Bitte achte demnächst darauf, dass du meine Aussagen nicht verfälschst. Dies hast du nämlich durch die eigenmächtige Kürzung meines Beitrages gemacht.
Ich erläutere also nochmal für dich:
Jean de Mailly und Stephan de Bourbon berichteten zuerst über die Legende, das heißt sie schreiben auf, dass heißt: (Zitat aus dem Duden) "jemanden einen Sachverhalt, ein Geschehen sachlich und nüchtern darstellen, mitteilen". Die beiden Mönchsbrüder haben also ohne Wertung darber geschrieben, dass es eine Geschichte gibt, die sich erzählt wird, in der es um eine namenslose Päpstin geht, welche irgendwann um das Jahr 1100 es, als Mann verkleidet, geschafft hatte Papst zu werden.
Dann nehme ich mal Stellung zu deine 6-Schritte-Beweisführung zur "Existenz Johannes" (siehe Beitrag #173, welcher von dir stammt, in dem du schreibst, dass die Existenz Johannas nicht ungewöhnlich ist)
Bei deiner Ausgangsthese (Punkt 1) stimme ich dir erst mal so zu, dass eine theoretische Existenz einer Päpstin, vielleicht mit dem Namen Johanna und wahrscheinlich im 9.-10. Jahrhundert, eventuell mögich sein könnte. Aber auf jedenfall ist das für eine Untersuchung der Johanna-Legende eine mögliche Ausgangsthese von der man eine Überprüfung des Wahrheitsgehalt der Legende beginnen kann. Aber auch auch nur wenn man auch die Möglichkeit in Betracht zieht, dass man die Ausgangsthese im Fazit widerlegt.
Zu Punkt 2: Ich füge eine kleine Berichtigung deiner Aussage hinzu: Mönche haben die frühesten schriftliche Beweise hinterlassen, welche eine Ursprungversion einer Päpstin-Legende bezeugen.
Zu Punkt 3: Falsch. Die "Kirche" hat auch geschrieben, dass die Erde der Mittelpunkt des Sonnensystems ist und dass die Erde um 6000-7000 Jahre alt ist. Das ein Mönch etwas aufschreibt, was man sich erzählt heißt nicht, dass es richtig ist.
Zu Punkt 4: Ja die Kirche sah es 250 Jahre als wahr an, dass es eine Päpstin Johanna gab, welche 170/370 Jahre vorher geherrscht hatte. Als dann erste kritische Historiker ab 1500 auftauchten, erkannte man dass es nur eine Legende war. Wieder sage ich dir, dass aufgrund schlechter Quellenlage es viele historische Fehler gibt, die man aber erst später entdeckte. Nebenbei: Wenn die Katholische Kirche damals die Möglichkeit einer weiblichen Päpstin akzeptierte, vielleicht tut sie das in Zukunft ja wieder.:grübel:
Zu Punkt 5:Nicht ganz richtig. Ab der Zeit der Reformation, war die ganze Welt in vielerlei Hinsicht in Aufruhr. Unter anderem entwickelten sich auch kritische Geschichtsforscher, wie David Blondel, Florimond de Raemond oder Onofrio Pavino, welche die Legende widerlegten.
Zu Punkt 6: Wenn einer in der Kirche was erzählt, kann man nicht sagen, dass die Kirche etwas in die Welt gebracht hatte (nach deinem Punkt 5). Im Mittelalter und davor und danach gibt es viele verschiedene Strömungen im Christentum und in der Papstkirche und vorallem auch im frühen Mittelalter gab es viele antirömische Gruppierungen. Ein Anhänger antirömischer Strömungen war auch Liutprand von Cremona, welcher auch die Morazia-Legende mit verbreitete. Es gibt Theorien, dass er bei der Verbreitung der Päpstin-Legende mithalf.
Wenn mit heutigen Möglichkeiten an die Legende herangegangen wird, kann man sie einfach als Unwahrheit überführen.
Punkt 1: Photios I., welcher keine Päpstin beschreibt, obwohl er die Papstkirche gerne diskrediert, jedoch schreibt er ohne irgendwelche Auffäligkeiten nach dem Tode Leo IV. an Benedikt III..
Punkt 2: Leo IV. starb am 17. Juli 855, das Datum des 29.09.855 ist das offizielles Weihdatum Benedikt III. Wenn man jetzt behauptet, dies wäre erlogen, der liegt falsch. Denn es gibt Münzen von Benedikt III. und Kaiser Lothar, welcher am 28.09.855 starb. Das heißt davor muss Benedikt III. schon als Papst gewirkt haben. Die Diskrepanz der Münze und seinem Weihdatum lässt sich mit den Wirren um den Gegenpapst Anastasius III. erklären, welcher Benedikt gefangen nahm. Zudem gibt es eine Charta für die Abtei Corvey, welche er am 7.10.855 erließ.
Punkt 3: Alle Erzählungen über Johanna entstehen Jahrhunderte nach ihrer "Existenz". Viele "Belege" sind Fußnoten, welche später in Werke hineingeschrieben wurden sind. Kein Zeitgenosse erwähnt Johanna. Alle "Indizen" (P.P.P.P.P., und das Nichtbenutzen der Gasse) haben einen älteren oder logistischen Ursprung.
Die Legende der Päpstin ist eine unwahre Geschichte, was auch heute von allen respektablen Geschichtswissenschaftlern so gesehen wird.
q.e.d.