Herrschaft auf der mehr oder wenig ehrlichen Zustimmung der Mehrheit der Bürger (und nicht "Untertanen") des Kaiserreiches beruhte.

Die modernere Geschichtsschreibung (wie letztens Napoleon und Bayern) bewertet auch Napoléons Verhalten sehr differenzierter. Es ist wahrscheinlich eine Sisyphosarbeit Napoléons Regime mit dem franz. Ancien Régime (wie es auch N.s Zeitgenossen taten) und obendrein den zahlreichen Staatsmodellen in v.a. Mitteleuorpa in ein Verhältnis zu setzen. Aber nur das führt zu einem stimmigen, sinnvollen Gesamtbild.

Gibt es denn ein Gesamtwerk, dass eine solche detaillierte Kleinstanalyse durchführt? Oder muss man sich das mühevoll aus verschiedensten Quellen zusammenlesen, wie ich es bisher getan habe?
 
In Kassel war vor einigen Jahren eine Ausstellung zu sehen, die sich mit dem kleinen Bruder- König Lustick beschäftigte.


Eigentlich hatte Jerome Bonarparte und das Königreich Westphalen eine Menge positiver Errungenschaften vorzuweisen, und zumindest in der Residenz Kassel, wo ein beachtlicher Teil des liberalen Bürgertums hugenottische Vorfahren hatte, war Jerome recht beliebt. Zum ersten Mal waren in Kurhessen alle Menschen vor dem Gesetz gleich. Es gab das erste Parlament auf hessischem Territorium, der Code Civil und der Code Penal wurden eingeführt, die Patrimonialgerichtsbarkeit des Adels abgeschafft, Geschworenentribunale eingeführt und eine umfassende Justizreform durchgeführt, die auch Kurfürst Wilhelm I. nach seiner Rückkehr aus dem Exil nicht rückgängig machte. Beamte mussten eine qualifizierte Ausbildung vorweisen und Richter und Anwälte ein Studium der Jurisprudenz absolvieren, um praktizieren zu können. Gegen das Bandenwesen wurde eine qualifizierte Gendamerie aufgestellt und Verfahren und Prozesse vereinfacht´, rationalisiert und beschleunigt. Luxus- und Kleiderordnungen wurden abgeschafft, die Erbuntertänigkeit der Bauern beseitigt, und auch Juden wurden gleichberechtigte Bürger. Die Auflösung der Zünfte 1809 und die Einführung der Gewerbefreiheit wurden nicht von allen Handwerkern begrüßt, dennoch profitierte die Tuchindustrie von Heeresaufträgen, und Nordhausen in Thüringen erlebte einen Boom im Brauerei- und Brennereigewerbe. Viele Unternehmer, darunter nicht wenige Juden, nutzten die Chancen, die ihnen die Gewerbefreiheit bot. Ja, im Königreich Westphalen konnte man sogar aus der Kirche austreten.

Dennoch wurden die Kosaken des Generals Czernitzew 1813/14 von der Mehrheit der Bevölkerung Kassels und Marburg begeistert als Befreier begrüßt, und Wilhelm I. von Hessen-Kassel mit Jubel empfangen, als er Ende 1813 aus dem Exil zurückkehrte. Dieser hatte, als er 1785 als Landgraf Wilhelm IX. seinen Vater Friedrich II. beerbte und in Kassel einzog, recht hoffnungsvoll seine Regentschaft begonnen und per Dekret die Folter abgeschafft, die allerdings schon unter seinem Vater nicht mehr angewendet wurde, der Voltaire schrieb, dass er daran denke, die Todesstrafe abzuschaffen. Als Wilhelm zurückkehrte, ließ er als erstes im hessischen Militär buchstäblich "alte Zöpfe" wieder einführen und schaffte fast alle Reformen Jêromes wieder ab.

Dem trauerten aber eigentlich nur die Juden nach, deren Emanzipation wieder rückgängig gemacht wurde. Es stellt sich die Frage warum die Erinnerung an das Königreich Westphalen im kollektiven Bewusstsein der meisten Hessen eher negativ war, und man heute noch in Nordhessen ein "Bruder Lustig" ein Synonym für Schürzenjäger und Leichtfuß ist.

1. Hessen hat im Siebenjährigen Krieg sehr unter der französischen Besatzung zu leiden gehabt. Kassel und Marburg hatten beide mehr als ein Dutzend mal die Besatzung gewechselt. Fairerweise muss man sagen, dass auch die alliierte Armee unter Ferdinand von Braunschweig sich nicht besser benahm, besonders berüchtigt war die Legion Britannique. Das änderte allerdings nichts daran, dass die Franzosen von der Mehrheit der Bewohner als Unterdrücker und Marodeure empfunden wurden. Schon 1806 war es zu Übergriffen der französischen Armee gekommen. Als Wilhelm I. schon geflüchtet war, hatten die Garnisonen der hessischen Armee noch die Festungen Ziegenhain und Kassel verteidigt. Als sie kapitulieren mussten, warfen sie die Kanonen in den Festungsgraben. Ein Unteroffizier Triebfürst wurde in Ziegenhain von italienischen Soldaten der Grande Armee füsiliert. Über den letzten Festungskommandanten von Ziegenhain Justus Julius Schenk von Schweinsberg schrieb der 2. Pfarrer Paulus: "Er starb 1807 mit einem althessischen Fluch auf die Lausefranzosen." Der Ruf "Die Franzosen kommen" war in Hessen vergleichbar mit der Angst vor den Deutschen oder der Furcht vor der Roten Armee im 2. Weltkrieg. Diese traumatischen Erfahrungen waren für das Königreich Westphalen eine schwere Hypothek.

2. In der Ausstellung "König Lustick?" 2008 in Kassel kehrten nach über 200 Jahren geraubte Kunstschätze als Leihgaben nach Kassel zurück, die Etablierung des Königreichs Westphalen war für viele Bewohner mit Einquartierungen, Kontributionen und Lasten verbunden.

3. Der Große Bruder Napoleon griff rücksichtslos auf die Ressourcen Kurhessens, Südniedersachsens und Thüringens zurück, um seine Kriege zu finanzieren. 1806 und 1809 wurden Aufstände der althessischen Armee mit großer Härte niedergeschlagen.

4. Auch wenn die Bauernschaft neben den Juden zu den größten Nutznießern der Reformen im Königreich Westphalen gehörte, so war-besonders in der Schwalm, dem Umland der Festung Ziegenhain, die Loyalität zum Haus Hessen-Kassel immer noch groß. Man mag das durchaus mit gewisser Berechtigung als Untertanengeist interpretieren, aber die lange Herrschaftstradition ließ sich nicht per Dekret beseitigen. Seit der Reformation (1537-1546) war Ziegenhain Garnison, zeitweise war dort auch das Staatsarchiv und der Staatsschatz untergebracht, und ganze Generationen von hessischen Bauern hatten in der hessischen Armee gedient. Adelsgeschlechter wie die Schenks von Schweinsberg, von Schwertzells, von Ditfurths, von Wurmbs und von Dörnbergs waren über Generationen Grundherren, Richter, Beamte und Offiziere der Bauernschaft gewesen. Viele hatten unter ihnen im Siebenjährigen Krieg gedient oder waren mit denen in Amerika gewesen. Man kannte sich, und Johann Ewald, der spätere dänische Generalleutnant und Hauptmann des hessischen Jägerkorps schreibt in seinem Buch über den kleinen Krieg, dass Oberstleutnant von Wurmb sich durch eine humane Gesinnung auszeichnete und sich auch bei den Amerikanern Respekt erworben hatte. Die
Aufstände 1806 und der von Dörnbergsche Aufstand 1809 wurden vor allem von ehemaligen Unteroffizieren und Veteranen des Unabhängigkeitskrieges getragen.

4. Mit den neuen Freiheiten im Königreich Westphalen waren auch Pflichten verbunden wie die neu eingeführte allgemeine Wehrpflicht. Etliche Bürger und Bauern wurden eingezogen, um in Spanien und Russland Kriege auszufechten, die nicht die ihren waren. Von der westphälischen Armee haben von 28.000 Mann, die mit Napoleon nach Russland aufbrachen, nur knapp 1000 Soldaten die Heimat wiedergesehen. Aus Spanien sind von ca 8000 Mann nur 1/8 zurückgekehrt.
 
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Wenn man die seriösen, aus sehr unterschiedlichen historischen Schulen kommende, Napoleon-Biographien betrachtet, dann drängt sich mir nicht das Bild einer "Verherrlichung" auf:

Betrachtet man jetzt primär deutsche Biographien dann ergibt sich - auf die Schnelle - folgendes Bild für mich:
ältere:
Markov: Napoleon und seine Zeit
Tulard:Napoleon oder der Mythos des Retters
Lefebvre: Napoleon

neuere:
Ullrich: Napoleon
Willms: Napoleon

Dabei ist die Willms-Biographie wohl die am meisten rezipierte und die ist explizit sehr kritisch.

Ich habe mal eine Frage hierzu:

Ich habe das Buch Napoleon von Vincent Cronin gelesen und möchte gern von euch wissen, ob dies aus historischer Hinsicht akzeptable ist. Ich habe den Eindruck, das sich der Inhalt auf tatsächliche Ereignisse beruht. Oder weicht es doch bissel ab?
Könnte jemand mir bitte eure Einschätzung aus historischer Hinsicht vermitteln?

Für hilfreiche Hinweise bin ich sehr dankbar; denn Filme bzw. Dokus genügen mich einfach nicht mehr. Ich möchte es besser wissen.

LG Monika
 
Hallo liebe Gemeinde,
Ich habe mich zwar schon mit Napoleon befasst, doch bleiben einige Fragen offen, die mich beschäftigen und nicht ganz verstanden habe.
Wieso wurde der vorige Ehemann von Josephine de Beauvanais hingerichtet? Was waren die wirklichen Hintergründe, der Zusammenhang? Und beinahe wäre Josephine ihn auf dem Schafott gefolgt?
Hier ging es doch um die Rückgabe der Stadt Mainz?

Und Barras gehörte dem Hochadel an. Wie stand er tatsächlich zu Napoleon? Wurden sie erst durch den Aufstand von Paris auf die Bastille zusammengeführt? Oder bestanden schon vorher Verbindungen? Barras erklärte ihm zum Stabschef und Napoleon beendete den Aufstand auf radikaler Weise. Wie kam es überhaupt zu diesem Aufstand? Waren Hungersnöte allein der Auslöser? Oder steckte noch mehr dahinter in Hinsicht politischer Ereignisse?

Hat Napoleon tatsächlich veranlasst, das Rote Meer mit dem Mittelmeer zu verbinden, oder ist das nur eine Annahme?

Bei dem sog. "Staatsstreich" wurde von den Royalisten Napoleon für Vogelfrei erklärt und sie erklärten das Kommando über seine Truppen für rechtlos. Außerdem wurden mehrere Anschläge auf Napoleon verübt.
Er glaubte nicht an ein Verrat der Royalisten, bis er später erfuhr, das die Burbonen ihn nach seinem Leben trachten wollen und somit lies er den Herzog von de Conde aus dem Haus Burbon (Luis Joseph?) hinrichten.

Könnte mir jemand etwas genaueres hierzu sagen bitte?

LG Monika
 
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Wieso wurde der vorige Ehemann von Josephine de Beauvanais hingerichtet? Was waren die wirklichen Hintergründe, der Zusammenhang?

Zunächst einmal gehörte er einem Stand an, der per se dem Verdacht unterlag, konterrevolutionär zu sein. Dann hätte er sich nach der Mainzer Kapitulation unerlaubt von der Truppe entfernt. Das alleine hätte vor einem Militärgericht schon für die Todesstrafe ausgereicht.
 
Hat Napoleon tatsächlich veranlasst, das Rote Meer mit dem Mittelmeer zu verbinden, oder ist das nur eine Annahme?

Hallo Monika,

auf die Frage kann ich schon mal antworten. Ich habe gerade nochmal bei Wiki nachgeschaut, und das bestætigt, was ich so auch in Erinnerung hatte:

Napoleon hat die nicht neue Idee eines Kanals wieder aufgegriffen, und auf seiner Ægypten-Expedition Messungen durchfuehren lassen - allerdings kam man zu einem falschen Ergebnis, weshalb der Bau seinerzeit nicht begonnen wurde.
Guck mal bei Wiki unter "Sueskanal" und unter Jaques-Marie Le Père. Der hat's vermessen.

Bei dem sog. "Staatsstreich" wurde von den Royalisten Napoleon für Vogelfrei erklärt und sie erklärten das Kommando über seine Truppen für rechtlos.
Außerdem wurden mehrere Anschläge auf Napoleon verübt.
Er glaubte nicht an ein Verrat der Royalisten, bis er später erfuhr, das die Burbonen ihn nach seinem Leben trachten wollen und somit lies er den Herzog von de Conde aus dem Haus Burbon (Luis Joseph?) hinrichten.

Könnte mir jemand etwas genaueres hierzu sagen bitte?

Was mir hierzu einfællt:
Dass Napoleon fuer Vogelfrei erklært wurde, kenne ich nur nach seiner Rueckkehr aus Elba. Da hatten die Teilnehmer des Wiener Kongresses eine solche Erklærung abgegeben.

Die Gefahr von Umsturzversuchen der Royalisten war eine reelle. Du hast richtigerweise die Anschlæge erwæhnt. Wenigstens einmal ging es knapp aus, als eine "Høllenmaschine" (Bombe) ihn auf dem Weg zur Oper erwischen sollte.
Der Herzog von Enghien (den meinst du) war da nur ein "Platzhalter". Er war zwar naturgemæss ein Gegner Napoleons, hatte aber mit Anschlægen nichts zu tun. Hier ging es nur darum, ein Exempel zu statuieren.

Die Hinrichtung es Herzogs war, wie Fouché sagte, mehr als ein Verbrechen, es war ein Fehler. Die aussenpolitischen Folgen (man hatte ihn in einer Militæraktion von Baden nach Frankreich verschleppt) waren mehr als unangenehm, und der "Prozess" im Schnellverfahren unrechtmæssig.

Ich habe das Buch Napoleon von Vincent Cronin gelesen und möchte gern von euch wissen, ob dies aus historischer Hinsicht akzeptable ist. Ich habe den Eindruck, das sich der Inhalt auf tatsächliche Ereignisse beruht. Oder weicht es doch bissel ab?
Könnte jemand mir bitte eure Einschätzung aus historischer Hinsicht vermitteln?

Es ist lange her, dass ich diese Biographie gelesen habe. Ich habe sie als recht "schwer" in Erinnerung.
Wie alle Biographien, erhebt sie den Anspruch, "wahr" zu sein. Aber wie das so ist - andere Biographen kommen zu anderen Einschætzungen.
Je mehr Biographien du liest, desto interessanter wird das Thema Napoleon eigentlich. Jeder hat seine eigene Sichtweise und Schwerpunkte. Es lohnt sich!

Gruss, muheijo
 
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Und Barras gehörte dem Hochadel an. Wie stand er tatsächlich zu Napoleon? Wurden sie erst durch den Aufstand von Paris auf die Bastille zusammengeführt? Oder bestanden schon vorher Verbindungen? Barras erklärte ihm zum Stabschef und Napoleon beendete den Aufstand auf radikaler Weise. Wie kam es überhaupt zu diesem Aufstand? Waren Hungersnöte allein der Auslöser? Oder steckte noch mehr dahinter in Hinsicht politischer Ereignisse?
Barras war ein Graf. Aber das sollte man nicht überbewerten. Recht viele Revolutionäre, egal ob radikale Jakobiner oder gemäßigte waren Adelige. Ob sie nun wie Saint-Just dem Militärmilieu (sein Vater war Offizier und wurde geadelt) entstammten oder geadelte Beamte waren (wie bei den Robespierres), ob sie altem oder neuem Adel entstammten, war eigentlich ziemlich egal. Der Duc d'Orléans bspw. war ja einer der führenden Revolutionäre und das als ein Prinz von Geblüt (!). Er wurde als so radikal wahrgenommen, dass man ihn deswegen sogar ermorden wollte. Die Einordnung als Gemäßigter, die man heute teilw. findet, entspringt einem Vergleich mit den Robespierristen, die Philippe Égalité verachtete... Barras ist eine herrlich widersprüchliche Persönlichkeit. Selber gehörte er während des Terreur den radikalsten Männern des Regimes an und war für einige Greueltaten persönlich verantwortlich. Anders als die meisten seiner "Kollegen" aus dieser Zeit hat er den Thermidor scheinbar primär deswegen, und auch die zweite Verfolgungswelle, als es auch einigen ehemals radikalen Thermidorianern an den Kragen ging, überlebt. Selbst seine engen Partner aus dem Terreur wie Carnot, der wahrscheinlich fähiger als Barras war, wusste er im Directoire kalt zu stellen. Ich glaube nicht, wenn Du darauf hinaus willst, dass es für Barras eine Rolle spielte, ob Bonaparte nun ein Neuadeligen war (was dieser sicher nicht gern gehört hätte) und Barras evtl. älterem Adel angehörte. 1795 war Barras schlicht und ergreifend ein Mann der Stunde, einer der es verstand, sich in den politisch turbulenten Zeiten obenauf zu halten. Ich kenne jetzt Cronin nicht so gut, fand aber dass Michelet sehr schön dieses Chaos von 1795 einfängt.

Man muss sich vergegenwärtigen, dass alle Regime seit 1789 extrem instabil waren. Die Regierungen hielten oft nur ein paar Monate. Laufend wurden die Kabinette ausgewechselt. 1795 fällt einiges zusammen. Der Thermidor 1794 hat viel Staub aufgewirbelt. Die direkte Bedrohung durch die Regierung wurde mit Sturz des Triumvirats, Robespierre-Couthon-Saint-Just sicherlich nicht mehr als so extrem empfunden. Die Zeitungen 1795 sind schon im Frühjahr voll mit den Emigranten, die es wagten nach Lyon zu kommen und dass es "en mode" wurde dem König nachzutrauern. Der Terreur war von Anfang an nur eine Art von Übergangsregierung. Frankreich war aber im Terreur sozusagen ein Land ohne Verfassung, da die Machthaber meinten, die Konstitution des Jahres II nicht in Kraft setzen zu dürfen, da diese gegen die Regierung instrumentalisiert worden wäre (Saint-Just oder so jemand argumentierte auch mal so im Konvent). Dieses Vakuum, die Unsicherheiten im Zusammenhang mit einer nicht angewendeten Verfassung, mussten irgendwie überbrückt werden bis im September 1795 die Verfassung des Jahres III angenommen und in Kraft gesetzt wurde. Anders als zuvor wurde ein Parlament mit 2 Kammern installiert - welche jedoch auch z.B. in Karikaturen als eine enorme finanzielle Belastung für die Bevölkerung angegriffen wurden. Wir haben also zwischen dem Juli 1794 und der Konstituierung der neuen Ordnung im September 1795 eine Zeit großer Ungewissheit (in einem Jahrzehnt des Chaos und der Umstürze, muss man freilich hinzu setzen). Wem die neue Regierung von 1795 trauen durfte, stand ja eh auf einem anderen Blatt. Ehedem waren die Generäle ja von Abordnungen des Terreur-Regimes streng überwacht. Bonaparte war sicherlich, wenngleich zeitweise ein wenig verdächtigt, ein verhältnismäßig unbeschriebenes Blatt, dass sich obendrein vor Toulon ausgezeichnet hatte.
 
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