Bdaian
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Etwas älter (1998):
Marquina, The Spanish Neutrality during the Second World War
http://digitalcommons.wcl.american.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1304&context=auilr
...
Third, Great Britain intervened decisively in Spanish internal
politics. The profound division between the Spanish senior generals,
who had won the Spanish Civil War, and the Falange, supported by
Germany and Italy, was a perfect field for covert intervention. The
Spanish generals had created a military junta in order to oppose the
claims of Serrano Suffer and the Falange, and received the support of
the British intelligence services. The military junta was the beneficiary
of several monetary transactions. One of them, a $10 million deposit
to an account with the Swiss Bank Corporation of New York,
was made at the same time the junta honored its commitments to
keep Spain from entering the war."
Das was du zuletzt zitierst, wurde auch vor Kurzem vom spanischen Historiker Angel Viñas untersucht, der in Britischen Archiven nach den freigegebenen Akten des Foreign Office und der Geheimdienste aus diesen Jahren recherchierte.
Demnach hat die Britische Regierung über den Spanischen Millionär Juan March (der 1936 Francos Putsch wesentlich mitfinanzierte) verschiedene Generäle und Figuren des Regimes bestochen, darunter auch Francos Bruder Nicolás.
Der Grund war die konkrete Befürchtung der Britischen Regierung, dass Franco nach der Niederlage Frankreichs tatsächlich auf Achsenseite in den Krieg ziehen könnte, wie es z.B. Serrano Suñer, der Aussenminister Beigbeder, General Yagüe und andere befürworteten.
Diese Befürchtungen gingen ganz konkret auf eine Meldung des britischen Botschafters in Madrid, Samuel Hoare, vom 4. Juni 1940 zurück, so wie mehrere nachfolgende Depeschen. Hoare meldete unter Anderem, dass die Italiener Druck auf die Spanische Regierung für einen Kriegeintritt ausüben würden. Dieses geht zwar nicht aus anderen Quellen hervor, am 10. Juni trat jedoch Italien in den Krieg ein, so dass da eine bestimmte Unruhe in Spanien angekommen sein könnte und irrtümlich als Druck interpretiert wurde.
Von Franco selbst nahm man in London an, dass er neutral bleiben wolle jedoch Angst vor Hitler hätte (was nicht der Fall war, er war eher fasziniert über die schnelle Niederlage Frankreichs).
Die Besetzung Tangers durch die Spanier sah man in Frankreich als mögliche Vorstufe zu einer Besetzung ganz Marokkos an, die Briten wurden dadurch auch alarmiert. Der Aussenminister Beigbeder befürwortete tatsächlich dieses und hielt daran noch eine ganze Weile fest (es war eine der Forderungen an Hitler für einen spanischen Kriegseintritt, der jedoch mit den italienischen Interessen kollidierte so wie mit Hitlers Entscheidung, die Franzosen nicht zu stark zu demütigen).
General Asensio Cabanillas erwartete in Marokko nach der Besetzung Tangers, dass er Befehl bekommen würde, das restliche Marokko zu besetzen. (Die spanisch-französischen Verträge zur Aufteilung Marokkos sahen m.W. auch irgendwo vor, dass eine Kolonialmacht die andere zu ersetzen hätte, sollte diese ausfallen. Man dachte dabei jedoch ursprünglich eher an einen möglichen Ausfall Spaniens und nicht des mächtigen Frankreichs).
Die Briten setzten viel Geld ein und versuchten damit die Achsenfreundlichen Elemente in der Regierung zu neutralisieren oder gar einen internen Putsch gegen diese zu promovieren. Als Yagüe abgelöst wurde, interpretierte man dieses als einen Erfolg dieser Politik, was jedoch eher ein Zufallergebnis war, da Yagüe sich zuviel herausgenommen hatte und viele Feinde in allen Lagern hatte.
Sein Ersatz, Juan Vigón, war zudem ebenfalls ein starker Befürworter der Achse.
Alles in Allem sahen die Briten 1940 eindeutig die Gefahr eines spanischen Kriegeintritts, egal wie abhängig diese Wirtschaftlich auch gewesen sein mögen (was auch ein Grund sein kann). Dieses deckt sich mit den ebenfalls in den letzten Jahren veröffentlichten Dokumenten die Belegen, dass das Regime Francos dem deutschen Reich eine aktive Teilnahme anbot, von Hitler aber zurückgewiesen wurde.
Es ist in diesem Zusammenhang in der britischen Regierung auch konkret über eine Besetzung der Kanarischen Inseln nachgedacht worden, laut Viñas geschah dieses bereits im April 1940, also noch vor der Affaire mit den Bestechungen.
Ich halte die Interpretation von dem von Dir zitierten Marquina für nicht ganz korrekt: Er spricht davon dass "The Spanish generals had created a military junta in order to oppose the claims of Serrano Suffer and the Falange". Das ist zu einfach gestrickt: Die Fronten verliefen nicht zwischen Falange und Armee sondern quer durch diese.
Es gab auch innerhalb dieser Elemente, die eindeutig pro-Achse waren, bzw. gegen die Alliierten (das eine muss nicht das andere beinhalten und Gibraltar war ein Dorn auch für nicht faschistische Nationalisten).
Es gab auch einige hochrangige Militärs die enge Bindungen an die Falange hatten, wie z.B, Munnoz Grandes, der spätere Chef der División Azul.
Das Ganze darüber hinaus, als eine Schwäche Francos zu betrachten, halte ich für völlig falsch. Franco war gerade zu ein Meister in der Ausnutzung dieser Spannungen. Er förderte geradezu die schlechten Beziehungen unter seinen ehemaligen Kameraden so wie den neuen Weggenossen aus Falange und Karlismus und festigte damit seine Position. Als der Bürgerkrieg ausbrach, gab es etliche Generäle die vor ihm in der Rangliste standen. Einige erlitten passende Flugzeugunfälle (Mola, Sanjurjo), die anderen Stritten sich untereinander (Queipo de Llano, Cabanellas), so dass Franco an die Spitze gelang.
Er hat immer jede aufkeimende Strömung sofort neutralisiert oder für seine Zwecke genutzt. Das war auch nicht nur sein eigener Verdienst sondern auch seiner langzeitigen rechten Hand und Schwagers...Serrano Suñer, den er letztendlich 1942 auch ablösen liess.
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