Offensive der Hochseeflotte im August 1914?

Auch nachdem ich seit heute weiß, dass es hier nicht um eine ergebnisorientierte Diskussion sondern um ein Tennisturnier geht,
Bevor das in Vergessenheit gerät: zum "ergebnisorientiert" am Beginn dieser Nebendiskussion um Reichweiten und Kohle
Segel setzen?Schleppen?



Die eigentliche Argumentation war die: selbst im Frankreich-Rußland-Szenario (ohne Großbritannien) hat der Admiralstab den Gedanken verworfen, Linienschiffsgeschwader wegen der T- und U-Boot-Gefahr in den Kanal zu schicken.

Zum Tennisturnier bin ich die Quelle schuldig:
maschinenschriftlicher Abdruck des Immediatvortrages, datiert 24.7.1914 RM 5/900 Bl. 172 bis 185, A 1929 II - ganz geheim - O-Sache: "Denkschrift über den Operationsplan gegen Frankreich und Rußland bei einem Krieg Dreibund gegen Zweibund. Dort Abschnitt B. "England zuverlässig neutral".

Ich weiss nun nicht, ob die Herren am 30.7.1914 (Vortragsdatum bei KaWeZwo) Zeit für Tennis hatten, jedenfalls ist das die Ausarbeitung des Admiralstabes. Dass den Herren die (auch ausreichenden) technischen Daten der Schiffe und diverse Seeverhältnisse bekannt waren, können wir unbesehen unterstellen (zumal auf Reichweiten, Kohleverbrauch und -versorgung explizit eingegangen wird).

Zum "Bristol-Zitat" oben: das ist der falsche Film, und betrifft die forschen, wenig ausgegorenen Überlegungen des Kommandanten des Schlachtkreuzers "von der Tann" im Herbst 1914. Dazu hatte ich einmal etwas gepostet. Hier geht es aber nicht um "Atlantikkriegsführung".

Allerdings und dennoch ist etwas an Deiner Bemerkung dran: Granier aus dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt benutzt die Denkschrift, um auf die bedenkenlose Verletzung der Neutralität bzgl. der Versorgung (Dänemark, Spanien) hinzuweisen. Sonstige Versorgung: aus Heimathäfen sowie Deutsches Kohlenkontor für den nordöstlichen Atlantik). Ein weiterer Abschnitt der Denkschrift ist schließlich der Ostsee gewidmet, der in Anlage befindliche Entwurf für die Ostsee wurde umgesetzt. Die Absicht von KaWeZwo, den größten Teil der Flotte in der Ostsee zu positionieren, wurde erfolgreich verhindert.

OT: hier ein schönes Foto der SMS Moltke in New York nach erfolgreichreicher Atlantiküberquerung 1912 und (leider nach Columbus und schon vor dem verhinderten Heimweg des Grafen Spee)
Datei:SMS Moltke Visiting New York 1912.jpg ? Wikipedia
Auf die detachierte Division hatte Köbis schon hingewiesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also, nur um mal hier etwas zu Denken zu geben:

Die Linienschiffe Kaiser und König Albert traten Ende 1913 die Amerika-Rundreise an, um die Turbinenanlage im Dauerbetrieb zu testen, in der "Detachierten Division" an. Noch im Vorjahr waren die beiden großen Kreuzer von der Tann und Moltke zu einer Belastungsfahrt der Maschinenanlagen nach Amerika unterwegs gewesen.

Alle Fahrten der "Detachierten Divison" von 1913 verliefen ohne Schwierigkeiten für die Turbinenanlagen der beiden Linienschiffe.

Dabei sind allerdings Untersuchungen von Maschinenstörungen im Jahr 1916 so massiv zum Ergebnis gekommen, daß die Neuberohrung der drei Hauptkondensatoren durchgeführt werden musste. Damit war das Linienschiff König Albert auch eines der modernen Linienschiffe, was nicht an der Skagerrakschlacht teilnahm.
 
Ich stelle das noch ausführlich dar.

Allerdings ist es verwegen, Quellenkritik ohne Kenntnis der Quelle zu wagen. Rein OT: Das ist schon einmal schiefgegangen


Da ist nichts "schiefgegangen"

mir war die Diskussion über ein absurdes Thema irgendwann zu doof.....
Und ich habe mich dann der Stimme enthalten.

Und ich sehe nicht ein, dass ein Thema, das mir irgendwann absurd erscheint, von mir bis zum Ende weiter diskutiert werden soll.
Wie ein Tennis-Match.........
Wo ich, wenn ich den Schläger einpacke und den Gegner "auf die Kirchweih lade", zum Verlierer erklärt werde.....

Kann man mich nun verstehen?
 
Repo, sieh es mal so, eine Offensive der Hochseeflotte Aug 1914 war unmöglich, auch wenn es der einzige Zeitpunkt war, die Schalcht der Schlachten zu schlagen.

Tirpitz sein Flottenbauprogramm wäre erst 1917 fertig, bzw. mit Ersatzbauten soweit, den Risikogedanken auch zu Ende zu Denken.

Hand aufs Herz, die Engländer hätten es niemals zugelassen, daß solche Trockenschwimmer, wie die deutsche Marine auch nur einen erfolgreichen Zug hätten durchführen können.

Und dazu gehörte nicht viel, denn weder die Franzosen, die Dänen, die Niederländer usw. oder sonst auch eine Seenationen an den angrenzenden Deutschen Küsten, hatten es nötig, so viel Geld und militärisches Spielzeug auszugeben oder zu bauen, um im nachhinein den Krieg doch zu verlieren.

Schuld war einzig und allein der Gedanke, die einzigste Nation zu bedrohen, die einer Seeherrschaft nichts entgegen bringen mußte, ausser ihre speziellen geographischen Lage zu der deutschen Bucht und der Nordsee.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Linienschiffe Kaiser und König Albert traten Ende 1913 die Amerika-Rundreise an, um die Turbinenanlage im Dauerbetrieb zu testen, in der "Detachierten Division" an.

Die Dreizylinder-Dreifachexpansionsmaschinen (Kolbendampfmaschinen) bei den Nassau- und Helgoland-Schiffen können wir doch gegenüber den Dampfturbinen ab Kaiser-Klasse als bewährt und betriebssicher abbuchen?

Da ist nichts "schiefgegangen"
Da es nochmal angesprochen wird: neben der Sachlage waren die Thesen von den Ausbildungs-Arbeiten und den Fingerübungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Dreizylinder-Dreifachexpansionsmaschinen (Kolbendampfmaschinen) bei den Nassau- und Helgoland-Schiffen können wir doch gegenüber den Dampfturbinen ab Kaiser-Klasse als bewährt und betriebssicher abbuchen?

Was möchtest Du mir damit sagen?

Das die Nassau und Helgoland gegen den Atlanik zum französischen Seefelde ziehn können?
Entschuldige, die beiden Klassen machen Dampf auf und verlassen Cuxhafen oder die Jadebucht, da wissen die Franzosen in Calais, auch ohne den Room 44, daß das I. Geschader losfährt (CO² Ausstoß war damals noch sehr weit sichtbar).

Aber bei der Nassau gab es auch Proleme mit den frahmschen Schlingertank, der gerade auch Schlingerbewegungen des Schiffes entgegen wirken sollte, und das bezog sich nur auf die Seeverhältnisse der Nordsee, aber nicht auf solche im Atlantik...

Aber ich wiederhole mich, und so lang nichts sinnvolles oder beweisträchtiges kommt, was den deutschen Konstruktionen zu einem Überseeinsatz entspricht....werde ich (Gääähhhhnnnneeeeen)...

Der Vergleich mit der Ausfallkorvette der Sachsen-Klasse von 1878 war einfach richtungsweisend...:yes:
 
Aber bei der Nassau gab es auch Proleme mit den frahmschen Schlingertank, der gerade auch Schlingerbewegungen des Schiffes entgegen wirken sollte, und das bezog sich nur auf die Seeverhältnisse der Nordsee, aber nicht auf solche im Atlantik...
Das bezog sich ausweislich Koop/Breyer/Gröner auf die Synchronität mit der Nordsee-Dünung. Sicher meinst Du den nachträglichen Schlingerkiel bei Nassau, der die Schiffe (Nassau: nachträglicher Einbau) zu mittelmäßigen Seeschiffen machte (ab Helgoland bei Gröner: "gute Seeschiffe").

G...bei einem Freibord von 6m bis 8m. Dabei ist zu beachten, die Mittelartillerie unter dem Hauptdeck sitzt.
Interessant. Ich habe mal nachgeschlagen, wie der Konkurrent das hielt.
Angaben Freibord mittschiffs im beladenen Zustand, Vorschiff natürlich höher, Heck zT noch tiefer:
Bellerophon-Klasse: 5,20 meter
Indefatigable: 6,75 meter
Neptun-Klasse: 5,05 meter
Orion-Klasse: 5,05 meter
Turmhöhen durchgehend bis Agincourt 8-10 Meter (Faustformel 30feet).
Den Maßstab "Freibord" kann man daher beiseite legen, da England seine Schiffe um die Insel sicher nicht nur in Küstennähe verlegte.
[Quelle: Burt, British Battleships, umgerechnete feet-Angaben]

Was möchtest Du mir damit sagen?
Was da oben steht: eine rhetorische Frage zur Maschinenanlage seit den Erfahrungen der Wittelsbach-Klasse.

...die beiden Klassen machen Dampf auf und verlassen Cuxhafen oder die Jadebucht, da wissen die Franzosen in Calais, auch ohne den Room 44, daß das I. Geschader losfährt (CO² Ausstoß war damals noch sehr weit sichtbar).
Was bzgl. Rauchsichtung neben der Sache liegt, aber egal.

Die zu Grunde gelegte Kräftebildung (siehe Dreibund-Zweiverband) entsprach der tatsächlichen Lage: Französische Westküste im August 1914 mit 6 Panzerkreuzern sowie kleineren Einheiten (zum Kanal siehe oben).


Nachtrag: es geht nicht um "Atlantikkriegsführung" und Frankreich ist kein "Überseeeinsatz".

Nochmals die Angabe der Primärquelle, falls oben überlesen:
maschinenschriftlicher Abdruck des Immediatvortrages, datiert 24.7.1914 RM 5/900 Bl. 172 bis 185, A 1929 II - ganz geheim - O-Sache: Admiralstab, "Denkschrift über den Operationsplan gegen Frankreich und Rußland bei einem Krieg Dreibund gegen Zweibund. Dort Abschnitt B. "England zuverlässig neutral".
 
Das bezog sich ausweislich Koop/Breyer/Gröner auf die Synchronität mit der Nordsee-Dünung. Sicher meinst Du den nachträglichen Schlingerkiel bei Nassau, der die Schiffe (Nassau: nachträglicher Einbau) zu mittelmäßigen Seeschiffen machte (ab Helgoland bei Gröner: "gute Seeschiffe").

Och, zu was gute Seeschiffe? (Gääähhhhnnnnn) Ostsee oder Nordsee?

Interessant. Ich habe mal nachgeschlagen, wie der Konkurrent das hielt.
Angaben Freibord mittschiffs im beladenen Zustand, Vorschiff natürlich höher, Heck zT noch tiefer:
Bellerophon-Klasse: 5,20 meter
Indefatigable: 6,75 meter
Neptun-Klasse: 5,05 meter
Orion-Klasse: 5,05 meter
Turmhöhen durchgehend bis Agincourt 8-10 Meter (Faustformel 30feet).
Den Maßstab "Freibord" kann man daher beiseite legen, da England seine Schiffe um die Insel sicher nicht nur in Küstennähe verlegte.
[Quelle: Burt, British Battleships, umgerechnete feet-Angaben]

Och, da hätte ich etwas mehr technisches Verständnis (Gerade von Dir!) erwartet, aber es geht bei einem Schiff nicht nur um den Freibord....das Verhältnis zwischen Länge und Breite macht das Schiff stabiler bei der Meeresbewegung, was sich Schlingern und Stampfen bezeichnet...im einzeln, deutsche Schiffe Breit und relativer flacher Tiefgang, sprich anfällig bei leichte bis schwerer See, große Länge, weniger Breiter, mehr Tiefgang, sicherer Stand bei schwerer See, und mit dem Verhältnis konnten die Briten schon zu Segelholzlinienschiffzeiten allen anderen Marinen überzeugen...
(Gääähhhhnnnnn)
 
Wir reden hier vom Sommer 1914 und dem Ostatlantik. Dass ein Schiff der "Nassau"-Klasse wie eine Bleiente im Atlantik absäuft, halte ich persönlich für abwegig.

Die Marineführung musste sich nach Sarajewo Gedanken um eine Seekriegsführung gegen Frankreich und Russland machen, wenn in solch einem Kriege United Kingdom neutral bleiben würde. Ich kenne jetzt den Inhalt der von Silesia erwähnten Quelle nicht. Aber bestimmte Voraussetzungen sind doch allgemein bekannt:

1. Frankreich hatte zu dieser Zeit gerade mal zwei Dreadnoughts der "Courbet"-Klasse in Dienst. Die zwei anderen Schiffe dieser Klasse wurden damals eiligst zur Indienststellung gebracht. Angesichs der Lage im Mittelmeer (Italien und Österreich-Ungarn der potentielle Feind) wurden diese Schiffe dringend dort benötigt. Bei britischer Neutralität hätte das Deutsche Reich die Seeherrschaft vor der französischen Atlantikküste erringen können

2. Wenn man ein neutrales Großbritannien nicht provozieren wollte, konnte man wohl kaum mit der gesamten Hochseeflotte im Englischen Kanal (und damit vor der Themse-Mündung - der Aorta des britischen Empires) auftauchen. Deshalb halte ich die angedachte Planung für nachvollziehbar. Von acht Linienschiffe des I. Geschwaders würde sich Großbritannien nicht bedroht fühlen - insbesondere wenn der Anmarsch um Großbritannien herum vorgenommen würde. Graf Spee war 1914 der Meinung, dass die japanische Flotte ihn nicht nach der Westküste Amerikas verfolgen konnte, weil sonst die USA provoziert würden. Angesichts solch einer Denkschule muss man gegenüber Großbritannien dann natürlich auch äußerst zurückhaltend sein

3. Die erste größere Auslandsreise der Reichsmarine nach dem I. Weltkrieg fand 1926 statt. Vier Pre-Dreadnoughts und zwei Kleine Kreuzer marschierten ab dem 14.05.1926 durch Ärmelkanal und Biskaya. Von dort ging es an der portugiesischen Küste entlang bis ins Mittelmeer. Erster Aufenthalt waren die Balearen. Von dort ging es dann zu spanischen Festlandhäfen im Mittelmeer und als letzte Station - auf der Rückreise - dann Vigo an der Nordwestküste Spaniens am 12.06.1926. Erst dort kohlten die Linienschiffe.

Kurzum, wenn die "Deutschland"-Klasse die Strecke W'haven - Mallorca - Barcelona - Vigo mit einer Bunkerfüllung schafft, wäre man mit dem I. Geschwader auch die Strecke W'haven - Shetlands - Tralee - Biskaya und zurück gekommen. Für eine effektive Seekriegsführung hätte man natürlich dort einige Zeit verbleiben müssen. Vielleicht kann uns ja Silesia die vorgesehene Lösung der deutschen Führung für dieses Problem verraten. Interessant wäre für mich, wie man den Schutz gegen Torpedo- und U-Boote gestalten wollte.

Wenn wir jetzt mal die Schiffe der "Deutschland"- und "Braunschweig"-Klasse mit denen der "Nassau"- und "Helgoland"-Klasse vergleichen, dann machen mir letztere beiden einen erheblich seefesteren Eindruck. Ich tippe mal, dass die metazentrische Höhe der beiden letztgenannten Klassen deutlich besser sind als bei den beiden erstgenannten. Und die haben das Atlantik-Abenteuer 1926 auch unbeschadet überstanden - und waren später in Südafrika und in Westindien unterwegs - auch mit entsprechenden Sturmfahrten.
 
Zum Tennisturnier bin ich die Quelle schuldig:
maschinenschriftlicher Abdruck des Immediatvortrages, datiert 24.7.1914 RM 5/900 Bl. 172 bis 185, A 1929 II - ganz geheim - O-Sache: "Denkschrift über den Operationsplan gegen Frankreich und Rußland bei einem Krieg Dreibund gegen Zweibund. Dort Abschnitt B. "England zuverlässig neutral".

Ich weiss nun nicht, ob die Herren am 30.7.1914 (Vortragsdatum bei KaWeZwo) Zeit für Tennis hatten, jedenfalls ist das die Ausarbeitung des Admiralstabes. Dass den Herren die (auch ausreichenden) technischen Daten der Schiffe und diverse Seeverhältnisse bekannt waren, können wir unbesehen unterstellen (zumal auf Reichweiten, Kohleverbrauch und -versorgung explizit eingegangen wird).


Seit 1911 war bekannt, dass ein Angriff auf die franz. Küste, durch den Kanal oder "außenherum" für die Briten der Bündnisfall wäre. Die Deutschen haben mindestens 3mal Ende Juli den Briten auch die Zusicherung gegeben, dass sie dies unterlassen würden.

OT: hier ein schönes Foto der SMS Moltke in New York nach erfolgreichreicher Atlantiküberquerung 1912 und (leider nach Columbus und schon vor dem verhinderten Heimweg des Grafen Spee)
Datei:SMS Moltke Visiting New York 1912.jpg ? Wikipedia.

Und die Moltke war keine "Nassau".
In der MGFA Militärgeschichte im Marineband wird angeführt, dass mit den "Schlachtkreuzern" erstmals ein Kriegsmittel vorhanden war, das für eine Atlantik-Kriegführung geeignet gewesen wäre.
 
Wir reden hier vom Sommer 1914 und dem Ostatlantik. Dass ein Schiff der "Nassau"-Klasse wie eine Bleiente im Atlantik absäuft, halte ich persönlich für abwegig. [...]
Wenn wir jetzt mal die Schiffe der "Deutschland"- und "Braunschweig"-Klasse mit denen der "Nassau"- und "Helgoland"-Klasse vergleichen, dann machen mir letztere beiden einen erheblich seefesteren Eindruck. [...]

Also ich möchte jetzt auch etws festhalten.
Ich habe nicht erwähnt, daß die irgendwelche Großkampfschiffe der Hochseeflotte nicht Hochseefähig sind.

Natürlich konnte man auch mit einer Nassau oder Helgoland, ja sogar mit einer Brandenburg, die Weltmeere befahren, ohne daß die Schiffe auch bei schlechter Wetterlage untergegangen wären.

Der einzige große Überseeeinsatz wurde ja 1900 von den Panzerschiffen der Brandenburg-Klasse gefahren.

Aber darum geht es nicht, denn eine "Ausflugsrundreise" ist etwas anderes, als der Einsatz mit Gefechtssituation.
Sei es drum, die Konstruktionsabteilung des Reichsmarineamtes hat mit der Form der Schiffe immer das Haupteinsatzgebiet an den Deutschen Küsten als Grundlage berücksichtigt, sowie die Größe des Kaiser-Wilhem-Kanals.
 
Seit 1911 war bekannt, dass ein Angriff auf die franz. Küste, durch den Kanal oder "außenherum" für die Briten der Bündnisfall wäre. Die Deutschen haben mindestens 3mal Ende Juli den Briten auch die Zusicherung gegeben, dass sie dies unterlassen würden.

Da sind wir uns völlig einig. Politische Überlegungen sind in dem operativen Papier des Admiralstabes im Übrigen nicht enthalten. Die Reaktion von GB sehe ich genau so.

Und die Moltke war keine "Nassau".
In der MGFA Militärgeschichte im Marineband wird angeführt, dass mit den "Schlachtkreuzern" erstmals ein Kriegsmittel vorhanden war, das für eine Atlantik-Kriegführung geeignet gewesen wäre.
Halte ich für Unsinn, und zwar in beiderlei Richtung (sowohl negativ/Linienschiffe wie positiv/Schlachtkreuzer). Auf die diversen weiträumigen Einsätze (bzgl. Seeeigenschaften) ist schon hingewiesen worden. Angesichts der realisierten Kreuzeroperationen 1914 und der Nachkriegsfahrten der alten Pötte wird doch wohl keine ernsthafte Diskussion darüber geführt werden, ob dieser Seeweg schiffstechnisch machbar gewesen ist.

Zum meinem Einwurf:
Schade ist, dass die Diskussion wieder um den technischen Aspekt geführt wird. Es ging mir - vielleicht ist das nicht herüber gekommen - um eine ganz bestimmte Schlußfolgerung aus dem Operations-Memorandum: der Admiralstab hat auch abseits einer Involvierung Großbritanniens in den Kriegsfall Geschwadereinsätze für Linienschiffe im Kanal ausgeschlossen.

Die Diskussion über Gefechtseinsätze im Atlantik liegt im Übrigen - habe ich schon oben dargestellt - neben der Sache: das Operationsmemo schickt die Linienschiffe ausdrücklich deswegen um Großbritannien herum, weil auf diesem Weg Gefechtseinsätze gegen kleinere Einheiten (Zerstörer etc.) gedanklich ausgeschlossen wurden.

Och, da hätte ich etwas mehr technisches Verständnis (Gerade von Dir!) erwartet, aber es geht bei einem Schiff nicht nur um den Freibord.
Da sprichst Du den Falschen bzgl. "Freibord" an. Der hier hatte das Stichwort gegeben:
Doch bei aller zuversicht, aber bei der Helgoland- und Nassau-Klasse haben wir Feuerhöhen der schweren Artillerie von 7m bis 10m, bei einem Freibord von 6m bis 8m. ...
Diese niedrige höhe sorgte schon bei leichten bis mittleren Wellengang in der flachen Nordsee für nicht einsatzbereite 15er.
Ich habe das Stichwort lediglich um die britischen Daten ergänzt und dazu geschrieben:
Den Maßstab "Freibord" kann man daher beiseite legen, da England seine Schiffe um die Insel sicher nicht nur in Küstennähe verlegte.
Ganz nebenbei: das Eintauchen der Sekundärbewaffnung bei britischen Schiffen (-> Panzerkreuzer) bei entsprechendem Seegang ist ebenfalls ein alter Hut.
 
Zum meinem Einwurf:
Schade ist, dass die Diskussion wieder um den technischen Aspekt geführt wird.

Ohne die Berücksichtigung der technischen Möglichkeiten und der taktischen Ausrichtung, die gerade durch die Technik vorgegeben wird, sind Operative Planungen genauso Sinnvoll, wie des Kaisers Lieblingsprojekt, daß Torpedolinienschiff.

Aber Bitte, blendet die technischen Hintergründe aus.:fs:
 
Wenn wir jetzt mal die Schiffe der "Deutschland"- und "Braunschweig"-Klasse mit denen der "Nassau"- und "Helgoland"-Klasse vergleichen, dann machen mir letztere beiden einen erheblich seefesteren Eindruck. Ich tippe mal, dass die metazentrische Höhe der beiden letztgenannten Klassen deutlich besser sind als bei den beiden erstgenannten. Und die haben das Atlantik-Abenteuer 1926 auch unbeschadet überstanden - und waren später in Südafrika und in Westindien unterwegs - auch mit entsprechenden Sturmfahrten.

Genau so sehe ich das auch. Du hast hier den wesentlichen Faktor der Seefähigkeit bzw. Stabilität angesprochen.

Dazu noch eine Bemerkung. Bei Schiffen mit Tiefgang zwischen 6 und <10 Meter (bzw. rd. 20 - 30 ft.) liegen die Min/Max.-Werte für die Metazentrische Höhe und damit das Optimum für Stabilität ca. zwischen 2 und 4 ft. Für den Atlantik kommen nun aber Besonderheiten hinzu:

- wachsende Geschwindigkeit senkt die Metazentrische Höhe ab
- erhöhte Windgeschwindigkeiten (Pressdruck kann formelmäßig überschlägig berechnet werden) können für quasi-permanente Krängung sorgen: nehmen wir mal beispielsweise 5°. Das hat Auswirkungen auf das Rollen (bzw. deren Intervall in Ausmaß - verkürzt - und Zeitdauer - verlängert).
- Wellenlänge und Wellenhöhe werden größer als zB Nordsee.
- dabei zu beachten: verminderte Metazentrische Höhe wirkt aufgrund der Krängung und der Wellenlänge/Amplitude sogar stabilisierend, ist also nicht unbedingt ein Nachteil.

Das alles ist sehr kompliziert, Freibord und bestimmte Kennziffern der Schiffsabmessungen bieten jedenfalls keine überschlägigen Anhaltspunkte.


Wer dennoch mit Länge/Breite/Tiefgang spielen möchte, hier einige Daten. In der Reihenfolge:
Länge LWL/Breite Spanten/Einsatz-Tiefgang/Einsatz-Tonnage/Länge:Breite/Midship Area Ratio: Tiefgang:Breite/Länge:Breite:Tiefe/Block-Koeffizient für Displacement-Draught-Ratio/approx. WSA Wetted Surface Area grob-überschlägig nach Mumford-Formel

Scharnhorst...... 143,8 21,6 8,4 13.000 6,66 0,39 0,80 0,057 2823
Nassau............. 145,6 26,9 8,8 20.535 5,41 0,33 0,62 0,048 3809
Helgoland.......... 166,5 28,5 8,8 24.700 5,84 0,31 0,66 0,049 4458
Kaiser............... 171,8 29,0 9,1 27.000 5,92 0,31 0,65 0,048 4735
König................ 174,7 29,5 9,2 28.600 5,92 0,31 0,64 0,047 4908
Moltke.............. 186,6 30,0 9,2 25.400 6,22 0,31 0,68 0,058 4851
Canopus............ 131,0 23,0 7,9 13.000 5,70 0,34 0,72 0,052 2911
King Edward VII.. 129,6 23,8 7,9 17.500 5,45 0,33 0,69 0,040 3292
Lord Nelson........ 125,0 24,1 8,2 17.820 5,19 0,34 0,63 0,040 3265
Bellerophon........ 149,4 25,1 8,3 22.540 5,96 0,33 0,72 0,039 4009
St. Vincent........ 161,9 25,7 9,0 22.800 6,30 0,35 0,70 0,047 4250
Neptun............. 165,0 25,9 8,7 23.123 6,37 0,33 0,74 0,046 4297
Colossus............ 165,0 26,4 9,0 23.266 6,25 0,34 0,70 0,048 4331
Orion................ 166,1 27,0 9,2 26.202 6,16 0,34 0,67 0,045 4589

Off-Topic:
Bismarck...........241,6 36,0 9,3 50.300 6,71 0,26 0,72 0,046 7606

Interresant ist der Canopus-Nassau-Vergleich. Die HMS CANOPUS hatte Stationen in Fernost, Colombo und war schließlich bei den Falkland-Inseln auf Kreuzerjagd.
 
Zuletzt bearbeitet:
Köbis17 schrieb:
Sei es drum, die Konstruktionsabteilung des Reichsmarineamtes hat mit der Form der Schiffe immer das Haupteinsatzgebiet an den Deutschen Küsten als Grundlage berücksichtigt, sowie die Größe des Kaiser-Wilhem-Kanals.
Zustimmung auf ganzer Linie. Man optimiert seine Kriegssschiffbauten für das Seegebiet, in welchem diese mit hoher Wahrscheinlichkeit eingesetzt werden sollen. Und das ist nun mal das Dreieck der Deutschen Bucht.
 
[...]Wer dennoch mit Länge/Breite/Tiefgang spielen möchte, hier einige Daten. In der Reihenfolge: Länge LWL/Breite Spanten/Einsatz-Tiefgang/Einsatz-Tonnage/Länge:Breite/Midship Area Ratio: Tiefgang:Breite/Länge:Breite:Tiefe/Block-Koeffizient für Displacement-Draught-Ratio/approx. WSA Wetted Surface Area grob-überschlägig nach Mumford-Formel
Scharnhorst...... 143,8 21,6 8,4 13.000 6,66 0,39 0,80 0,057 2823
Nassau............. 145,6 26,9 8,8 20.535 5,41 0,33 0,62 0,048 3809
Helgoland.......... 166,5 28,5 8,8 24.700 5,84 0,31 0,66 0,049 4458
Kaiser............... 171,8 29,0 9,1 27.000 5,92 0,31 0,65 0,048 4735
König................ 174,7 29,5 9,2 28.600 5,92 0,31 0,64 0,047 4908
Moltke.............. 186,6 30,0 9,2 25.400 6,22 0,31 0,68 0,058 4851
Canopus............ 131,0 23,0 7,9 13.000 5,70 0,34 0,72 0,052 2911
King Edward VII.. 129,6 23,8 7,9 17.500 5,45 0,33 0,69 0,040 3292
Lord Nelson........ 125,0 24,1 8,2 17.820 5,19 0,34 0,63 0,040 3265
Bellerophon........ 149,4 25,1 8,3 22.540 5,96 0,33 0,72 0,039 4009
St. Vincent........ 161,9 25,7 9,0 22.800 6,30 0,35 0,70 0,047 4250
Neptun............. 165,0 25,9 8,7 23.123 6,37 0,33 0,74 0,046 4297
Colossus............ 165,0 26,4 9,0 23.266 6,25 0,34 0,70 0,048 4331
Orion................ 166,1 27,0 9,2 26.202 6,16 0,34 0,67 0,045 4589

Off-Topic:
Bismarck...........241,6 36,0 9,3 50.300 6,71 0,26 0,72 0,046 7606

Interresant ist der Canopus-Nassau-Vergleich. Die HMS CANOPUS hatte Stationen in Fernost, Colombo und war schließlich bei den Falkland-Inseln auf Kreuzerjagd.


Tja, silesia, was soll ich da noch sagen.

Aber wenn Du Dir schon die Mühe machst, dann lass es uns mal auf die schnelle Auswerten. Aber nur kurz, denn wir wollen hier nicht den technischen Aspekt überstrapazieren.

Die von mir Rot markierten Schiffe stehen in dem Verhältnis Länge/Breite nahe. Interessant dabei ist, das die britische Canopus-Klasse ein Linienschiff mit Längeren Rumpf bei gleichzeitig nicht angestiegener Breite zu den Vorgänger der Majestic-Klasse.

Die Scharnhorst war ein großer Kreuzer, der in seiner Art schon auch von Anfang an auch für den Überseeeinsatz geplant war.
Allerdings sollte man hier noch bedenken, daß die Feuerhöhen der schweren Artillerie sehr unterschiedlich waren, sowie die Länge und Form des Vorschiffes sehr stark abweichen.

Von den Dir dargestellten Zahlen, zeigen sich eindeutige Unterschiede und bestätigen das von mir schon erwähnte Konstruktionsmerkmal der deutschen Schiffe (Mehr Breite im Verhältnis zur Länge) und das der britischen Schiffe (weniger Breite im Verhältnis zu Länge).

So, nun aber Schluß mit der lästigen Technik, vielleicht sollte man einen neuen Thread eröffnen.:winke:
 

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http://de.wikipedia.org/wiki/SMS_Hamburg_(1903)
Dazu noch ein kleines Beispiel des imposanten Kleinen Kreuzers "Hamburg", Baujahr 1903 vor den "Nassaus", der dem Atlantik und Pazifik trotzte.

Na das hoffte man, daß diese Schiffe auf allen Weltmeeren fahren konnten, immerhin waren die deutschen kleinen Kreuzer schon ab der Gazelle-Klasse für einen Einsatz in der aktiven Schlachtflotte wie auch in Übersee vorgesehen.

Auch hier ist wieder schön zu sehen, wie die Konstruktionsabteilung den Sparmassnahmen für kleinere Schiffe gegenüber den Linienschiffen unterlag.
Die kleinen Kreuzer der kaiserlichen Marine waren für die Flottenaufklärung meist zu langsam und für den Überseeeinsatz aber meist zu klein und hatten zu wenig Reichweite.
Hinzukommen konstruktive Merkmale, wie das lange festhalten an der 10,5cm Schnellladekanone und an den Expansionsmaschinen, sowie keine tropentauglichen Lüftunsgsysteme im Schiff.

In England ging man z.B. den Weg, Kreuzer in 3.Klassen einzuteilen, was mehr Möglichkeiten für individuelle Konstruktionen offen lies.
 
In England ging man z.B. den Weg, Kreuzer in 3.Klassen einzuteilen, was mehr Möglichkeiten für individuelle Konstruktionen offen lies.

Die Einteilung ist interessant und hat zeitgenössisch für reichlich Verwirrung gesorgt. Eigentlich gab es (Stand 1897) 8 Typen von Kreuzern in der RN:

Armoured Ships - 1st Class-Cruisers
Protected Ships - 1st, 2nd, 3rd-Class-Cruisers
Partially Protected Ships: 2nd, 3rd-Class-Cruisers
Unarmoured Ships: 2nd, 3rd-Class-Cruisers.

Die Kreuzertypen waren damit nach dem Zustand der Deckspanzerung zunächst in 4 Gruppen (Armoured bis Unarmoured) unterteilt. Die weitere Unterteilung (Klassen) ergab sich nach der Einschätzung der "Kampfstärke" aus den Faktoren Geschwindigkeit, Kohlenvorrat, Bewaffnung, Seitenpanzer.

Diese Unterteilung (nebst weiteren Klassen der Armoured Ships) löste die alte Barnaby-Formel (1872) für die Messung der "Effizienz" eines Schiffes ab: Panzerungsgewicht * Geschütz-/Munitionsgewicht * Höhe des Batteriedecks über Wasserlinie * Geschwindigkeit^3 / (Länge * 100)

Die Seegängigkeit war bei den 3 Klassen bzw. 4 Gruppen vorausgesetzt (es gab noch daneben die "Coast Defence Ships" innerhalb der Gruppe "Armoured Ships", die nicht hochseegängig waren.


Elgar, The Classification and relative Power of Warships, NA 1897, S. 64ff.
 
Bitte um Vergebung wegen meiner Unwissenheit: Was waren denn nun die legendären "Dreadnougts"? Schlachtschiffe? Oder Linienschiffe? Aber was sind Linienschiffe? :grübel:
 
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