Parfüm der Römer

...die römische Oberschicht verwendete luxuriöse Bergkristallphiolen für Patschuli-Parfüm, ist dem Artikel zu entnehmen:
Im Rahmen einer aktuellen Studie gelang es Román und seinen Kolleg*innen nun, den Fund als Parfüm zu identifizieren – eine Sensation. (...)
Das Team um Román konnte das Rezept rekonstruieren – und die Hauptkomponente des Duftes identifizieren: Patschuli. (...)
Das Material, aus dem das kleine Parfümbehältnis gefertigt wurde, lässt darauf schließen, dass die Familie wohlhabend gewesen sein musste – denn Bergkristall galt damals als Luxusmaterial.(...)
Aber auch der Spaß am Duft selber stand im Vordergrund – dieser war allerdings meist König*innen und der Oberschicht vorbehalten.
(die Unterstreichungen im Zitat sind @Mashenka gewidmet)
Eine literaturhistorische Korrektur ist übrigens en passent auch in der Auswertung/Untersuchung des Bergkristallfläschchens enthalten: in einem spöttisch-blödelnden Text behauptet der unseriöse Skribent Heinrich Heine:
Birch-Pfeiffer söffe Terpentin
Wie einst die römischen Damen,
Man sagt, dass sie davon den Urin
Besonders wohlriechend bekamen
(Deutschland, ein Wintermärchen)
und wir können nun daraus schließen, dass die Damen der römischen Oberschicht nicht wie Heine unterstellt Terpentinpissgeruch verbreiteten, sondern nach Patschuli dufteten.

@silesia :D
 
[…] und wir können nun daraus schließen, dass die Damen der römischen Oberschicht nicht wie Heine unterstellt Terpentinpissgeruch verbreiteten, sondern nach Patschuli dufteten.
Danke fürs wohlwollende Unterstreichen. Bin jetzt nur etwas verunsichert, ob Du den Heine verstanden hast… ;) (Er schreibt ja was von übertäuben, nichts aber über die Quelle des Üblen.)
 
Danke fürs wohlwollende Unterstreichen. Bin jetzt nur etwas verunsichert, ob Du den Heine verstanden hast… ;) (Er schreibt ja was von übertäuben, nichts aber über die Quelle des Üblen.)

Wo liest Du etwas von "übertäuben"?
Kann es sein, dass Ihr beide den Heine missverstanden habt?

Nach dem Einnehmen von Terpentin nimmt H. einen veilchenartigen, nach Spargelgenuß einen scharfen aromatischen Geruch an.
Harn
 
...um das zu prüfen, müsste die experimentelle Archäologie mit Utensilien wie Nachttopf und Terpentin hantieren... :D:D
Schade, dass im Artikel das Bergkristallfläschchen nicht abgebildet ist, oder habe ich das übersehen?
 
Experimentalarchäologisch wäre es sicherlich interessant, dieses Parfum neu zu erstellen. Ich frage mich, ob der Grundstoff Patschuli irgendwo im Imperium angebaut werden konnte oder ob man auf den Import aus dem fernen Indien angewiesen war.

In der Wiki steht:

Das Verbreitungsgebiet der Gattung Pogostemon umfasst tropische Bereiche von Asien und Afrika.​

Patschuli – Wikipedia

Aber unter Beibehaltung bestimmter Temperaturbedingungen dürfte eigentlich auch der Anbau in Südeuropa und Nordafrika möglich gewesen sein.

https://praxistipps.chip.de/patchou... Ihnen den,Sie für eine hohe Luftfeuchtigkeit.
 
Experimentalarchäologisch wäre es sicherlich interessant, dieses Parfum neu zu erstellen. Ich frage mich, ob der Grundstoff Patschuli irgendwo im Imperium angebaut werden konnte oder ob man auf den Import aus dem fernen Indien angewiesen war.
Soll damals ausschließlich aus Indien importiert worden sein, laut Vicente G. Olaya, “Researchers discover what a perfume from Ancient Rome smelled like: patchouli”, in: El País, 26. Mai 2023.:
According to the analytics, “[the Romans] smelled of patchouli.” This essential oil was obtained from a plant of Indian origin — Pogostemon cablin (also known as stink weed, or pucha pot) — which is widely used in contemporary perfumery, but was not common in the Roman era. This was a very difficult element to obtain at the time of the death of the woman, which shows that she belonged to a high social class.
 
Soll damals ausschließlich aus Indien importiert worden sein, laut Vicente G. Olaya, “Researchers discover what a perfume from Ancient Rome smelled like: patchouli”, in: El País, 26. Mai 2023.:


Das wäre zumindest eine Möglichkeit. Die Aussage des ausschließlichen Imports aus Indien finde ich in dem Artikel nicht, lediglich dass die Pflanze aus Indien stammt.

Und dass sie ursprünglich von dort stammt, heißt ja nicht, dass sie dann nicht auch später in klimatisch geeigneten Regionen in anderen Erdteilen angepflanzt und bewirtschaftet wurde. Schlaue römische Kaufleute hätten doch da sicherlich eine Möglichkeit gesehen, ihren Ertrag und Gewinn zu steigern.


Hier ist noch der Link zur Studie:

Archaeometric Identification of a Perfume from Roman Times

Aber da habe ich beim Durchscrollen auch nichts zur Frage gefunden, ob Patchouli nur in Indien angebaut wurde und importiert wurde oder es auch einen Anbau im Imperium gab.
 
Aber da habe ich beim Durchscrollen auch nichts zur Frage gefunden, ob Patchouli nur in Indien angebaut wurde und importiert wurde oder es auch einen Anbau im Imperium gab.
Laut wiki kommt die indische und javanische Patschulipflanze, die den Duftstoff abgeben, nur in süd(ost)asiatischen, feuchten, tropischen Gegenden vor. Möglich, dass man heute die Pflanzen auch in anderen feuchten, tropischen Gefilden in Südamerika oder Afrika anbauen könnte. Aber soweit ich weiß reichte das römische Imperium nicht bis ins feuchte, tropische Afrika.
 
Die Aussage des ausschließlichen Imports aus Indien finde ich in dem Artikel nicht, lediglich dass die Pflanze aus Indien stammt.
Ja, kann man auch so verstehen. Muss man aber nicht. (Die werden ja nicht die Pflanze importiert haben, sondern das Patschuli-Öl, resp. den Patschuli-Alkohol.) Die Übersetzung:
Den Analysen zufolge „dufteten [die Römer] nach Patschuli.“ Dieses ätherische Öl wurde aus einer Pflanze indischen Ursprungs gewonnen – Pogostemon cablin (auch bekannt als Stink Weed oder Pucha Pot) – das [Öl] ist in der zeitgenössischen Parfümerie weit verbreitet, war aber in der Römerzeit nicht üblich. Dieses Element war zum Zeitpunkt des Todes der Frau nur sehr schwer zu erhalten, was zeigt, dass sie einer hohen sozialen Schicht angehörte.​

Betreffend Glaubwürdigkeit hast Du aber sicherlich recht, da der Autor keine Quellenangabe macht und sich möglicherweise auf die komplexen Ausführungen der Studie stützt, die keine Aussage über römischen Import enthält. Vielleicht wollte Olaya kurzerhand auf einen früheren Artikel der Zeitung aufmerksam machen, wo es u.a. um die Parfümherstellung in Indien geht: “The return of the oldest, most luxurious perfume in the world”.
 
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