Österreich feiert Geburtstag - 60 Jahre 2. Republik

Lukrezia Borgia schrieb:
Danke, hab eh schon ein ganz schlechtes Gewissen. :rotwerd: Aber in gut einem Monat bin ich wieder daueronline. Dann arbeiten wir beide weiter an der deutsch-österreichischen Freundschaft. :bussi:

Passt - Anfang Juni möchte ich eh nach München düsen Bekannte besuchen, da trink ma dann ein gute Halbe Weissbier im schönen Bayern! :prost:
 
collo schrieb:
ich kann mich dunkel an eine ausgezeichnete orf-dokumentation erinnern, über die beiden republiken und die 7 jahre dazwischen. war karl renner nicht schon in der ersten republik erster präsident?

Collo, meinst du die Dokus vom (übrigens ersten Nachrichtenchef des ORF, der feiert übrigens auch 50 Jahre, glaub ich) Portisch Hugo aus den 80er-Jahren? Sind wirklich gut gemacht, aber auch teils schöngefärbt, Sie beeinhalteten leider! auch die offizielle Diktion unserer "Vor-Waldheim-Zeit": Ö- als erstes "Opfer" des deutschen Nationalsozialismus.. (Österreichs späte Schuldaufarbeitung).

Stimmt: Dr. Karl Renner wurde erster Staatskanzler und zugleich Staatsoberhaupt 1919 der 1. Republik Deutsch-Österreich, die im Herbst in gewisser Weise "ausgerufen werden musste", noch im März zuvor erklärte der erste provisor. Nationalrat "Deutsch-Österreich" nämlich zum Teil der Republik Deutschland!

Und 1945 wurde Karl Renner dann eigentlich von Stalin bestallt und zum ersten Bundeskanzler der 2. Republik Österreich (ohne Deutsch- davor) gewählt. Seine Biographie ist durch seine "neutrale Haltung" (ging nicht ins Exil und in kein KZ) während der NS-Zeit etwas "fragwürdig".
Etwas später kam der 1. Wiener Nachkriegs-Bürgermeister Theodor Körner (Generalstabschef der Isonzofront 15-18) zur Ehre 1. Bundespräsident der Republk Ö. zu werden, zu Recht, er war im Wiederstand.

Aber wahrscheinlich liegt doch gerade in Karl Renners erneuten Bestellung, seiner "zweiten Chance ", der Grundstein für einen gelungenen Neuanfang für Österreich, was uns zuletzt eine eigenständige Identität und ein gutes Gedeihen ermöglicht hat.

"Wird scho guat gwe'n sei!"
 
ning schrieb:
=) =) =) lieber heinz, die slowenen unterkärntens werden sich über deinen verschreiber wirklich freuen!

Entschuldigung, lieber Ning. Der Verschreiber war nicht absichtlich passiert. Ich kenne leider die österreichischichen Gegebenheiten zu wenig, um die Unterschiede zwischen "i" und "j" zu kennen. :confused:
 
Jch wejß ia auch njcht, was ietzt der Unterschjed zwjschen dem österrejchjschen "j" und "i" sejn soll.
 
heinz schrieb:
Entschuldigung, lieber Ning. Der Verschreiber war nicht absichtlich passiert. Ich kenne leider die österreichischichen Gegebenheiten zu wenig, um die Unterschiede zwischen "i" und "j" zu kennen. :confused:


Lieber Heinz, lass dich nicht verunsichern. Es gibt keine österr. Gepflogenheit diesbzüglich, wir reden (und schreiben), wenn auch merkwürdig, deutsch. Und das j kommt halt gern im windischen, heute slowenischen vor!
... Hajder, Hayde ciao, Haydarabad, Hayduke...Dein Verschreiber gefiel mir! :D
;-)
 
Vielen Dank lieber Ning, Also gibt es bei der slowinischen Bevölkerung in Österreich öfters das "j" im Namen. :rolleyes:
 
Ganz so falsch lag der liebe Heinz doch gar nicht, wenn ich an den Herrn Westenthaler denk....



Arne schrieb:
Ich bin mir nicht sicher, ob euer Weg nach dem Krieg nicht klüger war, als wir Deutschen es gemacht haben. Gleich wiedervereinigt als neutraler Staat

Ich glaube irgendwie nicht daran, dass es diese Option wirklich gegeben hätte. Da gab es in Österreich schon andere Möglichkeiten. Letztlich hat das aber auch bei Teilen/einigen zu einem, ich nenne es mal, merkwürdigem Geschichtsverständnis geführt (im Original so bereits gehört: "Österreich war das erste Opfer der nationalsozialistischen Expansionspolitik"). Dieses "Gedankengut" hat auch schlußendlich Leute wie Haider hervorgebracht (und nicht der bloße "Parteienproporz").
Dass das "Projekt Österreich" (um es mal in BWL-Neusprech auszudrücken) dennoch recht erfolgreich Bilanz ziehen darf, schiebe ich mal der vernünftigen Mehrheit in die Schuhe....
 
Wie verträgt sich die Tatsache der Gründung der 2. Republik eigentlich mit der Tatsache, dass Österreich bei Kriegsende noch zu ca. 90 % von deutschen Truppen gehalten wurde (neben ganz geringen Teilen Deutschlands wie dem Erzgebirge und Schleswig-Holstein, wo die "Reichsregierung" Dönitz ihren Sitz hatte)?

Defacto war doch Österreich also noch bei Kriegsende von Deutschland besetzt. War die Ausrufung der 2. Republik also nur eine Symbolhandlung?
 
Andronikos schrieb:
Wie verträgt sich die Tatsache der Gründung der 2. Republik eigentlich mit der Tatsache, dass Österreich bei Kriegsende noch zu ca. 90 % von deutschen Truppen gehalten wurde (neben ganz geringen Teilen Deutschlands wie dem Erzgebirge und Schleswig-Holstein, wo die "Reichsregierung" Dönitz ihren Sitz hatte)?

Defacto war doch Österreich also noch bei Kriegsende von Deutschland besetzt. War die Ausrufung der 2. Republik also nur eine Symbolhandlung?
Also diese Quote ist mir neu. Am 1. April erreichte die Rote Armee das Burgenland, am 13. April war die Schlacht um Wien geschlagen und zum Zeitpunkt der Ausrufung der zweiten Republik war der Großteil Ostösterreichs mit der Hauptstadt Wien befreit.
Die Westalliierten erreichter erst relativ spät Österreich, am Tag der Republiksproklamation überquerten amerikanische Truppen die Grenze zu Tirol. Die Bürger von Innsbruck schafften es sogar selbst in ihrer Stadt die Nazis loszuwerden und übergaben die Tiroler Hauptstadt kampflos den Amerikanern am 3. Mai. Am selben Tag wurde auch Salzburg den Amerikanern übergeben, bis 6. Mai war Oberösterreich besetzt.
 
Leopold Bloom schrieb:
Ich glaube irgendwie nicht daran, dass es diese Option wirklich gegeben hätte. Da gab es in Österreich schon andere Möglichkeiten. Letztlich hat das aber auch bei Teilen/einigen zu einem, ich nenne es mal, merkwürdigem Geschichtsverständnis geführt (im Original so bereits gehört: "Österreich war das erste Opfer der nationalsozialistischen Expansionspolitik"). Dieses "Gedankengut" hat auch schlußendlich Leute wie Haider hervorgebracht (und nicht der bloße "Parteienproporz").
Dass das "Projekt Österreich" (um es mal in BWL-Neusprech auszudrücken) dennoch recht erfolgreich Bilanz ziehen darf, schiebe ich mal der vernünftigen Mehrheit in die Schuhe....
Also da muss ich dir widersprechen. Die Fpö entwickelte sich aus der VDU, einer Sammelbewegung ehemaliger Nazis mit starken deutschnationalen Tendenzen, Haider verpasste dieser Partei dann ab Mitte der 80er einen modernen populistischen Anstrich. Seine Slogans richteten sich gegen Altparteien, Antieuropa, Antiimmigration, usw. Die Opferrolle Österreichs war - so weit ich mich erinnern kann - aber kein Thema Haiderscher Rundumschläge.

Ich muss ehlrich sagen ich tu mir auch schwer damit die Opferrolle als bloße nachträgliche Geschichtsumschreibung hinzunehmen. Ich möchte dabei keineswegs das Verhalten Österreichs, das sich gemütlich in dieser Opferrolle eingerichtet hat, gutheissen oder die Verantwortung der Österreicher am unglaublichsten Menschheitsverbrechen überhaupt in Frage zu stellen.

Dennoch, das unabhängige Österreich wurde im März 38 von der Landkarte gefegt und nicht alle standen damals am Heldenplatz und jubelten. Mein Großvater tat es nicht, bewahrte seinen österreichischen Patriotismus trotz einiger Schikanen, schlimmeres blieb im erspart - der Großvater eines engen Freundes verbrachte aus gleichen Gründen Jahre in Dachau. 2700 österreichische Widerstandskämpfer wurden zum Tode verurteilt, 30.000 kamen in den Konzentrationslagern um - Katholiken und Kommunisten, Monarchisten und Sozialisten, das einzige dass sie vereinte war ihre Verbundenheit zu ihrem Land.

Viele dieser österreichischen Patrioten wurden nach 45 in den Hintergrund gedrängt, vor allem auch von jenen oppurtunistischen Mitläufern die 38 "Heil" riefen und sich nach 45 als Opfer bezeichneten - scheinheilig, feige und verlogen. Von solchen "Opfern" distanziere ich mich aufs entschiedenste!
 
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Andronikos schrieb:
Gut, dann lass es 80 oder 75% sein. Ich habe den Frontverlauf zu Kriegsende von dieser Flash-Graphik auf Spiegel-Online (so auch schon gedruckt gesehen):

www.spiegel.de/flash/0,5532,11337,00.html
Die Grafik kommt mir etwas seltsam vor, der Osten Österreichs war schon Mitte April 45 von der Roten Armee besetzt. Naja, wie auch immer. Die Zweite Republik war proklamiert, ob das Land nun einen Tag früher oder später von den Allierten besetzt war ändert am Ergebnis nix. Die provisiorische Regierung schaffte es noch 45 von allen Allierten anerkannt zu werden und im Dezember desselben Jahres die ersten freien Wahlen im wiederhergestelleten Österreich durchzuführen.
 
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50 Jahre Staatsvertrag

Heute jährt sich eines der wichtigsten Ereignisser der österreichischen Zeitgeschichte zum 50. Mal!
Im Marmorsaal des Oberen Belvederes, der Sommerresidenz Prinz Eugens, unterzeichneten die Aussenminister der Alliierten, Dulles, Macmillan, Pinay, Molotow und Aussenminister Leopold Figl den Staatsvertrag der Österreich seine volle Souvernität zurückgab.
"Österreich ist frei" sprach Figl nach der Zeremonie der Signatur - sie wurden zu einem Symbol für das neue Österreich.

50 Staatsjahrvertrag auf ORF online
 
Damit war die Erklärung der immerwährenden Neutralität und eine Erklärung zum Schutz von Minderheiten verbunden. An die Neutrlitätserklärung will sich Bundeskanzler Schüssel halten, wenn es sich nicht um Einsätze in der UNO oder in der EU handelt. :)
 
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