Hallo pornoralle2000,
ich kann mir vorstellen, dass du mit deiner Frage meintest: wie kam es überhaupt zu der Frage, ob Ostpreußen deutsch, russisch oder polnisch ist - also die Anfänge.
Die Anfänge sind: Im Jahr 1226 rief der polnische Herzog Konrad von Masowien den Deutschen Orden um Hilfe im Kampf gegen die heidischen Prussen und "erledigte" den "Job". Sonst wäre es wahrscheinlich niemals zu einer Ansiedlung von Deutschen in dieser Region gekommen; es gab zwar früher auch Weichselgermanen, aber das eigentliche Siedlungs-Stammgebiet der Deutschen lag in der Gegend des heutigen Norddeutschland/Hamburg/Schleswig-Holstein.
Die Prussen waren ein baltisches Volk wie die Kuren, Litauer und Letten. Das Gebiet wurde bis 1283 vom Deutschen Orden erobert, die Prussen besiegt. In den darauffolgenden Jahrhunderten entwickelte sich aus dem Ordensstaat ein Herzogtum, schließlich ein Königstum. der bekannteste preussische Königs war Friedrich der Große, der "alte Fritz". Man nannte das alte Kernland dann Ost- und Westpreussen, das durch Eroberungen immer größer werdende Land dann "Preussen" mit Berlin als Hauptstadt. Eigentlich hat also das besiegte baltische Volk der Prussen dem späteren deutschen Preussen den Namen gegeben. Nach der Einigung des Deutschen Reichs 1871 kam das Gebiet zum Deutschen Reich. Ab 1945 gehörte es zu Polen und der Sowjetunion, nach 1991 zu Polen, Russland und Litauen. Ostpreußen gab es also nur bis 1945, danach gibt es dieses Land nicht mehr.
Die Urbevölkerung waren hauptsächlich die Prussen. Das später entstandene Ostpreussen war eine Art "Schmelztiegel" im kleinen, so ähnlich wie die USA - es kamen dorthin sehr viele Einwanderer, auch weil es dünn besiedelt war und weil zum Beispiel die Pest das Land 1709/10 weitgehend entvölkerte. Neben den Deutschen (hauptsächlich Norddeutschen), die anfänglich mit dem Deutschen Orden gekommen waren, lebten dort Polen und Litauer und es kamen Schweizer, Österreicher, Schlesier und viele andere hinzu. Im südlichen Ostpreussen, das auch heute noch Masuren genannt wird, lebten besonders viele Polen, die sich jedoch als Preussen fühlten. Im nördlichen Teil lebten viele Litauer, so ist die noch heute gültige litauische Schriftsprache in Ostpreussen entstanden. Geschätzt wird, dass etwa die Hälfte der Ostpreussen von den eigentlichen Prussen, der Urbevölkerung, abstammen. Es gibt dazu auch DNA-Projekte, wo man seine Abstammung untersuchen lassen kann.
Ostpreussen und seine Hauptstadt Königsberg (das heutige Kaliningrad) entwickelte sich zu einem liberalen Geisteszentrum, vielleicht auch, weil so viele verschiedene Menschen zusammenlebten und weil es ein Leitspruch des preußischen Königs war, das jeder "nach seiner Facon" selig werden sollte - solange er sich an die Gesetzte und Regeln hielt. So war zum Beispiel der größte deutsche Philosoph, Immanuel Kant, Ostpreuße, und auch viele andere Schriftsteller und Wissenschaftler wie E. T. A. Hoffmann oder Marion Dönhoff.
1939 lebten etwa 2,5 Millionen Menschen in Ostpreußen. Königsberg hatte 1939 372.000 Einwohner.
Im Kriegswinter 1944/1945 flohen etwa 1,5 Millionen Ostpreußen aus ihrer Heimat vor der Roten Armee. Etwa 300.000 starben dabei. Nach 1945 wurden fast alle übrigen verbliebenen Deutschen aus dem polnischen und sowjetischen Teil ausgesiedelt oder vertrieben. Die Masuren durften, wenn sie wollten, in ihrer Heimat bleiben, etwa 160.000 Deutsche blieben in Masuren und wurden polnische Staatsbürger. Im sowjetischen Teil wurden fast alle Deutschen ausgesiedelt, viele kamen um. In Königsberg, das dann in Kaliningrad umbenannt wurde, starben von 1945-1948 noch etwa 130.000 Einwohner, bis die letzten Überlebenden nach Rest-Deutschland ausgesiedelt wurden.
Heute leben noch viele Ostpreußen in Deutschland, aber sie sind natürlich alle älter. Da viele von ihnen sehr heimatverbunden sind, treffen sie sich in Vereinigungen wie z. B. der Landsmannschaft der Ostpreußen
Ostpreußen.de »Startseite, oder fahren in ihre alte Heimat. So war zum Beispiel mein Vater, der aus Masuren stammte, seit den 1970er Jahren über 35 Mal dort. Aber auch die Nachkommen interessieren sich für ihre Herkunft, so findest du zum Beispiel bei WKW
Alte Bekannte finden und neue Freunde suchen - wer-kennt-wen.de mehr als 5 oder 6 Ostpreußen-Foren, in denen sich Angehörige der 2. oder 3. Generation (also die Kinder und Enkel 1945 von aus Ostpreußen Geflüchteten oder Vertriebenen) - zusammen mit einigen noch dort selbst geborenen Ostpreußen über Kochrezepte, Weihnachtsbräuche, die Sprache und das heutige Leben dort austauschen. Eigentlich völlig verrückt - der Untergang Ostpreußens hat sich auf diese Weise bis ins Internetzeitalter hinübergerettet.
Hier findest du einen Link zu meinem ostpreußischen Großvater
Fritz Maxin ? Wikipedia, und hier eine Link zu der Errichtung eines Gedenksteins für die Königsberger Waisenkinder, die nach 1945 elendiglich umkamen
Gedenkstein eingeweiht. Viele Russen in der Region Kaliningrad interessieren interessieren sich für die ostpreussische Vergangenheit, so gibt es zum Beispiel Ausstellungen darüber oder private Initiativen wie z. B. die Internetseite
Koenigsberg / Êàëèíèíãðàä, wo Aufnahmen aus der heutigen und der osptreussischen Zeit gegenübergestellt werden. Hier ist auch noch eine sehr interessante Studie über die Region von Christian Wellmann: Historische Miszelle - Die russische Exklave Kaliningrad als Konfliktsyndrom
http://www.frieden.uni-kiel.de/pdf_files/CW-Friedenswarte-Deutsch.pdf, die deine Frage wissenschaftlich beleuchtet.