Oppositionsbewegungen in der DDR 1989/1990

TNT-Boy

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Hallo!

Ich bin neu hier und wollte fragen was ihr von folgender Gliederung haltet. Ich bemühe mich hierbei einen groben Überblick über die Ereignisse 1989 und 1990 der Revolution und den Weg zur Einheit zu schildern.

Fallen Euch eventuell noch wichtige Stationen auf dem Weg der Oppositionsbewegung zur Einheit ein, die ich weggelassen habe?

1. Situation 1989

1.1 Verstärken organisierter, oppositioneller Kräfte
1.2 Proteste gegen die gefälschten Kommunalwahlen
1.3 Flucht als einziger Ausweg

2. Verlauf der demokratischen Revolution
2.1 Oppositionsgruppen auf dem Vormarsch
2.2 Leipzig als Brennpunkt der Montagsdemonstrationen
2.3 Mauerfall als Wegbereiter für den Sturz des SED-Regimes
2.4 Doppelherrschaft: Der Zentrale Runde Tisch
2.5 Der Ruf des Volkes nach Einheit

3. Ausblick nach 1989 bis 1990
3.1 Erste freie Wahlen zur Volkskammer
3.2 Der Staatsvertrag zur Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion
3.3 Der Einigungsvertrag
3.4 Die ersehnte Einigung



Vielen Dank schon mal :)
 
Ich würde bei der Anbahnung der friedlichen Revolution noch folgende Punkte dazunehmen:

1.1 - immer offenere Diskussionen über Gorbatschows "Perestroika" auch in den Brigaden der Betriebe; (in meiner Brigade war es jedenfalls so)
jedoch verteidigten die SED-Sekretäre den bisherigen Kurs und dieser wurde beibehalten > dadurch vergrößerte sich die allgemeine Unzufriedenheit der Bürger

(der folgene Punkt war mein persönlicher Eindruck, den ich damals hatte)
1.2 - das Verhalten der SED-Führung bei der Niederschlagung der Demos auf dem "Platz des Himmlischen Friedens" in Peking:
Es löste einen großen Knackpunkt auch bei vielen Mitgliedern der SED und der Blockparteien aus > sichtbar wurde das erstmals am 1. Mai 1989: Während in den Jahren zuvor immer mehr Bürger bei den DDR-Feiertagen eine Fahne zum Fenster hinaus hingen, sah man am 1. Mai 1989 fast keine Fahnen mehr.

Zum Punkt - 2.3 Mauerfall als Wegbereiter für den Sturz des SED-Regimes
So habe ich das damals nicht gesehen. Ich würde statt dessen schreiben:
- Erlangung der Reisefreiheit durch den Mauerfall löst bei allen DDR-Bürgern grenzenlose Freude aus
(nicht mehr und nicht weniger war es - an Sturz der SED oder eine baldige deutsche Einheit wagte am 9. 11. 1989 noch fast keiner zu denken)

Zum Punkt - 2.4 Doppelherrschaft: Der Zentrale Runde Tisch
Das Wort "Doppelherrschaft" kannst du streichen. Den "Runden Tisch" gab es übrigens zwar auf allen politischen Ebenen - bis hinunter zu den Kommunen aber sie hatten allesamt nur "beratende Funktion". Die wirklichen Veränderungen kamen bis zum 18. März 1990 nur durch den "Druck von der Straße" zustande, also durch die Demos.
Die SED/PDS - Führung versuchte bis zum Schluß, überall gegenzusteuern und zu bremsen. Das waren damals meine Beobachtungen (und ich habe damals alles sehr genau beobachtet ;) ).
 
Vielen Dank für die schnelle Antwort :winke:

Aber ab wann kann man denn dann ein Ende des SED-Regimes festlegen? Die Wahlen am 18. März 1990 lassen die SED - als Partei dann PDS - doch quasi in die Opposition rücken oder nicht?
 
Vielen Dank für die schnelle Antwort :winke:

Aber ab wann kann man denn dann ein Ende des SED-Regimes festlegen? Die Wahlen am 18. März 1990 lassen die SED - als Partei dann PDS - doch quasi in die Opposition rücken oder nicht?
Das ist richtig. Nach dem 18. 3. 1990 war die PDS nur noch Oppositionspartei. Ich würde beim Niedergang der SED-Diktatur und der jeweils daraus resultierenden Regierungsform während der friedlichen Revolution folgende Einteilung vornehmen:
- bis zum Sturz Honeckers am 19. 10. 1989 war die "DDR" eine Diktatur stalinistischem Typs.
- unter E. Krenz 19. 10. - 6. 12. 1989 begann der Niedergang dieser Diktatur durch den "Druck der Straße" und einige wichtige Menschenrechte, wie Meinungs- , Presse- und Reisefreiheit konnten durchgesetzt werden. Unter Krenz wurde die SED-Diktatur zu einer Art SED-Staatsverwaltung, die bis zu ihrer Abwahl am 18. 3. 1990 alleinige Regierungspartei blieb. Daran änderte sich aus meiner Sicht auch am 5. 2. 1990 durch die Aufnahme von 8 neuen "Ministern ohne Geschäftsbereich" aus Bürgerechtsbewegungen bzw. -parteien in die Regierung nicht viel. Die SED-PDS ließ sich nach wie vor nicht in die Karten schauen. Bester Beweis dafür war der Sachverhalt, daß die PDS bei der Übergabe der Regierung, den neuen Regierungsinhabern leere Aktenschränke übergab. Das weiß ich aus einem Interview mit einem Vertreter der damals neuen demokratischen Regierung, das kurz nach dem 18. 3. 1990 im Fernsehen lief.

Und hier die wichtigsten Ereignisse der Zeit von 1989/90 chronologisch zusammengefaßt.
 
Hallo!

Ich bin neu hier und wollte fragen was ihr von folgender Gliederung haltet. Ich bemühe mich hierbei einen groben Überblick über die Ereignisse 1989 und 1990 der Revolution und den Weg zur Einheit zu schildern.

Fallen Euch eventuell noch wichtige Stationen auf dem Weg der Oppositionsbewegung zur Einheit ein, die ich weggelassen habe?

1. Situation 1989
1.1 Verstärken organisierter, oppositioneller Kräfte
1.2 Proteste gegen die gefälschten Kommunalwahlen
1.3 Flucht als einziger Ausweg

2. Verlauf der demokratischen Revolution
2.1 Oppositionsgruppen auf dem Vormarsch
2.2 Leipzig als Brennpunkt der Montagsdemonstrationen
2.3 Mauerfall als Wegbereiter für den Sturz des SED-Regimes
2.4 Doppelherrschaft: Der Zentrale Runde Tisch
2.5 Der Ruf des Volkes nach Einheit

3. Ausblick nach 1989 bis 1990
3.1 Erste freie Wahlen zur Volkskammer
3.2 Der Staatsvertrag zur Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion
3.3 Der Einigungsvertrag
3.4 Die ersehnte Einigung



Vielen Dank schon mal :)

Es gab in der DDR keine Opposition.
Also konnte sie sich auch nicht verstärken.
Ich war auch "das Volk" und ich habe nicht nach der Vereinigung gerufen.
Und ersehnt habe ich ich sie schon gar nicht.
Aber sie ist trotzdem gekommen...
 
Es gab in der DDR keine Opposition.
Also konnte sie sich auch nicht verstärken.
Ich war auch "das Volk" und ich habe nicht nach der Vereinigung gerufen.
Und ersehnt habe ich ich sie schon gar nicht.
Aber sie ist trotzdem gekommen...
Natürlich gab es in der DDR eine Opposition, das sie außerparlamentaerisch war versteht sich von selber, wenn man die DDR Volkskammer (zu DDR Zeiten) überhaupt als Parlament bezeichnen möchte. Da diese Kleingruppen ( der Aderlaß dieser Gruppen war bedeutend durch erzwungene Ausreise und Verurteilungen zu Knast) ab September '89 einen richtigen großen Zulauf hatten, haben sie sich auch verstärkt, sonst wäre es doch gar nicht zu Gründungen wie Neues Forum, Demokratie Jetzt oder Demokratischer Aufbruch gekommen.
Das Du nicht nach der Vereinigung gerufen hast ist doch Deine Meinung, o.k. aber eben zur damaligen Zeit eine eindeutige Minderheitenmeinung.
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Es gab in der DDR keine Opposition.
Also konnte sie sich auch nicht verstärken.
Ich war auch "das Volk" und ich habe nicht nach der Vereinigung gerufen.
Und ersehnt habe ich ich sie schon gar nicht.
Aber sie ist trotzdem gekommen...

Du hast Recht. Ich habe 1.1 in "Verstärken oppositioneller Kräfte" umbenannt. In der Regierung war diese Opposition keines falls. Doch durch die gegebene Situation 1989 (ökonomische, soziale und ideologische Gegensätze), unter anderem vielleicht auch die vorhergehende Revolution in Polen und durch "Perestroika" , verstärkt sich eben diese Opposition.

Mit "ersehnt" hast du auch Recht. Kommt auf die Sichtweise drauf an. Ich habe es in "Die letzten Schritte zur Einigung" umbenannt. Das gibt der Sache mehr Neutralität.
 
Das haben Oppositionen so an sich. Als "Opposition" bezeichnet man diejenigen, die gegen die Regierung sind.
Eben. Und da zur damaligen Zeit in der "DDR" jegliche Opposition verboten war und kriminalisiert wurde, wurde sie auch auf jede erdenkliche Art bekämpft. Das haben Diktaturen so an sich.
 
Vielleicht sollte man erst mal klären, was Opposition ist?

Manche sammelten Umweltschmutzungsdaten.
Manche stellten einen Ausreiseantrag.
Manche druckten Flublätter.
Manche schrieben Eingaben an die Regierung.
Manche hörten sich kritische Predigten in der Kirche an.
Manche versuchten Republikflucht.
Manche versteckten in ihren Liedern kritische Gedanken.
Manche traten in die Partei ein, um sie von innen heraus zu verändern.
Manche meckerten abends beim Bier über die Regierung.

Wer war nun Opposition?

Norvegia hat schon recht. Eigentlich gab es keine Strömung, die so organisiert und in sich einig war, daß sie den Namen Opposition verdiente. jedenfalls nicht bis Oktober 1989.
 
Norvegia hat schon recht. Eigentlich gab es keine Strömung, die so organisiert und in sich einig war, daß sie den Namen Opposition verdiente. jedenfalls nicht bis Oktober 1989.


Klar, bis Oktober 1989 bestimmte die SED, was Opposition sein darf.
Die aber gab es nicht, dafür verschiedene andere Bezeichnungen.
 
Grobe Vereinfachung?

Vielleicht sollte man erst mal klären, was Opposition ist?

Manche sammelten Umweltschmutzungsdaten.
Manche stellten einen Ausreiseantrag.
Manche druckten Flublätter.
Manche schrieben Eingaben an die Regierung.
Manche hörten sich kritische Predigten in der Kirche an.
Manche versuchten Republikflucht.
Manche versteckten in ihren Liedern kritische Gedanken.
Manche traten in die Partei ein, um sie von innen heraus zu verändern.
Manche meckerten abends beim Bier über die Regierung.

Wer war nun Opposition?

Norvegia hat schon recht. Eigentlich gab es keine Strömung, die so organisiert und in sich einig war, daß sie den Namen Opposition verdiente. jedenfalls nicht bis Oktober 1989.
Wer kann sich den Namen Opposition verdienen ? Die Fragestellung ist schon absurd weil sie unter heutigen Prämissen gesehen wird. Oppositionelle Bewegungen wurden mit allen Mitteln der DDR bekämpft und zwar rigeros! Deshalb konnte sich auch keine Gruppierung als Gesamtströmung herausbilden wie in Polen und der CSSR. Das MFS war nicht umsonst einer der besten Geheimdienste der Welt. Die wohl älteste außerhalb (meistens ) der Kirche agierende Oppositionsgruppe war die Initiative für Frieden und Menschenrechte Mitte der '70iger. Die Umweltbewgung Arche hat sich Anfang der '80iger etabliert meist unter dem Dach der Kirche. Es gab in fast jeder DDR Großstadt Initiativen, Zusammenschlüsse und polit. Kreise. Das diese nicht bis ins Volk vordrangen ,hat auch mit einer bestimmten Lethargie desselben zu tun gehabt und natürlich auch damit das das MFS über jeden Schritt Bescheid wußte und reagierte.Lenin sprach mal über die sich entwickelnde revolutionäre Situation und das ein voller Bauch nicht gern Revolution mache (und studiere=) ), dies kommt der Situation in der DDR schon ziemlich nahe.
Die Grundlage der Opposition wurde also Mitte der '70iger geschaffen auf die sich dann alles im September /Oktober fokussierte.
@saxo, welche Opposition war wo oder überhaupt irgendwann mal eine Strömung oder sich einig ? Tut mir leid ich kenn keine und das wäre auch gegen der menschl. Natur immer einer Meinung zu sein.
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Zuletzt bearbeitet:
Die DDR-Opposition waren diejenigen, die den damaligen wirtschaftlichen und politischen Zustand der DDR nicht ertragen konnten und aufmerksam machten, dass dieser Weg der falsche Weg war. Man sollte zudem bedenken,. dass sämtliche DDR-Wahlen (vor 1990) gefälscht waren und die Nichtwähler und Wahlungültigmacher nie zahlenmäßig erfasst wurden.
Insbesondere ab Berlin-Magdeburg südwärts gab es Opposition in allen Facetten. Dass diese nicht straff organisiert war ist doch in einem totalitärem Regime normal. Opposition war unter Strafandrohung verboten.

Die größte (unorganisierte) Oppositionsbewegung fand in Kirchen statt. Und das nicht erst 1989.
 
Beweise dass alle(!) Wahlen vor 1990 gefälscht waren! Ansonsten muss ich Saxo und Norvegia recht geben. Inwieweit war das alles Opposition? Nur weil das MFS so gut war, konnte sich diese Gruppierungen nicht organsieren? Manche haben sogar Widerstand provoziert, um ausgebürgert zu werden, ist das Opposition? oder einfach nur Hass. Langsam sollte man wohl wieder darüber nachdenken die alten Begriffe wiedereinzuführen.
 
Beweise dass alle(!) Wahlen vor 1990 gefälscht waren! Ansonsten muss ich Saxo und Norvegia recht geben. Inwieweit war das alles Opposition? Nur weil das MFS so gut war, konnte sich diese Gruppierungen nicht organsieren? Manche haben sogar Widerstand provoziert, um ausgebürgert zu werden, ist das Opposition? oder einfach nur Hass. Langsam sollte man wohl wieder darüber nachdenken die alten Begriffe wiedereinzuführen.

Vieleicht sollt man von dem Begriff "Opposition" runterkommen und "Wiederstand" einfügen.
Stiller oder offener, gab es alles.

Und ich wohne zwar nur in einem kleinen Dorf, seit 1978 ging, oder ging ich auch nicht zum wählen. Aber seit ich denken kann, hat unser Dorf immer mit 100% Wahlbeteiligung abgeschlossen. Und das in einem 180 Einwohnerdorf.

Einmal kamen sie mit der Wahlurne sogar zu mir nach hause, aber ich war nicht da. ( ich war bei meiner Freundin) Trotzdem 100%.
Und das nur in einem 180 Ew kleinem Dorf. Das rechne mal hoch.
 
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"Widerstand" ist auch nichts anderes als eine Form der Opposition.

Nebenbei, das lateinische Wort "oppositio" bedeutet soviel wie "Widerstand"/"Widerspruch".

Ja, ich weiss.
Nur gibt es heute Menschen, die den Begriff verwechseln.
Ein Oppositionspartei heute, hat einen völlig anderen Stellenwert. Sie ist legetim.
Und um nichts anderes, wenn ich mich nicht täusche, geht es doch hier.
Zumindest in den letzten Absätzen.
 
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