Pfeile gegen Musketenschützen

Du verstehst aber schon, dass der Begriff sich innerhalb der Jahrhunderte wandelte? "Seitwehr" ist ein allgemeiner Begriff für eine Waffe nebst Hauptwaffe. Ab 1700 ist wahrscheinlich ein Bajonett gemeint. Ich meine aber ein Schwert, wie du im Bild sehen kannst.
In Deinem eigenen Bild sieht man aber auch, dass ein Schütze sein Gewehr als Keule verwendete. Klar, dass er in dem Fall von dem Gegner mit seinem Rapier o.ä. verwundet wird. Aber das ist ja nicht zwangsläufig der Fall. Eine Waffe ist doch zumeist nur so gut wie sein Träger. Nicht umsonst soll die Landwehr bei Großbeeren 1813 die Musketen als Keulen verwendet haben. Auf den ersten Blick scheint dies ein Nachteil im Vergleich zum Stich mit dem Bajonett. Wenn die Wehrmänner aber einfach mit dem Gewehr als Keule besser umgehen konnten, als mit dem Gewehr samt Bajonett zum Stechen, dann war die Wahl eine sinnige.

Auch auf diesem Gemälde von Sebastian Vrancx sieht man deutlich den Einsatz der Muskete als Keule: http://img543.imageshack.us/img543/4218/vucs.jpg
Auf vielen Bildern erkennt man auch, dass Musketiere, wenn es zum Nahkampf kommt eher Reißaus nehmen, wenn sie auf eine auf Nahkampf spezialisierte Truppe wie Pikeniere oder Kürisser treffen. Dennoch muss es oft zum Aufeinandertreffen v.a. von Musketieren auf Musketiere gekommen sein, wenn sich in einer Schlacht die Pikeniere und die Musketiere gegenüber standen, weil ja in den meisten Armeen der 1. H. des 17.Jh. die Musketiere auf den Seiten und die Pikeniere im Zentrum einer Infanterieformation standen.
 
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Die Funktion von Bogen- und Musketenschützen war zweifellos nicht, sich auf einen Nahkampf einzulassen. Wenn dieses Risiko bestand, zog man sich hinter oder gar unter die Piken zurück.

Es gibt jedoch zahlreiche Darstellungen und Beschreibungen des Kolbens als Waffe. Das bei uns bekannteste Ereignis wohl das von Brissotin erwähnte während der Schlacht bei Großbeeren, das dem 3. Westfälischen Infanterieregiment den Spitznahmen "Hacketau" einbrachte.

Ich bin mir Sicher, dass der Einsatz des Kolbens wesentlich häufiger geschah, als mit dem Bandelier oder dem Helm zuzuschlagen.

Die Seitenwehr (Degen o. Ä.) wurde lediglich zur Selbstverteidigung getragen. Um einen Degen jedoch effektiv einsetzen zu können muss man die Muskete wegwerfen*. Das gefiel jedoch bestimmt weder dem "Arbeitgeber" noch den Schützen selber der (im hier diskutierten Zeitraum 16-17 jahrhundert) i.d.R. der Eigentümer davon war und dessen Primärwaffe sie war. Wenn also not am Mann war, wurde wohl eher umgegriffen und mit der Keule dreingeschlagen, als die Flinte ins Korn und der Degen gezogen.

*Im späten 18. Jahrhundert beginnenenden 19. ging man in eingen Armeen deshalb dazu über, dem Infanteristen keinen Säbel mehr beizugeben, damit er im Nahkampf sein Gewehr nicht entsorgte.
 

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Da ich auch etwas Bajonettfechten mit dem Gewehr 98 betreibe, nur mal meine "praktische" Erfahrung dazu. Das Zuschlagen mit dem Gewehrkolben ergibt sich Situationsbedingt, wie hier schon darauf hingewiesen wurde. Eigentlich meist daraus, wenn ich als Musketen oder Gewehrschütze plötztlich in einen Nahkampf verwickelt werde. Das gabs im zweiten Weltkrieg genauso noch wie damals im 16/17 Jahrhundert. In dieser Streßsituation greife ich nicht erst zu einer Seitenwehr, sondern nehme das was ich in der Hand habe. Und da "knüppelt" man mal eben schnell, weil sich das Gewehr bzw. Muskete da schneller umdrehen lässt, als eine Seitenwehr zu ziehen. Auch gibts Techniken, wenn ich bei der erwähnten Schlacht Großbeeren bleibe, bei der man mit dem Gewher+Bajonett die gegnerische Waffe seitlich versetzt und den Kolben ins Gesicht schlägt. Auch ist das schlagen/hauen eine eher "natürlichere" Bewegung des Menschen als das Stechen.
 
Da ich auch etwas Bajonettfechten mit dem Gewehr 98 betreibe, nur mal meine "praktische" Erfahrung dazu. Das Zuschlagen mit dem Gewehrkolben ergibt sich Situationsbedingt, wie hier schon darauf hingewiesen wurde.
Da stimme ich zu. Ich mach normalerweise anderes Zeugs, hab aber periodisch auch Bajonett mit drin, wenn auch eher so 18./19 Jahrhundert, also auch Kampf gegen Kavallerie.
Kolbenschläge werden dort auch gelehrt, aber nicht im Sinne einer Keule.
Ein 5kg Vorschlaghammer ist im Kampf nicht mehr zu gebrauchen.

https://www.youtube.com/watch?v=UClIpGnV7c0

Eigentlich meist daraus, wenn ich als Musketen oder Gewehrschütze plötztlich in einen Nahkampf verwickelt werde. Das gabs im zweiten Weltkrieg genauso noch wie damals im 16/17 Jahrhundert.
Joa, gibt es. Wobei ich aber bezweifle, dass man im 17. Jahrhundert auf offenem Felde mal so eben überrascht wird. Außerdem muss man bedenken, dass auch Musketenschützten zum Angriff ins Scharmützel geschickt wurden. Da ist son Schwert einfach besser.

Auch ist das schlagen/hauen eine eher "natürlichere" Bewegung des Menschen als das Stechen.

Ich behaupte jetzt einfach mal das kommt von Oakeshott.
So oder so ist das Unsinn. Der Mensch tut das, was man ihm antrainiert. Und wenn ich mir die organisierte Militärhistorie, wird meistens gestochen (Phalanxen, ewalthaufen, etc.), vor allem mit schönen langen Waffen. Reichweite ist immer noch das höchste Gut.
 
Wobei ich aber bezweifle, dass man im 17. Jahrhundert auf offenem Felde mal so eben überrascht wird. Außerdem muss man bedenken, dass auch Musketenschützten zum Angriff ins Scharmützel geschickt wurden. Da ist son Schwert einfach besser.
Die "Überraschung" ergibt sich natürlich auch im Scharmützel oder Gewalthaufen, wenn diese sich schnell zum Nahkampf entwickeln. Wenn ich mein Schwert greifen und benutzen kann ist das gut.
Ich behaupte jetzt einfach mal das kommt von Oakeshott.
So oder so ist das Unsinn. Der Mensch tut das, was man ihm antrainiert. Und wenn ich mir die organisierte Militärhistorie, wird meistens gestochen (Phalanxen, ewalthaufen, etc.), vor allem mit schönen langen Waffen. Reichweite ist immer noch das höchste Gut.
Leider nicht Oakeshott, sondern ein Römer, der schon bemängelte, dass die Soldaten mit dem Schwert statt dem effektiven stechen lieber hauten (untypisch für mich, aber ich hab die Quelle gerade leider nicht zur Hand).
Ich hätte da präzisieren sollen, das hängt natürlich auch von der Waffe ab. Mit einem Gewehr ohne Bajonett sticht es sich nicht gerade gut.
Mit einer Pike oder einem Spieß bleibt mir natürlich nichts anderes übrig.
Auch überwiegt bei der Betrachtung von Gefechten zw. histor. Fechtern mit dem Langschwert trotz Training in der Streßsituation erstaunlicherweise das Hauen, was nicht heißen soll, der Stich würde nicht gebraucht.
 
Fechtern mit dem Langschwert trotz Training in der Streßsituation erstaunlicherweise das Hauen, was nicht heißen soll, der Stich würde nicht gebraucht.
Ich denke, wenn sich im Gefolge eines Gefechtes die Ordnung auflöste, dann war wohl alles drin, vom Haareziehen zum Kratzen, über das Schlagen zum Hauen und Stechen. Wenn etwas Zeit übrig blieb, plünderte man den Gegner. Gustav II. Adolf wurde nackt auf dem Schlachtfeld aufgefunden.
 
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