Ostasiatische Hominide

beorna

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Hallo,
Wenn man an ostasiatische Hominide denkt, fällt einem sofort der Peking-Mensch ein. Es gibt aber noch eine Reihe anderer Hominidenfunde. Dies sind z.B. die Funde von Dali, Mapa, Hubei etc. Wie seht ihr die Einordnung dieser Funde? Schließen sie an den Peking-Menschen an oder sind sie auf spätere Einwanderungen zurückzuführen?
 
hallo beorna,


ein sehr schönes und interessantes thema! ich hatte auch schon einmal daran gedacht ein ähnliches aufzumachen. da ich aber mehr fragend als wissend bin, habe ich es immer wieder verschoben.

viele chinesischen anthropologen sind ja von einer eigenständischen entwicklung des asiatischen h.sap. aus dem h.erectus überzeugt und legen eine interessante "schädelkette" als beweis hin. aussehen und alter des fundes von dali ( ca 200000 jahre - ist die zahl immer noch aktuell ? ) und das niedrige gesicht ( soll aber auch bei einlagerung gedrückt worden sein ) mit den starken überaugenwülsten machen die sache nicht einfach.
 
Hallo Clemens,

Ja genau, die Chinesen sagen... Das erscheint mir genau so zu sein, wie früher in Europa, z.B. bei der Ortung der Indogermanen, z.B. in Norddeutschland und Südskandinavien oder in der Frage der Varusschlacht, wo jeder lokale Hobbyhistoriker zufällig in der Nähe seiner Gemeinde das Schlachtfeld fand. Der chinesische (nennen wir es einmal) Nationalstolz läßt es wohl nur schwer zu, daß Chinesen woanders endstanden sein könnten als in China selbst.

Ich will damit gar nicht die chinesischen Wissenschaftler grundweg ins Abseits stellen. Als Hobby-Anthropologe wäre das auch sicherlich vermessen. Dennoch ergeben sich bei der Betrachtung der Funde für mich einige Fragen.
Während die Funde von Choukoutien, Hexian und Hubei (bis ca. 200.000) eher an den Homo erectus erinnern, erscheinen die Funde von Jinniushan, Dingcun, Dali, Mapa und Xujiayao (280 ka-100ka) wesentlich progressiver. Dies ist gerade die Zeitspanne, in der wohl auch in Afrika der moderne Mensch endstand, aber auch die Zeit, in der sich der Neanderthaler in Europa herausbildete. Handelt es sich daher um eine eigene ostasiatische Sonderentwicklung des Homo erectus oder um eine Einwanderungswelle archaischer sapiens-Populationen bzw. um Populationen aus dem Kreis des Präsapiens.

P.S.: Meiner Kenntnis nach, liegt der Dali-Fund bei 210 ka +/- 23ka
 
beorna schrieb:
Der chinesische (nennen wir es einmal) Nationalstolz läßt es wohl nur schwer zu, daß Chinesen woanders endstanden sein könnten als in China selbst.
ja, ist wohl ein erbe der bevormundung durch die europäer.

beorna schrieb:
Während die Funde von Choukoutien, Hexian und Hubei (bis ca. 200.000) eher an den Homo erectus erinnern, erscheinen die Funde von Jinniushan, Dingcun, Dali, Mapa und Xujiayao (280 ka-100ka) wesentlich progressiver. Dies ist gerade die Zeitspanne, in der wohl auch in Afrika der moderne Mensch endstand, aber auch die Zeit, in der sich der Neanderthaler in Europa herausbildete. Handelt es sich daher um eine eigene ostasiatische Sonderentwicklung des Homo erectus oder um eine Einwanderungswelle archaischer sapiens-Populationen bzw. um Populationen aus dem Kreis des Präsapiens.
der zeitvergleich der asiat.funde mit der entwicklung des h.sap. und h.nea. ist sehr interessant!
gesicherte datierungen scheinen mangelware zu sein, genauso die sichere zuordnung welcher spezies die funde angehören.
der erectus könnte sich in asien länger gehalten und eine weiterentwicklung durchgemacht haben zu einer eigenständigen form, die nicht zum h.sap. geführt hat, sondern ausstarb.
auch die javanischen funde und der von dmanisi, in georgien, sind in dem zusammenhang ( einwanderung archaischer h.s. ) sehr wichtig, meine ich.

beorna schrieb:
P.S.: Meiner Kenntnis nach, liegt der Dali-Fund bei 210 ka +/- 23ka
danke!
 
hallo manganite,

vielleicht kannst du uns etwas über die sichtweise der japaner zur evolution des menschen, speziell auch zur asiatischen, berichten.
 
clemens schrieb:
hallo manganite,

vielleicht kannst du uns etwas über die sichtweise der japaner zur evolution des menschen, speziell auch zur asiatischen, berichten.
Hallo clemens,

wuerde ich gerne, kann ich aber leider nicht. Aber vielleicht kann ich mich ja schlau machen...

Vermuten wuerde ich eine aehnliche Einstellung, wie bei den Chinesen. Natuerlich dann auf die Japaner uebertragen. Der Nationalstolz der Japaner ist mindestens so gross, wie der der Chinesen. Und es grenzt schon sehr an Rassismus, wie sie auf ihre naechsten asiatischen Nachbarn, besonders die Koreaner, herabschauen.

Soweit ich weiss, stammen sie in etwa gleichen Teilen von Menschen im heutigen China und Korea ab. Die aeusserliche Verwandschaft ist ja auch kaum zu uebersehen, wenn auch die Japaner noch einen Tick anders aussehen.

Worauf sie zu recht stolz sind, ist die Tatsache, dass die aeltesten Funde von Toepferwaren aus Japan stammen. Diese Technik hat sich hier wohl zuerst entwickelt (aber nicht von hier ueber die Welt verbreitet). Aber das ist natuerlich erst viel spaeter passiert.

Mal sehen, in Tokyo gibt es bestimmt ein Museum zu dem Thema.
 
Hier noch schnell, was man so im Netz findet:

http://lcweb2.loc.gov/cgi-bin/query/r?frd/cstdy:mad:field(DOCID+jp0015)

http://en.wikipedia.org/wiki/Japanese_people

http://en.wikipedia.org/wiki/Japan

http://en.wikipedia.org/wiki/Demographics_of_Japan

aus obigem Link schrieb:
Ethnic Groups: 99.4 percent Japanese and 0.6 percent other, mostly Korean (40.4% of non-Japanese) and some Chinese. Ainu, Ryukyuans and hisabetsu buraku constitute native Japanese minority groups. Japanese people are considered to be a homogeneous race but recent studies have shown that the Japanese race is very mixed. It consists of Chinese, Korean, Malay and proto-caucasoid blood which explains the variety of Japanese facial structures.
Der folgende Link trifft sehr gut die Einstellung der Japaner zu Auslaendern (gaijins):

http://en.wikipedia.org/wiki/Ethnic_issues_in_Japan

Speziell zum Japanisch-Koreanischen Problem:

http://en.wikipedia.org/wiki/Korean-Japanese_disputes
 
Homo erectus in Asien

wenn ich mich nicht irre, hat der Homo erectus bis vor 30 000 Jahrne in Asien überlebt. Zumindest gibt es wohl noch Funde aus dieser Zeit.
hier noch ein intertessanter Link zu dem Thema.
http://www.wams.de/data/2004/10/10/344293.html

zum Thema Läuse fällt mir noch ein: Die Kleiderlaus hat sich vor rund 50 000 Jahren aus der gemeinen Filzlaus entwickelt. Woraus Wissenschaftler den Rückschluss ziehen, dass Menschen seit mindestens 50000 Jahren Kleider/Felle tragen
 
Interessanter Bericht, Alarich. Ich hoffe nur einige Fehler im Bericht stammen vom Verfasser des Artikels. Ich denke nicht, daß sich Homo sapiens und Homo erectus vor 1,2 Ma getrennt haben.Der Homo erectus bzw. der Solo/Ngandong-"Mensch" hat vermutlich bis vor ca. 30 ka in Südostasien überlebt. Allerdings gibt es auch andere Theorien. In Ostasien haben wir aber wesentlich modernere Hominide (Dali, Mapa, Xujiayao), die nicht unbedingt an Homo erectus/Homo pekinensis angeschlossen werden müssen.
 
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