Philosophen der Neuzeit

Lukrezia Borgia

Moderatorin
Philosophie der Neuzeit

J.J. Rousseau

Jean Jacques Rousseau wurde 1712 in Genf geboren. Seine Berufswahl gestaltete sich schwierig. Er versuchte sich unter anderem als Musiklehrer, Priesterzögling, Handwerker, Sekretär im diplomatischen Dienst sowie als Opernkomponist. Seine Wege führten ihn nach Italien, nach Paris und in die französische Provinz.

Eine Gönnerin fand er in Madame de Warens, mit der er lange Zeit Tisch und Bett teilte. Seine Gemahlin wurde jedoch eine andere. Eine Frau, die er als Zimmermädchen in einem Hotel kennen gelernt hatte, wurde nach 23 Jahren wilder Ehe seine Gattin. Diese Verbindung brachte 5 Kinder hervor, die Rousseau übrigens einmal ins Findelhaus brachte, nachdem sie ihn bei der Arbeit gestört hatten.

Seine letzten Jahre verbrachte er in Isolation. Er wird von Melancholie und Verfolgungswahn geplagt und stirbt 1778 bei Paris in tiefer Verbitterung.


Doch was waren die Ansichten dieses Mannes, der von der Französischen Revolution zum Helden hochstilisiert wurde?

Er ist der Meinung, dass es die Wahrheit ist, die seine Schriften zu etwas Besonderem macht.

„Ich habe das Gute und das Böse mit gleichem Freimut erzählt. Ich habe nichts Schlimmes verschwiegen, nichts gutes zugesetzt.“

Als die Akademie in Dijon eine Preisfrage stellt, welche Auswirkung der Fortschritt der Wissenschaften auf die Sitten hat, kontert Rousseau mit einer Abhandlung, die eine Rückbesinnung der Menschheit auf ihren Ursprung fordert. Er ist der Meinung, dass die Gesellschaft die Menschen ihrer natürlichen Stärken beraubt.

„Allmächtiger Gott, erlöse uns von den Kenntnissen und den unheilvollen Künsten unserer Väter und gib uns die Ungewissheit, die Unschuld und die Armut zurück.“

In zahlreichen Werken, unter anderem „Vom Gesellschaftsvertrag“ oder „Émile oder über die Erziehung“ stellt er sich dem Problem, wie die möglichst ursprüngliche Erziehung mit der Gesellschaft zu vereinbaren ist.

Er setzt nicht in erster Linie – wie die meisten Philosophien der Aufklärung – auf den Verstand, sondern auf das Gefühl. So erklärt sich auch folgender Ausspruch:

„Ich wollte nicht philosophieren, ich wollte euch helfen, euer Herz zu befragen.“

Um dieses vollkommene Vertrauen in gefühlskausale Entscheidungen zu haben, geht Rousseau davon aus, dass jeder Mensch von Natur aus gut ist. Entscheidungsorgan darüber, was gut oder böse ist, ist das Gewissen. Natürlich ist die Versuchung durch das Böse allgegenwärtig, weswegen die Menschheit auch Schlechtes tut. Ursache für dieses Übel sieht Rousseau in der Vergesellschaftung des Menschen.

Eine Möglichkeit für ein freies Zusammenleben sieht Rousseau in der Volkssouveränität, was erklärt, warum die Französische Revolution ihm Verehrung entgegenbrachte.

„Der Gehorsam gegenüber dem Gesetz, das man sich selbst vorgeschrieben hat, ist Freiheit.“
 
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Voltaire

Francois Marie Arout alias Voltaire wurde 1694 als Sohn eines Bürgers geboren. Bereits im Alter von 7 Jahren verliert er seine Mutter. Schon früh zeigt er reges Interesse am Theater.

Mit 18 beginnt er auf Drängen des Vaters ein Jurastudium. Doch schon während dieser Zeit knüpft er erste Kontakte zu literarischen Zirkeln. 1717 landet er aufgrund satirischer Verse zum ersten Mal in der Bastille. Im Folgenden wurden seine Bücher häufig verboten und beschlagnahmt.

Er wird ein erfolgreicher Theaterdichter und verschafft sich Zutritt zu den gehobenen Kreisen Frankreichs. Aufgrund eines Zwischenfalls muss Voltaire Paris verlassen und er lebt für drei Jahre in England, wo er sich von der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Aufbruchsstimmung beeindruckt zeigt.

Nach weiteren Aufenthalten in Holland, Brüssel, am Hof Friedrichs II. in Potsdam (1750-1751) sowie anderen geistigen Hochburgen Europas zieht er sich mit seiner Freundin Madame Denis auf einen Landsitz in der Nähe von Genf zurück. 1778 stirbt er in Paris.


Seine Philosophie machte Voltaire laut Weischedel „im Felde des Geistes zum berühmtesten Manne des Kontinents“ seiner Zeit. Doch was machte seine Ideen zu etwas Besonderem?

Ohne Unterlass wettert er gegen die Kirche. Er meint, das Christentum würde „heilige Lügen“ verbreiten und entlarvt den Katholizismus als Aberglauben. Er wirft der Kirche Fanatismus, Dogmatismus und Fesselung des Volkes im Stande des Aberglaubens vor.

„Jeder vernünftige Mensch, jeder Mensch guten Willens muss die christliche Sekte mit Abscheu betrachten.“

Doch diesen Missstand sieht Voltaire nicht für immer. Er erkennt die Zeichen seiner Zeit und ist sich sicher, dass die Vernunft überkommene Dogmen der Kirche ablösen wird.

„Eine neue Generation, die den Fanatismus verabscheut, ist im Werden. Einst werden Philosophen die ersten Stellen einnehmen. Das Reich der Vernunft wird schon vorbereitet.“

Durch diese Aussagen Voltaires kann man schnell den Verdacht hegen, dass er Atheist war. Doch Voltaire glaubt an Gott. In seinen Augen ist sein Glaube sogar aufrichtiger, als der der emsigen Kirchgänger.

„Ich bin kein Christ, aber nur deswegen nicht, um ihn, den Gott, umso mehr zu lieben.“

Er sucht nach Gottesbeweisen und er wird bei Newton fündig. Die Gesetzmäßigkeiten, auf denen die Natur zu beruhen scheint, zeugen von einem einzigen Schöpfer. Den schwerwiegendsten Gottesbeweis sieht Voltaire jedoch in der Freude.

„Ich wundere mich, dass man unter so vielen übersteigenden Beweisen für das Dasein Gottes noch nicht darauf verfallen ist, das Vergnügen als Beweis anzuführen; das Vergnügen ist etwas Göttliches, und ich bin der Meinung, dass jedermann, der guten Tokaier trinkt, der eine schöne Frau küsst, mit einem Wort, der angenehme Empfindungen hat, ein wohltätiges höchstes Wesen anerkennen muss.“

Auf den Ausspruch von Leibniz, dass unsere Erde die „beste aller möglichen Welten“ ist, kontert Voltaire, dass der blaue Planet „die schlimmste aller Erdkugeln ist“. Er stellt sich die Frage, ob es bei all dem Elend überhaupt möglich ist, dass der Baumeister der Welten gut ist. Gegen Ende seines Lebens resigniert der Denker jedoch und der Skeptizismus siegt über scheinbar gesichertes Wissen.

„Manchmal bin ich nahe daran, in Verzweiflung zu versinken, wenn ich bedenke, dass ich nach allem Forschen nicht weiß, woher ich komme, was ich bin, wohin ich gehe, was aus mir werden wird.“

In seinen letzten Jahren schreibt er, er habe Ruhe gefunden und zählt in seinen Augen zu den wenigen Menschen, die wirklich glücklich geworden sind. Nur selten verfällt er in melancholische Stimmung und milde Resignation.

„Wir sind alle in dieser Welt wie zum Tode verurteilte Kriegsgefangene, die sich im Augenblick auf ihrer Wiese vergnügen. Jeder wartet, dass die Reihe an ihn kommt, gehängt zu werden, ohne die Stunde zu wissen; und wenn die Stunde kommt, so findet sich, dass man ganz umsonst gelebt hat.“
 
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Friedrich Nietzsche

Friedrich Nietzsche wurde 1844 als Sohn eines Pastors bei Leipzig geboren. Er wird als sehr begabtes Kind beschrieben, das schon mit 10 komponiert und Gedichte verfasst. Mit 14 Jahren arbeitet er bereits an einer Selbstbiographie.

Nach dem Abitur studiert Nietzsche nicht, wie von den Eltern gewünscht, Theologie, sondern klassische Philologie und beschäftigt sich nach dem Fachstudium überwiegend mit Schopenhauer, den er sehr verehrt.

Bereits mit 25 wird er als Professor nach Basel berufen. Dieses Amt legt er jedoch bereits nach 10 Jahren nieder, da er am Nutzen der Universitätslehre zu zweifeln beginnt.

In der folgenden Phase seines Lebens zieht er herum, wohnt überwiegend in Hotelzimmern und schleudert ein Werk nach dem anderen aus sich heraus. Da jedoch der erhoffte Erfolg ausbleibt, stürzt er in eine tiefe Enttäuschung über die Welt.

1889 ist sein endgültiger Zusammenbruch. Er umarmst weinend ein Pferd, dass vom Kutscher geschlagen wird. Die Ärzte diagnostizieren eine Paralyse und Nietzsche verbringt die letzten Jahre bis zu seinem Tod 1900 in geistiger Umnachtung, gepflegt von seiner Mutter und seiner Schwester.


Das besondere am Denken Nietzsches ist, dass es stark an seine Biographie angepasst ist. Je nach seiner physischen und psychischen Verfassung schwankt der Pessimismus in seinen Schriften. Ein roter Faden, der sich jedoch stetig durch seine Philosophie zieht ist das Verfallen der europäischen Kultur.

„Was ich erzähle ist die Geschichte der nächsten zwei Jahrhunderte. Ich beschreibe, was kommt, was nicht mehr anders kommen kann: die Heraufkunft des Nihilismus.“

Da die Stelle des Bestehenden das Nichtbestehen bzw. das „Nichts“ (Nihil) einnehmen wird, werden seine philosophischen Ideen treffenderweise als nihilistisch bezeichnet. Um diesen langsamen Verfallsprozess zu begreifen, muss der Mensch erst begreifen, dass es keine absolute Wahrheit gibt. Als zweites müssen alteingesessene moralische Vorstellungen beseitigt werden.

„Der Selbstmord der Moral ist ihre letzte moralische Forderung.“

Als letztes fordert Nietzsche die Verwerfung des Christentums, da dieses ohnehin seit Beginn durch die geheuchelte Liebe zur Wahrheit in den Sog des Nihilismus gelangt war. Jedoch auch anderen Religionen steht er nicht wohlwollend gegenüber. Einer seiner bekanntesten Aussprüche verdeutlicht genau diesen Umstand.

„Gott ist tot.“ – „Wohin ist Gott? Ich will es euch sagen. Wir haben ihn getötet, - ihr und ich! (...) Es gab nie eine größere Tat – und wer nur immer nach uns geboren wird, gehört um dieser Tat willen in eine höhere Geschichte, als alle Geschichte bisher war.“

Dieses furchteinflößenden nihilistische Gedankengut stellt für Nietzsche jedoch kein entgültiges Ende dar. Nach dem Untergang der modernen europäischen Kultur wird nach einer „Umwertung“ der Werte eine neue, bessere Welt hervorbringen, in der der Mensch einer „höheren“ Art angehören würde. Die Menschen seiner Zeit sieht er in diesem Zusammenhang als Bindeglied.

„Der Mensch der Gegenwart ist ein Seil, geknüpft zwischen Tier und Übermensch, - ein Seil über einem Abgrunde.“

Diese immerwährende Ablösung von Zerstörung und Schaffung in der Geschichte der Menschheit führt Nietzsche auf eine Hauptursache zurück: Das Streben nach Macht. Wer ergo die sich neu schaffende Welt liebt, der muss auch den nihilistischen Gegenpart dieses Werdens anerkennen. Dies kann man jedoch nur, wenn man sich mit seinem Schicksal abfindet, und es zu lieben beginnt.
 
Hallo Lukrezia -
schöner Thread, wollte mir auch schon einen Philosophen rannehmen.
Leider wenig Zeit, aber in einem Punkt muß ich jetzt widersprechen:motz: .

Der Spruch "Gott ist tot" verdeutlicht nicht Nietzsches Ablehnung der Religionen oder der Religiosität überhaupt, eher das Gegenteil.
Nietzsche hat als erster wirklich durchleuchtet, was es bedeutet in einer säkularisierten Welt zu leben, einer Welt in der Gott kein Bezugspunkt für den Menschen mehr ist, in der alle transzendenten Anschauungen verschwunden sind. Er hat versucht seinen Zeitgenossen klar zumachen, was es wirklich heißt, wenn diese traditionellen religiösen und sozialen Normen, die religöse Sinngebung ihre Bedeutung verliert.

Er ist aber nicht nur Diagnostiker des Nihilismus, dieser Grundstimmung der Moderne, er wollte seiner Diagnose auch etwas positives gegenübersetzen, also quasi eine Antwort oder eine Lösungsmöglichkeit geben. Nietzsche fragt sich, wie der jetzt auf sich allein gestellte Mensch weitermachen und sich in diesem leeren Raum zurecht findet kann. Er muß nach dem Tot Gottes eine neue Rechtfertigung des Daseins und eine neue Sinngebung des Lebens finden. Das tut Nietzsche in der Figur des Zarathustra:
Dieser propagiert eine uneingeschränkte Bejahung des Lebens. Er spricht von Amor fati - Der Liebe zum Schicksal, also dem Einverständniss mit allem was ist.
Es sind zwei Gedanken, mit denen er zu dieser Haltung kommt, das Leben vorbehaltlos anzusehen und anzunehmen: Einmal die Idee des Übermenschen, dieser lernt durch geistige Anstrengung, durch Selbstüberwindung seine Endlichkeit zu aktzeptieren und läßt den Ekel des Leben hinter sich, er schafft es seinem Leben etwas abzugewinnen .
Zum anderen ist es die Idee von der Wiederkehr des immer gleichen.

Also der Übermensch hat hier noch auch nichts an sich, daß für die nationalsozialistische Ideologie verwertbar gewesen wäre. Nietzsche hat auch den deutschen Nationalismus und Antisemitismus gehaßt. Im Grunde wollte er mit dem "Deutschen" nichts zu tun haben, er hat z.B. auch versucht seine polnische Abstammung zu beweisen.

Hab nochmal die Texstelle mit dem berühmten Spruch "Gott ist tot" herausgesucht:
Der 125. Aphorismus aus "Die fröhliche Wissenschaft" :
Nietzsche schrieb:
Der tolle Mensch. - Habt ihr nicht von jenem tollen Menschen gehört, der am hellen Vormittage eine Laterne anzündete, auf den Markt lief und unaufhörlich schrie: "ich suche Gott! Ich suche Gott!" - Da dort gerade Viele von Denen zusammen standen, welche nicht an Gott glaubten, so erregte er ein grosses Gelächter. Ist er denn verloren gegangen? sagte der Eine. Hat er sich verlaufen wie ein Kind? sagte der Andere. Oder hält er sich versteckt? Fürchtet er sich vor uns? Ist er zu Schiff gegangen? ausgewandert? - so schrieen und lachten sie durcheinander. Der tolle Mensch sprang mitten unter sie und durchbohrte sie mit seinen Blicken. "Wohin ist Gott? rief er, ich will es euch sagen! Wir haben ihn getödtet, - ihr und ich! Wir Alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir diess gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was thaten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Giebt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? Müssen nicht Laternen am Vormittage angezündet werden? Hören wir noch Nichts von dem Lärm der Todtengräber, welche Gott begraben? Riechen wir noch Nichts von der göttlichen Verwesung? - auch Götter verwesen! Gott ist todt! Gott bleibt todt! Und wir haben ihn getödtet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besass, es ist unter unseren Messern verblutet, - wer wischt diess Blut von uns ab? Mit welchem Wasser könnten wir uns reinigen? Welche Sühnfeiern, welche heiligen Spiele werden wir erfinden müssen? Ist nicht die Grösse dieser That zu gross für uns? Müssen wir nicht selber zu Göttern werden, um nur ihrer würdig zu erscheinen? Es gab nie eine grössere That, - und wer nur immer nach uns geboren wird, gehört um dieser That willen in eine höhere Geschichte, als alle Geschichte bisher war!" - Hier schwieg der tolle Mensch und sah wieder seine Zuhörer an: auch sie schwiegen und blickten befremdet auf ihn. Endlich warf er seine Laterne auf den Boden, dass sie in Stücke sprang und erlosch. "Ich komme zu früh, sagte er dann, ich bin noch nicht an der Zeit. Diess ungeheure Ereigniss ist noch unterwegs und wandert, - es ist noch nicht bis zu den Ohren der Menschen gedrungen. Blitz und Donner brauchen Zeit, das Licht der Gestirne braucht Zeit, Thaten brauchen Zeit, auch nachdem sie gethan sind, um gesehen und gehört zu werden. Diese That ist ihnen immer noch ferner, als die fernsten Gestirne, - und doch haben sie dieselbe gethan!" - Man erzählt noch, dass der tolle Mensch des selbigen Tages in verschiedene Kirchen eingedrungen sei und darin sein Requiem aeternam deo angestimmt habe. Hinausgeführt und zur Rede gesetzt, habe er immer nur diess entgegnet: "Was sind denn diese Kirchen noch, wenn sie nicht die Grüfte und Grabmäler Gottes sind?" -
Grüße ;)
 
"Mitleid ist schändlich, besser ist es dafür zu sorgen, das jemand sich selbst in die Lage versetzen kann, sich selbst zu helfen. Und dann in der lage ist zu entscheiden, ob er deine Hilfe annimmt oder nicht!"

Auch F.N., finde ich gar nicht schlecht.
 
Gott ist übriens bei Nietzsche öfter Tod!

einmal grämte er sich zu Tode, weil er begann Mitleid für die Menschen zu haben.
 
Arthur Schopenhauer



Arthur Schopenhauer wurde am 22. Februar 1788 in Danzig geboren welches ihm allerdings nur für fünf Jahre eine Heimstatt bot, da Danzig 1793 dem preußischen Staat einverleibt wurde und die Familie Schopenhauer in die freie Hansestadt Hamburg umsiedelte. Im Alter von neun Jahren wurde er nach Le Havre geschickt um bei einem Geschäftsfreund des Vaters die französische Sprache zu lernen. Nach zwei schönen Jahren in Frankreich, kehrte er nach Hamburg zurück um dort auf die Rungesche Privatschule geschickt zu werden. Der Wunsch Arthurs das Gymnasium zu besuchen zerplatzte an den Vorstellungen seines Vaters der humanistische Studien für überflüssig hielt. Es wurde ihm vom Vater zum Ausgleich eine mehrjährige Bildungsreise durch Europa angeboten, welche er auch dankend annahm.


So bereiste er in knapp fünf Jahren Karlsbad, Prag, er reist durch Holland, England, Frankreich, Österreich, Schweiz, Schlesien und Preußen. Er lernte unterdessen die englische Sprache im Eagle House zu Wimbledon und durch seine gesamte Reise hindurch führt er seine Reisetagebücher fort, die schon vorahnen ließen, welch philosophische Äußerungen über die Leiden der Welt und die befreiende Wirkung von Erhabenheit und Schönheit ihm noch entspringen sollten.


Im Jahr 1805 kehrte er nach Hamburg zurück und begann seine Kaufmannslehre in der Firma Jenisch auf Drängen des Vaters, der noch im selben Jahr durch einen Unfall ums Leben kam. Ein Jahr später, nachdem das väterliche Geschäft aufgelöst wurde und seine Mutter und seine kleine Schwester Hamburg verlassen hatten, schwankte Arthur, ob er aus Pflichtgefühl seinem Vater gegenüber seine Ausbildung fortführen sollte, oder ob er sich nun endlich seiner Neigung zu einem geistlichen Lebensberuf hingeben soll.


Er entschied sich für letzteres und besuchte die Schulen von Gotha und Weimar.
1809-1813 studierte er an den Universitäten zu Göttingen und Berlin, Medizin, Naturwissenschaften, Mathematik, Sprachen, Geschichte und in steigendem Maße auch Philosophie. Lehrer von ihm waren unter anderen G. E. Schulze, Fichte und Schleiermacher. 1813 verließ er wegen herannahenden Kriegswirren Berlin, ging nach Jena und wurde dort zum Dr. phil. promoviert.


In seiner Dissertation knüpfte er an die Transzendentalphilosophie Kants (welchen er übrigens sehr bewundert hat) an und entwickelte daraus seine Erkenntnistheorie:

Demnach ist Objekt einer Erkenntnis zu sein gleichbedeutend damit, Vorstellung für ein Bewusstsein zu sein, und jede Vorstellung steht mit anderen Vorstellungen in einer gesetzmäßigen Verbindung, die der Satz vom Grunde in vierfacher Form gemäß den verschiedenen Klassen von Objekten, den reinen Anschauungen, den empirischen anschaulichen Vorstellungen, dem Subjekt des Wollens und den Begriffen ausdrückt.


Schon parallel zu den Inhalten seiner Dissertation, entwickelte er Gedanken zur Konzeption eines „besseren Bewusstseins“, das unabhängig von den Formen besagten Satzes ist und sowohl in ästhetischer Kontemplation als auch moralischem Handeln gegeben ist. So sollen dem Bewusstsein die Leiden und Übel der Welt zugeordnet werden und dem „besseren Bewusstsein“ die Befreiung von denselben.


1816 veröffentlichte er die Schrift „Über das Sehn und die Farben“, in der er an Goethes Farbenlehre anknüpft, was aber nur ein kurzes Intermezzo während der Arbeit an seinem Hauptwerk darstellte. Seit er sich mit seiner Mutter endgültig zerworfen hatte und nach Dresden zog, widmete er sich von 1814-1818 ganz seiner Abfassung „Die Welt als Wille und Vorstellung“ welches sich in vier Bücher gliederte die sich in die Disziplinen Erkenntnistheorie, Metaphysik, Ästhetik und Ethik einteilen lassen. Dennoch versuchte Schopenhauer mit diesem Werk nur einen einzigen Gedanken zu transportieren: „Die Welt ist die Selbsterkenntnis des Willens.“


Aufgrund dieses Hauptwerks, habilitierte sich Schopenhauer an der Berliner Universität, der er von 1820-1832 als Privatdozent angehörte, obwohl er in der ganzen Zeit nur ein einziges Semester las. 1833 ließ er sich dann endgültig in Frankfurt am Main nieder, wo er noch einige kleinere Werke schrieb, obgleich sich seine Philosophie keiner nennenswerten Resonanz erfreuen konnte. In seinem 1836 erschienenen „Über den Willen der Natur“ versuchte er lediglich darzulegen, das seine Lehre mit den neuesten naturwissenschaftlichen Erkenntnissen im Einklang stand.


Zu einem größeren Bekanntheitsgrad und Ruhm kam Schopenhauer nach einem Preisausschreiben der Dänischen und Norwegischen Sozietät der Wissenschaften, als seine Preisschriften und spätere Arbeiten zu seinem Hauptwerk ergänzt wurden. 1851 brachte Schopenhauer noch Parerga und Paralipomena heraus, welche neben weiteren zusätzlich zu seinem Hauptwerk geordnete Gedanken, auch die unabhängig von seiner Philosophie verfassten „Aphorismen zur Lebensweisheit“ beinhaltete in denen Schopenhauers philosophischer Stil, der auf Prägnanz und unmittelbare Verständlichkeit zielt, seine Vollendung erreicht. Auf der Grundlage seines weltanschaulichen Pessimismus kreiert er hier eine Lehre des glücklichen Lebens, die zeigt, wie man in einer „schlechten“ Welt „erträglich“ leben kann.


Am 21. September 1860 starb Arthur Schopenhauer in Frankfurt am Main, in einer Zeit, in der er zu den einflussreichsten Denker derselben zählte. So zählten nicht nur zahlreiche Philosophen wie Nietzsche und Wittgenstein zu seinen Anhängern, sondern auch Wissenschaftler wie S. Freud oder C. G. Jung griffen seine Gedanken auf neben vielen weiteren Künstlern und Literaten bei denen er einen tiefen Eindruck hinterlassen hatte.
 
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Fugger schrieb:
Der Spruch "Gott ist tot" verdeutlicht nicht Nietzsches Ablehnung der Religionen oder der Religiosität überhaupt, eher das Gegenteil.
Nietzsche hat als erster wirklich durchleuchtet, was es bedeutet in einer säkularisierten Welt zu leben, einer Welt in der Gott kein Bezugspunkt für den Menschen mehr ist, in der alle transzendenten Anschauungen verschwunden sind. Er hat versucht seinen Zeitgenossen klar zumachen, was es wirklich heißt, wenn diese traditionellen religiösen und sozialen Normen, die religöse Sinngebung ihre Bedeutung verliert.

Dem zweiten Absatz des Zitates stimme ich zu – dem ersten nicht. Dass Nietzsche mit dem Ausspruch „Gott ist tot“ eher das Gegenteil von Ablehnung der Religionen oder Religiosität verdeutlichen wollte, ist jedenfalls so nicht richtig.

Nietzsche war ein Kritiker der traditionellen Moral und forderte vehement die Entlarvung der Sebsttäuschungen. Diese traditionelle Moral aber ging – und geht – in unserem Kulturkreis auf das Christentum zurück.

Ab 1882 propagierte der Philosoph die „Umwertung der Werte“. U.a. stellte er der „Sklavenmoral des Christentums“ (sic!), die in der Mitleidsethik ihren Ausdruck findet, die „Herrenmoral“ gegenüber, die beinhaltete, dass die Entfaltung der Starken nicht länger von den Schwachen gehemmt werden dürfe. Den religiösen Jenseitsglauben kontrastierte er mit einer vehementen Forderung nach der Bejahung des Dieseits.
In Verbindung mit dem Satz „Gott ist tot“ sind damit die wichtigsten Eckpfeiler und Grundlagen der meisten Religionen – nicht nur des Christentums – ad absurdum geführt.

Laut Nietzsche verbindet Menschen und Welt der letzte Grund, der sich aus der „Unschuld des Werdens“ und dem daraus resultierenden „Immoralismus des Willens zur Macht“ ergibt. Für Gott, Religion und Religiosität bleibt da wohl wenig Raum.

Insofern sind die Aussagen des ersten Beitrages zu Nietzsche in diesem Thread richtiger, als die darauf folgende Kritik.

In dem Buch „Sophies Welt“, das sich leider fast nicht mit Nietzsche beschäftigt, habe ich einen schönen Satz zum Thema gefunden: „’Bleibt der Erde treu’, sagt er (Nietzsche), ’und glaubt denen nicht, welche euch von überirdischen Hoffnungen reden’“ Netter kann man meiner Meinung nach Nietzsches Einstellung zu Religion und Religiosität nicht ausdrücken!
 
Martin Heidegger


Am 26. September 1889 wird Martin Heidegger als Sohn des Messners und Küfermeisters Friedrich Heidegger im badischen Meßkirch geboren. Nach seinem Abitur begann er mit Unterstützung der katholischen Kirche das Studium der Theologie in Freiburg im Alter von 20 Jahren, als er noch das Vorhaben hatte Priester zu werden.

Nur zwei Jahre später orientierte sich Heidegger um und begann Mathematik, Naturwissenschaft und Philosophie zu studieren. Nach nur weiteren zwei Jahren Studiums, schrieb er seine Promotion über "Die Lehre vom Urteil im Psychologismus. Ein kritisch-positiver Beitrag zur Logik". 1916 habilitierte er in Philosophie.

Im selben Jahr wurde er zum bedingten Militärdienst im Zuge des 1. Weltkrieges herangezogen. Bedingt deswegen, da er aus gesundheitlichen Gründen nur eingeschränkt dienen konnte. Ein Jahr später heiratete er die Ökonomiestudentin Elfriede Petri.


1919 nahm er in Freiburg eine Assistentsstelle bei Edmund Husserl an, dessen Phänomenologie er kritisch beäugte. 1923 wurde er zum außerordentlichen Professor für Philosophie in Marburg berufen, wo er sich ausgiebig mit der Philosophie Immanuel Kants befasst. Dort veröffentlicht Heidegger sein Hauptwerk "Sein und Zeit", mit dem er die Fundamentalontologie begründet, die die traditionellen ontologischen Systeme seit Platon aufheben soll. Dabei steht die Problematik der Subjektivität im Mittelpunkt seiner Philosophie. Die Frage nach dem Sinn vom Sein lässt Heidegger nach der Synthese von Erkennen und Gegenstand suchen.

In diesem Werk bezeichnet Heidegger die Menschen als in diese Welt „geworfen“ in der für sie nur unmittelbar erfahrbar ist, das sie sind. Woher alles Sein kommt und wohin der Weg des Seienden führt, bleibt dem Menschen stets verborgen. Die einzige Konstante derer sie sich gewiss sein können, sei der Tod, was Heidegger als „das sein vom Tode“ bezeichnete. Dieses Sein baut zusammen mit der Befindlichkeit das Verstehen auf, das auf das Verstehen der Welt ausgerichtet ist. Dieses primäre Verstehen ermöglicht erst eine Form der Erkenntnis (das Verstehen seiner Selbst, der Anderen und der Welt) mit der die Bedeutsamkeit des Daseins überhaupt erst erschlossen werden kann. Heidegger bezeichnet diesen Erkenntniszustand als Grundlage für das voll-in-der-Welt-sein.


1928 wurde Heidegger dann als Nachfolger von Husserl nach Freiburg berufen wo er Institutsdirektor wurde und sich neben Kant auch noch ausführlich mit Nietzsche beschäftige und ein weiteres wichtiges Werk verfasste mit dem Titel „Vom Wesen der Wahrheit“ in welchem er ein metaphysisches Seinsverständnis formuliert welches im Seinsvergessen mündet was für ihn Ausdruck der wachsenden Heimatlosigkeit des Menschen (welche im 2. Weltkrieg ihren Höhepunkt erfuhr) ist.


Er schloss sich 1933 der NSDAP an nicht zuletzt weil er sagte, das er die Entschlossenheit und „Bereitschaft zum Handeln“ Adolf Hitlers schätzte. Er wurde Rektor der Freiburger Universität und kritisierte aus seiner romanisch-konservativen Sicht heraus die oben erwähnte zunehmende Entfremdungserscheinung der modernen Gesellschaft und oblag dem Trugschluss, das diese Entwicklung durch ein erstarktes Nationalgefühl reversiert werden könne. Das er besagtem Trugschluss unterlag, erkannte er selbst, aber auch die Obrigkeit recht bald. Er wurde „ausgeschaltet“ da er mit den grundlegenden Ideen des Nationalsozialismus nicht konform ging. Offiziell wurde sein Rücktritt vom Rektorposten als freiwillig dargestellt, da man ihm nachsagte, er wäre nicht geschaffen für die Verwaltungsarbeit.


Völlig vereinsamt schrieb Heidegger nun an seinem zweiten Hauptwerk „Beiträge zur Philosophie“ welches aber erst posthum im Jahre 1989 veröffentlich wurde. Nach dem Werk „Sein und Zeit“ und dessen fundamentalontologischen Ausarbeitung der Seinfrage enthält dieses Werk die erste Durchgestaltung des seingeschichtlichen Weges derselben Frage. Unter Aufgabe der die Fundamentalontologie auszeichnenden transzendental-horizontalen Blickbahn bei gleichzeitiger Beibehaltung der Hermeneutik des Da-seins entfaltet das seinsgeschichtliche Denken das Wesen des Seins nicht mehr im Überstieg (Transzendenz) über das Seiende auf dessen Wahrheit des Seins hin (Horizont), sondern im Vollzug des ereigneten Entwurfs aus dem ereignenden Zuwurf der Wahrheit des Seins. Ereignis ist der Name für die Zusammengehörigkeit der ereignend sich zuwerfenden Wahrheit des Seins und des ereigneten Seinsentwurfes des Da-seins.“ (Sorry für das lange Zitat, aber es ist nahezu unmöglich das in eigenen Worten treffender und prägnanter zu formulieren)


1947 wurde ihm im Zuge der langwierigen Entnazifizierungsverfahren die Lehrerlaubnis entzogen. Nach der Aufhebung dieses Verbots (welches von den französischen Besatzungsbehörden verhängt wurde), hielt Heidegger bis zum Jahre 1967 Seminare im kleinen Kreis in Freiburg ab.


Am 26. Mai 1976 starb Martin Heidegger schließlich in Freiburg, dessen Wirken - obwohl manchmal umstritten - unter anderem philosophische Strömungen wie den Existenzialismus um Jean-Paul Sartre und die Entstehung der daseinsanalytischen Psychiatrie stark beeinflusst hat.
 
Ludwig Feuerbach

Ludwig Feuerbach wird 1804 als Sohn eines Rechtsgelehrten in Landshut geboren. Er gilt als Musterschüler und studiert nach dem Abitur Theologie in Heidelberg. Enttäuscht darüber, nicht die gesuchten Antworten zu finden, wechselt er zur Philosophie. Mit 25 Jahren wird er Privatdozent in Erlangen.

Eine seiner Schriften versperrt ihm jedoch den Weg zu der von ihm angestrebten Professur, so dass er von diesem Karriereziel ablässt und sich mit Arbeiten wie Redakteur, Hofmeister, Gymnasiallehrer über Wasser hält.

Durch seine Heirat mit Berta Löw, der Tochter eines Porzellanfabrikanten wird es ihm möglich, ein ruhiges Leben in Wohlstand zu führen. In dieser Zeit entsteht das Werk, das ihn mit einem Schlag berühmt macht: „Das Wesen des Christentums“. Während der revolutionären Stimmung um 1848 wird er von den Studenten gefeiert und gibt in Heidelberger Rathaussaal Vorlesungen, da die Universität sich ihm verweigert.

Mit den Jahren verfällt Feuerbach jedoch mehr und mehr in Melancholie. Hinzu kommt, dass die Geschäfte nicht mehr laufen und die Porzellanfabrik, von der er uns seine Frau gelebt haben, Konkurs anmelden muss. Seinen Lebensabend verbringt er bei Nürnberg, wo er die letzten Jahre vor sich hinvegetierend im Alter von 68 Jahren stirbt.


Kernpunkt der Philosophie von Ludwig Feuerbach ist die Religion. Dieser steht er sehr kritisch gegenüber und bezeichnet Hegels Philosophie, die er anfangs sehr geschätzt hat als „spekulative Theologie“. Er nimmt davon Abstand, Gott in den Mittelpunkt seines Denken zu stellen und rückt den Menschen an erste Stelle.

„Der Mensch ist sich das Maß aller Dinger, aller Wirklichkeit.“

Im Gegensatz zu anderen Philosophien, die die Vernunft als Unterscheidungsmerkmal zwischen Mensch und Tier sahen, ist für Feuerbach die Sinnlichkeit das Hauptkennzeichen des Menschen.

„Ich bin vom Übersinnlichen zum Sinnlichen übergegangen, habe aus der Unwahrheit und Wesenlosigkeit des Übersinnlichen die Wahrheit des Sinnlichen abgeleitet.“

Aus der Ausblendung des Übersinnlichen ergibt sich für ihn eine atheistische Weltanschauung. Er sieht Gott als phantastisches und unwirkliches Geschöpf, dem die Menschen Wirklichkeit zugestehen. Davon lebt der christliche Glaube, welcher von Feuerbach schwer kritisiert wird.

„Der Mensch soll das Christentum aufgeben, dann erst wird er Mensch.“

Die Tatsache, dass Gott jedoch in allen Kulturen zu allen Zeiten angebetet wird, gilt für Ludwig jedoch nicht als Beweis, dass es dieses übernatürliche Wesen tatsächlich gibt. Der Mensch visionierte in seinen Augen stets nur ein Ideal seiner selbst. Er suchte nach einem Vorbild, zu dem er aufschauen konnte, dachte sich dieses Wesen und nannte es Gott.

„Gott ist das Ideal des menschlichen Wesens, angeschaut als ein selbständiges wirkliches Wesen.“

Dieses Suchen nach Gott führt Feuerbach auf den dem Menschen innewohnenden Egoismus zurück. Auf der ewigen Suche des Menschen nach absoluter Befriedigung und Glück dachte er sich dieses Geschöpf, das all diese Vorzüge genießen konnte.

„Ein Gott ist der in der Phantasie befriedigte Glückseligkeitstrieb des Menschen.“
 
David Hume

englischer Philosoph, Ökonom und Historiker, geb. am 26.04.1711 in Edinburgh, gest. am 25.08.1776; gilt als einer der wichtigesten Vertreter des englischen Empirismus.


Leben und Werk:

Hume studierte drei Jahre Jura in Edinburgh, brach das Studium allerdings ab. Während dieser Zeit kam er mit der newtonschen Physik sowie mit den Werken John Lockes in Berührung, was ihn entscheidend prägte. 1734-36 lebte er zurückgezogen in La Fleche. Hier studierte er die französischen Philosophen und verfasste den "Treatise of human nature" (1739-40, 3 Bde.: dt. "Traktat über die menschliche Natur"), der aber - im Unterschied zu den stilistisch glänzenden "Essays moral and political" von 1741 ohne das erhoffe Echo blieb. Hume beschloss daraufhin, eine populäre FAssund zu schreiben. So entstanden die "Philosophical essays concerning human understandings" (1748; dt. " Eine Untersuchung in Betreff des menschlichen Verstandes"). In der Folge war Hume als Bibliothekar und Sekretär tätig. Weitere wichtige philosophische Werke wurden "An enquiry concerning the principles of morals" (1751; dt. "Untersuchung über die Prinzipien der Moral") und "Dialogues concerning natural religion" (posthum 1779; dt. "Dialog über natürliche Religion")

Erkenntnistheorie:

Hume unternahm den Versuch, das Zustandekommen von Erkenntnis aus der Erfahrung zu analysieren. Hierzu unterschied er zwischen Wahrnehmungen ("Impressions") und Vorstellungen ("Ideas"): Die Vorstellungen sind verblasste, durch Erinnerung und Einbildung hervorgerufene Abbilder der unmittelbaren Wahrnehmungen. Allgemeine Ideen entstehen durch Assoziationen. Die gelte auch für das Kausalprinzip, das auf der gewohnheitsmäßigen Verknüpfung von bestimmten Ursachen ("Die Sonne schein") und bestimmten Wirkungen ("Der Stein erwärmt sich") beruht. Die unvollständige Induktion, also der Übergang von beobachteten Einzelfällen zu einer allgemeinen Aussage, hat nach Hume lediglich eine gewohnheitsmäßige Rechtfertigung, nicht aber eine logische. Damit stellte er das traditionelle Verständnis der Gesetze der Naturwissenschaften infrage. Das Induktionsproblem beschäftigt auch heute noch die Wissenschaftstheorie.

Ethik:

Hume vertrat einen "Nonkognitivismus", d.h. die These, dass die Ethik auf Fühlen und nicht auf Wissen zu begründen sei. Er kritisierte die Herleitung von ethischen Normen aus Fakten und bezeichnete dieses Verfahren als "naturalistischen Fehlschluss". Berühmt ist in diesem Zusammenhang seine Formel "No Ought from an Is" ("Aus dem Sein folgt kein Sollen"). Mit seienr Auffassung, man erkenne moralisch gute Eigenschaften an ihrer Nützlichkeit, wurde Hume zu einem Wegbereiter des Utilitarismus.

"geklaut" aus: Der Brockhaus "Philosophie"
 
Ludwig Wittgenstein

Ludwig Wittgenstein war vielleicht der letzte der großen Philosophen, zumindest aber war
er derjenige, der die letzte gravierende Wendung in der Philosophie des 20. Jahrhundert herbeiführte.

Er wurde 1889 in Wien geboren. Sein Vater zählte zu einem der einflußreichsten Industriellen der Ungarn-österreicherischen Monarchie und er erwartete von seinem Sohn in seine Fußstapfen zu treten und das Geschäft weiter zu führen.

Er besuchte die Realschule in Linz und beginnt dann in Berlin ein Ingenieurs Studium.
Mit dem Diplom in der Tasche geht er nach Manchester und arbeitet dort als Ingenieur. Hier beginnt er eine Freundschaft mit Bertrand Russel und fängt an sich intensiver für Philosophie zu interessieren. Hierzu studiert er in Cambridge.

Während des 1. Weltkrieg meldet er sich freiwillig zum Kriegsdienst. In dieser Zeit entsteht sein erstes und einziges Hauptwerk, der berühmte „Tractatus Logico-Philosophicus“. Das er danach nichts mehr veröffentlicht ist kein Zufall, sondern Programm. In einem großen Entwurf versuchte Wittgenstein die Philosophie von Grund auf neu zu definieren und zu einem Abschluß zu bringen.
Er sieht die meisten der alten philosophischen Probleme mit seinen Trakat als gelöst und hört folgerichtig (ersteinmal) auf sich weiter mit Philosophie zu beschäftigen.

Er verschenkt sein Vermögen an seine Geschwister und arbeitet als Volksschullehrer an kleinen Dorfschulen in Österreich. 1925 bricht er diese Tätigkeit ab. Er arbeitet u.a. als Archtiekt und entwirft das „Wittgensteinhaus“ für seine Schwester (in der Kundmanngasse 3, 1030 Wien).

1229 kehrt er nach England und zur Philosophie zurück. 1937 wird er zum eine Professor in Cambridge berufen. 1947 beendet er diese Lehrtätigkeit, vielleicht auch weil er schon um sein Krebsleiden weiß, an dem er 1951 starb.

Worum geht es im „Tractatus Logico-Philosophicus“ ?
Wittgenstein stellt hier die Analyse der Sprache in den Vordergrund. Er will zeigen, daß die Fragestellungen der Philosophie weitgehend hausgemacht sind und auf einem Mißverständnis der Logik der Sprache beruhen.
Wittgenstein behauptet, daß sich die meisten Probleme der Philosophie als unsinnig herausstellen, sobald man die Funktionsweise und Eigenart der Sprache verstanden hat.
Seiner Meinung nach ist die Sprache gar nicht dazu fähig die großen philosophischen Probleme, über die schon seit Jahrhunderten diskutiert wird, wie etwa der freie Wille des Menschen, die Existenz Gottes etc. zu beschreiben. Es läßt sich dazu nichts sagen.

Nach Wittgenstein hat die Sprache quasi ein Eigenleben, die dem, über philosophischen Themen sitzenden Denker, auf eine falsche Fährte lockt. Die Sprache verhext das Denken. Bei den klassischen Fragestellungen der Philosophie handelt es sich um Scheinprobleme, die eben durch das Wesen der Sprache bedingt sind.
Philosophie hat für ihn die Aufgabe durch die Analyse der Sprache den Scheincharakter dieser
philosophischen Probleme aufzudecken, und darüber hinaus zu bestimmen worüber sich sprachlich sinnvolle Aussagen treffen lassen und worüber nicht.
Ersteres ist bei allen Aussagen möglich, sofern sie durch naturwissenschaftliche Betätigung verifiziert oder falsifiziert werden können. Sprache kann also sehr wohl die Wirklichkeit abbilden, sofern sie sich nur auf naturwissenschaftliche Gebiete beschränkt.
Die Wirklichkeit ist eben für Wittgenstein nur „alles, was der Fall ist“, sie hat einen sehr materiellen Charakter. In der Welt ist alles wie es ist.

Ihm war aber sehr wohl klar, daß die eigentlichen Probleme, die Rätsel des menschlichen Lebens damit noch nicht vom Tisch geräumt sind. Er hat nur gezeigt, daß sie sich nicht angemessen formulieren lassen. Für Wittgenstein müssen diese Fragestellungen unberührt bleiben, sie sind uns unzugänglich, man kann darüber nichts sagen. Es gibt Unaussprechliches. Der Sinn der Welt muß außerhalb ihrer liegen und entzieht sich so unserem Verstehen. Der berühmte letzte Satz im Tractatus beschreibt diesen Sachverhalt:
„Wovon man nicht Sprechen kann, darüber muß man schweigen.“
 

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Immanuel Kant (1724-1804)

Immanuel Kant wurde am 22. April 1724 in Königsberg geboren und er gehört zu den bedeutendsten Philosophen.

Er stammt er aus einfachen Verhältnissen. Sein Elternhaus ist stark pietistisch geprägt, seine Mutter für Bildung sehr aufgeschlossen. So kommt er an die Lateinschule, wird gefördert und beginnt bereits 1740 mit dem Studium. Obwohl für Theologie eingeschrieben, interessiert sich Kant sehr stark für die Naturwissenschaften und wird durch den Professor für Logik und Metaphysik, Martin Knutzen, mit den Lehren von Leibniz und Newton bekannt gemacht. Nach Abschluss des Studiums 1746 verdiente Kant sich für neun Jahre seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer.

Er war Professor an der Universität Königsberg. Er führte die von Christian Wollf in ein System gebrachte Philosophie der Aufklärung auf ihren Höhepunkt und überwindet sie durch die Synthese aus Empirismus und Rationalismus im Kritizismus als der Lehre von den Möglichkeiten und Grenzen der menschlichen Erkenntnis, dem sich das Wesen der Welt, das "Ding an sich" entzieht. ("Kritik der reinen Vernunft"). In der "Kritik der reinen Vernunft" (1788) lehrt Kant das absolut Gültige, die Autonomie des sittlichen Willens und seinen Vorrang vor der Vernunft. Pflichtbewußtsein und guter ("moralischer") Wille stehen über Neigung und Nützlichkeitserwägungen und gebieten die Erfüllung des "kategorischen Imperativs" (der unbedingten sittlichen Forderung): "Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne!" Als "Postulate der praktischen Vernunft", d.h. als Forderungen des sittlichen Bewußtseins- außerhalb des Bereiches der rationalen Erkenntnis-, sind die Unsterblichkeit der Seele und die Existenz Gottes anzuerkennen. Kant macht damit die Religion von der Sittlichkeit abhängig und stellt sie in deren Dienst. In seinem dritten Hauptwerk "Kritik der Urteilskraft" (1790), entwickelt Kant eine formalistische Ästhetik.

"Was können wir wissen?" Als Vertreter der rationalistischen Leibnizschen Schule wird Kant durch das Studium Humes "aus seinem philosophischen Schlummer geweckt" (Einleitung Prolegomena). Er erkennt die Kritik Humes am Rationalismus als richtig an, d.h. eine Rückführung der Erkenntnis allein auf den reinen Verstand ohne sinnliche Anschauung ist für ihn nicht mehr möglich. Andererseits führt der Empirismus von David Hume zu der Aussage, dass eine sichere Erkenntnis überhaupt nicht möglich ist, d.h. in den Skeptizismus. Dieses will Kant aber nicht akzeptieren. So kommt er zu der Frage, nicht nur was Erkenntnis ist, sondern tiefer auf einer Metaebene, was die Voraussetzungen für eine Erkenntnis sind. Unter welchen Bedingungen ist Erkenntnis überhaupt möglich?

Für Kant ist es ein Skandal der Philosophie, dass man es bisher nicht geschafft hat, die Metaphysik von Spekulationen zu befreien. Sein Ziel ist es, wie in der Mathematik seit Thales oder in den Naturwissenschaften seit Galilei auch in der Metaphysik zu wissenschaftlichen Aussagen zu kommen. Kant muss hierzu in der Metaphysik „das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu haben.“, d.h. die Grenze des Wissens aufzeigen, um klarzustellen, bei welchen Vorstellungen (Ideen) gar keine Erkenntnis mehr möglich ist, weil ihr Inhalt jenseits allen Erkenntnisvermögens liegt.

Für Kant erfolgt Erkenntnis sprachlich durch Urteile (Aussagen, die ein Subjekt und ein Prädikat enthalten). In diesen Urteilen werden die empirischen Anschauungen der Sinnlichkeit mit den Vorstellungen des Verstandes verbunden (Synthesis). Sinnlichkeit und Verstand sind die beiden einzigen, gleichberechtigten und voneinander abhängigen Quellen der Erkenntnis. „Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.“

Wie kommt es nun zu empirischen Anschauungen? Kant diskutiert dies in dem Abschnitt über die transzendentale Ästhetik (Lehre von den Grundlagen der Wahrnehmung). Wir verfügen einerseits über einen äußeren Sinn, der uns Vorstellungen im Raum gibt. Wir haben andererseits einen inneren Sinn, mit dem wir Vorstellungen in der Zeit erzeugen. Raum und Zeit sind Voraussetzung von Erkenntnis. Wir können uns keine Gegenstände ohne Raum und Zeit vorstellen. Gleichzeitig sind unsere Sinne rezeptiv, d.h. sie werden von einer begrifflich nicht fassbaren Außenwelt („dem Ding an sich selbst“) affiziert. Nun kommt Kants berühmte kopernikanische Wende: Wir erkennen nicht das Ding an sich, sondern nur dessen Erscheinung. Diese Erscheinung wird aber durch uns als Subjekt, durch unseren Verstand geformt. Nicht die Sonne dreht sich um die Erde, sondern die Erde um die Sonne. Wir können uns das am Beispiel des Sehens gut verdeutlichen. In der Außenwelt gibt es Lichtwellen, die von unserem Auge aufgenommen werden – es wird affiziert. Diese sinnliche Anschauung wird in unserem Gehirn umgewandelt in das, was uns erscheint. Solche aus einzelnen Elementen zusammengesetzten und im Gehirn umgewandelten empirischen Anschauungen nennt Kant Empfindungen Raum und Zeit aber werden als reine Formen der sinnlichen Anschauung den Empfindungen (der Materie) hinzugefügt. Dies bedeutet, dass Erkenntnis immer vom Subjekt abhängig ist. Unsere Realität sind die Erscheinungen, d.h. alles was in Raum und Zeit ist. Ob Raum und Zeit in den Dingen an sich existieren, können wir nicht wissen.

Empfindungen allein führen aber noch nicht zu Begriffen. Kant führt seine Überlegungen hierzu in dem Abschnitt über die transzendentale Logik aus (Lehre von den Grundlagen des Denkens). Die Begriffe kommen aus dem Verstand, der diese spontan durch die produktive Einbildungskraft nach Regeln bildet. Hierzu bedarf es des transzendentalen Selbstbewußstseins als Grundlage allen Denkens. Das reine, d.h. von allen sinnlichen Anschauungen abstrahierte Bewusstsein des „Ich denke“, das man auch als die Selbstzuschreibung des Mentalen bezeichnen kann, ist der Angelpunkt der Kantischen Erkenntnistheorie. Dieses Selbstbewusstsein ist der Ursprung reiner Verstandesbegriffe, der Kategorien. Quanität, Qualität, Relation und Modalität sind die vier Funktionen des Verstandes, nach denen Kategorien gebildet werden. Anhand der Kategorien verknüpft der Verstand mit Hilfe der Urteilskraft (dem Vermögen unter Regeln zu subsumieren) die Empfindungen nach so genannten Schemata. Ein Schema ist das allgemeine Verfahren der Einbildungskraft, einem Begriff sein Bild zu verschaffen. Z.B. sehe ich auf der Straße ein vierbeiniges Etwas. Ich erkenne: dies ist ein Dackel. Ich weiß: ein Dackel ist ein Hund, ist ein Säugetier, ist ein Tier, ist ein Lebewesen. Schemata sind also (möglicherweise mehrstufige) strukturierende Allgemeinbegriffe, die nicht aus der empirischen Anschauung gewonnen werden können, sondern dem Verstand entstammen, sich aber auf die Wahrnehmung beziehen.

"Was sollen wir tun?" Ziel der erkenntnistheoretischen Untersuchungen in der KrV war es, ein theoretisches Fundament für die praktische Philosophie zu schaffen. So untersucht Kant zunächst einmal in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (GMS) und stärker ausformuliert in der Kritik der praktischen Vernunft (KpV) die Bedingungen der Möglichkeit von Sollensaussagen. Nicht die Religion, nicht der Common Sense oder die empirische Praxis können diese Frage beantworten, sondern nur die reine Vernunft. Kants theoretische Überlegungen zur Ethik bestehen aus drei Elementen: Dem sittlich Guten, der Annahme der Freiheit des Willens und der allgemeinen Maxime des kategorischen Imperativs.

Sittlichkeit ist das Moment der Vernunft, das auf praktisches Handeln gerichtet ist. Sie ist eine regulative Idee, die im Menschen a priori vorhanden ist. Der Mensch ist ein intelligibles Wesen, d.h. er ist in der Lage in der Vernunft unabhängig von sinnlichen, auch triebhaften Einflüssen zu denken und zu entscheiden. „Freiheit ist aber auch die einzige unter allen Ideen der spekulativen Vernunft, wovon wir die Möglichkeit a priori wissen, ohne sie jedoch einzusehen, weil sie die Bedingung des moralischen Gesetzes ist, welches wir wissen.“ Der Mensch ist nicht heteronom (fremdbestimmt), sondern selbstbestimmt (autonom). „Der Wille ist ein Vermögen, nur dasjenige auszuwählen, was die Vernunft unabhängig von der Neigung als gut erkennt.“ Dies bedeutet, dass die ethische Entscheidung im Subjekt liegt. Kant ist durchaus bewusst, dass die Forderung der Sittlichkeit ein Ideal ist, und dass kein Mensch sie zu jeder Zeit erfüllen kann. Dennoch ist er der Auffassung, dass jeder Mensch den Maßstab der Sittlichkeit in sich hat und weiß, was er nach dem Gesetz der Sittlichkeit tun sollte. Der autonome Wille (der Vernunft) gebietet also die sittlich gute Handlung. Die Vernunft legt dem Menschen die Pflicht auf, dem Gebot der Sittlichkeit zu folgen.

Auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden ist der kategorische Imperativ: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde.“. Im kategorischen Imperativ beschreibt Kant das allgemeine Prinzip, nach dem ich meine Handlungen moralisch beurteilen kann. Zur Verdeutlichung formuliert Kant den kategorischen Imperativ in den GMS in vier weiteren Fassungen. „Praktische Grundsätze sind Sätze, welche eine allgemeine Bestimmung des Willens enthalten, die mehrere praktische Regeln unter sich hat. Sie sind subjektiv oder Maximen, wenn die Bedingung nur als für den Willen des Subjekts gültig von ihm angesehen wird." In der praktischen Anwendung muss die gefundene Maxime in sich widerspruchsfrei sein und mit meinem tatsächlichen Willen übereinstimmen.

Die konkrete Ausformulierung seiner Ethik nimmt Kant in der Metaphysik der Sitten vor, die sich in die beiden Hauptabschnitte über die Rechtslehre und über die Tugendlehre unterteilt. Weitere Aussagen zur praktischen Philosophie finden sich z.B. in der Anthropologie und in den Pädagogikvorlesungen.

Immanuel Kant war der Wegbereiter der Aufklärung. Er starb am 12. Februar 1804 in Königsberg.


(Quelle: Lexikon der Weltgeschichte (1992); wikipedia)
 
Schönen Abend allerseits,

man sagt, am Anfang solle man sich unauffällig verhalten und erst dann zu kritikastern anfangen, wenn man sich die nötigen Lorbeeren erworben hat.


Verzichten wir auf die Lorbeeren und auf Duckmäusertum, so haben wir meinen Beitrag.

Ich muss ehrlich sagen: das Forum gefällt mir; eine solche Fülle unterschiedlichsten Wissens habe ich bisher noch nicht gefunden.

Zur Sache:

Bei Heidegger, Hume, Kant(!) und Wittgenstein kann ich Euren Beiträgen/ Biographien nur zustimmen, habe selber nichts hinzuzufügen oder zu berichtigen.

Klar ist mir, dass das Ideenwerk unserer Philosophen weder erschöpfend, also vollständig, dargestellt werden kann - noch darf (denn ehrlich, wer heutzutag' liest noch alle Chefs-de-Ouvre Rousseaus, Voltaires oder Nietzsches [wobei das bei ihm gerade nicht gilt, das Trio aber vollständig sein muss]), gerade deswegen aber ist das Geschriebene nur dann nützlich (m.E.) wenn Grundtatsachen des Denkens offenbar werden.
Hinzufügen würd' ich also
Rousseau:
Leider geht Lukrezia auf die Entfremdung (der Begriff taucht bei ihm nicht auf, ist aber gemeint) des Menschen von sich selber nicht genau ein. Mit dem Beginn der Arbeitsteilung nämlich verliert der Mensch, nach Rousseau, die Beziehung zum Produkt seiner Arbeit (--> Marx) und wird dadurch Eigensüchtig. Was er wiederum nur in der Gesellschaft sein kann, weil er anders als im Urzustand den Anderen auszubeuten und übervorzuteilen begehrt, was nur geht, wenn mehr Güter vorhanden sind als ein einzelner für seinen unmittelbaren Bedarf benötigt - dadurch erklärt sich die Verrohung der fortgeschrittenen Gesellschaft. Weiterhin ist Rousseaus Staatslehre interessant: Seine ideale Gemeinschaft ist die, in der die Entscheidungen nach dem Gemeinwillen und nicht nach dem Willen Aller oder der Mehrheit (heutige Demokratie) gefällt werden, soll heißen, nicht die Summe der Einzelegoismen - sondern das für die Gesellschaft objektiv beste (was - logisch gesehen - immer das sein muss, was sie will [wenn auch unbewusst, deswegen kann bei Rousseau auch gegen den geäußerten Willen entschieden werden, wenn er nicht der Wahre ist {doch wer bestimmt?}]- oder?).
Voltaire:
Auch hier werte Lukrezia hast Du (ich darf doch?) nicht erwähnt, dass der Herr Philosoph die Welt zwar kritisiert hat, an Änderung aber nicht gedacht. De Voltaire (wie er sich immer angenannt wissen wollte) hat trotz seiner "Weltfeindschaft" munter mit den Fürstenhöfen korrespondiert - was verständlich ist, da er dem aufgeklärten Absolutismus gleich das größte aller Unglücke darin sah, dass die Massen an die Macht kommen könnten. Ein typischer Vertreter des liberalen Gedankens also, nach dem persönliche Freiheit über alles gestellt, politische Freiheit Aller abgelehnt werden müsse.
Nietzsche:
Immer fällt es schwer einen Menschen zu beschreiben, seine Gedanken zu ordnen (wie er's selbst nicht konnte), sie in ein System einzufügen - zu objektivieren. Bei Nietzsche ist es m.E. unmöglich ihn anders zu sehen, als als Ganzheit. Mit all seinen Widersprüchen, die sich nicht aufhoben - sondern nur noch verstärkten, ihn schlussendlich in den Wahnsinn trieben (oder war es umgekehrt, wer weiß?). Ironie der Geschichte bleibt, wie so oft, dass sein Ideal des Übermenschen seinem eignen Leben nicht entsprach - sondern konstruierte Scheinidentität blieb. Sehr zwiespältig war er dem Christentum gegenüber eingestellt, einerseits (s.o.) die Religion des Untermenschen, des Tschandalas - andrerseits nur falsch ausgedeutet, nur von Jesus wirklich gelebt. Ebenso Deutschland - er spottete der Deutschen derb, was ihn nicht abhielt in der "blonden Bestie" den Übermenschen zu sehen. Insofern man Nietzsche durchaus als theoretischen Grundpfeilder der Nazis betrachten kann (und muss?), man vergisst dabei leider, dass Handeln nicht der Theorie entspringt, ohne Nietzsche oder sonstwen prinzipiell gleich verlaufen wäre - Gedanken nur als Überbau sucht und findet.
Man denke nur an die unterschiedlichsten Hegelinterpretation, die für politische Ideen aller Coleur herangezogen wurden - an den Systemen aber nichts änderten, weder verbesserten, noch verschlechterten.

Trotz der Kritik bleibt nur zu sagen, dass alle Autoren großen Respekt verdienen, gerade weil sie recherchierten und ihre Zeit dafür aufwandten sich kritisieren zu lassen :hoch:

Gruß




 
Hallo Il Principe,

danke für Deine Stellungnahme. Es war wirklich schwer, mich zuerst in die Materie einzuarbeiten und die Beiträge zu schreiben. Zumal ich nicht Philosophie studiere und es auch nicht mein Spezialgebiet ist. Trotzdem finde ich es schön, wenn ich sehe, dass meine Beiträge gelesen werden und dass sie dazu anregen, sie zu ergänzen.

Was vielleicht von meiner Seite noch anzufügen wäre ist, dass meine Beiträge selbst verfasst wurden, also aus der Feder einer Amateurin stammen. Kant hingegen ist in nahezu gänzlich Teilen wortwörtlich aus in der wikipedia bzw. aus liberalismus.at kopiert. Evtl. kann das erklären, warum meine Arbeit lückenhaft ist und ich froh bin, wenn andere mich auf Fehler hinweisen.

Des weiteren ist vielleicht noch erwähnenswert, dass es für mich schwer war, abzuwägen, welche Ideen der Philosophen einzufügen sind und welche man getrost weglassen kann. Deshalb nochmal ein herzliches Dankeschön für die von Dir genannten Anregungen.

Liebe Grüße
 
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Hallo Lukrezia,

danke auch für die Antwort deinerseits.
Lukrezia Borgia schrieb:
danke für Deine Stellungnahme. Es war wirklich schwer, mich zuerst in die Materie einzuarbeiten und die Beiträge zu schreiben. Zumal ich nicht Philosophie studiere und es auch nicht mein Spezialgebiet ist. Trotzdem finde ich es schön, wenn ich sehe, dass meine Beiträge gelesen werden und dass sie dazu anregen, sie zu kritisieren sowie darauf zu antworten.
Gerade weil ich verstehe, dass es nicht einfach ist Beiträge mit "Inhalt" zu schreiben (viel Zeit wendet man darauf an, nur um zu sehen, dass am Ende nur ein paar Absätze rausgekomme sind - eigene Erfahrung), sprach ich vom Respekt, den man allen "Biographen" schuldet.
Des weiteren ist vielleicht noch erwähnenswert, dass es für mich schwer war, abzuwägen, welche Ideen der Philosophen einzufügen sind und welche man getrost weglassen kann. Deshalb nochmal ein herzliches Dankeschön für die von Dir genannten Anregungen.
Bitte :cool:

Gruß
 
Tja Alexandros, da warst wohl schneller als ich.... :D Ich bin mal so frei und ergänze noch ein bisschen (dann war meine Arbeit nicht ganz so umsonst)
Alexandros schrieb:
englischer Philosoph, Ökonom und Historiker, geb. am 26.04.1711 in Edinburgh, gest. am 25.08.1776; gilt als einer der wichtigesten Vertreter des englischen Empirismus.
Viele Quellen geben auch den 7. Mai als Humes Geburtstag an, wobei beide Daten korrekt sind: In Schottland wurde erst 1751 vom julianischen auf den gregorianischen Kalender umgestellt. Nach dem julianischen Kalender wurde Hume am 26. April, nach unserer heutigen Zeitrechnung am 7. Mai geboren.

Humes philosophische Denkansätze übten maßgeblichen Einfluss auf Immanuel Kant aus.
In Anlehnung an John Locke (1632 – 1704) und George Berkeley (1684 – 1753) betrachtete er das Sein als eine substanzlose Abfolge von Phänomenen im Bewusstsein, dem aber keine von den Vorstellungen losgelöste Wirklichkeit zukommt. Auch die Seele oder das Ich sind ohne Substanz, sondern ein Bündel von wechselnden und damit unbeständigen Vorstellungen und Gefühlen. In der Philosophie Humes lassen sich durchaus Grundzüge des Buddhismus wieder entdecken, der gleichermaßen einen Seelenzustand und ein konstantes Ich verwirft und nur das unablässige fluktuieren der Vorstellungen kennt. Die Wirkungsgeschichte Humes gibt es hier als Gratisdownload.

Hume lieferte mit seinen Veröffentlichungen zur politischen Philosophie und der Sozialtheorie die Grundlagen für den heutigen Neokonservativismus in den USA. Er gilt auch als Vater der Quantitätstheorie des Geldes. Einer seiner besten Freunde war der Ökonom Adam Smith. Außerdem veröffentlichte er eine sechsbändige Geschichte Großbritanniens.
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Kant hingegen ist in nahezu gänzlich Teilen wortwörtlich aus in der wikipedia bzw. aus liberalismus.at kopiert.
Hallo Lukrezia,

ich möchte dich darauf hinweisen, dass ich zwar Teile von wikipedia abgeschrieben habe, der Rest jedoch aus einem Bucht stammt, welches ich zu hause hatte und ein Teil aus meinen früheren Schulheften, als wir verschiedene Philosophen im Unterricht durchgenommen hatten. Die Seite liberalismus.at ist mir nicht bekannt. Das Buch heißt Lexikon der Weltgeschichte (1992) vom Xenos Verlag. Genau wie du habe ich eigentlich auch nicht soviel zu tun mit Philosophie. Der Grund, warum ich Kant nahm, war, das er mich schon in der Schule interessiert hat. Nicht alles, was ich schreibe ist irgendwoher kopiert. :) Doch bevor ich etwas falsches schreibe, wollte ich mich eben absichern und hab eben einen Teil aus wikipedia abgeschrieben.

Liebe Grüsse

Kassandra
 
Hallo Kassandra,

ich habe nicht behauptet, dass du den ganzen Beitrag aus der Wikipedia kopiert hast. Es ist mir nur aufgefallen, dass große Teile daraus übernommen wurden.

Das waren folgende Absätze von Dir:

2. Absatz (bis auf den ersten Satz), 4. Absatz bis 12. Absatz.

Also nahezu gänzlich, wie ich oben schon geschrieben habe. Aber das ist ja nicht weiter schlimm. Du hast die Wikipedia als Quelle angegeben und es war auch nicht als Angriff meinerseits gedacht. ;)

Liebe Grüße
 
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