Offensive der Hochseeflotte im August 1914?

admiral

Aktives Mitglied
[FONT=&quot]Hatte der Kaiser schon 1888 sein politisches Grab mit dieser kaiserlichen Marine geschaufelt? Nein.[/FONT]
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[FONT=&quot]Der wesentliche Grund für die Organisationsentscheidung des Kaisers dürfte sein Staatsverständnis (das sich in der Reichsverfassung widerspiegelte) gewesen sein, dass er (und nicht der Reichstag) die zentrale Stelle des Staates ist und dass militärische Kommandobehörden nicht in parlamentarische Streitigkeiten hineingezogen werden sollen. Bei der dargestellten Verfassungswirklichkeit sollte man auch nicht vergessen, dass auch der Reichstag seine Position erst bestimmen musste. Die Parteien standen noch am Anfang. Der Wille als Volksvertretung auch die zentrale Stelle des Staates zu sein, vermag ich beim Reichstag – z.B. nach der Daily Telegraph-Affäre – nicht zu erkennen. Für die Mehrheit war eben doch der Kaiser die zentrale Figur. In einer Monarchie die Militärbehörden eng an den Monarch zu ziehen, erscheint mir nachvollziehbar. Übrigens: Auch in einem demokratischen System ändern sich im Verteidigungsfall die Zuordnungen. Ein solcher Fall - Artt. 115 a GG – führt zu einer Straffung der Führungsspitze, Bundestag und Bundesrat werden durch ein anderes oberstes Bundesorgan, dem Gemeinsamen Ausschuss, ersetzt. Das Militär ist nun mal eine Stütze jedes Staates.[/FONT]
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[FONT=&quot]Um eine Flotte aufzubauen braucht man Geld und das musste der Reichstag bewilligen. Die Finanzverfassung des Reiches kannte nur rudimentäre Einkommensteuersätze, was eine permanente Finanznot zur Folge hatte. Zudem waren im Reichstag auch die Gruppen vertreten, die dem Kaiser nicht wohl gesonnen waren (z.B. Sozialisten, Elsässer, Polen). Der Reichstag wurde selbstbewusster und begann seine Rechte auszuschöpfen. Aus all diesen Problemen sollte die Militärspitze (Heer und Marine) herausgehalten werden. Daher meinte Wilhelm II. eine politische Einheit zu brauchen, die sich (neben technischen Fragen, es geht ja nicht nur um Schiffe, sondern Werften, Häfen, Verkehrsregulierungen, Aufbau eines Ingenieur- und Offizierskorps) auf die komplizierten politischen Dinge konzentriert. Das war alles andere als einfach. Im Frühjahr 1897 bricht Admiral Hollmann im Reichstag zusammen, weil er einen Kreuzer nicht bewilligt bekam. Die damals erzielten Ergebnisse sind von Wilhelm II. als unbefriedigend angesehen worden. Er berief Tirpitz, der hatte Erfolg, laut Chester Nimitz schuf er „die besten Überwasserstreitkräfte“. Streitfragen (z.B. Schlachtflotte oder Kreuzer) sind in aller Breite diskutiert worden. Flottengesetze und Novellen sind von verschiedenen Reichstagen (d.h. immer in anderer Zusammensetzung) jedes Mal mit großer Mehrheit angenommen worden. Und die Flotte ist von breiten Bevölkerungsschichten angenommen worden.[/FONT]
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[FONT=&quot]Das eigentliche Problem ist daher nicht die 1888 gefundene Struktur, sondern das Fehlen einer den Verhältnissen entsprechenden Regelung für den Kriegsfall. Denn die tatsächlichen Verhältnisse entsprachen nicht den rechtlichen Regelungen. Der Admiralstab hatte (wie der Generalstab) den Krieg zu leiten. Theoretisch war der Fall kein Problem. Praktisch schon. Der Admiralstab war eine kleine Behörde, personell unterbesetzt, fachlich sehr gut, aber ohne Autorität. Er war eben nur in der Theorie wie der Generalstab (der sich seine unbestrittene Autorität durch kriegerische Erfolge unter dem älteren Moltke erarbeitete). [/FONT]
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[FONT=&quot]Es liegt in der Natur der Sache, dass in der Aufbauzeit die Person, die den Aufbau durchführte, zur zentralen Person der Marine wird. Es wäre Sache des Kaisers gewesen, im Kriegsfall eine den tatsächlichen Verhältnissen entsprechende Struktur zu finden. Dazu gab es Vorschläge. Denkbar wäre gewesen, Admiralstab und Reichsmarineamt zusammen zu fassen, denkbar wäre ein Kaiserlicher Admiral gewesen, der allen Marinebehörden vorsteht. Die leitende Person hätte in beiden Fällen aufgrund seiner Autorität Tirpitz sein müssen. [/FONT]
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[FONT=&quot]Die Person Tirpitz war das eigentliche Problem, denn die Vorstellungen von Tirpitz waren mit denen des damaligen Reichskanzlers Bethmann nicht vereinbar. Eine derartige Machtzusammenfassung unter Tirpitz hätte Bethmann vermutlich entmachtet. Allerdings hat der Kaiser (entgegen seinem Ruf) immer streng zwischen militärischen und politischen Fragen unterschieden (mit einem Supremat der Politik) . Und für die Politik war Bethmann, nicht Tirpitz zuständig. Das Problem löste der Kaiser so, dass er den Oberbefehl über die Marine übernahm und Tirpitz sein Berater wurde (der nach und nach entmachtet wurde). [/FONT]
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[FONT=&quot]Beim Generalstab waren die Probleme nicht anders. Falkenhayn wurde Generalsstabschef, weil er die politische Auffassung Wilhelms und Bethmanns mittrug. Im Heer hatte wohl niemand Zweifel, dass das Gespann Hindenburg/Ludendorff die fachlich geeignetsten Personen waren. Dagegen intrigierten Hindenburg und Ludendorff schon Ende 1914. Wilhelm II. empfand das als Versuch eines Staatsstreichs. Es ist kein Zufall, dass Wilhelm II. und Bethmann immer mehr die Macht aus den Händen glitt und Deutschland Ende 1916 von der 3. OHL regiert wurde.[/FONT]
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[FONT=&quot]Bei der Marine waren die Auswirkungen viel gravierender als beim Heer. Der Admiralstab ging in seinen letzten Manövern von einer weiten Blockade aus. Entsprechend war der Vorschlag des Admiralstabs für einen eventuellen Operationsbefehl 1913. In der Denkschrift des Admiralstabs (also auch von Pohl) „Angaben über die englische Marine vom Mai 1914“ wurde die enge Blockade ausdrücklich als unwahrscheinlich bezeichnet. Dies entsprach völlig der Auffassung von Tirpitz. Der Operationsbefehl – nämlich der Kleinkrieg – machte nur Sinn bei einer engen Blockade. Der Operationsbefehl hatte einen rein politischen Hintergrund, nämlich die Schlacht zu vermeiden (die ursprüngliche Formulierung ging sogar so weit, dass selbst unter günstigen Umständen eine Schlacht nicht geschlagen werden müsse; das war die einzige Änderung, die Tirpitz durchbrachte; bei der Formulierung war Tirpitz gerade nicht beteiligt, das war Sache des Admiralstabs, er erhielt den fertigen Operationsbefehl als Berater des Kaisers und erhob Einspruch). Bethmann meinte dadurch zwei Dinge erreichen zu können, (1) Herauslösen Englands aus dem Krieg, (2) eine unbeschädigte Schlachtflotte als Verhandlungsobjekt zu behalten.[/FONT]
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[FONT=&quot]Pohl führte die politischen Vorgaben seemilitärisch – gegen erhebliche Widerstände - durch. Damit war der Kaiser auch zufrieden. Pohl hat genau das getan was auch heute als wünschenswert angesehen würde. Dass nämlich die Politik das Militär bestimmt und nicht umgekehrt.[/FONT]
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[FONT=&quot]Die Verwaltungsstruktur der Marine war somit nicht das entscheidende Problem. Das war die Politik von Bethmann. Wären die politischen Ideen von Bethmann richtig und durchsetzbar gewesen, hätte sich kein Mensch mehr für die Verwaltungsstruktur der Marine interessiert. Denn dann zieht sich England in den nächsten Monaten aus dem Krieg zurück. Liegt Bethmann falsch, hat die Marine ein Problem und nicht nur die. Das wäre bei einer anderen Verwaltung nicht anders gewesen. Der Fehler bei der Marine entsprach die Ermattungsstrategie beim Heer. Das führt dazu, das ab 1916 der Kaiser und Bethmann nach und nach von den Militärs entmachtet werden. Die Marine war daran nicht beteiligt.[/FONT]
 
[…]Bei der Marine waren die Auswirkungen viel gravierender als beim Heer. Der Admiralstab ging in seinen letzten Manövern von einer weiten Blockade aus. Entsprechend war der Vorschlag des Admiralstabs für einen eventuellen Operationsbefehl 1913. In der Denkschrift des Admiralstabs (also auch von Pohl) „Angaben über die englische Marine vom Mai 1914“ wurde die enge Blockade ausdrücklich als unwahrscheinlich bezeichnet. Dies entsprach völlig der Auffassung von Tirpitz. Der Operationsbefehl – nämlich der Kleinkrieg – machte nur Sinn bei einer engen Blockade. Der Operationsbefehl hatte einen rein politischen Hintergrund, nämlich die Schlacht zu vermeiden (die ursprüngliche Formulierung ging sogar so weit, dass selbst unter günstigen Umständen eine Schlacht nicht geschlagen werden müsse; das war die einzige Änderung, die Tirpitz durchbrachte; bei der Formulierung war Tirpitz gerade nicht beteiligt, das war Sache des Admiralstabs, er erhielt den fertigen Operationsbefehl als Berater des Kaisers und erhob Einspruch). Bethmann meinte dadurch zwei Dinge erreichen zu können, (1) Herauslösen Englands aus dem Krieg, (2) eine unbeschädigte Schlachtflotte als Verhandlungsobjekt zu behalten.

Das ewige Festhalten an der Theorie der Entscheidungsschlacht, führte auch militärisch im Weltkrieg dazu, dass die Flotte bewegungsunfähig blieb. Dass dies sich negativ auf die tausenden von Matrosen auswirkte, die dem Offizierskorps und dessen Kasernenhofdrill permanent auf den Schiffen ausgesetzt waren wurde wohl nie berücksichtigt.

Aber das die Strategie des „Kleinkrieg“ oder des Kreuzerkrieges, so wie er benannt wurde bevor die tirpitzsche Risikoflotte mit der Dienstschrift IX die „Bibel“ des deutschen Flottenbau wurde, schon in den 90igern diskutiert wurde und eigentlich auch damals vom Kaiser favorisiert, sich erst nach der Absetzung Tirpitz im März 1916 zu einer Lichtaufgehenden Erkenntnis gelangt wurde, zeigt doch in der Selbsterkenntnis, die jahrelange falsche Flottenpolitik. Und dabei stößt man auf die Gegensätzlichkeit der Flottengesetzte durch Finanzierungsfragen und der Typenentwicklung.

„der Gedanke an die große rangierte Schlacht mit allen vorhanden Kräften zurückgetreten ist(Außerdienststellung von 2 ½ Geschwadern), und dass wir zur Kriegsführung gegen England schnelle, starke Schiffe gebrauchen. Die bisherigen Zahlen des Flottengesetzes müssen in Bezug auf die Großkampschiffe reduziert werden, da die Typensteigerung die Schiffe erheblich verteuert und der „Kleinkrieg“ jährlich rund 150 Millionen Mark fordern wird. Den Luxus von zwei hochentwickelten Typen können wir uns nicht mehr leisten.
(Zustimmung von Seiner Majestät.)“

BAMA RM 3/3653, Niederschrift über die Ausführung Seiner Excellenz des Herrn Staatssekretärs über den Immediatvortrag betreffend Typenfragen und Flottengesetzt vom 3.Mai 1916, M, 15.5.1916. Die Ausführungen v. Capelles sind symptomatisch für das Grunddilemma in dem die deutsche Marine steckte. Es hatte sich herausgestellt, dass der „Primat der Schlachtentscheidung“ eine Fehlkalkulation war; der „Großkrieg“ war vom „Kleinkrieg“ verdrängt worden. Dieser wiederum konnte wegen völkerrechtlicher Bedenken nicht kriegsentscheidend durchgeführt werden, außerdem war die dazugehörige Waffe nicht in entsprechenden Zahlen vorhanden. Die Hochseeflotte musste jedoch in Zukunft bangen und ihre Präsenz und militärische Potenz beweisen. Einen Monat nach diesem Vortrag wurde die Skagerrakschlacht geschlagen, die eigentlich nur unter glücklichen Umständen die Entscheidung für Deutschland in diesem Seekrieg hätte bringen können – wenn die Verantwortlichen überhaupt an ein solches Ergebnis zu hoffen wagten. Der dann folgende Strategie“wechsel“ war schon vor dem 31. Mai als unumgänglich erkannt worden.

Quelle:
Große Kreuzer der kaiserlichen Marine 1906-1918 Konstruktionen und Entwürfe im Zeichen des Tirpitz-Planes; A. Grießmer
 
[FONT=&quot] Das war die Politik von Bethmann. Wären die politischen Ideen von Bethmann richtig und durchsetzbar gewesen, hätte sich kein Mensch mehr für die Verwaltungsstruktur der Marine interessiert. Denn dann zieht sich England in den nächsten Monaten aus dem Krieg zurück. Liegt Bethmann falsch, hat die Marine ein Problem und nicht nur die. [/FONT]


Sorry, aber das ist einfach nicht korrekt dargestellt. Bethmann wäre sofort zu einem Ausgleich mit England bereit gewesen, da er im wesentlichen die Interessen der Industrie in Richtung Naher Osten (Balkan, Bagdad-Bahn etc.) vertreten hat. Es ist schwer nachvollziehbar, ausgerechnet Bethmann den "schwarzen Peter" zuzuschieben in Bezug auf die Verschlechterung des Verhältnisses zu GB.

Die Position von Bethmann in Bezug auf England war geprägt von dem Gedanken der Deeskalation (vgl die deutliche Sprache in den Tagebüchern von Rizler).

Es gab auch faktisch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten überhaupt keinen Grund, die Rivalität zu intensivieren. Beide Länder hatten sehr konstruktive und produktive Handelsbeziehungen. Die Eigendynamik des Konflikts zwischen GB und dem DR ist im wesentlichen, neben anderen grunsätzlichen Überlegungen zur Machtbalance auf dem Kontinent, das Ergebnis einer politisch unsinnigen Flottenpolitik.

Diese unsinnige Flottenpolitik hat Bethmann bekämpft und ohne die "Risikoflotte" wäre es fraglich gewesen, ob GB mit der gleichen Konsequenz in den WW1 eingetreten wäre.

Es bleiben die Allmachtsphantasien der "Alldeutschen" und ihrer Exponenten und nicht die gemäßigten Politikziele eines Bethmanns, die hegemoniale Positionen bezogen haben und den ideologischen Resonanzboden gebildet haben für die Vorstellungen von Tirpitscher Flottenpolitik.
 
Bei Bethmann wird gern vergessen, dass er seit 1907 Vizekanzler war (womit der Vorsitz im Bundesrat verbunden war). Die Flottenpolitik wird gern nur Tirpitz oder der Regierung Bülow zugeschrieben, Dabei war Bethmann (seit 1907) eines der wichtigsten Mitglieder dieser Regierung. Ein Ausgleich in Europa zu finden, war 1909 der Auftrag Wilhelms II. (Thronrede 1909: friedliche und freundliche Beziehungen zu den anderen Mächten) an die neue Regierung Bethmann. Unter Bethmann‘s Regierung kam es zu dem 1911 Panthersprung nach Agadir (eine Schiffsbewegung, von der Tirpitz nichts wußte und die England brüskieren musste). Die Behandlung der Marokko-Krise wird gerne Kiderlen-Wächter zugeschoben. Richtig daran ist, dass Kiderlen-Wächter gehandelt hat. Verkannt wird aber, dass das Reich kein Ministerprinzip kannte, der Reichskanzler war allein verantwortlich. Bei den Flottenabrüstungsverhandlungen wird übersehen, dass Bethmann (zurecht und von niemand bestritten) auf ein Neutralitätsabkommen bestand, das England aber nicht abgeben wollte. Er wurde in diversen Fragen England gegenüber nachgiebig und verzichtete auf deutsche Interessen (zB keine Annäherung an Japan, obwohl Wilhelm II. den Fokus auf Tsingtau legte und von den portugiesischen Kolonien in Afrika nichts wissen wollte). Aber ein Flottenabkommen war auch nach Bethmann nicht machbar. Richtig ist, dass Bethmann sich der Industrie (also Einzelinteressen) gegenüber nachgiebig zeigte. Das erste Problem hat er nicht gelöst, aber ein zweites geschaffen (z.B. mit der Entsendung von Sanders nach Konstantinopel). Bethmann war einfach kein Außenpolitiker. Dann kam seine schlechte Behandlung der Julikrise (rechtlich hat das Problem von Ö-U eine gewisse Ähnlichkeit mit dem der USA nach 9/11, kein Angriff eines fremden Staates, sondern durch Terrorgruppen aus einem fremden Staat). Bethmann hat – aus innenpolitischen Gründen – Russland den Krieg erklärt, als Ö-U noch verhandelten. Dann sah er sein Heil in der Neutralisierung Englands, ein Gedanke, der seinen allgemeinen politischen Ansichten entspricht. Diese Gedanken basieren allerdings auf Verhältnissen vor der zweiten industriellen Revolution (die das Ende der Weltmachtstellung Englands einleiteten), die schon ein Vierteljahrhundert vorbei waren. Wenn Bethmann diese Gedanken umsetzen wollte, konnte die deutsche Flotte nicht zum Einsatz kommen. Erst sollte England nicht gereizt werden (um Verhandlungen zu ermöglichen), dann brauchte er die unversehrte – also England gefährliche – Flotte als Verhandlungsmasse. Voraussetzung war eine richtige Analyse der politischen Möglichkeiten. Es gab keine Verhandlungen, womit die Frage beantwortet ist. Die Flotte hatte allerdings ein Zeitproblem. Die Navy hatte zu Beginn des Krieges die weltweiten Truppentransporte und die Kanaltransporte zu leisten. Dann erst konnte sie sich gegen die Deutschen wenden. Und mit der Zeit wurde die englische Flotte stärker. Die politische Lösung widersprach den militärischen Interessen. Das wäre kein Problem, wenn die Politik recht gehabt hätte.
 
Ausgewählte Prophezeiungen zm Ersten Weltkrieg:

"Die lästige Tätigkeit des Feindes braucht sich nämlich keineswegs hart an der Küste abzuspielen ..., sondern sie kann es sehr wohl auf See und jedenfalls weit ab ..., so daß der eigenen Flotte dann nur die Wahl bleibt zwischen Untätigkeit, d. h. moralischer Selbstvernichtung, und dem Entscheidungskampf auf offener See."

"... erst wenn die Seeherrschaft erreicht ist, bieten sich die eigentlichen Mittel, um den Feind zum Frieden zu zwingen: ...
- die Schädigung der transatlantischen Seeinteressen des feindlichen Staates
- Zerstörung und Brandschatzung der feindlichen Küstenstädte ..."

"eine für die Offensive entwickelte Flotte würde sich schließlich, wenn die Umstände dies erforderlich machen, auch für die strategische Defensive gut verwenden lassen, eine Defensivflotte aber nicht umgekehrt für die Offensive"

"Immerhin ergibt die ... Eigentümlichkeit des Seekrieges die Möglichkeit, dass eine in ihrer Stärke beachtenswerte Flotte des in der Defensive befindlichen Gegners nicht zum Schlagen herauskommt und auf diese Weise lediglich durch das Schwergewicht ihrer Existenz wirkt."

[Tirpitz, Dienstschrift IX vom 16.6.1894, zitiert nach Eva Besteck]
 
Bei Bethmann wird gern vergessen, dass er seit 1907 Vizekanzler war (womit der Vorsitz im Bundesrat verbunden war).
Dann hilf doch bitte den Vergesslichen mit einer kurzen Positionierung Bethmanns zum Flottenbau/England 1907 bis 1907

Die Flottenpolitik wird gern nur Tirpitz oder der Regierung Bülow zugeschrieben, Dabei war Bethmann (seit 1907) eines der wichtigsten Mitglieder dieser Regierung.
Kriterien der Wichtigkeit in dieser Frage?
Konkrete Mitwirkung von Bethmann in dieser Frage 1907/09?

Ein Ausgleich in Europa zu finden, war 1909 der Auftrag Wilhelms II. (Thronrede 1909: friedliche und freundliche Beziehungen zu den anderen Mächten) an die neue Regierung Bethmann.
Merkwürdig, der Auftrag an die Regierung Bethmann wird landläufig wie folgt beschrieben:
1. Sozialdemokraten bei der Stange halten und Spaltung der Nation überbrücken (freundlich formuliert)
2. England aus der Koalition/Entente herausbrechen, "wichtigster Auftrag, die gegen uns gerichtete Koalition auseinander zu bringen"

Sollte es da tatsächlich einen Unterschied zwischen öffentlicher Meinungsäußerung und interner Aktenlage geben, der quellenkritisch bei Auslegung der Thronrede zu beachten wäre? Denkt der Kaiser am Ende zuweilen anders, als er redet?

Unter Bethmann‘s Regierung kam es zu dem 1911 Panthersprung nach Agadir (eine Schiffsbewegung, von der Tirpitz nichts wußte und die England brüskieren musste). Die Behandlung der Marokko-Krise wird gerne Kiderlen-Wächter zugeschoben.
Hier ist schon das Wort "Behandlung" falsch.
Es geht um die Auslösung. Die liegt zweifelsohne beim neuen "Bismarck der Rechten", Kid.-Wä. Zu diesem Zeitpunkt ging der Tirpitzplan aufgrund der immensen englischen Rüstungen bereits seinem Kollaps entgegen, Wahrnehmungsdefekte standen allerdings auf deutscher Seite den zu ziehenden Konsequenzen entgegen.

Die Denkschrift von Kid.-Wä. zur Eskalation ging direkt an den Kaiser. "Der Kaiser hat mein Marokko-Programm (auch mit Schiffen für Agadir) gebilligt." Aus der Schrift werden außerdem die eigentlich erhofften innenpolitischen Wirkungen klar erkennbar.

Die Richtig daran ist, dass Kiderlen-Wächter gehandelt hat. Verkannt wird aber, dass das Reich kein Ministerprinzip kannte, der Reichskanzler war allein verantwortlich.
Verkennt höchsten die informellen Strukturen und Handlungsabläufe im Kaiserreich. Richtig ist, dass Bethmann die Besetzung anzulasten ist und das er die politische Verantwortung dafür trägt. Das macht ihn allerdings weder zum Akteur im beschriebenen Sinne noch gar zur treibenden Kraft.

Gleichwohl hat die Verdrängungsliteratur der 1920er Jahre um Tirpitz gern versucht, ihre Qualität als Treibende Kraft und Kopf des Flottenbau auf diese Weise zu vernebeln.
 
So wie ich das Verstanden habe war Bethmanns Hauptproblem bei den Verhandlungen mit GB, dass er die substanzielle Einschränkung des deutschen Flottenbaus nicht selber anordnen konnte sondern dafür die Zustimmung von Wilhelm+Tirpitz brauchte. Die konnte er aber nur kriegen, wenn er etwas "fettes" als Gegenleistung vorzeigen konnte, d.h. neue Kolonien und/oder ein bindendes Neutralitätsabkommen.

Meist wird es so dargestellt, dass Tirpitz sehr wohl gewußt hat, dass GB darauf niemals eingehen würde und es eben gerade deshalb ins Spiel gebracht hat, wogegen Wilhelm schlicht zu dumm war zu erkennen, dass er vor einer entweder-oder Alternative stand: Detente mit GB oder Flottenbau.
 
Tach allerseits,

ich bin ehrlich, ich habe die vorigen Beiträge nur überflogen, jedoch möchte ich etwas hinzufügen, was mE noch nicht genannt wurde: das Marinekabinett war zuständig fürPersonalfragen des Offizierkorps der Marine. Dadurch hatte das Marinekabinett, wie schon genannt ähnlich dem Militärkabinett des Heeres, mehr Macht als andere Institutionen. Beispielsweise musste der Chef des Kabinettes pro Woche (mind.) 3x Immediatvorträge halten, während der reichskanzler oder GenSt-Chef nur 1x pro Woche mussten. Die Zahlen beziehen sich auf die dienstliche Verpflichtung.

Nahezu jede (bedeutende) Familie im Kaiserreich hatte einen Sohn im Offizierkorps (je später, desto mehr in der Marine), daher durfte sich niemand "Feinde" im Kabinett machen.

Der Chef der Kabinette, sowohl Marine als auch Heer, hatten ob ihrer Machtstellung sehr schnell "Höhenflüge" - Unter Albedyll als Chef des Militärkabinettes entstand das geflügelte Wort - "Wie Gott will und Albedyll".

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Was die Marine im Krieg angeht, so ist das Hauptproblem der Kampf um das Primat gewesen. Politik, Kaiser, Marine und OHL stritten um den maritimen Oberbefehl. Am Beispiel der U-Bootwaffe lässt es sich wunderbar erkennen. Die Marine glich einer gesicherten Waffe in Kinderhänden (sinngemäßes Zitat). Die Wumme kann nicht machen, sie kann aber auch böse Fehler begehen.

Hoffe ich war jetzt nicht zu aufdringlich!

Gruß
Graf Rakete
 
Bei der Betrachtung der Leistungsfähigkeit der Marine in Kriegszeiten steht der Admiralstab im Mittelpunkt, jene kleine Behörde, die schon räumlich in der östliche Gebäudeseite der Marinedienststellen in der Königin-Augusta-Straße 38/42 (später Tirpitzufer, heute Reichpietschufer) am Landwehrkanal in Berlin abgedrängt war.

An erster Stelle steht dabei der Kaiserliche Operationsbefehl, der gerade nicht vom Admiralstab, sondern eben vom Kaiser erteilt wurde. Dieser basiert aber auf Vorarbeiten des Admiralstabs und einem darauf beruhenden Vorschlag (die Formulierung des Admiralsstabs habe ich nie gesehen, vermutlich – aber eben nur vermutlich – ist sie wortgleich mit dem Befehl mit Ausnahme der von Tirpitz erwirkten Änderungen).

[FONT=&quot]De Operationsbefehl interessiert hier mit seinen ersten beiden Ziffern. Nach Ziffer 1 war vorgesehen, die englischen „Flotte durch offensive Vorstöße gegen die Bewachungs- und Blockadestreitkräfte der Deutschen Bucht“ sowie „eine bis an die britische Küste getragene, rücksichtslose Minen- und wenn möglich U-Bootoffensive“ zu schädigen. Durch diesen ersten Schritt sollte ein „Kräfteausgleich“ geschaffen werden. Gemäß der Ziffer 2 sollte danach („nachdem“) unter Zusammenfassung aller Kräfte „unter günstigen Umständen“ die Flotte zur Schlacht eingesetzt werden. Für den zweiten Schritt ist eine Ausnahme vorgesehen: „Bietet sich schon vorher [also vor dem Kräfteausgleich] günstige Gelegenheit zum Schlagen, so muss diese ausgenutzt werden.“[/FONT]
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[FONT=&quot]Diesem Operationsbefehl – so wird argumentiert – liegt die Annahme einer engen Blockade zugrunde. Stimmt das?[/FONT]
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[FONT=&quot]Im Bd. 1 Nordsee führt das Marinearchiv auf den Seiten 54 ff. aus, warum der Admiralstab von einer engen Blockade ausgeht. Überraschenderweise beginnen die Ausführungen damit, dass der Admiralstab nicht(!) von einer engen, sondern einer weiten Blockade durch die Navy ausgeht (ausdrücklich S. 56 unten). Dieser Annahme (d.h. einer weiten Blockade) entsprachen die englischen Manöver 1912 und 1913 (S. 59) wie die Denkschriften des Admiralstabs und die Manöver der Hochseeflotte seit mehreren Jahren (vgl. die Zusammenfassung von Nägler im threatt Strategie der Kaiserlichen Marine unter # 1). Zum Beispiel lautete die „Operationsdirektive 1913“: „Aufgabe der Hochseeflotte ist es, dem Gegner möglichst bald durch offensives Vorgehen Abbruch zu tun, gegebenenfalls durch Einsatz aller zur Verfügung stehenden Streitkräfte“ Die letzte Denkschrift des Admiralstabs vor dem Krieg „Angaben über die englisch Marine vom Mai 1914“ enthält die Feststellung: „Im ganzen erscheint daher die Durchführung der engen Blockade der Deutschen Bucht schwierig und verlustreich, was für Vermeidung dieser Blockadeart spricht“ (Marinearchiv Bd. 1, S. 54 ff., auf die Möglichkeit von Landungsunternehmen der Engländer wird im Bd. 1 auf S. 52 eingegangen „Die Gefahr englischer und russischer Landungen an beliebigen Punkten unserer Küste hätte die Armee unter Umständen während des Entscheidungskampfes im Westen zur Entsendung unentbehrlicher Streitkräfte zur Abwehr veranlassen müssen“). Nicht erwähnt wird, dass die Marine mehrfach vom Heer (unter zwar unter Schlieffen wie auch Moltke) die Frage von Landungen an der Nordseeküste prüfen ließ. Das Ergebnis war jedes Mal, dass die Chancen solcher Operationen gering waren und daher Landungen an der Nordseeküste als unwahrscheinlich angesehen wurden (vgl. Gröner, Testament des Grafen Schlieffen, S. 211; das Ergebnis entsprach den englischen Untersuchungen).[/FONT]
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[FONT=&quot]Während der Bearbeiter des Marinearchivs die Wahrscheinlichkeit einer weiten Blockade über zwei Seiten näher begründet wird, erläutert er dann wie eine enge Blockade aussehen könnte. Plötzlich ist man bei der engen Blockade ohne dass ganz klar wird, warum eigentlich. Zum Schluss werden für die enge Blockade zwei Gründe angeführt, (1) man vermag das gefundene Ergebnis (also weite Blockade) nicht zu glauben, (2) man schätzte den technischen Fortschritt nicht richtig ein. Schließlich wird noch der damalige Vizeadmiral Scheer (kein Mitglied des Admiralstabs) zitiert, der sich nach dem letzten Manöver nicht vorstellen könne, dass die Navy „auf eine Blockade oder engere Bewachung der Deutschen Bucht verzichte“ (so im Manöverbericht vom Mai 1914, Bd. 1 S. 63; allerdings war Scheer im Krieg der Auffassung, dass „die Schlacht in der Deutschen Bucht auf englische Herausforderung vermieden werden muss, der Feind dagegen aus seiner Zurückhaltung herausgebracht werden“ muss; ausdrücklich sagte er, von der befohlenen Zurückhaltung war ihm und den anderen Geschwaderchefs nichts bekannt, Bd. 2 S. 94). [/FONT]
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[FONT=&quot]Angesichts der genannten Annahmen konnte man nicht zum Schluss kommen, die Navy werde die enge Blockade wählen. Tatsächlich – so zumindest Tirpitz in seinen Erinnerungen – waren die Bearbeiter im Admiralstab der Auffassung, dass eine abwartende Haltung angebracht sei (die Schiffe der Kaiser-Klasse waren noch nicht fertig, die Reservegeschwader waren noch nicht einsatzbereit – weiß jemand wann diese einsatzbereit waren? -). Das war auch das Verständnis, dass z.B. Scheer von dem Operationsbefehl hatte.[/FONT]
[FONT=&quot] [/FONT]
[FONT=&quot]Eine Aufzeichnung von Pohl über diverse Gespräche am 08.08.1914 zeigt die Vielfalt der Meinungen (logische Folge einer abwartenden Haltung, man wollte sich im Operationsbefehl gerade nicht festlegen): Pohl wollte eine beschränkte Operation, der Kaiser den Einsatz von U-Booten gegen die Kanalbewachungsstreitkräfte in den Hoofden, Tirpitz wollte den Einsatz der Schlachtflotte, Bethmann versuchte zu intervenieren und aus politischen Gründen jeden Einsatz verbieten. Der Kaiser (der hoffte, dass Bethmann den „Schlamassel“, den er angerichtet hat, wieder in Ordnung bringe) ließ – unter dem weiteren Einfluss von Müller, aber auch Albert Ballin – Bethmann gewähren und Pohl verteidigte die Auffassung einer engen Blockade durch die Navy (unklar für mich ist, welche Auffassung Pohl Anfangs vertrat, dies bleibt für mich schlicht im Dunkeln). Das Merkwürdige daran ist, dass die Erkenntnisse nach der Streife der I. U-Boot-Flottille vom 06. bis 11.08.1914 bis zur Höhe der Orkney-Inseln gegen die enge Blockade sprachen und die ursprüngliche Konzeption bestätigten. [/FONT]
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[FONT=&quot]Es war die politische Interpretation des Operationsbefehls, die zu einer völligen Defensive in der Nordsee führte (das war der Stand wie etwa um 1904 unter Büchsel) aber hierzu war die aus Linienschiffen bestehende Hochseeflotte nicht geeignet (ausdrücklich vom damaligen Konteradmiral Paul Behnke erwähnt). Das Entwickeln der Schlachtschiffe aus den Flussläufen über die Barren war schwierig und gezeitenabhängig (vgl. die obigen Ausführungen von Scheer). Man hat (in der Schlacht bei Helgoland) den Eindruck, dass diese Probleme nicht richtig durchdacht wurden (den vorherigen Manövern lag eben ein anderes Konzept zugrunde).[/FONT]
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[FONT=&quot]Die Anfrage Ingenohls Ende September 1914, dass die Grundlage des Operationsbefehls (gemeint war die enge Blockade) nicht gegeben sei und der Operationsbefehl daher geändert werden müsse, erreichte das genaue Gegenteil. Die politische Anschauung verdrängte die militärische (ohne dass Bethmann den geringsten politischen Erfolg zu verzeichnen hatte; seine politischen Gedanken blieben diffus, das Septemberprogramm – das seine Kriegsziele darlegt - erwähnt zwar England nicht, die den Westen betreffenden Programmpunkte mussten für England inakzeptabel sein). Der Operationsbefehl wurde unter Missachtung der militärischen Erkenntnisse durch Allerhöchste Willensmeinung vom 06.10.1914 (aufgesetzt von Pohl und Müller; diese Allerhöchste Willensmeinung ist vom Kaiser nicht unterschrieben worden, Bd. 2 S. 95) noch defensiver gefasst, was zu einem Riss im Admiralstab und in der ganzen Marine führte (weder Ingenohl, Behnke, Scheer und die Geschwaderchefs, schon gar nicht Tirpitz teilten die Auffassung).[/FONT]
[FONT=&quot] [/FONT]
[FONT=&quot]Damit ging der erste Teil des Seekrieges zu Ende. Die Chance war vertan, der Navy zu einem Zeitpunkt entgegenzutreten, in dem diese ihre enorme zahlenmäßige Überlegenheit nicht in die Waagschale werfen konnte. Der Admiralstab war zu schwach, es gibt für mich keinen Hinweis, dass Pohl versuchte, die militärischen Aspekte überhaupt zur Geltung zu bringen. Eine wirkliche Zusammenarbeit von Generalstab und Admiralstab – die sich geradezu aufdrängte und für die die Struktur – beide Stäbe waren staatsrechtlich direkt unter dem Kaiser - ideal war, erfolgte nicht. Das war das Versagen des Kaisers.[/FONT]
 
Angesichts der genannten Annahmen konnte man nicht zum Schluss kommen, die Navy werde die enge Blockade wählen. Tatsächlich – so zumindest Tirpitz in seinen Erinnerungen – waren die Bearbeiter im Admiralstab der Auffassung, dass eine abwartende Haltung angebracht sei (die Schiffe der Kaiser-Klasse waren noch nicht fertig, die Reservegeschwader waren noch nicht einsatzbereit – weiß jemand wann diese einsatzbereit waren? -). Das war auch das Verständnis, dass z.B. Scheer von dem Operationsbefehl hatte.

Es geht um die Schiffe der KÖNIG-Klasse, nicht die der KAISER-Klasse. Indienststellung ist außerdem ungleich Verwendungsfähigkeit in der Schlacht, die Reservegeschwader sind kein beachtlicher Faktor im August 1914.
http://www.geschichtsforum.de/f62/d...kade-1914-1918-a-20564/index3.html#post375490

Die Darstellung oben basiert unverändert auf der Literatur der 1920 und 1930er Jahre. Die Aussagen im Marinearchiv sind "Dienstbarkeiten" an Tirpitz (Zitate hierzu hattte ich mit Verweis auf Epkenhans et. al. schon mehrfach gegeben). Die Tirpitz-Memoiren sind zudem vor dem Hintergrund der Verdrängungsliteratur der 1920er Jahre zu sehen.

Die Marine ging seit 1913 klar von der Fernblockade aus. Das ist hier schon mehrfach dargestellt worden.

Auch das hatten wir schon mehrfach, es wird durch Wiederholung nicht realistischer:
Die Chance war vertan, der Navy zu einem Zeitpunkt entgegenzutreten [August 1914], in dem diese ihre enorme zahlenmäßige Überlegenheit nicht in die Waagschale werfen konnte.
20:13 bzw. 21:13 bei Schlachtschiffen entsprechen dem Verhältnis in der Skagerrakschlacht (28:16, bei den deutschen Schlachtschiffen fehlte KÖNIG ALBERT). Die Reaktion Scheers auf dieses Verhältnis (3:2) ist bekannt: Flucht durch Gefechtskehrtwenden. Es gibt keine "enorme" Veränderung bei der zahlenmäßigen Überlegenheit, wie die quotale Betrachtung belegt.

Richtig ist an der Aussage, dass sich der qualitative Abstand bis 1916 veränderte (QE-Klasse etc.).
 
Zuletzt bearbeitet:
Admiral schrieb:
die Reservegeschwader waren noch nicht einsatzbereit – weiß jemand wann diese einsatzbereit waren? -).
Bei den Linienschiffen betrifft dies das IV. und das V. Geschwader sowie das VI. Geschwader.

Das IV. Geschwader (Wittelsbach / Flaggschiff, Wettin, Mecklenburg, Schwaben, Braunschweig, Elsaß und Zähringen) wurden zum ersten Mal nach der Strandung von SMS "Magdeburg" für einen aktiven Kriegseinsatz eingesetzt (26.8. - 28.8.1914). Der Einsatz erfolgte ohne ausreichendem Schutz durch Torpedoboote. Anfang September wurde es erneut zu einem Einsatz gegen die Russen in der nördlichen Ostsee verwendet. Am 11.09.1914 wurden sie wegen eines befürchteten englischen Angriffs in die Nordsee gerufen. Einsatzbereitschaft erreichte dieses Geschwader erst Ende September 1914.

Das V. Geschwader (Kaiser Wilhelm II. / Flaggschiff, Kaiser Wilhelm der Große, Kaiser Barbarossa, Kaiser Friedrich III., Kaiser Karl der Große, Wörth und Brandenburg) wurde bereits Ende August 1914 in die Nordsee verlegt. Ob dieses dann bereits die Ausbildung so weit beendet hatte, dass sie gefechtsbereit war, würde ich mit Blick auf das IV. Geschwader eher verneinen.

Das VI. Geschwader (Hildebrand / Flaggschiff, Heimdall, Hagen, Frithjof, Aegir, Odin, Beowulf und Siegfried) wurde als letztes der drei Geschwader in Dienst gestellt. Mitte September 1914 verlegte es von der Ost- in die Nordsee.

Warum nun das IV. Geschwader später als die beiden anderen Reservegeschwader in die Nordsee verlegen konnte, wird sicherlich seinen Grund in die wiederholt gestörte KB-Machung gehabt haben. Zudem hatte das IV. Geschwader in der Hochseeflotte eine wichtigere Rolle als das V. und VI. Geschwader, welche für den Küstenschutz vorgesehen waren. Dagegen sollte das IV. Geschwader im Verband der Hochseeflotte eingesetzt werden, was sicherlich eine höhere Anforderung an die Ausbildung stellte.
 
Epkenhans ist der Auffassung, dass Tirpitz ab dem zweiten Band "Krieg in der Nordsee" seinen Einfluss auf den Bearbeiter des Marinearchivs Otto Groß geltend macht. Epkenhans schreibt ausdrücklich, dass sich Otto Groß und Alfred von Tirpitz bis nach Fertigstellung bzw. Veröffentlichung des ersten Bandes nie gesprochen haben.

Wenn der Admiralstab seine Annahme ändert und von der weiten wieder zurück zur engen Blockade geht, muss dies Gründe haben. Die Gründe - außer den genannten politischen - bleiben im Dunkeln. Dies gilt umso mehr, da die Annahme einer engen Blockade - wie heute jeder weiß - falsch war. Der erste Band drückt sich diesbezüglich sehr schwammig aus.

Es ist schon merkwürdig, wenn beide Kriegsparteien bis etwa 1910 von einer engen Blockade ausgehen, ab 1911 beide von einer weiten und dann lediglich eine Partei (allerdings nicht deren Marineexperten), und zwar nur für das Jahr 1914, von der engen Blockade ausgeht. Die andere Partei wiederum praktiziert in diesem Jahr die weite Blockade in extremen Ausmass.
 
die Reservegeschwader waren noch nicht einsatzbereit – weiß jemand wann diese einsatzbereit waren? -).
[…]

Das IV. Geschwader (Wittelsbach / Flaggschiff, Wettin, Mecklenburg, Schwaben, Braunschweig, Elsaß und Zähringen)[…]

Das V. Geschwader (Kaiser Wilhelm II. / Flaggschiff, Kaiser Wilhelm der Große, Kaiser Barbarossa, Kaiser Friedrich III., Kaiser Karl der Große, Wörth und Brandenburg) […]

Das VI. Geschwader (Hildebrand / Flaggschiff, Heimdall, Hagen, Frithjof, Aegir, Odin, Beowulf und Siegfried) […]

Warum nun das IV. Geschwader später als die beiden anderen Reservegeschwader in die Nordsee verlegen konnte, wird sicherlich seinen Grund in die wiederholt gestörte KB-Machung gehabt haben. Zudem hatte das IV. Geschwader in der Hochseeflotte eine wichtigere Rolle als das V. und VI. Geschwader, welche für den Küstenschutz vorgesehen waren. Dagegen sollte das IV. Geschwader im Verband der Hochseeflotte eingesetzt werden, was sicherlich eine höhere Anforderung an die Ausbildung stellte.

Dazu möchte ich einige Korrekturen bringen:

IV. Geschwader
Diese Schiffen werden im Zeitraum Anfang August in Dienst gestellt, so z.B. die Elsaß am 31.07.1914, die Braunschweig und Zähringen am 01.08.1914 oder die Schwaben am 08.08.1914.
Die Ausrüstung der Schiffe ist in den ersten Wochen des August abgeschlossen und das Geschwader wird am 11.08.1914 Seeklar gemeldet.
Vom 05.09. – 10.09. 1914 werden mit diesem Geschwader Vorstöße in die Ostsee unternommen. Erstmals läuft das Geschwader am 12.09.1914 in Brunsbüttel ein.
Danach erfolgen weitere Einsätze in der Ostsee, so vom 22.08.-26.08.1914.
Ab Dez 1914 bis April 1915 wird das Geschwader zum Küstenschutz eingeteilt, wobei hier bei den Einsätzen der Hochseeflotte gegen die britische Ostküste, die Linienschiffe des IV. und V. Geschwaders Rückwärtige Auffangstellen in den Flussmündungen aufstellen.
Ab Mitte 1915 befindet sich das IV. Geschwader wieder in der Ostsee zu zum Beispiel vom 08.05.-12.05.1915 in Gotland.
Ab November 1915 geht das Geschwader in die Bereitschaftsdivision der Ostsee auf. Das IV. Geschwader wird am 18.12.1915 aufgelöst.

V. Geschwader
Hier wurde eine langsame Ausrüstung vorgenommen, so wurde z.B. die Kaiser Wilhelm II am 05.08. 1914 in Dienst genommen aber das V. Geschwader lief erst am 03.10.1914 in die Nordsee ein und wurde der Hochseeflotte unterstellt und besetzte die Flussmündungen. Aufgelöst wird das Geschwader schon Sept 1915.

VI. Geschwader
Dieses Geschwader war ab dem 21.08.1914 Gefechtsbereit und ging von Danzig nach Kiel. Am 15.09. 1914 wurde es in die Nordsee verlegt. Am 16.11.1914 wurde dieses Geschwader nach einer ACO aufgelöst und aus der Hochseeflotte genommen. Danach spielten nur noch einzelne Schiffe im Küstenschutz der Ostsee eine Rolle.

Das das IV. Geschwader im Verband der Hochseeflotte eingesetzt werden sollte kann ich mir nicht vorstellen, da man bei der Marine schnell feststellte, das die Standfähigkeit dieser Schiffe, vor allem im Hinblick auf die Sinksicherheit sehr schlecht war. Dazu äußerte sich auch Tirpitz mit dem Hinweis diese Schiffe zurückzuhalten.

Aktive Einsätze fuhren diese Schiffe des IV. Geschwader vor allem in der Ostsee und waren dabei sehr erfolgreich, aber gegen die Engländer waren diese Schiffe völlig ungeeignet, so wie die Schiffe des II. Geschwaders, was sich dann auch in der Skagerrak Schlacht zeigt und dazuführte, daß die Hochseeflotte neu Strukturiert wurde.
Noch ein wichtiger Aspekt für keine volle Einsatzfähigkeit, war schon das „ausdünnen“ der Mannschaften auf den Schiffen des IV. Geschwader ab Anfang 1915, um den Personalbedarf bei den neuen Schiffen und Ubooten abzudecken.
 
Das das IV. Geschwader im Verband der Hochseeflotte eingesetzt werden sollte kann ich mir nicht vorstellen, da man bei der Marine schnell feststellte, das die Standfähigkeit dieser Schiffe, vor allem im Hinblick auf die Sinksicherheit sehr schlecht war. ... aber gegen die Engländer waren diese Schiffe völlig ungeeignet, so wie die Schiffe des II. Geschwaders,

Das kann nur dick unterstreichen. In der Nordsee waren die techologisch überholten Schiffe noch für die Beobachtung von Küstengebieten nützlich, aber nicht zum Einsatz gegen die britische Schlachtflotte.
 
[FONT=&quot]Entscheidend für die Beurteilung des Admiralstabs ist seine Arbeit im ersten Kriegsmonat, da im August die Weichen für den gesamten Krieg gestellt wurden.[/FONT]

[FONT=&quot]Für die Kaiserliche Marine begann der Krieg mit den Erkundungsfahrten der U-Boote. Die wichtigsten waren vom 06 bis 11.08.1914 bis zu den Orkneys (eine Leistung, die man damals nicht für möglich hielt) und vom 08 bis 11.08.1914 Richtung östlichen Kanalausgang. Die Fahrten brachte verlässliche Ergebnisse (die Deutschen beklagten sich – wie die Engländer in ihrer älteren Literatur – über ihr mangelhaftes Spionagewesen; beide hatten Recht wie Thomas Borghardt vom Washingtoner Spionagemuseum in Spies of the Kaiser nachwies; allerdings machte dies die U-Bootaufklärung der Deutschen und die Berechnungen nach dem Wahrscheinlichkeitsprinzip des Admiralstabs mehr als wett).[/FONT]

[FONT=&quot]Die Ergebnisse und die Folgerungen fasste der Flottenchef im Tagesbefehl vom 14.08.1914 zusammen (abgedruckt bei Scheer, S. 56; Marinearchiv Bd. 1 S. 100). Die Engländer praktizierten die weite Blockade in einer extremen Form („…nur zwischen der norwegischen Küste und vor dem Eingang des Englischen Kanals englische Bewachungstreitkräfte patrouillieren, dass aber in dem übrigen Teil der Nordsee kein Engländer zu finden ist.“).

Das Entscheidende ist nun die Reaktion des Admiralstabes auf diese Erkenntnis. Tatsächlich wird nämlich Mitte August der Operationsbefehl geändert. Ein erfolgreicher Kleinkrieg ist vor einer Seeschlacht durchzuführen („……mit allen Mitteln des Kleinkrieges Verluste beibringen und ihn dadurch zu veranlassen, sich zur Schlacht zu stellen.“). Daran ist etwas entscheidend Neues. Der Kleinkrieg – das war bei allen unstreitig – diente der Schädigung der Blockade- und Bewachungsstreitkräfte. Dieser Kleinkrieg war in die allgemeinen Operationen eingebunden (Deutschland baute bekanntlich eine Schlachtflotte und deren Ziel kann nur die Schlacht sein). Nun ist aber festgestellt worden, dass es keine (oder fast keine) Blockade- und Bewachungsstreitkräfte gab. Diese sollten nun durch den Kleinkrieg erst herangezogen werden. Das war ohne jedes Vorbild. Es gab kein Manöver, das diesen Fall behandelte, mir ist kein Gutachten bekannt, das dieses Problem bearbeitete. Es ist merkwürdigerweise auch keine Ausarbeitung über die Frage zu finden warum die Engländer so extrem zuhaltend sind, denn die Beantwortung dieser Frage ist natürlich wichtig für die Unterstellung, der Kleinkrieg wird die Navy an die deutsche Küste bringen. Dieses Novum ist mit einem weiteren verschärft worden. Waffen des Kleinkrieges waren „U-Boot, Torpedoboote, Minenschiffe, Kreuzer“. Diese Waffen waren in Deutschland auch besonders gut entwickelt, nur ein Kräfteausgleich gegen die Navy war undenkbar (Deutschland hatte 2 oder 3 Minenboote, Torpedoboote wirkten nicht wegen der Entfernung, die U-Boot-Waffe war neu und unerprobt). Um das Maß vollzumachen, wurde aufgrund des Operationsbefehls eine Rückendeckung durch die Hochseeflotte abgelehnt. Das war eine Abweichung von den Erkenntnissen im Herbstmanöver 1913 (Marinearchiv Bd. 1 S. 126) und damit von der bisherigen Doktrin (ich verstehe eine Äußerung Ingenohls in seiner Denkschrift so, dass der kaiserliche Wunsch hierfür entscheidend war, Marinearchiv Bd. 1 S. 131). Hinzuweisen ist noch auf dem Umstand, dass das Ziel der Hochseeflotte war, die Zeit und Ort der erwartenden Entscheidungsschlacht zu bestimmen („…Ort und Zeitpunkt…..von uns selbst zu wählen….“).
[/FONT]
[FONT=&quot]Es liegt auf der Hand, dass eine derart unerprobte Strategie auf Wiederspruch stößt und diesen hat Tirpitz formuliert. Dabei hat ausgerechnet der Admiralstabschef Hugo von Pohl (neben anderen) die Gedanken Tirpitz niedergeschrieben (Eintrag vom 08.08.1914, wiedergegeben im Marinearchiv Bd. 1 S. 81 Fn. 1). Es geht um den Einsatz der Hochseeflotte gegen die Truppentransporte (alle, d.h. der Kaiser, der Admiralstabschef, wollten gegen die Truppentransporte vorgehen, unterschiedlicher Meinung war man nur über das wie). Für Verwirrung hat wohl gesorgt, dass Scheer in seinem für das breite Publikum gedachte Buch Hochseeflotte im Weltkrieg auf S. 78 ausführte, dass ein Angriff direkt im Kanal durch Überwasserstreitkräfte nicht möglich war. Das war allerdings innerhalb der Marine unbestritten und wollte auch niemand. Es ging immer nur um die indirekte Schädigung. Eine solche wurde auch durchgeführt, nämlich vom 17 bis 19.08.1914 mit den zwei Kleinen Kreuzern Straßburg und Rostock sowie U 19 und U 24. Das Unternehmen zeigte bereits alle Schwächen späterer Unternehmen, allerdings auch eine gewisse Überlegenheit der Deutschen. [/FONT]

[FONT=&quot]Das Marinearchivs Bd. 1 S. 105 stellt fest, dass bei stärkeren Kräften eine „völlige Aufrollung und Vernichtung der englischen Zerstörerlinie“ wahrscheinlich gewesen wäre. Der Verfasser meint aber, dass dies möglicherweise zur Schlacht geführt hätte und diese nach dem Operationsbefehl nicht gewünscht war (Marinearchiv Bd. 1 S. 63). Diese Aussage ist falsch, da der Operationsbefehl eine Seeschlacht unter günstigen Bedingungen ausdrücklich vorschreibt. Sie entspricht aber offensichtlich der Meinung des Admiralstabs. Die weitergehenden Ziele eines Vorstoßes Richtung östlichen Kanalausgang bleiben im ersten Band im Dunkeln. Dazu muss man den zweiten Band lesen (jetzt wird auch verständlich warum Tirpitz bei dem Verfasser insistierte, was Epkenhans zu Unrecht kritisiert). Ein Vorstoß gegen die Kanalbewachung musste die Transporte erheblich verzögern (die wenigen mit geringen Kräfte vorgenommen Aktionen hatten auch erhebliche Wirkung, Marinearchiv Bd. 2 S. 33 ff.). Die Wirkungen der Vorstöße der Marine fielen zusammen mit den Auswirkungen des deutschen Vormarsches zu Lande. Die Ausschiffungshäfen wurden immer mehr nach Westen verlegt (vergrößerte die Chancen deutscher U-Boote und Minen, die Transporte mussten länger auf See sein und es verlängerte sich der Weg zur Front). Die Auswirkungen auf die Landfront waren für Tirpitz von erheblicher Bedeutung, denn die Marine wollte Calais (und Kap Gris Nez). Von dort konnte die deutsche Marine den Schiffsverkehr nach London lahmlegen was zu einer Verlegung der Grand Fleet nach Süden geführt hätte. Die Blockade wäre faktisch aufgehoben (Marinearchiv Bd. 2 S. 36). Das hätte die englische Seemacht nicht hinnehmen können. Wollten sie aber die deutsche Seemacht brechen, hätten die Engländer in die Deutsche Bucht gemusst.[/FONT]

[FONT=&quot]Wie genau Tirpitz rechnete, zeigt ein Streit zwischen Tirpitz und Pohl bezüglich des Einsatzes in der Ostsee (Marinearchiv Ostsee Bd. 1 S. 107). Nach Tirpitz war nach den Kanaltransporten, d.h. Ende August 1914, mit dem Freiwerden erheblicher englischer Kräfte zu rechnen. In diesem Moment hielt er eine deutsche Aktion in der Nordsee nicht mehr für so sinnvoll (er meinte auch, dass die Navy nach Beendigung der Kanaltransporte keine Veranlassung haben zur Deutschen Bucht zu kommen). Daher forderte er eine Operation mit starken Kräften in der Ostsee (konkret ging es um den Vorstoß vom 03 bis 09.09.1914 in den Finnischen Meerbusen und die Verwendung des 3. Geschwaders hierfür).[/FONT]

[FONT=&quot]Wie sahen denn die Engländer die Situation. Hierzu habe ich mir das Werk des englischen Höchstkommandierenden Sir John Jellicoe, The Gand Fleet 1914 – 1916, geschrieben 1919 und den zweiten Band von From the Dreadnought to Scapa Flow des amerikanischen Historikers Arthur Marder (Träger des Order of the British Empire, das Vorwort zu dem erwähnten Buch datiert er mit Trafalgar Day 1964).[/FONT]

[FONT=&quot]Zunächst die Zusammenfassung von Marders Einschätzung [/FONT][FONT=&quot](S. 45): “If the Emporer had given the Admirals more freedom and listened to Tirpitz, and if the Admirals had taken full advantage of the unique scouting force at their command (Zeppeline), the war might have taken a different course.”[/FONT]

[FONT=&quot]Kurz vorher schreibt Marder zu dem Vorschlag von Tirpitz eines Vorstosses mit starken Kräften Richtung Kanal (S. 45): “A vigorous thrust in the direction of the Channel would probably have indefinitely delayed the passage of the Army with possible decisive results on the campaign in France. The same strategy would have drawn the Grand Fleet to the southern part of the North Sea and given the Germans opportunities to equalize forces.” In diesem Zusammenhang zitiert Marder noch Admiral James: “Repeated excursions might have seriously weakened us.”[/FONT]

[FONT=&quot]Aus englischer Sicht negativ sieht auch Sir Jellicoe die Situation zu Kriegsbeginn. Ein Vorstoß Richtung Kanal wäre „distinctly favourable“ (Jellicoe S. 22) gewesen. Es hätte sich zudem die Frage gestellt, ob die Navy auf einen solchen Vorstoß überhaupt hätte reagieren können. Die Zerstörer mussten öfters in ihre Basen zurück als die Schlachtschiffe. Dann hätten die Schlachtschiffe ohne Zerstörer Richtung Deutsche Bucht vorstoße müssen. Das hätten die Engländer kaum gewagt (Jellicoe S. 23), war doch hier Hautproblem der mangelhafte Schutz gegen Unterwasserwaffen (Torpedos, Minen), gegen die Zerstörer gerade helfen sollen (zum schwachen Schutz englischer Schiffe Jellicoe S. 316 und 222 ff.) In der Deutschen Bucht konnten diese Waffen von den Deutschen am besten zur Wirkung gebracht werden. Ein erhebliches Problem der Engländer, das gerade auch Wilhelm II. bekannt war, waren die mangelnden Dockkapazitäten. Die meisten Docks waren für die Aufnahme von Großkampfschiffen nicht geeignet. Anders ausgedrückt, sie konnten nicht repariert werden. Verluste hätten also erst langfristig ausgeglichen werden können [/FONT][FONT=&quot](Jellicoe, S. 317 “a Fleet action early in the war…..would have produced embarrassing results.”). [/FONT]

[FONT=&quot]Zu erwähnen ist noch, dass laut Marinearchiv Nordsee Bd. 1 S. 88 Fn. 1, S. 234-235 der Großteil der englischen Flotte vom 09.-11.08.1914 ohnehin westlich der Orkneys und Shetlands war. [/FONT]

[FONT=&quot]Damit steht fest, dass der Admiralstab bei Kriegsbeginn mit vielen seiner Annahmen falsch lag. Merkwürdigerweise gilt dies nicht für Tirpitz, der letztlich doch einen besseren Überblick hatte.[/FONT]
 
Köbis17 schrieb:
Aktive Einsätze fuhren diese Schiffe des IV. Geschwader vor allem in der Ostsee und waren dabei sehr erfolgreich, aber gegen die Engländer waren diese Schiffe völlig ungeeignet, so wie die Schiffe des II. Geschwaders, was sich dann auch in der Skagerrak Schlacht zeigt und dazuführte, daß die Hochseeflotte neu Strukturiert wurde.
Hinterher ist man immer schlauer.
;)

Wenn wir uns die Hochseeflotte im Kriegshalbjahr 1914 ansehen, dann finden wir die IV. AG (dann in III. AG umbenannt) aus veralteten Panzerkreuzern. Der Unterwasserschutz dieser Fahrzeuge war genau so zweifelhaft wie die Pre-Dreadnoughts. Trotzdem waren diese Fahrzeuge als Aufklärer und Schutz der Hochseeflotte eingeplant.

Im IV. Geschwaders fuhren zwei Linienschiffe der "Braunschweig"-Klasse. Drei Schwesterschiffe gehörten dem II. Geschwader an. Zudem waren die restlichen fünf Einheiten des II. Geschwaders, die Einheiten der "Deutschland"-Klasse, technisch der "Braunschweig"-Klasse ziemlich ähnlich. Und wie uns allen bekannt ist, fuhren sechs dieser Pre-Dreadnoughts 1916 vorm Skagerrak in der Gefechtslinie der Hochseeflotte. Der mangelnde Unterwasserschutz wurde erst im Laufe des 1. Kriegsjahres erkannt, als die Panzerkreuzer "Pallada", "Friedrich Carl", "Cressy", "Hogue" und "Aboukir" durch Unterwassertreffer verloren gingen. Aber die Konsequenzen aus diesem Wissen wurden erst einige Zeit später gezogen.

Generell musste man 1914 - 1918 den Seekrieg neu erfinden. Von der Ausübung einer U-Boot-Jagd 1914 lesen wir - je nach Veranlagung - mit einem Schmunzeln oder mit ungläubigen Staunen. Nicht nur von der U-Boot-Waffe drohten vorher unbekannte Gefahr, auch mit den aufkommenden Flugzeugen musste man sich auseinandersetzen. Deshalb sollte man sich davor hüten, mit dem späteren Wissen von 1916 oder 1918 über die Vorstellungen des Jahres 1914 zu urteilen.

Zu der Indienststellung der drei Reservegeschwader noch eine Anmerkung:

Wer in seinem Leben die Erfahrung gemacht hat, ein Schiff in Dienst zu stellen, weiß, dass hierzu mehr gehört als auf der Schanz eine Flagge aufzuziehen. Das Einüben der Besatzung in die Waffennutzung, der Aufbau einer brauchbaren Leckwehr braucht seine Zeit. So wird zu SMS "Lützow" von Autoren angemerkt, dass diese nach der Skagerrak-Schlacht in den Hafen einzubringen gewesen wäre, wenn die Besatzung mit diesem Schiff länger vertraut gewesen wäre. Ich möchte mir nicht vorstellen, welch Katastrophe es geworden wäre, hätte ein Reservegeschwader wenige Wochen nach Mobilmachung sich dem Feind zum Gefecht stellen müssen. Deshalb übten die Reservegeschwader in der westlichen Ostsee noch einige Zeit um nach der Fahrbereitschaft auch die Gefechtsbereitschaft zu erlangen. Wobei wiederum die Gefechtsbereitschaft eines Schiffes schneller zu erreichen ist als die Gefechtsbereitschaft eines Liniengeschwaders in seiner Gesamtheit.
 
Ich habe die Beiträge zu diesem interessanten Thema abgetrennt von:

So, die Offensive im August 1914. Ich bin der Meinung das dies der einzige Zeitpunkt gewesen ist, als ein minimaler Funken von Erfolg in einer Seeschlacht für die Hochseeflotte hätte bestehen können.

Grund war gerade die Umstrukturierung der Geschwader der Royal Navy und somit noch Startschwierigkeiten in den neuen Geschwadern sowie das fehlen von noch einigen Neubauten, die u.a. auch bei den Briten aufgefüllt wurden durch beschlagnahmte Schiffe im Aug 1914.

Dannach war alles "Kacke" für die deutsche Marine....aber das lag wohl an der falschen Gesamtstrategie.
 
Oben #15 enthält einige unrichtige oder unvollständige Darstellungen aus dem Marinearchiv, Jellicoe und Marder.

Bzgl. Marinearchiv ist schon betont worden, dass diese Schrift wesentlich auf die Ehrenrettung der Marine inkl. Tirpitz nach dem verlorenen Weltkrieg ausgerichtet war. Jellicoes Schrift stellt etliches tendenziös dar, stand doch ironischerweise auch die Royal Navy nach dem verlustreich-langen Weltkrieg und der unentschiedenen Skagerrak-Schlacht unter Beschuss. Marder schließlich enthält ebenfalls etliche Fehler, wie aus der neueren britischen Literatur ersichtlich ist.


Vorab einige Erläuterungen zum "fog of war" im August 1914:

1. Jellicoes Handlungen waren von Unsicherheiten bzgl. der U-Boot-Gefahr, der Minen sowie deutscher Aktionen gegen Norwegen bestimmt. Hinzu kam, dass man sich über die mögliche deutsche Gefechtsstärke der Großkampfschiffe im Unklaren befand, die Schätzungen liefen bei den deutschen Großkampfschiffen auf 16 bis 20 (tatsächlich 13 Linienschiffe und 3 Schlachtkreuzer; man fürchtete die KÖNIG-Schlachtschiffe als bereits in Dienst befindlich).

2. Die erste deutsche U-Boot-Aufklärung lief bis zum 11.8.1914 und brachte - nichts Wesentliches. Grund: Die Hauptstreitkräfte Jellicoes waren zu den Orkneys gezogen. Ab dem 12.8.1914 befand sich die Flotte fast pausenlos in See, bis in die mittlere Nordsee Richtung Horns Riff. Dieses Bewegungen hatte die deutsche Seite nicht erfaßt!

3. Zu den Kanaltransporten:

Diese begannen am 7.8.1914. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Channel Fleet organisiert, bei der Positionierung am 9.8.14 bestehend bei größeren Kriegsschiffen (Pre-Dreadnoughts) aus:

Flaggschiff: Lord Nelson
5th Battle Squadron: Prince of Wales, Queen, Venerable, Irresistible, Bulwark, Formidable, Implacable, London
7th Battle Squadron: Prince George, Caesar, Jupiter*, Majestic*
8th Battle Squadron: Albion, Goliath, Canopus, Glory, Ocean, Vengeance

* im Dock. Mithin 17 ältere Linienschiffe im Einsatz, auf die die Hochseeflotte im günstigsten - ungestörten - Fall hätte treffen können.

Dazu kamen die üblichen kleineren Einheiten. An der Straße zu Dover standen außerdem französische U-Boot und Zerstörer-Flottillen (Boulogne-Flottillen). Vorgeschoben bis vor die niederländische Küste waren U-Boote sowie Flugzeugpatrouillen. Bis zum 17.8.14 stieg die abgefahrene Tonnage auf über 500.000 to. Die Masse der B.E.F. war damit übergesetzt, Nachtransporte liefen etwa eine Woche weiter.


Die britischen Hauptstreitkräfte (25 Großkampfschiffe) befanden sich vom 9. bis 11.8.14 westlich der Orkneys (wegen U-Boote und wegen befürchter deutscher Landungen in Norwegen), und mußten danach kohlen. Am 12.8.14 wurden sie allerdings wegen gemeldeter und befürchteter Invasionsgefahr in die Nordsee, somit zunächst östlich der Orkneys verlegt:

Telegramm Admirality to C.i.C. (Jellicoe), 12.8.1914:
"... We cannot wholly exclude the chance of an attempt at landing during the week on a large scale by High Seas Fleet [deutsche Hochseeflotte]. Extraordinary silence and inertia of enemy may be prelude to serious enterprises. ... You ought to be nearer to the theatre of decisive action as we originally contemplated, and now that you have shaken off the submarine menace, or as soon as you can do so, it would appear necessary to bring the fleet eastward of the Orkneys. ... Cruiser sweeps to the East and the South Eastg should be made as convenient. Acknowledge."

So bewegte sich Jellicoes Schlachtflotte vom 12.8. an in die mittlere Nordsee, und von dort am 15.8. nach Süden, dann wieder nach Norden etc.. Der Aufklärungsstreifen um den Schlachtflottenkern nahm zeitweise eine Länge von 150 km ein (Telegramm C.i.C. vom 16.8.14).

Jellicoe bezeichnete diese Aktionen vom 12. bis 19.8. als "traversing the North Sea with the Battle Fleet" in kleiner Marschfahrt (rd. 10 bis 12 Knoten).

Diese Situation war der deutschen Seite unbekannt, und nicht aufgeklärt worden.

Nachtrag: zur Stärke der Britischen Schlachtflotte vgl. die Diskussion hier
http://www.geschichtsforum.de/f62/d...kade-1914-1918-a-20564/index3.html#post374235
Demnach (ab 9.8.1914 ) standen sich gegenüber: 25 (21+4) britische und 16 (13+3) deutsche Großkampfschiffe
 
Zuletzt bearbeitet:
[FONT=&quot]Einige Anmerkungen zu der Darstellung des Marinearchivs im Besonderen und zu den Quellen meiner Ausführungen im Allgemeinen. [/FONT]

[FONT=&quot]Es mag durchaus sein, dass die Darstellungen des Marinearchivs tendenziös sind. Wer allerdings einen Zeitzeugen sucht, der keine Tendenzen hat, sucht ein Phantom. Mit der Geschichtsschreibung ist es nicht anders, sie ist eingebettet in ein bestimmtes Gesellschaftssystem (westdeutsche Historiker und solche aus der DDR haben sicherlich die gleiche Geschichte aus einem nderen Blickwinkel gesehen). [/FONT]

[FONT=&quot]Der anglophile Marder beschreibt in seinem Buch im 1. [/FONT][FONT=&quot]Kapitel „Of ships and Men“ die „Admirals and Captains“. [/FONT][FONT=&quot]Er nennt in der Übersicht namentlich 14 Personen, und zwar ausschließlich Engländer. Nicht ein Deutscher wird namentlich benannt, es wird nur gesagt, dass die Deutschen keine Seeerfahrung haben (S. 19, von 16 Seiten eine halbe Seite für deutsche Offiziere). Dennoch, die von mir zitierte Einschätzung von Tirpitz als überragenden Mann ist eine klare Einschätzung von Marder.[/FONT]

[FONT=&quot]Jellicoe war Höchstkommandierender einer Hauptkriegspartei. Es liegt in der Natur der Sache, dass er nicht den Standpunkt des Gegners vertritt. Vollkommen abwegiges kann er aber auch nicht schreiben, das schwächt nur die eigene Position (im Vorwort schreibt er auf Seite viii „In some parts of the book reference is made to the Germans being superior to us in material“; man merkt in den Folgesätzen zwar, wie unangenehm ihm dieses Geständnis ist; dennoch betont Jellicoe auf der nächsten Seite „general efficency…..good design and fine equipment…of the German navy …was never questioned“ und die Kapitulation der Hochseeflotte „was the result of broken moral.“). [/FONT]

[FONT=&quot]Zwischen dem ersten und dem zweiten Band des Marinearchivs gibt es zu den hier interessierenden Fragen Unterschiede in der Darstellung. Die doch alles entscheidende Frage eines Angriffs auf die Kanaltransporte wird im ersten Band nicht wirklich behandelt. Deshalb hat Tirpitz insistiert. Jetzt wird der Standpunkt des wichtigsten Mannes der kaiserlichen Marine wiedergegeben. Durch Kabinettsschreiben vom 30.07.1914 hatte Tirpitz eine eigentümliche staatsrechtliche Stabsfunktion in der Marine erhalten. Pohl hatte Vorträge beim Kaiser mit Tirpitz vor zu besprechen und im Vortrag auf abweichende Meinungen von selbst hinzuweisen. Daher wüsste ich nicht warum Tirpitz nicht das Recht haben sollte, seine Auffassung – von der ja bewusst abgewichen wurde – auch geschichtlich geltend zu machen. Mit Ehrenrettung hat das nichts zu tun. [/FONT]

[FONT=&quot]Ich habe meine Auffassung fast ausschließlich mit im Marinearchiv wiedergegebenen Zitaten Dritter oder Hinweise auf Dritte begründet. Wenn möglich, habe ich diese nachgelesen. Das Marinearchiv ist für mich in erster Linie Fundstelle für weiterführende Quellen. Die ganze Diskussion einer (berechtigten oder unberechtigten) Einflussnahme von Tirpitz hat für meine Meinungsbildung keine Bedeutung. [/FONT]

[FONT=&quot]Die für mich wesentliche Aussage ist eine Tagebuchnotiz von Hugo von Pohl (bestimmt kein Freund von Tirpitz), die der wissenschaftlich Interessierte in „Aus Aufzeichnungen und Briefen während der Kriegszeit“ nachlesen kann. Der in der Tagebuchnotiz von Pohl erwähnte, von Tirpitz angestrebte Flotteneinsatz wird sowohl von Jellicoe und Marder als erfolgsversprechend bezeichnet (ich habe diese beiden gewählt, weil bei ihnen am ehesten Zurückhaltung bezüglich englischer Schwächen zu vermuten ist; ich hätte auch Werner Rahn[/FONT][FONT=&quot], Strategische Optionen und Erfahrungen der deutschen Marineführung, in Deutsche Marinen im Wandel, S. 202[/FONT] [FONT=&quot] zitieren können; weiter unten werde ich noch Ingenohl und Scheer anführen). In seinen Erinnerungen von 1919 schreibt Tirpitz nichts anderes, was Jellicoe, ebenfalls 1919, und Marder 1964 schreiben – und was Ingenohl im Kriegstagebuch am 09.08.1914 schrieb.

[/FONT] [FONT=&quot]Bezüglich der Auswirkungen der Kanaloperationen auf die Landstreitkräfte bezieht sich das Marinearchiv auf Corbett, Naval Operations, Band 1 S. 122 ff. Die Seetransporte haben nach englischer Ansicht die Vorbereitung des französischen Gegenstoßes an der Marne wesentlich erleichtert (so zitiert das Marinearchiv S. 43 Corbett S. 125). Davon zu unterscheiden sind die zeitlich vorgelagerten Rückzüge aus Dünkirchen und dem nördlichen Frankreich, die zumindest in dem Umfang nur über See erfolgen konnten. Diese Rückzüge waren für Tirpitz wichtig, die bedeuteten eine Entblößung der Küste und damit die Möglichkeit, die Kanalhäfen in Besitz zu nehmen.[/FONT]

[FONT=&quot]Findet es niemand merkwürdig, dass zur Unterstützung der alles entscheidenden Westfront ein paar U-Boote und zwei Kleine Kreuzer geschickt werden, die Ostsee (nach Tannenberg war doch dort eine großangelegte Operation kaum wahrscheinlich) aber von der gesamten Flotte bewacht wird (und damit möglicherweise das Problem erst heraufbeschworen wird)? [/FONT]

[FONT=&quot]Die Angaben von Firle im Ostseeband sind auch durch Zitate unterlegt (die nicht am angegebenen Ort, sondern Seite 136 zu finden sind).[/FONT]

[FONT=&quot]Nochmals, für meine Argumentation ist es nicht von Bedeutung, ob das Marinearchiv tendenziös ist.

(Ich habe keine Ahnung, warum dies wieder in dem kleinenSchriftbild erscheint. Reinkopiert habe ich es in Times Roman 12.)
[/FONT]
 
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