Pfeilspitze aus Meteoreisen (jüngere Bronzezeit)

Dion

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Pfeilspitze aus Meteoriteneisen in der Schweiz entdeckt – Zitat:

Eine im schweizerischen Mörigen entdeckte Pfeilspitze aus der Bronzezeit hat einen „himmlischen“ Ursprung. Denn das 2.900 Jahre alte Artefakt wurde einst aus Meteoriten-Eisen gefertigt, wie Analysen enthüllen. Das Überraschende jedoch: Das Metall stammt nicht aus einem nahegelegenen Meteoriten-Streufeld, sondern vom Einschlag eines mehrere hundert Tonnen schweren Eisenmeteoriten in Estland. Wie die Pfeilspitze oder ihr Material in die Schweiz gelangten, ist offen.

D.h. die Pfeilspitze oder das für sie verwendete Meteoritenmetall wurde während der Bronzezeit über 1600 km von Estland bis in die Schweiz transportiert.

Ich bin immer wieder überrascht, welche großen Distanzen damals – wahrscheinlich zu Fuß – überwunden wurden.
 

Ich bin immer wieder überrascht, welche großen Distanzen damals – wahrscheinlich zu Fuß – überwunden wurden.
Vielleicht. Aber es gab auch Boote, vierrädrige Karren und man ritt auch schon. Gerade Händler werden auf Karren und Boote zurückgegriffen haben. Der Bootstransport ist eigentlich am billigsten: damit kannst du schnell hohes Gewicht über weite Strecken mit wenigen Personen transportieren.

Das man „locker“ mal 1000 km überbrückte, ist seit der Strontium-Isotopen-Analyse bekannt, aber das ist nicht einmal notwendig. Die Dinge können auch von Hand zu Hand gegangen sein. Es ist unklar, wo das Eisen verarbeitet wurde, und durch wie viele Hände das Meteoriteneisen ging bevor es zur Pfeilspitze wurde, bzw. durch wie viele Hände die Pfeilspitze ging, bevor sie benutzt oder niedergelegt wurde.

Was ich allerdings bei der Meldung am interessantesten finde, ist, dass wir hier über eine bronzezeitliche Eisenspitze reden. Wobei, 100 Jahre jünger und das wäre kein Problem mehr.

Falsch datiert?
Muss die Ankunft der Eisenzeittechnologie in Mitteleuropa früher angesetzt werden?
Oder tatsächlich frühes „outstanding“ Einzelstück?
 
Eine Pfeilspitze aus Meteoriteneisen kann nur ein Repräsentationsstück gewesen sein.
Bei der hohen Verlustrate von Pfeilen bei der Jagd oder im Schießtraining war das Meteoriteneisen zu wertvoll.
Würde das nicht aber voraussetzen, dass die buchstäblich außerirdische Herkunft des Eisens bekannt war? Lässt sich mit dem Wissensstand von vor 3.000 Jahren eine Unterscheidung treffen, falls man den Meteorit nicht selbst hat abstürzen sehen? Freilich, der Transport über die weite Strecke ist schon mal ein mögliches Indiz dafür, dass der Wert erkannt wurde; andererseits wird Eisen guter Qualität in bestimmten Gegenden aber auch dicht unter der Erde gefunden, etwa in Nordfrankreich bei Le Mans.
 
Immer langsam mit den jungen Pferden, o caballero de la triste figura.
Nein, die "Ankunft der Eisenzeittechnologie" muss nicht umdatiert werden. Die "Ankunft" der Technologie zur Bearbeitung von Meteoriteneisen datiert bereits um 6000 v. Chr. und Funde stammen aus dem in dieser Technologie (dem Schmieden) damals führenden Metallurgiezentrum im Kaukasus, außerdem aus dem heutigen Irak und dem Iran. Neben dem Fund des Dolches aus dem Grab von Tutenchamun ist auch der Dolch vom Alaca Höyük bemerkenswert.

Der "bronzezeitliche", genauer sogar bereits der "kupfersteinzeitliche Fachmann" freute sich darüber, dass der Meteoritenstahl sich leicht bearbeiten ließ.
Und nein, es muss sich nicht um ein Repräsentationsstück gehandelt haben. Die Pfeilspitze wurde üblicherweise in einem Köcher getragen, konnte daher erst bei der Verwendung beobachtet werden und bot sich nicht gerade an für Repräsentationszwecke. Darauf zeigen konnte man erst, wenn sie im Gegner steckte.

Wir unterschätzen oft die technischen Fähigkeiten von Fach"leuten" und überschätzen die Rolle der Repräsentation in vorgeschichtlichen Gesellschaften. Vielleicht war die Pfeilspitze einfach nur gut scharf?
 
Der Karren setzt so etwas wie eine Straße voraus. Wenn, dann Packtiere (?)
Ich denke dass El Quijote die Leistungsfähigkeit des jungsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Transportwesens richtig einschätzt.
Hier sind es Rinderkarren die vielleicht zum Bau von Megalithgräbern eingesetzt wurden:
Älteste Radspuren der Welt entdeckt

Zugleich waren Bohlenwege und Karren vielleicht eher in Norddeutschland üblich, auf Querverbindungen zu Land zwischen den großen Flusssystemen.

Natürlich ist mein Favorit für den Transport von Metall nach wie vor der Esel, später auch das Maultier, z.B. mit in Lederdecken eingeschlagenen Spitzbarren.
 
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