Noch einen exotischen Fall, der aber die britische "kontinentale" Strategie im Zweiten Weltkrieg aufhellt und der zu der kompromissloseren US-Haltung ab 1941 recht schwere Friktionen auslöste:
Military Affairs 1974, S. 23.
J. K. Sweeny: The Portuguese Wolfram Embargo: A Case Study In Economic Warfare.
Portugal lieferte zT auch über See (!) das von Deutschland u.a. für die Munitions- und Panzerstahlfertigung dringend benötigte
Wolfram. Mit Kriegsausbruch 1939 gestand Großbritannien - als politische Linie für Blockadefälle - Portugal wie den anderen neutralen Ländern die Weiterführung im Niveau der Vorkriegslieferungen an Deutschland zu.
Hintergrund waren höchst komplexe Abwägungen, u.a. auch das Argument, diese neutralen in auf die Seite der Achsenmächte durch Konfrontation zu "zwingen", oder wie im Fall des Portugal-Wolframs, nicht die spanischen Lieferungen einspringen zu lassen und so die ökonomischen Verflechtungen Spaniens (als Ersatz für Portugal) zu den Achsenmächten zu erhöhen.
Umgekehrt vertrat Portugal recht selbstbewusst bis Anfang 1944 die Position, dass Großbritannien die Lieferungen zu dulden hätte, Portugal bliebe ansonsten neutral, sei aber auf die Wolfram-Lieferungen und die sonstigen Lieferungen angewiesen. Interessanterweise wurde von beiden Seiten wohl mit dem Inhalt des englisch-portugiesischen Vertrages von 1373 argumentiert.
So schickte dann Portugal, zT ohne Bahnverbindungen über Spanien nutzen zu müssen, bis 1944 Lieferungen mit Wolfram in den deutschen Machtbereich. Den USA missfielen diese kriegswichtigen Rohstofflieferungen außerordentlich, es gab Streit mit Großbritannien, das zu unterbinden. Großbritannien führte jedoch die weiche Blockadepolitik fort. Die Situation bekam eine Wendung, als Brasilien - mit seinen historischen Bindungen zu Portugal, als "Tochternation" - nunmehr auf den Plan trat (höchstwahrscheinlich von den USA angestossen), und nun offiziell massiven Druck auf Portugal mit dem Argument ausübte, brasilianische Truppen würden an der italienischen Front durch deutsche Geschosse mit portugiesischem Wolfram sterben. Darüber sollen heftige, auch lautstarke Auseinandersetzungen auf höchster Ebene im Mai 1944 stattgefunden haben. Die Dinge entwickelten sich anders weiter: Portugal stellte mit dem 6.6.1944 (Invasion Normandie) seine Wolfram-Lieferungen an Deutschland ein.