Ohne muslimische Eroberung kein Entdecken Amerikas? Paradox? Oder Realität?

A

Andreas

Gast
Hallo zusammen,

ein bedeutender spanischer Historiker des 20. Jahrhunderts (ich werde seinen Namen hier noch nicht nennen, aber später, versprochen) hat folgende These aufgestellt:

"Wenn die Muslime Spanien im achten Jahrhundert nicht erobert hätten, dann hätten die Spanier Amerika im sechtzehnten Jahrhundert nicht erobert. Paradox? Nein, Realität."

So, mir persönlich würden zwei Argumentationslinien, die für, und eine, die gegen diesen Satz sprechen, einfallen. Aber damit würde ich zuviel vorgeben. Erst mal will ich Eure Meinung hören.

Andreas
 
Columbus wurde ja hauptsächlich durch die Beute aus Granada finanziert. Und ohne die Muslime wären diese Mittel wahrscheinlich nicht nach Spanien gekommen. Dass die spanische Eroberung Südamerikas mit Columbus zusammenhängt dürfte dann auch einleuchten.
 
die spanier profitierten auch vom wissen der araber, die auf vielen gebieten ja viel weiter als die christlichen europäer waren. dieses wissen wurde an den arabischen universitäten auch christen gelehrt. dies gilt auch für die geografie. ausserdem waren wohl etliche der seefahrer konvertierte mauren.
 
Themistokles schrieb:
Columbus wurde ja hauptsächlich durch die Beute aus Granada finanziert. Und ohne die Muslime wären diese Mittel wahrscheinlich nicht nach Spanien gekommen. Dass die spanische Eroberung Südamerikas mit Columbus zusammenhängt dürfte dann auch einleuchten.
Oder umgekehrt: Die Rückeroberung Granadas hat soviel Geld gekostet, das man sich nach neuen Goldquellen umsehen musste. Der Weg nach Osten war versperrt, also riskierte man es, sich mal im Westen umzusehen.
Und als Amerika erstmal entdeckt war, hatte man das ideologisch-theologische Rüstzeug (das half die Bevölkerung des neuen Kontinents zu unterdrücken und auszubeuten) samt seinen praktischen Anwendungsmöglichkeiten schon in der Reconquista entwickelt und erprobt.
(Der Bogen zum 8.Jh. scheint mir trotzdem sehr weit gespannt zu sein.)
 
Ich stelle da noch etwas in den Raum. Columbus hat ja noch an die Scheibe der Erde geglaubt, Oder nicht? Und wenn der sich nicht so verfahren hätte, dann wäre er nie in Amerika gelandet.
 
Zuletzt bearbeitet:
florian17160 schrieb:
Ich stelle da noch etwas in den Raum. Columbus hat ja noch an die Scheibe der Erde geglaubt, Oder nicht? Und wenn der sich nicht so verfahren hätte, dann wäre er nie in Amerika gelandet.

Nein, in Salamanca wurde das ptolemaische Weltbild gelehrt. Und Kolumbus nahm seine Informationen aus den Erinnerungen des Marco Polo. Wenn er also nach Westen segelte, um in den Osten zu gelangen, mußte er zwingend an die Kugelform der Erde glauben.

El Quijote
 
florian17160 schrieb:
Ich stelle da noch etwas in den Raum. Columbus hat ja noch an die Scheibe der Erde geglaubt, Oder nicht? Und wenn der sich nicht so verfahren hätte, dann wäre er nie in Amerika gelandet.

Wollte Columbus nicht genau das beweisen, das die Erde eine Kugel ist?
 
Das war schon bewiesen (dazu ist hier im Forum schon ein Thema versteckt, unter Geschichte der NW glaube ich). Nur die ENtfernung wurde als unüberwindbar angenommen
Florian17160 schrieb:
Und wenn der sich nicht so verfahren hätte, dann wäre er nie in Amerika gelandet.
Verfahren hat er sich nicht, Columbus fuhr mehr oder weniger geradeaus, Amerika lag einfach im Weg.

(Der Bogen zum 8.Jh. scheint mir trotzdem sehr weit gespannt zu sein.)
Wahrscheinlich ist allgemein die arabische Eroberung/Besiedelung gemeint und die begann halt schon relativ früh.
 
Cassandra schrieb:
Wollte Columbus nicht genau das beweisen, das die Erde eine Kugel ist?

Wie gesagt, die Kugelgestalt der Erde war damals längst keine wissenschaftliche Streitfrage mehr.


Überspitzt gesagt: Wenn Kolumbus etwas beweisen wollte, dann wollte er beweisen, daß der Erdumfang nur 28.000 Kilometer beträgt, entgegen den damals schon existierenden (fast korrekten) Berechnungen, die auf knapp 40.000 Kilometer kamen.

Kolumbus fuhr nur deswegen nach Westen gefahren, weil er sich geirrt hatte. Er blieb bis zum Lebensende bei seinem Irrtum und glaubte stur daran, den Seeweg nach Asien gefunden zu haben.
 
Zu Columbus Vortsellungen von der Erde:
1. Man hielt Ende des 15.Jahrhunderts z.T. auch ältere Aussagen des Alten Testaments für wörtlich wahr. Für C. war eine Auskunft über die Verteilung von Land und Wasser wichtig, die er vermutlich von jüdischen Gelehrten in Spanien erfuhr:
"Am dritten Tag gabst du den Wassern Befehl, sich auf dem siebenten Teil der Erde zu sammeln; sechs Siebentel aber legtest du trocken." (4. Buch Ezra, 6, 42.)
2. In einem Brief des florentinischen Mathematikers und Kartografen Toscanelli (s. auch http://www.stephan-selle.de/Buchgarten/Kolumbus/Karten/karten.html ) an C. heißt es:
"Ich habe Kenntnis von deinem hochherzigen und großartigen Plan, auf dem Weg nach Westen, den die dir zugesandte Karte anzeigt, zu den Ländern des Ostens zu segeln. Besser hätte er sich mit Hilfe einer Kugel klarmachen lassen...
Eine solche Reise führt zu mächtigen Königreichen, berühmten Städten und Provinzen, die alles im Überfluss besitzen..."
( aus: Christoph Columbus. Dokumente seines Lebens und seiner Reisen. Bd. 1, Frankf./M.-Wien 1992, S. 51 f)
3. Die beigefügte Karte erläuterte Toscanelli folgendermaßen: "Von der Stadt Lissabon sind es auf der Karte gerade nach Westen 16 Abschnitte, jeder 250 Seemeilen breit, also nahezu ein Drittel des Erdumfangs, bis zu der ansehnlichen, großen Stadt Quinsay(Hangzhou)..."
(aus: Christoph Columbus...,ebenda, S. 48)
Möglicherweise verfügte Columbus auch noch über weitere (arabische?) Karten.
4. Es gab z. Zt. Columbus Globen, z.B. einen von Martin Behaim im Jahre 1492 gefertigten, deren Informationen eine Seereise Richtung Westen direkt nach Indien erlaubten. Ob Columbus sie kannte, weiß ich allerdings nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Cassandra schrieb:
Wollte Columbus nicht genau das beweisen, das die Erde eine Kugel ist?


Meines Wissens ging es darum einen Seeweg nach Indien zu finden,der nicht um das Kap der guten Hoffnung führt,da 1453 die Türken Konstantinopel erobert hatten und somit den Landweg versperrten.Und Kolumbus meinte,einfach nach Westen zu segeln müsste ihn aufgrund der Kugelgestalt der Erde nach Indien führen,was aber aufgrund des Kontinentes Amerika misslang.Trotzdem blieb er bis zu seinem Lebensende,wie hyokkose schon sagte,bei der Meinung in Asien angekommen zu sein.
 
Weg von Kolumbus...

Also noch mal zurück zur Ausgangsfrage. Claudio Sánchez Albornoz (1893 - 1984) behauptete:

"Wenn die Muslime Spanien im achten Jahrhundert nicht erobert hätten, dann hätten die Spanier Amerika im sechtzehnten Jahrhundert nicht erobert. Paradox? Nein, Realität."

Wie läßt sich das begründen? [Für mich liegen die Gründe ganz klar im a) wissenschaftsgeschichtlichen und b) sozialhistorischen Bereich.]
Was spricht gegen diese These?

El Quijote
 
Eine sehr interessante Hypothese. Ich halte sie für unrichtig und zwar aus folgenden Überlegungen:

1 hat Christobal Colon seine Idee erst einmal den Portugiesen angeboten, da die Portugiesen aber mehr Ahnung von Seefahrt und Geographie hatten lehnten sie ihn ab, erst dann ging er nach Spanien. Portugal ist ebenso aus der Requoncista entstanden und hat mehr als Spanien von arabischen Wissen was die Seefahrt angeht profitiert.

Wenn also die Entdeckung und Eroberung Amerikas indirekt auf die Mauren zurück zu führen sein soll, warum hat dann nicht Portugal zugeschlagen ?

2 Ist zwar über das maurische Spanien im Mittelalter einiges an Wissen nach Europa gekommen, aber: der wichtigere und größere Einfluß kam aus dem Bereich von Italien und Griechenland. Mit dem Niedergang von Byzanz nach der Eroberung durch die Kreuzritter 1204 und der dann folgenden Eroberung des Reiches durch die Türken flohen viele byzantinische Gelehrte nach Italien und das leitete dort die Renecainsse ein.

Colon war Genuese, Genua und Venedig nun die führenden Seemächte des 14 Jahrhundert. Die Portugiesen imporitierten große Teile ihres Wissens das sie für die Seefahrt benötigten aus Italien, genau deshalb hielten sich ja Italiener wie Colon dort auf. Item: könnte man genau so gut die Entdeckung Amerikas indirekt der Eroberung von Byzanz durch die Türken zuordnen, daß trifft es sogar noch mehr und besser, als daß der eigentliche wirtschaftliche Grund, die Sperrung der Ostrouten durch die Türken durch das gleiche Ereigniss verursacht wurde.

3 Die Venezianer und die Mamelucken wollten, was kaum bekannt ist einen Suezkanal schaffen vom Nil ins Rote Meer und Venezianische Schiffe sollten dann direkt nach Indien segeln. Im Gegenzug sollte Venedig eine mameluckische Flotte aufbauen und beide Staaten wollten gegen die Osmanen gemeinsam vorgehen. Die Venezianer wie auch andere Italienische Städte hatten also sehr enge Verbindungen in den arabisch/muslimischen Raum, engere Verbindungen als das die Spanier in den maurischen Raum in ihrem Land hatten.

Der Austausch seit den Kreuzzügen über die Italienischen Stadtstaaten ist vom wissenschaftlichen Teil her größer als der Anteil der von den Mauren über Spanien gekommen ist. Die Portugiesen holten sich arabisches Wissen wie z.B. die Kenntnis des Gebrauchs des Astrolabiums nicht von den Mauren in Spanien sondern aus Italien, die Italiener aber hatten das wieder aus dem muslimischen Osten, und zwar aus Ägypten. Der Einfluß des Ostens, also der Levante und insbesondere der des Mameluckenreiches wird enorm unterschätzt, der des Maurenstaates Granada total überschätzt.

4 der Wissenschaftliche Einfluß der Mauren erfolgte nämlich eher früher, zu der Zeit als selbst Cordoba noch muslimisch war. Er ließ dann mit dem Niedergang der Muslimischen Macht in Spanien immer mehr nach und wurde im Spätmittelalter durch den Einfluß der über Italien kam zu großen Teilen ersetzt. Item wenn der Einfluß zurückging (einfach deswegen weil sich die Muslime in Spanien technologisch nicht weiter entwickelten !!), dann ist es falsch, die Entdeckung und Eroberung Amerikas auf diese zurück zu führen.

5 Nun zur geographischen Lage: Warum also nun Spanien und nicht ein anderer Staat: Nicht weil Spanien durch die Mauren einen Vorsprung gehabt hätte sondern weil Colon mit seiner Idee bei Nationen die über eine deutlich bessere, italienisch beeinflußte Seefahrertechnologie verfügten wie England oder Portugal mit seiner Idee nicht landen konnte. Spanien war im Vergleich der Seefahrtstechnologie rückständig und gerade deshalb konnte Colon dort die Mächtigen von seinem ansonsten falschen Plan überzeugen. Wie hier richtig bemerkt wurde: wäre Amerika nicht da gewesen wäre er spurlos im Meer verschwunden, die Entfernungen überstiegen damals die Leistungen der Schiffe. Die Portugiesen und andere wußten das, die Spanier dagegen ließen sich überzeugen.

Fazit: Der Italienische Einfluß in Spanien und insbesondere in Portugal übersteigt bei weitem den maurischen Einfluß. Die islamische Beeinflußung der Technologie durch die Muslime in Spanien war zu einem früheren Zeitpunkt relevant, zu dem Zeitpunkt der Entdeckungsfahrten aber nur mehr unwichtig. Der italienische Einfluß resulitert aus den guten Kontakten der Italienier nach Ägypten und aus der Flucht byzantinischer Gelehrter vor den Türken. Die Türken sind das wirtschaftliche Motiv für das Aufsuchen anderer Seefahrtswege.
 
Livia schrieb:
Oder umgekehrt: Die Rückeroberung Granadas hat soviel Geld gekostet, das man sich nach neuen Goldquellen umsehen musste. Der Weg nach Osten war versperrt, also riskierte man es, sich mal im Westen umzusehen.
Und als Amerika erstmal entdeckt war, hatte man das ideologisch-theologische Rüstzeug (das half die Bevölkerung des neuen Kontinents zu unterdrücken und auszubeuten) samt seinen praktischen Anwendungsmöglichkeiten schon in der Reconquista entwickelt und erprobt.
(Der Bogen zum 8.Jh. scheint mir trotzdem sehr weit gespannt zu sein.)

hy, ich wollte dazu nur sagen, dass die reise die c. gemacht hat nicht mehr gekostet hat als ein staatsbankett, deswegen war es eher unerheblich ob er die reise unternimmt oder nicht. es war sogesehen ein versuch!!

(film: christoph columbus 1492)
 
Columbus

Themistokles schrieb:
Columbus wurde ja hauptsächlich durch die Beute aus Granada finanziert. Und ohne die Muslime wären diese Mittel wahrscheinlich nicht nach Spanien gekommen. Dass die spanische Eroberung Südamerikas mit Columbus zusammenhängt dürfte dann auch einleuchten.

Ich hab da mal ne Frage zu, im Film "1492 Christoph Columbus" wird gesagt, dass die Reise nicht mehr gekostet hätte als ein Staatsbankett, deswegen könne man es ja ruhig versuchen. die Verluste wären nicht sonderlich groß, und aus "Indien" könnte man ja gutes Geld schlagen.
 
Quintus Fabius schrieb:
Eine sehr interessante Hypothese. Ich halte sie für unrichtig und zwar aus folgenden Überlegungen:

1 hat Christobal Colon seine Idee erst einmal den Portugiesen angeboten, da die Portugiesen aber mehr Ahnung von Seefahrt und Geographie hatten lehnten sie ihn ab, erst dann ging er nach Spanien. Portugal ist ebenso aus der Requoncista entstanden und hat mehr als Spanien von arabischen Wissen was die Seefahrt angeht profitiert.

Wenn also die Entdeckung und Eroberung Amerikas indirekt auf die Mauren zurück zu führen sein soll, warum hat dann nicht Portugal zugeschlagen ?

vielleicht wird anders herum auch ein schuh draus: weil auch die portugiesen maurisch beherrscht waren, konnten sie von deren wissen profitieren und afrika umsegeln und tatsächlich indien "entdecken". da der ausspruch von albornoz nur von amerika spricht, sind halt die spanier erwähnt, die grundaussage trifft aber ebenso auf die portugisieschen nachbarn zu.

2 Ist zwar über das maurische Spanien im Mittelalter einiges an Wissen nach Europa gekommen, aber: der wichtigere und größere Einfluß kam aus dem Bereich von Italien und Griechenland. Mit dem Niedergang von Byzanz nach der Eroberung durch die Kreuzritter 1204 und der dann folgenden Eroberung des Reiches durch die Türken flohen viele byzantinische Gelehrte nach Italien und das leitete dort die Renecainsse ein.

Colon war Genuese, Genua und Venedig nun die führenden Seemächte des 14 Jahrhundert. Die Portugiesen imporitierten große Teile ihres Wissens das sie für die Seefahrt benötigten aus Italien, genau deshalb hielten sich ja Italiener wie Colon dort auf. Item: könnte man genau so gut die Entdeckung Amerikas indirekt der Eroberung von Byzanz durch die Türken zuordnen, daß trifft es sogar noch mehr und besser, als daß der eigentliche wirtschaftliche Grund, die Sperrung der Ostrouten durch die Türken durch das gleiche Ereigniss verursacht wurde.

1. waren die italiener (venezianer, genuesen etc.) schon vor der renaissance leidlich gute seefahrer (es hat fürs mittelnmeer gereicht)
2. es gab auch italienische kapitäne in portugals diensten, aber man kann doch den arabisch-maurischen anteil nicht einfach verschweigen: ein gutteil des wissens über afrika und den indischen ozean bezogen die portugiesen (und auch die spanier) aus den berichten arabischer händler und entdecker, die in den islamischen universitäten und bibliotheken auf der iberischen halbinsel vorhanden waren.
3. natürlich war die "sperre" der osmanen der ökonomische grund, warum portugal und später spanien sich überhaupt auf das abenteuer der entdeckungsfahrten einliessen. es sollte sich ja auch rentieren. aber das stand nicht zur diskussion.

3 Die Venezianer und die Mamelucken wollten, was kaum bekannt ist einen Suezkanal schaffen vom Nil ins Rote Meer und Venezianische Schiffe sollten dann direkt nach Indien segeln. Im Gegenzug sollte Venedig eine mameluckische Flotte aufbauen und beide Staaten wollten gegen die Osmanen gemeinsam vorgehen. Die Venezianer wie auch andere Italienische Städte hatten also sehr enge Verbindungen in den arabisch/muslimischen Raum, engere Verbindungen als das die Spanier in den maurischen Raum in ihrem Land hatten.

Der Austausch seit den Kreuzzügen über die Italienischen Stadtstaaten ist vom wissenschaftlichen Teil her größer als der Anteil der von den Mauren über Spanien gekommen ist. Die Portugiesen holten sich arabisches Wissen wie z.B. die Kenntnis des Gebrauchs des Astrolabiums nicht von den Mauren in Spanien sondern aus Italien, die Italiener aber hatten das wieder aus dem muslimischen Osten, und zwar aus Ägypten. Der Einfluß des Ostens, also der Levante und insbesondere der des Mameluckenreiches wird enorm unterschätzt, der des Maurenstaates Granada total überschätzt.

da würden mich erstens die belege dafür interessieren (für den kanal und die sache mit dem astrolabium) und zweitens, wieso sollte die spanier und portugiesen wissen importieren, was vor ihrer haustür bzw. in den von ihnen eroberten gebieten vorhanden war?

4 der Wissenschaftliche Einfluß der Mauren erfolgte nämlich eher früher, zu der Zeit als selbst Cordoba noch muslimisch war. Er ließ dann mit dem Niedergang der Muslimischen Macht in Spanien immer mehr nach und wurde im Spätmittelalter durch den Einfluß der über Italien kam zu großen Teilen ersetzt. Item wenn der Einfluß zurückging (einfach deswegen weil sich die Muslime in Spanien technologisch nicht weiter entwickelten !!), dann ist es falsch, die Entdeckung und Eroberung Amerikas auf diese zurück zu führen.

aber warum haben gerade die beiden nationen, die lange unter der maurischen herrschaft lebten, diese entdeckungsfahrten unternommen, und nicht ein italienischer stadtstaat oder die nordeuropäer? lag es nur an der geografischen lage am rande europas oder nicht vielmehr auch daran, dass in gerade in portugal das seefahrerische wissen der damaligen zeit gesammelt wurde, in büchern, instrumenten, schiffbau, aber auch in fähigen köpfen. und ein gutteil dieser "sammlung" stammt nun einmal aus dem islamischen raum, zu dem beide iberischen länder lange gehört hatten.


5 Nun zur geographischen Lage: Warum also nun Spanien und nicht ein anderer Staat: Nicht weil Spanien durch die Mauren einen Vorsprung gehabt hätte sondern weil Colon mit seiner Idee bei Nationen die über eine deutlich bessere, italienisch beeinflußte Seefahrertechnologie verfügten wie England oder Portugal mit seiner Idee nicht landen konnte. Spanien war im Vergleich der Seefahrtstechnologie rückständig und gerade deshalb konnte Colon dort die Mächtigen von seinem ansonsten falschen Plan überzeugen. Wie hier richtig bemerkt wurde: wäre Amerika nicht da gewesen wäre er spurlos im Meer verschwunden, die Entfernungen überstiegen damals die Leistungen der Schiffe. Die Portugiesen und andere wußten das, die Spanier dagegen ließen sich überzeugen.

da gebe ich dir vollkommen recht, die entdeckung war ein zufallsprodukt aus neid (auf die portugisieschen nachbarn) und unwissenheit. das logische ziel spanischer expansion wäre eigentlich die nordafrikanische küste gewesen (in ansätzen ist das ja auch verfolgt worden).


Fazit: Der Italienische Einfluß in Spanien und insbesondere in Portugal übersteigt bei weitem den maurischen Einfluß. Die islamische Beeinflußung der Technologie durch die Muslime in Spanien war zu einem früheren Zeitpunkt relevant, zu dem Zeitpunkt der Entdeckungsfahrten aber nur mehr unwichtig. Der italienische Einfluß resulitert aus den guten Kontakten der Italienier nach Ägypten und aus der Flucht byzantinischer Gelehrter vor den Türken. Die Türken sind das wirtschaftliche Motiv für das Aufsuchen anderer Seefahrtswege.

ob der italienische den maurischen einfluss überwiegt, spielt doch gar keine rolle, fakt ist aber doch, dass dieser in beiden staaten vorhanden war. und es erscheint mir unplausibel, ihm keine rolle einzugestehen. die behauptung von albornoz stellt für mich nur diese besonderheit der beiden iberischen staaten heraus (auch wenn er portugal unerwähnt lässt).
 
vielleicht wird anders herum auch ein schuh draus: weil auch die portugiesen maurisch beherrscht waren, konnten sie von deren wissen profitieren und afrika umsegeln und tatsächlich indien "entdecken". da der ausspruch von albornoz nur von amerika spricht, sind halt die spanier erwähnt, die grundaussage trifft aber ebenso auf die portugisieschen nachbarn zu.

Es ist aber so, daß die Portugiesen kaum bis gar nicht Wissen über die Seefahrt aus dem westislamischen Raum bekommen haben. Das liegt zum einen an der geographischen Lage zum anderen gleich:

wieso sollte die spanier und portugiesen wissen importieren, was vor ihrer haustür bzw. in den von ihnen eroberten gebieten vorhanden war?

Hier ist der Kernpunkt !! War es das überhaupt !? Wie weit entwickelt war das islamische Wissen in Granada !! was die Seefahrt und die Navigation angeht ? Wie stark war die Flotte bzw die Flottenaktivitäten der Muslime in Spanien bzw in Marokko ?

Und hier stellen wir nun fest, daß die Muslime nur wenig Seefahrt betrieben und schon 1350 bis 1400 die christlichen Schiffe in Spanien von der Bauweise wie von der Navigation her deutlich überlegen waren.

Sicher: es gab in Granada großes medizinisches Wissen, Kenntnisse der Chemie oder Mathematik, es wurde auch noch im Spätmittelalter astronomisches Wissen übernommen, nur : war das aufs Land bezogenes astronomisches Wissen, daß zu großen Teilen nicht auf See verwendbar war !!

Die Mauren holten mittels Karawanen aus den Fulbereichen bzw aus der Sahelzone südlich der Sahara die Waren. Nicht mit Schiffen. Es gab seit 1300 eigentlich kaum noch islamische Seefahrt an der Westküste Afrikas, bis auf eine begrenzte Küstenschifffahrt. Die Naven der Portugiesen fuhren da schon zu den Azoren und waren technologisch um Meilen weiter als die islamischen Schiffe !!

Woher kam die Seefahrtstechnologie: der praktische Teil hatte sich in Portugal selbst entwickelt, und zwar aus der geographischen Lage, der theoretische Teil kam aus Italien und zwar schon ab dem 14 Jahrhundert massiv aber dann im 15 Jahrhundert.

Der maurisch/westislamische Anteil an der Seefahrtstechnologie !! (nicht der Technologie gesamt) ist sehr gering. Und geht über Orts- und Geographiekenntnisse über die afrikanische Küste bis zu den Kanaren nicht hinaus.

wieso sollte die spanier und portugiesen wissen importieren, was vor ihrer haustür bzw. in den von ihnen eroberten gebieten vorhanden war?

Die Antwort also ist einfach: Es war dort dieses von dir propagierte Wissen gar nicht vorhanden.

aber warum haben gerade die beiden nationen, die lange unter der maurischen herrschaft lebten, diese entdeckungsfahrten unternommen, und nicht ein italienischer stadtstaat oder die nordeuropäer?

1 Die Nordeuropäer haben sehr wohl solche Entdeckungsfahrten unternommen, nur waren sie nicht erfolgreich. Wie man heute weiß ist die Hanse mit Koggen bis nach Amerika gesegelt. Die Wikinger sind vorher auch rübergesegelt und haben dort sogar gesiedelt. Colon war in Island. Die Basken !! sind nach Neufundland zum Fischen gesegelt. Die Engländer sind im Atlantik unterwegs gewesen.

2 Warum also dann hatten die Portugiesen und Spanier als erste Erfolge: Antwort ist einfach die geographische Lage: der Norden war in einer sogenannten Abkühlungsphase sehr unwirtlich und Eisberge wie die große Kälte behinderten den Inselsprung über Island. Die Strömungs- und Windverhältnisse machten eine direkte Durchquerung durch den Nordatlantik außerhalb der Eisberge also Südlich von Island unmöglich. Da segelst du ja direkt gegen den Golfstrom.

Die Spanier und Portugiesen aber waren die südlichsten christlichen Staaten und konnten mit der Strömung und mit dem Wind nach Westen segeln. Und mit dem Golfstrom dann wieder zurück segeln.

Um deiner nächsten Frage zuvor zu kommen: Warum sind die Engländer usw dann aber nicht einfach noch südlicher gesegelt ? Die Antwort ist auch einfach, daß war zu weit. Schiffe hatten damals eine maximale Reichweite und die Kenntnisse über die Größe der Erde die man schon hatte machten es unmöglich direkt nach Asien zu segeln.

3 Gegenfrage: Wenn die Spanier wegen der Mauren so weit waren, warum wußten sie dann nicht !! daß es nicht möglich war nach Asien zu segeln weil das die damaligen Schiffstypen überforderte !! die Portugiesen wußten es und lehnten Colon ab.

4 Portugiesen wie Colon wußten von Vinland, aber die Portugiesen gingen davon aus, daß es sich nur um Eisinseln wie Island handelte die als Zwischenstationen unbrauchbar waren, Colon ging davon aus daß sei der Nordrand von Asien.

Warum also wenn die Spanier doch angeblich durch die Mauren weiter waren, hat Colon (Italiener !! kein Spanier) mit seine kruden Theorien dort nicht angeeckt !?

5 War Colon Italiener und folglich die Leistung eine italienische. Ebenso wie viele Capitane der Portugiesen ebenso wie z.b. der Venezianer Cabot der im Auftrag der Engländer 1497 !! nach Amerika segelte !!

Warum, wenn die Portugiesische (und Spanische) Seefahrtstechnologie so gut war weil sie von der in Spanien befindlichen Maurischen abgekupfert war, warum dann so viele Italiener überhaupt ?! Antwort: weil die Seefahrtstechnologie eben nicht aus Spanien von den Mauren stammt sondern aus Italien als Mittler der Ägyptischen und Byzantinischen Erkenntnisse !!

Die Portugiesen haben dabei früher und mehr in italienisches Wissen investiert, was an ihrer geographischen Lage liegt und waren deshalb up to date. Die Spanier waren Seefahrtstechnologisch hinterher und veraltet und fielen daher auf Colon herein !!

Die Portugiesen waren dabei so gut wie die Italiener und die Spanier waren schlechter, wenn doch das Wissen von den Mauren aus Spanien kommen soll, wie kann das sein ?!

ob der italienische den maurischen einfluss überwiegt, spielt doch gar keine rolle, fakt ist aber doch, dass dieser in beiden staaten vorhanden war.

Tja, inzwischen habe ich noch ein bißchen nachgeforscht und eben herausgefunden, daß der italienische Einfluß und die nicht zu verachtende AUTARKE Seefahrtstradition Portugals entscheidend waren und der maurische Einfluß aus Spanien selbst sehr gering bis gar nicht vorhanden war.

Schon seit 1212 dem Sieg bei Navas de Tolosa und dem folgenden Zerfall des Almohadenreiches waren die Portugiesen maritim den Mauren technologisch voraus !! Der König Dionysius I 1279 bis 1325 machte Portugal dann schon zu einer Seemacht und holte als erster Experten aus Italien ins Land. Seit Johann I 1385 bis 1433 begann dann Portugal mit der Hochseefahrt.1415 wurde z.b. dann Ceuta erobert. Aber schon 100 Jahre zuvor hatten die Portugiesen die Mauren technologisch was die Seefahrt angeht überholt !!

Und das ist alles noch lange lange vor der „Entdeckung“ Amerikas durch Colon.


und es erscheint mir unplausibel, ihm keine rolle einzugestehen. die behauptung von albornoz stellt für mich nur diese besonderheit der beiden iberischen staaten heraus (auch wenn er portugal unerwähnt lässt).

Aber wo ist der Unterschied ? Ob die Kenntisse nun von den Mauren kommen (was falsch ist !!) oder sich in einer Mischung aus eigener Erfahrung und italienischem Einfluß entwickelt haben, ist doch trotzdem eine Besonderheit der Iberischen Staaten.

Bevor Spanien entstand war im übrigen Aragon die Seemacht. Kastilien war eine reine Landmacht. Aragon war aber komplett im Mittelmeer und importierte seine Galeeren sogar aus Italien (Genua) (baute sie also nicht alle selbst) Galeeren zudem !! die für den Atlantik gar nicht geeignet waren !!

So viel zur angeblichen von den Mauren übernommenen Seefahrtstechnologie !!

Eine Galeerenflotte zu haben ist kein Zeichen dafür, von den Mauren die Hochseefahrt gelernt zu haben. Die Hochseefahrt der Europäer entstand aus zwei Quellen:

1 die eigene langsam !! gewachsene Tradition vor allem der Portugiesen durch ihre Geographische Lage und 2 die Kenntnisse aus Italien die wiederum aus dem Osten stammen den dort !! fuhren die Araber über den Indischen Ozean nach Indien von Ägypten aus. Daher war das Mameluckenreich der Träger der Technologie nach Europa und nicht die Mauren in Spanien und 3 kamen dazu die theoretischen Erkenntnisse der Praktischen Astronomie die von Byzanz aus kamen. Nur in diesem letzten einen Punkt kann ein gewisser Anteil maurischer Erkenntnisse gekommen sein, ein Anteil an theoretischer Astronomie !!

Alles andere kam woanders her !!
 
So nett z.B. die Herleitung von Quintus zu lesen ist, aber bei all dieser Diskussion würde mich die Argumentation von Albornoz wesentlich mehr interssieren als die Theorien über einen maurischen Einfluß auf die spanische Seefahrt. Ich denke nicht, daß Albornoz soetwas im Sinn hatte. Könnte jemand, der sich mit der Materie auskennt, mal ein paar Schlagwörter hier einwerfen?
 
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