Oberschlesien

Ein Wort, das ich in meiner Familie oft höre und für das es wohl keine festgelegte Transkription gibt, lautet: "Fei-ramt"
Es dauerte Jahre lang, bis ich herausgefunden habe, dass damit der "Feierabend" gemeint war.

Ich habe mal meine Mutter nach einem authetischen Satz gefragt, in dem wir schlesisch, polnisch und deutsch haben:
"Joł oblekam w niedziela Sonntagsschuhe."
"Ich zieh am Sonntag meine Sonntagsschuhe an"

"Joł oblekam w" --> schlesich
"niedziela" --> polnisch
"Sonntagsschuhe" --> deutsch ;)


"Joł kupie tomaty"

"Joł" --> schlesisch
"kupie" --> polnisch
"tomaty" --> ein deutsches Wort verschlesischt (Tomaten heissen in Polen: Pomidory)
 
Zuletzt bearbeitet:
Rafael schrieb:
Ein Wort, das ich in meiner Familie oft höre und für das es wohl keine festgelegte Transkription gibt,
Doch! Leider weiß ich nicht, wie man es auf Polnisch transkribiert. Die Links sind aus Kroatien, Tschechien und der Slowakei.

Jana
 
Schlesisch ist wirklich interessant.

Andere Abweichungen von der polnischen Sprache:

Wo: Polnisch Gdie, Schlesisch Kaj

Eimer: Polnisch Wiadro Schlesisch Kibel->Deutsch Kübel

Hose: Polnisch Spodnie Schlesisch Galotti->Die Wurzel dieses Wortes soll im Tschechischen sein

Schwester: Polnisch Siostra Schlesisch Schocha(Keine Ahnung wie das Wort geschrieben wird)

Geld: Polnisch Peniadze Schlesisch Geldta

Dann noch andere Wörter, meine Eltern haben als Kinder immer den örtlichen Metzger verwirrt, weil sie im Laden nach Leberwurscht verlangt haben.
:D

Dazu noch Abweichungen bei den Verben
statt zrobie wurde zrobia= ich mache gesprochen, statt einem a wurde oft ein o gesprochen.
Jo mom statt Ja mam = Ich habe
 
Hey Jana, danke für den guten Tipp. Ich werde mit Hilfe meiner Eltern versuchen, dass zu bearbeiten. Meine Mutter hat Interesse an dem Thema gefunden. ;)

Die Beispiele, die uns Solidarnosc genannt hat, sind sehr gute Beispiele, die gute Merkmale aufzeigen.
Ich finde, die polnische Sprache klingt, durch die a's viel gehobener oder hochnäsiger als die Schlesische. Also von meinem subjektiven Gefühl aus gesehen...

Die Tschechischen Galloty bestätigt meine Mutter.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zitat:"lautet: "Fei-ramt"
Es dauerte Jahre lang, bis ich herausgefunden habe, dass damit der "Feierabend" gemeint war."


Nej, we plotschig!
 
Rafael schrieb:
Hey Jana, danke für den guten Tipp. Ich werde mit Hilfe meiner Eltern versuchen, dass zu bearbeiten. Meine Mutter hat Interesse an dem Thema gefunden. ;)

Viel Spaß. ;)
Die Beispiele, die uns Solidarnosc genannt hat, sind sehr gute Beispiele, die gute Merkmale aufzeigen.
Ich finde, die polnische Sprache klingt, durch die a's viel gehobener oder hochnäsiger als die Schlesische. Also von meinem subjektiven Gefühl aus gesehen...

Eben! Der schlesische Dialekt wird oft ausgelacht.
Die Tschechischen Galloty bestätigt meine Mutter.
Ich auch. :) Auf Tschechisch kalhoty, im tschechischen Teil Schlesiens galaty.

Jana
 
Solidarnosc schrieb:
Schwester: Polnisch Siostra Schlesisch Schocha(Keine Ahnung wie das Wort geschrieben wird)
Erinnert mich im Moment an gar nichts. :confused:
Dazu noch Abweichungen bei den Verben
statt zrobie wurde zrobia= ich mache gesprochen, statt einem a wurde oft ein o gesprochen.
Völlig richtig. Aus diesem Wort wurde übrigens "Robot" gebildet. :)

Jana
 
Da möchte ich viellicht kurz einwerfen, dass mir aufgefallen ist, dass relativ viele Wörter im Polnischen Ähnlichkeit mit dem Französischen haben. Entweder werden sie gleich geschrieben (oder fast) oder gleich (oder fast) ausgesprochen. Meinem Empfinden nach sind dies mehr Wörter als im Deutschen. Könnte ja sein, dass es z.B. mit Napoleon zu tun hat, also seiner "Aktivität" in Polen, oder die Adelssprache ist in die Bevölkerung eingegangen.
Ein paar Beispiele, im Moment fallen mir leider nur 2 ein:

butelka = bouteille

walizka = valise
 
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Noch schöne Beispiele:

Sessel: Französisch Foteil Polnisch Fotel

Armband: Französisch Bracelet Polnisch Bransoletka

Das Wort Schocha wird bie uns also ganz regulär für Schwester verwendet.
 
Martas schrieb:
Hier gehts ja aber mehr ums polnische, das mit dem Wasserpolnisch hatten wir schon vorher, aber das ist ja keine Erklärung

Entschuldige, habe ich nicht gesehen.
Ich bin selbst mit dieser Mundart aufgewachsen. Mein Vater ist in der Grafschaft Glatz geboren.
Ist allerdings Niederschlesien.
 
Zuletzt bearbeitet:
Martas schrieb:
Da möchte ich viellicht kurz einwerfen, dass mir aufgefallen ist, dass relativ viele Wörter im Polnischen Ähnlichkeit mit dem Französischen haben. Entweder werden sie gleich geschrieben (oder fast) oder gleich (oder fast) ausgesprochen. Meinem Empfinden nach sind dies mehr Wörter als im Deutschen.

Hier gab es früher auch mehr aus dem Französischen übernommene Worte in der Alltagssprache. Oder nur im Osten?
Ich erinnere mich jedenfalls an Bemerkungen von Oma wie: "Na, jeh mittem Besen und feech dem Angtree" (Entree = Flur), oder "Wo hab ich dem Pengsnee?" (Poince-nez = hier: Brille).

butelka = bouteille
Ja, aber da haben wir unsere "Buddel" auch her.
 
Lehnworte aus dem Französischen gibt es z.B. im Schwäbischen zuhauf. Aber ich denke, das würde hier OT werden.
 
Auch ich möchte zu diesem Thema einen kleinen Beitrag hinzu fügen. Ich bin ja Geboren in der Niederschlesischen Oberlausitz Stadt Görlitz. deshalb kenn ich die Geschichte von Schlesien und Oberschlesien recht gut. Ich hoffe damit kann ich Euch helfen...

Die preußische Provinz Schlesien hatte 1925 einen Flächeninhalt von 26625 qkm mit knapp 3160000 Einwohnern und war eingeteilt in die Regierungsbezirke Breslau und Liegnitz. Der Regierungsbezirk Oppeln ( da ist meine Mutter geboren) war seit 1919 als eigene Provinz Oberschlesien abgehandelt. Niederschlesien grenzte bis 1939 im Norden an Brandenburg und Polen., im Westen an Sachen, ostseits an Oberschlesien und im Süden an die Tschechoslowakei. Schon in alter Zeit war das Herzogtum in Ober- und Niederschlesien geteilt. Die Herzöge waren ein Zweig aus polnischen Königshauses der Piasten. Von vorübergehenden Teilungen abgesehen, bildeten sich folgende selbstständige Fürstentümer: Teschen, ratibor, Troppau, Jägerndorf, Oppeln, Breslau, Liegnitz, Glogau, Schweidnitz, Sagan, Steinau, Brieg, Oels, Münsterberg, Jauer, Krossen, daneben waren noch die Bischöfe von Breslau und von Neisse sowie mehrere adlige Landesherren in Schlesien. Die Piastenherzöge Heinrich der I. und Heinrich der II. bemühten sich im Anfang des 13. Jahrhunderts, deutsche Kolonisten ins Land zu holen, um ihr Land kulturell zu heben. Leider fiel Heinrich II. schon 1241 in der Schlacht gegen die Mongolen bei Liegnitz. Während die schlesischen Herzöge anfänglich vom Polenkönig abhängig waren, gelang es in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, den Königen des damals deutschen Böhmens nach und nach die Lebensoberhoheit zu gewinnen. König Kasimir III. von Polen verzichtete 1335 im Vertrag von Trentschin "für ewige Zeiten" auf Schlesien. Damit wurde die schlesische Bedeutung des schlesischen Städte, insbesondere Breslaus, dessen große gotische Kirchen damals entstanden. 1526 kam Schlesien mit Böhmen unter die Habsburger. Das Land wurde nicht mehr von Prag, sondern von Wien aus beeinflusst. In der österreichischen Zeit entstanden die bedeutenden Barockbauten des Landes. Als Friedrich II., der Große, die von Maria Theresia nicht anerkannten Erbansprüche mit Gewalt durchgesetzt hatte, gab es ein größeres preußisches und ein kleineres österreichisches Schlesien.

Die preußische Provinz Oberschlesien hatte 1925 einen Flächeninhalt von 9702 qkm und rund 135 0000 Einwohner. Bis 1939 wurde Oberschlesien im Norden und Osten von Polen, im Süden von der Tschechoslowakei und im Westen von dem niederschlesischen Regierungsbezirk Breslau begrenzt.
Die preußische Provinz Schlesien war in drei Regierungsbezirke eingeteilt: Breslau, Liegnitz und Oppeln. Mit Ausnahme der der beiden kleinen Stücke von Österreichisch-Schlesien deckte sich der durch seine Kohlen- und Erzlager ausgezeichnete Regierungsbezirk Oppeln so ziemlich mit dem alten Herzogtum Oberschlesien, dass im 14. Jahrhundert von acht Fürsten aus dem Stamme der Piasten regiert wurde. Die Volksabstimmung nach dem 1. Weltkrieg am 20. März 1921 ergab 706993 Stimmen für daas Verbleiben bei Deutschland und 479349 Stimmen für die für die Abtretung an Polen. Mit 60%iger abgebender Stimmen für Deutschland war somit ein klares Bekenntnis des oberschlesischen Volkes abgelegt worden. Oberschlesien hätte demnach in seinen alten Grenzen bei Deutschland verbleiben müssen. Trotz dieser Tatsachen wurde Oberschlesien geteilt, nachdem eine durch den Völkerbundsrat am 29. August 1921 eingesetzte Kommission einen Grenzvorschlag ausgearbeitet hatte. Am 20. Oktober 1921 erfolgte die Bekanntgabe der Entscheidung: Zwei Drittel der oberschlesischen Industrie wurde Polen zugesprochen. Deutschland verlor damit drei Jahre nach der Beendigung des 1. WK noch 3221 qkm mit ca. 900000 Einwohnern, darunter 264000 Deutsche. Der Rest erhielt vom preußischen Ministerium den Titel: Provinz Oberschlesien und am 1. Juni 1926 ein Wappen. Bei diesem sind das Sensenblatt und die Hämmer verständliche Abzeichen der Landwirtschaft und Bergbau; ein goldener Adler war das Wappen des Herzogtums Oberschlesien, den man hier zur Erinnerung an die Zerstückelung geteilt hat. Der Oberschlesische Adler kommt schon früh in den Siegeln einiger Städte vor, im 13. Jahrhundert bei Oppeln und Ratibor, bei Tost im 15. Jahrhundert. Vereinzelt tritt auch der niederschlesische schwarze Adler in Gold auf. Auffallend ist, dass nur die Stadt Leobschütz den gekrönten silbernen Löwen von Böhmen füjrte, obwohl alle oberschlesischen Fürsten im Jahre 1327 den König Jahann von Böhmen, einziger Sohn des deutschen Kaisers Heinrich VII., als ihren Oberherrn anerkannt hatten und schleißlich gelungen war, ganz Schlesien der Krone Böhmen unterzuordnen.

Gruss Mandy
 
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