Persien unter griechisch-makedonischer Herrschaft: Alexander und die Seleukiden

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Leopold Bloom

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Alexander der Große oder: Die Griechen besiegen einen Gott.

Mit dem Feldzug Alexanders findet die Herrschaft der Achämeniden ihr Ende. Der letzte Großkönig und "göttliche Monarch" Dareios III. wird vom Satrapen Bessos ermordet. Nach Einnahme der Königsresidenzen wird den meisten Teilnehmern der "Strafexpedition" klar, dass es Alexander mitnichten nur darum ging, Rache für den Xerxesfeldzug gegen die Griechen zu üben, sondern dass er bereits früher mehr im Sinn hatte: Die Vision eines Reiches von Griechenland bis ins Industal nach Indien hinein. Genau das kann er dann auch verwirklichen.

Sehr bewußt geriert sich Alexander ungeniert als legitimer Nachfolger des letzten Achämeniden. Eben die Rolle des Rächers des ermordeten Dareios findet zwar einerseits Unterstützung unter den Iranern und wird dort auch anerkannt, stößt aber im Gegenzug auch auf Unverständnis unter den Makedonen. Mehr noch: Demonstrativ verlegt Alexander seine Hauptstadt, trägt persische Kleidung, vermählt bei einer Massenhochzeit Griechen mit Persern, stellt persische Militärverbände auf und beläßt Perser als Satrapen. Diese weitsichtige Politik ermöglicht es Alexander, während der kurzen Herrschaftszeit nahezu unangefochten und unbezwifelt zu herrschen. Ganz offensichtlich war Alexander bereits mit Beginn des Feldzugs (und vermutlich schon früher) fasziniert von der achämenidischen Dynastie und ihrer Herrschaft: Der Gedanken an göttliche Erwähltheit, dem Anspruch auf Weltherrschaft und der herausragenden Stellung des Souverän gegenüber dem Volk. Dies manifestiert sich letztendlich auch darin, dass er Briefe an Dareios schreibt und diesen auffordert zu kämpfen und sich um den achämenidischen Hof und dessen Soldaten sorgt. Nach dem Mord an Dareios erkennt Alexander diesen als seinen Vorgänger an. Hierdurch erlangt er zwar Sympathien im persischen Hochadel, verprellt aber gleichzeitig auch seine makedonische Umgebung. Trotzdem kommt es in Ostiran zu Aufständen, die sich nur mit großer Brutalität niederschlagen lassen. Dies mag nicht zuletzt der Grund sein, weshalb Alexander in der zoroastrischen Tradition so schlecht wegkommt. Erst mit der Heirat einer baktrischen Prinzessin, den Feierlichkeiten in Susa und der Verurteilung des Brandes in Persepolis erlangt Alexander wieder mehr Renommee.

Der frühe Tod Alexanders führt dann zu den Diadochenkriegen um die Nachfolge. Spannend an dieser Stelle wohl die Frage, wie die Geschichte im weiteren wohl verlaufen wäre, hätte Alexander 40 weitere Jahre auf dem Thron gesessen.



Die Seleukiden


Benannt nach Seleukos, einem griechischen General, der dieses Teilreich regiert. Die Seleukiden versuchen die Alexandersche Politik fortzusetzen. Zwar gelingt auch eine teilweise Hellenisierung. Diese jedoch beschränkt sich eher auf die großen Städte und vernachlässigt die ländlichen Gebiete. Daher gelingt es den Seleukiden nie, auch nur annähernd an die Größe, Einfluß und Macht eines Alexander oder der Achämeniden zu kommen. Persien wartet auf seine Befreiung. Zwar gibt es keine größeren Aufstände, dennoch ist wohl deutlich zu sehen, dass diese Periode allenfalls ein Interregnum sein kann. Nicht einmal 100 Jahre konnten sich die Seleukiden noch halten, ehe sie von den Parthern vertrieben wurden.


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